Keine großen Sprünge in der Ökumene

Eine kritische Bilanz des Aufrufs „Ökumene jetzt“ hat der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper gezogen. Aber auch die eigenen Anstrengungen in Sachen Ökumene, die er knapp zehn Jahre an der Spitze des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen unternommen hat, waren nicht nur von Erfolg gekrönt.

 Vor Journalisten in Frankfurt berichtete Kasper, der seit 2010 im Ruhestand ist, über den Stand der Ökumene. „Die Ökumene wird nicht aufhören, aber die enthusiastische Phase ist zu Ende“, meinte der Kardinal. Ohne Schuldzuweisung an eine Seite glaubt er, dass jetzt eine Phase der Ernüchterung eingetreten sei. Kasper nannte sie eine „Phase des Atemholens“, in der es wirkliche Fortschritte nur in kleinen Gesprächskreisen geben werde.

 „Ökumene-jetzt“ ist verpufft

Grundsätzlich müsse man für jede öffentliche Unterstützung dankbar sein, aber der Impuls von „Ökumene jetzt“ sei zu schwach und leider verpufft. Der Grund dafür sei, dass weder konkrete Schritte benannt würden noch die Frage „Was heißt eigentlich Einheit?“ gelöst wäre. Ohne deren Beantwortung könne es jedoch keinen Fortschritt in der Ökumene geben.

Kardinal Walter Kasper stellt Buch vor

Kardinal Walter Kasper und seine "Wege zur Einheit der Christen"

Walter Kasper hat in seinen gesammelten Werken, die im Herder Verlag erscheinen, einen neuen Band herausgegeben mit dem Titel „Wege zur Einheit der Christen“, der am 11. Oktober erscheinen wird. Er ist ein Mann, der viele Jahre seines Lebens den Gesprächen zwischen den christlichen Glaubensgemeinschaften gewidmet hat – ob Protestanten, Anglikaner oder Orthodoxe. Wenn man ihn fragt, wie es ihm damit geht, dass die Prozesse nach anfänglichen Erfolgen so ins Stocken geraten sind, sagt er: „Natürlich schmerzt das, aber man muss auch realistisch sein und tun, was möglich ist.“ Es ist motivierend zu hören, dass da einer den Mut nicht verloren hat.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.