Die dunkle Seite der Kirche
Das erneute Rücktrittsangebot blieb aus. Kardinal Reinhard Marx bleibt im Amt. Das löst kontroverse Reaktionen aus. Betroffenenvertreter wie der Sprecher des „Eckigen Tischs“, Matthias Katsch, sind enttäuscht. Andere verbinden mit dem Schritt die Hoffnung, dass Marx sich noch intensiver um Reformen bemüht, die die systemischen Ursachen, die Missbrauch und Vertuschung begünstigen, abstellen. Wie schon in seiner ersten Reaktion nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtes für das Erzbistum München-Freising vor einer Woche, hatte Marx auch bei der ausführlichen Pressekonferenz heute betont, dass Aufarbeitung und Reformen für ihn untrennbar zusammengehören. „Wer jetzt noch systemische Ursachen leugnet und einer notwendigen Reform der Kirche in Haltungen und Strukturen entgegentritt, hat die Herausforderung nicht verstanden“, erklärte der Kardinal. Nur indirekt forderte er den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf, Verantwortung für sein Handeln als Erzbischof zu übernehmen.
Bitte um Entschuldigung
So deutliche Worte zum eigenen Versagen und dem der Institution Kirche mit Blick auf sexualisierte Gewalt waren bisher kaum zu hören. Marx bat um Entschuldigung: die Betroffenen sexualisierter Gewalt, die Gläubigen, die an der Kirche zweifeln, die Pfarrgemeinden, in denen Täter eingesetzt wurden. Anders als seine beiden Vorgänger im Amt, Kardinal Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, in ihren ersten Statements in den vergangenen Tagen, gab es kein „ja, aber“, sondern die klare Ich-Aussage: „Mir wird in diesem Gutachten Verantwortung zugeschrieben und ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen.“ Die größte Schuld bestehe aus seiner Sicht darin, „die Betroffenen übersehen zu haben“. Das habe zum einen systemische Gründe, doch „zugleich trage ich dafür als amtierender Erzbischof moralische Verantwortung“. Marx kündigt an, dass er künftig stärker bei den Betroffenen und den Gremien, die für Aufarbeitung und Prävention zuständig sind, präsent sein will. „Denn der Vorwurf, den ich mir selbst mache, ist die immer noch nicht ausreichende Übernahme der Perspektive der Betroffenen.“
Neben diesem Punkt, stärker auf die Betroffenen zuzugehen, nannte Marx keine konkreten Maßnahmen. Das ist auch schwierig, denn für ihn geht es um die systemischen Ursachen. Und diese Reformen kann er nur zu einem sehr kleinen Teil allein in München umsetzen. Dazu braucht er die Bischofskonferenz und den Papst. Einmal mehr benannte er den Synodalen Weg als ein Mittel, wieder Vertrauen zu gewinnen. Marx wirft sein ganzes Gewicht in diese Waagschale. Zugleich signalisiert er klar, dass er zum Rücktritt bereit ist, wenn er weniger Hilfe, sondern eher Hindernis auf dem Weg der Veränderung der Kirche ist. Darüber will er mit den Beratungsgremien im stetigen Austausch bleiben. Am Ende könnte es darauf hinauslaufen, dass Marx ein erneutes Rücktrittsangebot nicht an das Ergebnis von Gutachten knüpft, an seiner alten Wirkungsstätte Trier steht auch noch ein Gutachten aus, sondern an den Erfolg oder Misserfolg von Reformen. Damit baut der auch Druck auf Papst Franziskus auf. Die beiden sind zwar nicht die engsten Freunde, doch Franziskus schätzt den Münchner Kardinal.
Schafft Marx den Neuanfang?
