Der Papst in Südostasien – Tag 9

Papst Franziskus ist auf der letzten Etappe seiner Reise durch Südostasien und Ozeanien angekommen. Am Mittwochnachmittag landete er in Singapur, das offizielle Programm beginnt nach einer kleinen Erholungsphase erst am Donnerstagmorgen. Vor seinem Abflug aus Dili traf sich das Kirchenoberhaupt mit Jugendlichen und rief sie zu einem geschwisterlichen Umgang über ethnische und religiöse Grenzen hinweg zur Versöhnung auf. Franziskus warnte vor Drogen, Alkohol und Mobbing. Er ermutigte die jungen Timoresen, ihren Träumen nachzujagen und Unruhe zu stiften.

Ein Papst zum Anfassen möchte Franziskus sein. (Quelle: Erbacher)

Der Papst als Lehrer

Franziskus hat den Termin am Morgen sichtlich genossen. Großzügig ging er über das vorbereitete Redemanuskript und pickte sich einzelne Gedanken heraus. Dazwischen versuchte er immer wieder, die Jugendlichen zum Dialog zu animieren. Diese Vorgehensweise zeigt Franziskus seit Beginn seines Pontifikats und fällt immer wieder in seine alte Rolle als Lehrender zurück. Er stellt Fragen und animiert zu antworten, lässt Sätze und Gedanken wiederholen, damit sie den Jugendlichen präsenter sind. Das bringt Leben in die Veranstaltung und zugleich die Journalisten ins Schwitzen. Zugleich wird deutlich, dass Papst Franziskus auch an Tag 9 seiner langen Reise keine Anzeichen von Erschöpfung zeigt. Dafür mögen auch der große Jubel und die Freude der Menschen in Osttimor verantwortlich sein, die den 87-Jährigen wie auf einer großen Welle der Sympathie durch die zwei Tage getragen haben.

Kontrastprogramm Singapur

In Singapur zeigte sich heute bei der Ankunft ein gänzlich anderes Bild. Zwar wurde in den ersten Gesprächen am Nachmittag deutlich, dass die Menschen hier dem Papst ebenfalls sehr große Sympathien entgegenbringen und die kleine Schar der Katholiken stolz ist, dass er hier Station macht. Aber in der sechs Millionen Finanzmetropole nimmt offenbar erst einmal niemand Notiz von dem prominenten Gast. Im Vorfeld des Besuchs hatten die Medien zwar ausführlich dazu berichtet, doch im Stadtbild findet sich keine Spur des Besuchs. Von 98 Prozent Katholikenanteil in Osttimor zurück auf 3,5 Prozent – eine Situation vergleichbar mit der ersten Station dieser Reise in Indonesien.

Stolz sind die Menschen in Singapur auf das gute Zusammenleben der Kulturen und Religionen. Bei einem Besuch in einer Moschee, einem Hindu-Tempel und einem buddhistischen Tempel am Mittwochnachmittag betonten das die Gesprächspartner immer wieder. Ehrlicherweise muss man aber auch anmerken, dass die Regierung des Stadtstaats sehr genau darauf achtet, dass das Miteinander der Religionen gelingt. Es ist sehr in ihrem Interesse, dass es in diesem Bereich keine Konflikte gibt. Entsprechend unterstützt sie interreligiöse Aktivitäten, um die verschiedenen Parteien ins Gespräch zu bringen. Am Freitagmorgen wird Franziskus bei einem interreligiösen Jugendtreffen die Gelegenheit haben, das Thema Pluralismus und Religionen aus seiner Sicht zu beleuchten.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

5 Kommentare

  • Wanda
    11.09.2024, 19:17 Uhr.

    Nichts für ungut, Herr Erbacher: aber der Buddhismus ist keine theistische Religion oder Weltanschaung bzw. Glaubensauffassung. Insofern ist das Photo mit der Göttin wohl nicht ganz korrekt beschrieben…

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      12.09.2024, 7:31 Uhr.

      In der Tat gibt es im Buddhismus keine Gottheit. Allerdings ist dieser konkrete Tempel, Thian Hock Keng, der Anbetung einer chinesischen Meeresgöttin gewidmet.

      • Wanda
        13.09.2024, 2:43 Uhr.

        Danke, angekommen…

  • Novalis
    11.09.2024, 22:15 Uhr.

    Nach Singapur möchte ich jetzt nicht unbedingt, vielleicht auch wegen der Durians. Das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen ist aber dennoch spannend dort.

  • Wanda
    13.09.2024, 3:18 Uhr.

    Nun ja, eine stramme Autokratie (um nicht zu sagen Diktatur) einer einzigen Partei unter Einschränkung wirksamer Opposition seit x-Jahren. Zudem legale Todesstrafe bei gleichzeitig exzellent funktionierendem Kapitalismus der ganz besonderen Art. Man schweigt und genießt. Abgesehen davon, Durians wurden Franziskus ganz sicher nicht angeboten…

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