Der Papst in Panama – Tag 5
Mit einem Appell des Papstes an die Jugendlichen, Gegenwart und Zukunft aktiv mitzugestalten, ist der katholische Weltjugendtag in Panama zu Ende gegangen. Franziskus warnte beim Abschlussgottesdienst davor, „das Wort Gottes zähmen zu wollen“. Er zeigte sich überzeugt, dass das Evangelium auch heute „zu konkretem Leben werden will“, die Menschen dies aber oft verhindern wollten. „Wir ziehen einen Gott auf Distanz vor: schön, gut, großzügig, aber fern, so dass er nicht unbequem wird“, kritisierte Franziskus. „Weil ein naher Gott im Alltag, der Freund und Bruder ist“, Nähe und Geschwisterlichkeit verlange. Beim Besuch in einem Zentrum für HIV-Aids-Patienten mahnte Franziskus, „auch Gleichgültigkeit verletzt und tötet“. Beobachter werteten das als Reaktion auf die Ausgrenzung, die Infizierte in vielen Ländern der Region erfahren. Allerdings sprach der Papst die Stigmatisierung nicht direkt an. Der nächste internationale katholische Weltjugendtag wird 2022 in Lissabon stattfinden. Für Franziskus und die katholische Kirche werden es bis dahin drei unruhige Jahre werden, denn der radikale Kurswechsel, den der Papst seiner Kirche verordnen will und von dem er auch in Panama immer wieder gesprochen hat, sorgt für Diskussionen und Gegenwind.
Es ist müßig, über die Zahlen beim Weltjugendtag in Panama zu diskutieren. Es kamen weniger als erwartet. Aber die, die da waren, haben intensive Tage erlebt. Das liegt zum einen an den Tagen der Begegnung, die dem Großereignis vorgeschaltet sind. Gruppen aus Deutschland waren zum Beispiel in El Salvador auf den Spuren Oscar Romeros unterwegs. Die Erfahrung einer Kirche, die sich für Gerechtigkeit und die Rechte der Armen einsetzt in einem politisch äußerst schwierigen Umfeld, beschäftige die Teilnehmer noch immer, so Weihbischof Johannes Wübbe, der Jugendliche aus dem Bistum Osnabrück begleitete.
Jugendliche aus dem Bistum Fulda waren in der panamaischen Provinz Colón unterwegs, die zu den ärmsten Regionen des Landes gehört. Das Leben in einfachen Holzhütten, die große Herzlichkeit und Gastfreundschaft hinterlässt Spuren. Mitglieder von Jugend 2000 machen im Anschluss noch Station auf Kuba, um sich über die Situation der Kirche dort zu informieren. Das Hilfswerk Adveniat ermöglichte mehreren hundert Jugendlichen, einen Einblick zu gewinnen in die Bildungs- und Sozialarbeit, die die katholische Kirche an vielen Stellen in Panama und den Nachbarländern leistet. Diese Eindrücke zählen am Ende mehr als die nackten Zahlen.
Dass Franziskus Oscar Romero zum Vorbild für das Bischof-Sein erklärt hat, wird über die Tage von Panama hinaus Wirkung entfalten. Nach dem schonungslosen Eingeständnis des Papstes, dass die Kirche von „Hoffnungsmüdigkeit“ geprägt ist und „durch ihre Sünde“ verwundet ist, wird man auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können. Seine Botschaft lautet: zurück zu den Ursprüngen – der jeweils eigenen Berufung, aber vor allem den Worten und Taten Jesu.
Die Veranstaltung in Panama war ein großes Fest der Völkerverständigung – und aus kirchlicher Sicht ein wichtiger Beitrag, um dem Aufkommen von „Ismen“ vorzubeugen. So etwas geht nicht ohne Misstöne vonstatten. Die radikalen Worte beim Kreuzweg zum Thema Abtreibung gehörten dazu. Beim Abschlussgottesdienst des Weltjugendtags sprach Franziskus von einem „neuen Pfingsten“, das „der Heilige Geist der Welt und der Kirche“ schenken möge. Damit verbinden sich Gedanken wie ein „neuer Schwung“, eine „Einheit in oder trotz Verschiedenheit“ und eine „missionarische Haltung“, eine Kirche, die hinausgeht in die Welt. Die Herausforderung ist es jetzt, den Schwung von Panama in die Heimat hinüberzuretten.
