Und sie bewegt sich doch
Die Öffentlichkeit hat wenig Notiz genommen von der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda; einzig das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zum Thema Kirchenaustritt und Kirchensteuern am Mittwoch sorgte für Aufregung. Sonst waren die Reihen bei den täglichen Pressegesprächen etwa zum Religionsunterricht und Katechese oder bei der Vorstellung des neuen Internetportals katholisch.de eher spärlich besetzt – ein Zeichen für die sinkende gesellschaftliche Relevanz der Kirche?
Die Vollversammlung produzierte keine großen Schlagzeilen, war aber nichtsdestoweniger spannend. Denn die katholischen Bischöfe haben sich intern einiges vorgenommen: wiederverheiratete Geschiedene, kirchliches Arbeitsrecht und Frauenförderung. Was sich vor zwei Wochen beim Gesprächsprozess in Hannover noch wie eine kleine Sensation anhörte, stellte sich in Fulda als seit langem diskutierte Themen unter den Bischöfen heraus – auch wenn es noch lange keine konkreten Ergebnisse gibt.
So gibt es zum Thema wiederverheiratete Geschiedene bereits seit einem Jahr intensive Beratungen. Dabei geht es um die Frage des Sakramentenempfangs – vor allem der Kommunion – aber auch um arbeitsrechtliche Fragen, nämlich um die Beschäftigung von wiederverheirateten Geschiedenen im kirchlichen Dienst. Es ist Bewegung in die Sache gekommen. Allerdings bleibt das Thema kontrovers, gerade auch im Gespräch mit Rom. Der neue Chef der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, bis vor gut zwei Monaten noch selbst Mitglied der Bischofskonferenz, machte klar: An der Unauflösbarkeit der Ehe ist nicht zu rütteln. Also eine „Zweite Ehe“ wird es mit Rom nicht geben. Das betonen auch die deutschen Bischöfe.
Man darf gespannt sein, wie die „Lösungen der Barmherzigkeit“ aussehen werden, die nun eine bischöfliche Arbeitsgruppe ausarbeiten soll. Von Fulda geht, wie schon von Hannover, das Signal, aus: Sie bewegt sich doch, die katholische Kirche. Bei dem Herbsttreffen der Kirchenführer wurde aber auch klar, dass Veränderungen Zeit brauchen. Was ein großer Schritt für Bischöfe ist, ist bisweilen ein kleiner für viele Gläubigen.