Mit Blick auf Benedikt XVI. verkniff sich Marx heute jedes Urteil zu dessen Handeln als Erzbischof von München und Freising sowie dessen Erklärungen im Rahmen des Gutachtens und der vergangenen Tage. Zum einen tat Marx sicher gut daran, nicht mit Steinen zu werfen, da er selbst im Glashaus sitzt. Zum anderen findet sich in der Erklärung von Marx dann doch eine indirekte Aufforderung an seinen Vorvorgänger, Verantwortung zu übernehmen: „Jeder Verantwortungsträger sollte auf die bisherigen Erkenntnisse schauen und sich überlegen: Was habe ich persönlich zu verantworten? Worin besteht mein Versagen? Wo habe ich mich schuldig gemacht?“
Das Schicksal von Marx hängt maßgeblich von zwei Dingen ab: Sehen ihn die Gläubigen als Hilfe oder Hindernis bei der Aufarbeitung und Reform der Kirche? Und: Gelingt es ihm, sichtbar Reformen mit herbeizuführen und umzusetzen? Marx bindet sich durch seine Worte stark ein in ein synodales Kirche-Sein. Vergleicht man das mit dem früheren Marx, der eher Einzelkämpfer war, der gerne in der ersten Reihe stand, spricht aus den Zeilen der dreiseitigen Erklärung ein anderer: ein leiser, selbstkritischer, sich auf die Betroffenen und Beratungsgremien zubewegender, nachdenklicher Kirchenmann, dessen idealisiertes Bild von Kirche in den vergangenen Jahren, auch durch eigenes Mittun, in sich zusammenstürzte und in Trümmern vor ihm liegt. Wenn ihm diese Wandlung nicht nur in Worten, sondern auch in Taten gelingt, könnte in den Vorgängen von München auch eine Chance für die katholische Kirche liegen.
23 Kommentare
Wem würde denn ein Rücktritt von Marx nützen? Doch nur den Fanatikern und Rechten um Voderholzer, Müller, Oster. Voderholzer ist übrigens kein Held der Aufklärung. Bei den Domspatzen gabs die. Aber sonst? Es gibt in Regensburg zig kirchliche Bildungsanstalten – und da gab es nie Missbrauch? Warum interessiert sich die investigative Presse eigentlich nicht dafür?
Es ist bei Ratzinger wie bei anderen Radikalen: Wer mit ihnen sympathisiert, macht sich mitschuldig. Wer Ratzingers unmoralische Aussagen, ein Mädchen sei ja nicht angefasst worden, während ein Priester vor ihm masturbierte, abwiegelt, macht sich genauso wie er der Missbrauchsverharmlosung schuldig. Letztlich zeigt sich eines: Die Opfer des Missbrauchs sind und waren Ratzinger stets egal. Für die kann man ja beten und dann ist es gut.
Welch ein Vergleich: die Betroffenen (sprich Opfer) einer kriminellen Tat „übersehen“ zu haben wäre so, als ob der Ermittler bei einem Mordfall die Leiche nicht zur Kenntnis nimmt. Das kann Marx doch wohl nicht ernst meinen ? Notwendig wäre nun, die schuldigen Mitwisser, Vertuscher, Lügner und Leugner bekennen ihre Schuld, schweigen ansonsten und überlassen jenen, die unbelastet sind, die längst fällige Neuorientierung des Systems Amtskirche. Mit ihnen selbst kann es jedenfalls keinen Neuanfang und keine Aufarbeitung geben. Das hiesse nur den Bock zum Gärtner machen. Tabula rasa ist angesagt. Dann muss man weiter sehen…
Gestern in quer:Es gibt 1.3 Milliarden Katholiken auf der Welt; in Deutschland 20 Millionen.
Sollten alle 20 Millionen austreten, sind es immer noch 1,3 Milliarden Katholiken.
Ich glaube nicht mehr daran, dass sich grundsätzlich etwas ändern wird.
Wieder einmal schade, daß die Welt nicht an deutschem Wesen genesen will? Seien Sie doch optimistisch, wenn z.B. ein Bischof Wilmer, ausweislich vermutlich kirchensteuerfinanzierter Internetseiten wie katholisch.de, ein wirkliches Ärgernis gegenüber einem öffentlich-rechtlichen Nischenblog, das Ende der Kirche als „geschlossenem System“ herbeijubiliert und sich zeitgeist- und staatssubmisser Deutschkatholizismus aller Orten sowieso durchsetzt. Katheder und Kathedren drehen doch eh ihr Fähnchen im zivilgesellschaftlichen Wind. Über afterkarrieristische Papstschelten von Bätzing und seinesgleichen ein Wort zu verlieren, verbietet, wenn nicht die Moderation, der Geschmack. Den Eifer aber und die Häme ohnehin hegemonialer Meinungen verstehe ich nicht. Stolatragende Mittelschichtsfrauen, erfolgreich positionierte akademische Stellenjägerinnen in der Catholica , ja auch die zu Feinschmecker-, Golf- und Kunstressorts eliminierten barocken (z.B. Kloster-)Inseln unzeitgemäßer Frömmigkeit werden Sie früh genug erleben können. Die katholische Gegenwelt der Mühseligen und Beladenen, ihr kulturgeschichtlich hervorgetretener Vorschein des Himmels, wird gemeuchelt.