5 Kommentare
„zurück zu den Ursprüngen – der jeweils eigenen Berufung, aber vor allem den Worten und Taten Jesu.“
Damit zeigt sich, dass es Franziskus nicht um eine pillepalle-Reform wie die liturgische Reform der Reform von „kirchenpolitischen Geisterfahrern“ (Zitat K. Müller) geht, sondern einen Rückbezug auf die Evangelien. Wo in der Kirchengeschichte hat es nicht eine Deformation gegeben, weil man das Evangelium vergessen hat und wo eine Reform, wo man sich nicht auf das Wort Gottes zurückbezogen hat?
Wenn der Papst auf ein neues Pfingsten hofft, dann benutzt er die Worte Johannes XXIII. in Bezug auf das Konzil. Dass so gar nichts am 25.1. davon zu hören war, dass das der 60. Jahrestag der ersten Ankündigung in St. Paul vor den Mauern war…
@Novalis
Dass so gar nichts am 25.1. davon zu hören war, dass das der 60. Jahrestag der ersten Ankündigung in St. Paul vor den Mauern war…
Betrachtet man es genauer, dann ist eine solche Haltung in so mancher Hinsicht nur konsequent – so ist bekannt, dass dem Osservatore Romano die offizielle Verlautbarung zu den Konzilsplänen damals gerade einmal ein halber Satz wert war. Diese Haltung setzte sich unter den Gegnern von Vaticanum II, die zwar zahlenmäßig in der absoluten Minderheit waren, dabei aber entsprechende Positionen in der Kirchenregierung“ bekleideten, mit aller Konsequenz fort. Aus dieser „Ecke“ kam dann auch die Aussage, dass es wohl 50 Jahre dauern würde um die Schäden, die durch das Konzil verursacht worden seien, zu bereinigen.
In dieser Hinsicht leisteten diese Kreise unter JP II und B XVI fraglos mit deren Billigung ganze Arbeit und sahen sich schon am Ziel ihrer Absichten, wenn ihnen da nicht der argentinische „Störenfried“ in die Quere gekommen wäre. Dieser machte nämlich nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt deutlich, dass es nur wenige Aspekte gäbe, in denen der Geist des Konzils tatsächlich verwirklicht wurde. In einer seiner Morgenbetrachtungen setzte er sich mit der Frage nach einer authentisch-glaubwürdigen Verwirklichung auseinander;in der Kernaussage betonte er damals, dass man „keine Angst vor einer Erneuerung der Strukturen haben sollte. Die Kirche ist frei, weil sie der Heilige Geist weiterführt“.
“ Aus dieser „Ecke“ kam dann auch die Aussage, dass es wohl 50 Jahre dauern würde um die Schäden, die durch das Konzil verursacht worden seien, zu bereinigen.
In dieser Hinsicht leisteten diese Kreise unter JP II und B XVI fraglos mit deren Billigung ganze Arbeit und sahen sich schon am Ziel ihrer Absichten“.
In der Tat: Am 25.1.2009 – also 50 Jahre nach Bekanntgabe der Konzilspläne durch Johannes XXIII. – wurde ja die außerhalb des gesetzlichen Rahmens befindliche Exkommunikationsaufhebung der Piursbruderbischöfe durch Benedikt XVI. verkündet. Aus diplomatischer in allgmeinverständliche Sprache übersetzt hieß die Botschaft von Ratzinger: Seht her, ich habe das Konzil rückgängig gemacht. Mehr Relativismus geht nicht.
„Er zeigte sich überzeugt, dass das Evangelium auch heute „zu konkretem Leben werden will“, die Menschen dies aber oft verhindern wollten. „Wir ziehen einen Gott auf Distanz vor: schön, gut, großzügig, aber fern, so dass er nicht unbequem wird“, kritisierte Franziskus. „Weil ein naher Gott im Alltag, der Freund und Bruder ist“, Nähe und Geschwisterlichkeit verlange. Beim Besuch in einem Zentrum für HIV-Aids-Patienten mahnte Franziskus, „auch Gleichgültigkeit verletzt und tötet“.“
das liest sich, wie wenn eine philipp neri gegen die wüsten gottesbilder der piusbrüder anpredigt.
„eine „missionarische Haltung““ – immerhin ist der ehemalige papst von seiner haltung abgerückt, die juden, die nach seiner unseligen fürbitte erleuchtet werden sollten, müssten missioniert werden. schade, dass über die verbindungen von joseph ratzinger zum rechtsradikalen aulaverlag, dem dort publizierten aufsatz mit antidemokratischer haltung, und der tolerierung der antisemitismen in der piusbruderschaft durch benedikt so wenig diskutiert wird.
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