Freude am Dialog

Zwei Veranstaltungen gab es am Wochenende, die die Bandbreite der katholischen Kirche in Deutschland widerspiegeln. In Aschaffenburg versicherte sich das konservative Forum Deutscher Katholiken bei seinem Kongress „Freude am Glauben“ seiner Treue zum Papst und zum rechten Glauben. In Hannover wurde der Dialogprozess fortgeführt, den die Bischöfe letztes Jahr ins Leben gerufen haben. Mit Hilfe modernster Konferenztechnik und ipads, die für Kommentare und Bemerkungen genutzt werden konnten, ging es vor allem um den Weltdienst der Kirche. Auch dort sprachen die 300 Delegierten von der Notwendigkeit einer Neuevangelisierung, da waren sie sich mit den Aschaffenburgern einig, aber die Haltungen könnten generell unterschiedlicher nicht sein. Während die einen von Gehorsam in Freiheit reden, möchten die anderen die Freiheit zu Reformen nutzen. Und vor der Tür im Hannnoveraner Kongress-Zentrum stehen diejenigen, denen auch die Dialogteilnehmer nicht weit genug gehen und verteilen Flugblätter, in denen sie endlich konkrete Schritte fordern.

Dialogprozess in Hannover

Dialogprozess in Hannover

Die Spannbreite zeigt das Dilemma, in dem die Bischöfe stecken. Als Diener der Einheit müssen sie allen drei Gruppierungen gerecht werden und dazu den Blick auf Rom und die Weltkirche richten. Aber zum Erstaunen aller Beobachter und Teilnehmer  des Dialogforums waren es diesmal die Bischöfe, die nicht nur, wie in Mannheim, gut zugehört haben, was die engagierten Laien zu sagen hatten, sondern auch Bewegung signalisiert haben. Sie sind sogar eine Selbstverpflichtung eingegangen, was Frauenförderpläne und das kirchliche Arbeitsrecht bei wiederverheiratet Geschiedenen betrifft.

Schon übernächste Woche tagt die Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda. Dann müssen auch diejenigen überzeugt werden, die nicht in Hannover waren, dass die Freude am Dialog nur dann anhält, wenn daraus konkrete Schritte erwachsen.

 

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.