Zufälliger Gastleser 28.01. 19:34
– Unterirdischer Kommentar…
Ich finde erstaunlich, dass Herr Erbacher dann doch solche Kommentare freischaltet – aber inhaltlich ist @Wanda nur zuzustimmen. Mir ist ein nichtextremer gutbezahlter Marx immer noch lieber als rechtsreaktionärer Ratzinger. Daher verstehe ich echt nicht, warum @Wanda sooft einem Ultrareaktionär hier so oft claquiert. Die deutsche Kirche ist besser als ihr Ruf. Sie von den Rechten zerstören zu lassen, wird das Unheil nur vergrößern. Nicht umsonst sind die Legionäre, die Integrierte Gemeinde u.ä. „Organisationen“, in denen es zu massenhaften körperlichen und geistlichen Missbrauch gekommen ist, rechts.
Novalis 03.02. 19:26
– Pardon, stehe vielleicht auf der Leitung. Aber welchen Ultrareaktionär meinen Sie eigentlich, dem ich hier angeblich so oft aplaudiere ?
Heilbründl 28.01. 7:17
– Doch wird sich, wenn die Austrittswelle in DEU so weitergeht: denn das meiste Geld an die röm.-kath. Amtskirche kommt von der Kirchensteuer hiesiger Gläubiger. Wie lange der Vatikan das ohne Einschänkungen kompensieren kann, ist die Frage. Dazu ein Fakt, den mir ein französischer Partner erzählte: wenn ein französischer Priester wohlbeleibt mit neuer ungeflickter Soutane daher kommt und einen Mercedes fährt, weiss ein Franzose, der Pater kommt aus dem Elsass. Als ewr merkte, dass ich auf der Leitung stand, kam die Erklärung: das deutsche Konkordat ist nämlich ungeachtet der Kriegsfolgen für das zeitweise deutsche Elsass weiterhin gültig und der Vatikan lässt darüber nicht verhandeln. Nicht einmal die französischen Nachkriegsregierungen konnten daran etwas ändern. Im übrigen Frankreich als katholische Nation sieht das Priester-Einkommen dürftiger aus. Erstaunlich, oder ?
„das deutsche Konkordat ist nämlich ungeachtet der Kriegsfolgen für das zeitweise deutsche Elsass weiterhin gültig und der Vatikan lässt darüber nicht verhandeln. Nicht einmal die französischen Nachkriegsregierungen konnten daran etwas ändern.“
Im Elsaß gilt nicht das deutsche Konkordat von 1933, sondern das von französische von Napoleon (1801). Und weder nach dem Ersten noch nach dem Zweiten Weltkrieg WOLLTEN die Französischen Regierungen etwas an der Geltung ändern… Schon wieder soviel sachlich falsche Information…
Doch sie wollten sehr wohl. Fakt ist, im Elsass hat die französische Regierung gegen den Vatikan vergeblich versucht, ihre für das übrige Frankreich geltende Kirchenrecht durchzusetzen, ok ?
Ein Konkordat kann jederzeit von einem Vertragspartner gekündigt werden (das hat sogar Österreich-Ungarn 1870 gemacht). Studieren’s bitte Staatskirchenrecht und verbreiten’s nicht falsche Infos. Hätte Frankreich ein Interesse daran, kann es dies jederzeit. Ist ja auch 1903 geschehen. Als das Elsaß zurück an Frankreich ging, hatte die Republik kein Interesse. Weder 1919 noch 1945.
WENN AUF DEN HEILIGEN VATER EIN SCHATTEN FÄLLT
Kardinal Marx ist ein entschlossener Mann. Nachdem die MHG-Studie im Jahr 2018 aufgezeigt hatte, dass der ubiquitäre klerikale Missbrauch seine Wurzel im System Katholische Kirche hat, initiierte er den Synodalen Weg. Ende 2020 gründete er eine Stiftung, die den Zweck hatte, Opfer sexualisierter Gewalt zu unterstützen, und in die er den allergrößten Teil seines Privatvermögens – 500.000 EUR – einbrachte. Am Ende eines Erkenntnisprozesses – „Ich trage doch als Bischof eine INSTITUTIONELLE VERANTWORTUNG für das Handeln der Kirche insgesamt“ – zog der Kardinal im vergangenen Sommer die Konsequenz und bat Papst Franziskus, ihn aus seinem Amt zu entlassen.
Die Reaktionen auf den Auftritt des Erzbischofs bei der gestrigen Pressekonferenz gehen sehr auseinander. Das liegt wohl daran, dass er bestimmte Fragen nur sehr vage und ausweichend beantwortete, und er dadurch insgesamt eher schwankend wirkte. Insbesondere setzten ihm Fragen zu BENEDIKT XVI. zu: „Ich akzeptiere, dass er hier die Fakten anders interpretiert.“
Reinhard Marx hat Benedikt viel zu verdanken. Im November 2007 wurde er von ihm zum Erzbischof und drei Jahre später zum Kardinal ernannt. Es gehört zur DNA des Katholizismus, dass Priester und Bischöfe dem Papst allerhöchste LOYALITÄT entgegenbringen. So war es für Marx wohl selbstverständlich, den Papst 2010 – dem Jahr des Öffentlich-werdens des Missbrauchsskandals – aus dem Schussfeld zu hieven und alles diözesane Leitungsversagen in den Jahren 1977 – 1982 dem ehemaligen Generalvikar Gruber anzulasten.
Im Lauf der Zeit ist dem Kardinal klar geworden, dass die Kirche – will sie eine Zukunft haben – REINEN TISCH machen muss. Als er im Februar 2020 bei der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl ein zweites Gutachten beauftragte, war ihm bewusst, dass damit auch das damalige Handeln bzw. Nicht-Handeln Erzbischof Ratzingers auf den Prüfstand kam. Er konnte natürlich nicht ahnen, dass die Gutachter Benedikt der LÜGE überführen würden.
Für seinen unbedingten Willen, aufzuklären und die Wahrheit ans Licht zu bringen, zahlt Kardinal Marx jetzt den hohen Preis, den Papa emeritus und damit auch das Papstamt der öffentlichen Kritik auszusetzen und auf einer subjektiven Ebene zum freudianischen VATERMÖRDER zu werden.
Dass Ratzinger log und danach Ausflüchte wie eine beim Lügen ertappte Neunjährige sucht, ist hochnotpeinlich für jede*n anständige*n Katholiken. Aber er tut das doch nicht zum ersten Mal, bitteschön. Einmal kritisiert Ratzinger Paul VI., weil er in einem noch nie da gewesenen Akt (was so gar nicht stimmt, wenn man sich z.B. die Abschaffung des alten Stundengebetes unter Pius X. anschaut) die nicht reformierte Messe zugunsten der reformierten Messe abgeschafft habe, dann behauptet er, Paul VI. habe die nicht reformierte Messe nie abgeschafft. Außerdem: Wie bereitwillig hat man ihm geglaubt, er habe nichts gewusst von der Holocaustleugnung des Piusbruderbischofs! Dabei kennt er die Denke der Piusbrüder von Anfang an. Ich habe ihm das nie geglaubt.
Nein, viel schlimmer ist die unmoralische Aussage, ein Mädchen sei ja nicht angefasst worden, während ein Priester vor ihm masturbierte. Kein gutgläubige*r Katholik*in kann und DARF mehr Joseph Ratzinger unterstützen. Ich hoffe sehr, dass ihm die Ehrenbürgerwürden, die er nie hätte erhalten dürfen, entzogen werden.
Man muss sich ja die vielen kleinen Schwindeleien aus dem Ratzingerumfeld nur mal anschauen: „Benedikt XVI. habe nach seinem Rücktritt ‚kein Schweigegelübde abgelegt, wie manchmal fälschlicherweise behauptet wird'“ – Peter Seewald.
Peter Seewald wirft „den vom Vatikan hinzugezogenen Beratern Benedikts „Dilettantismus in juristischen und medialen Fragen“ vor…. Ein Mitarbeiter habe das Sitzungsprotokoll „schlampig gelesen“. Darin sei zwar der damalige Münchner Generalvikar, nicht jedoch Ratzinger als abwesend geführt. Benedikt selbst habe sehr wohl gegenüber seinem Stab erklärt, an der Sitzung teilgenommen zu haben, betont der Papst-Biograf.“
Was Peter Seewald alles weiß!
„Dilettantismus sieht Seewald auch darin, dass offensichtlich weder Benedikt noch seinem Stab klar gewesen sei, „dass die Dimension des Falles die ganze Weltkirche betreffen würde“ und dass es in der schriftlichen Einlassung vor allem nicht um juristische Spitzfindigkeiten gehen könne. Vielmehr sei es um einen Text gegangen, „der auch an die Öffentlichkeit gehen würde und deshalb eine Botschaft enthalten müsse, die Scham, Mitgefühl mit den Opfern und Verantwortung für das eigene Versagen und das von Verantwortlichen der Kirche enthalten müsse“.“
Schau an, aber auch für Seewald ist der Papst ein Dilletant.
Dabei scheint es doch so gewesen zu sein: „Am Ende aber soll Benedikt XVI. alle 82 Seiten seiner Einlassung mehrfach gelesen und sie eigenhändig unterzeichnet haben.“
Ein lügender Papst – alles andere sind Grundschülerausreden.
jetzt eilt bischof oster ratzinger zu hilfe… und merkt nicht, dass er die sache dadurch schlimmer macht!
„Seewalds Recherchen hatten also Ratzingers Teilnahme bereits offen gelegt. Das heißt aber: Benedikts Beteiligung an dem verhängnisvollen Vorgang war damit längst öffentlich dokumentiert“.
umso schlimmer, denn offenkundig meinte ratzinger die sache durch eine „kleine“ lüge weniger gewichtig erscheinen zu lassen. mich würde nicht wundern, wenn dieses sehr instrumentelle wahrheitsverständnis – mal so, wenn es da passt, mal so, wenn es dort passt -, auch andernorts vorgekommen ist!
„Bis hin zu der aus meiner Sicht ungehörigen Forderung, ihm nun sogar Ehrenbürgerwürden abzuerkennen?“ – schreibt oster. Er macht sich gemein mit einem verharmloser! „Wer Ratzingers unmoralische Aussagen, ein Mädchen sei ja nicht angefasst worden, während ein Priester vor ihm masturbierte, abwiegelt, macht sich genauso wie er der Missbrauchsverharmlosung schuldig.“ Danke, @novalis!
Alberto Knox 30.01. 15:22
– Obwohl nicht immer gleicher Meinung (muss ja auch nicht) schliesse ich mich dem Dank für @Novalis an.
P.S. empfehle die überwiegnd kritischen Kommentare im Blog des BR zur Kenntnis. Erstaunlich für ein traditionell christlich ausgerichtetes Bundesland.
„mich würde nicht wundern, wenn dieses sehr instrumentelle wahrheitsverständnis – mal so, wenn es da passt, mal so, wenn es dort passt -, auch andernorts vorgekommen ist!“
Dazu darf ich auf das oben von mir Geschriebene hinweisen:
„Aber er tut das doch nicht zum ersten Mal, bitteschön. Einmal kritisiert Ratzinger Paul VI., weil er in einem noch nie da gewesenen Akt (was so gar nicht stimmt, wenn man sich z.B. die Abschaffung des alten Stundengebetes unter Pius X. anschaut) die nicht reformierte Messe zugunsten der reformierten Messe abgeschafft habe, dann behauptet er, Paul VI. habe die nicht reformierte Messe nie abgeschafft.“
Heute in der FAZ „Das Schweigen des Papstes“ und damit ist Franziskus gemeint…
DIE VERTEIDIGUNGSSTRATEGIE VON 2010
Auf der Homepage der Erzdiözese ist eine Pressemitteilung vom 12.03.2010 zu finden. Hier ist zu lesen: „1980 wurde beschlossen, H. Unterkunft in einem Pfarrhaus zu gewähren, damit er die Therapie wahrnehmen könne. Diesen Beschluss HAT DER DAMALIGE ERZBISCHOF MIT GEFASST. Abweichend von diesem Beschluss, wurde H. dann jedoch vom damaligen Generalvikar uneingeschränkt zur Seelsorgemithilfe in einer Münchner Pfarrei angewiesen.“
In anderen Worten: Erzbischof Ratzinger hat zwar an der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 2010 teilgenommen, der damals gefasste Beschluss soll aber hinter seinem Rücken konterkariert worden sein. Hier wird also behauptet, dass Generalvikar Gruber – quasi die rechte Hand des Bischofs – nicht in dessen Sinne gehandelt hätte.
Im Gutachten ist ein am 27.10.2021 abgegebenes Statement von Gerhard Gruber zu finden: „Die veröffentlichte Zuschreibung der alleinigen Schuld für die Einsetzung des Priesters Peter H. an mich erfolgte letztlich im Ordinariat mit dem Hinweis, dass ich zum SCHUTZ DES PAPSTES jetzt die alleinige Verantwortung zu übernehmen habe.“
Kurienerzbischof Gänswein besaß am 24. Januar die Dreistigkeit, in einer Pressemitteilung nicht nur einzuräumen, dass Erzbischof Ratzinger doch an der ORDINARIATSSITZUNG am 15. Januar 1980 teilgenommen hat, sondern er sagte darüber hinaus: „Objektiv richtig bleibt aber … die Aussage, dass in dieser Sitzung über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden wurde. Vielmehr wurde lediglich der Bitte entsprochen, diesem während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen.“
Das ist genau das ARGUMENTATIONSKONSTRUKT, durch das Erzbischof Ratzinger 2010 aus dem medialen Schussfeld genommen wurde, das aber mit der aktuellen Aktenlage und mit neueren Statements (siehe auch LORENZ WOLF) nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen ist.
Auf die von Gänswein angekündigte ausführliche STELLUNGNAHME bin ich gespannt.
500 Kirchenaustritte in Regensburg… Dass Voderholzer nicht einmal im Ansatz merkt, dass er daran mitschuld ist mit seiner Verteidigungshaltung. Natürlich ist es nicht schön, wenn der mediokre Theologe Voderholzer vom mediokren Theologen Ratzinger jahrelang jedes Rotztücherl sammelt und sogar seine Abschiedsvorlesung über einen Vergleich der Primizbilder von Georg und Joseph Ratzinger hält und dann feststellen muss: Im Zweifel schreibt Ratzinger halt öffentlich die Unwahrheit. Aber Voderholzer ist Bischof für die Christ*innen Regensburgs, nicht für einen ehemaligen Papst, der von sich selbst sagte, er sei ungeeignet für das Amt und das seit 2005 auch laufend bestätigt.
Nun tritt Marx zwar die Flucht nach vorn an, von Rücktritt aufgrund seiner eigenen Schuld ist aber trotzdem nicht mehr die Rede. Wenn das kein Grund ist, was soll man da noch von ihm halten ? Ein Schuldbeladener soll tabula rasa machen ? Nicht sehr überzeugend…
Aus Regensburg gibt es Mimimi. Ratzingers Lebenswerk soll zerstört werden. Mein erster Gedanke war: Welches Lebenswerk? Da ist doch nicht ein EIGENER zündender Gedanke! Und selbst wenn: Die Zerstörung bewirkt Ratzinger schon selber.
Bemerkenswert: Voderholzer und Oster zünden Nebelkerzen. Sie reiten auf dem angeblichen Versehen – ich meine, die vorsätzliche Falschaussage, dass Ratzinger nicht in der Sitzung war – herum. Die viel skandalösere Aussage ist doch, dass Ratzinger verharmlost, dass nicht so schlimm sei, wenn ein Priester vor einer Elfjähriger seinen Penis bis zur Ejakulation wolllüstig reibt. Demnächst kommt noch, das ganze sei nicht so schlimm, weil dieser Priester das Kind nicht angespritzt habe.
Las kürzlich einen sehr drastischen Kommentar, der da lautete „Saubande, die machen kann was sie will und sie wird doch nie zur Verantwortung gezogen“. Wollte ein Gegenargument schreiben, fand aber keines…
Kommentare geschlossen
Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.