Der historischer Schritt Benedikts XVI.
Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren, am 11. Februar 2013, hat Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt. Es war ein historischer Schritt, der das Papstamt in mehrfacher Hinsicht nachhaltig verändert hat. Zum einen ist ein Papstrücktritt nun nicht mehr tabu. Zum anderen hat er den Weg frei gemacht für einen neuen Papst, der das Papstamt auf seine ganz eigene Art prägt. Der spektakuläre Schritt Benedikts führte aber auch dazu, dass viele innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche für einen Moment die Luft anhielten und darüber nachzudenken begannen, was wohl schief gelaufen ist in diesem ältesten Global Player der Welt, dass sich ein Papst zu einem solch radikalen Schritt gezwungen sieht. Schließlich gibt es doch einen großen Apparat, der dem Kirchenoberhaupt helfen soll, sein Amt auszuüben. Hatte Benedikt XVI. das Vertrauen in diesen Apparat verloren? Oder waren die Gründe viel profaner: die Angst vor den Strapazen des bevorstehenden Weltjugendtags in Rio de Janeiro im Sommer 2013? Wie so oft liegt die Wahrheit wohl in der Mitte bzw. in einer Mischung aus verschiedenen Gründen.
Absehbarer Rücktritt?
Als eine Gruppe deutscher Journalisten im November 2012 mit einem engen Vertrauten Benedikts XVI. sprach, konnte man schon ahnen, dass der Welt vielleicht ein ungewöhnliches Papstereignis bevorstehen könnte. Angesprochen auf das fehlende Reiseprogramm für 2013, das um diese Zeit sonst bereits grob am Horizont sich abgezeichnet hatte, hieß es, dass davon auszugehen sei, dass wohl Benedikt XVI. keine Interkontinentalreise mehr antreten werde. An einer anderen Stelle fiel der Satz, dass sich Benedikt XVI. bewusst sei, dass ein Weltjugendtag ohne physische Präsenz eines Papstes nicht möglich sei. Damit war klar: der Countdown läuft. Oder sagen wir ehrlicherweise, man musste damit rechnen, dass ein Countdown läuft.
Nach der Reise nach Mexiko im März 2012, bei der Benedikt XVI. in seiner Unterkunft gestürzt war, sagten die Ärzte, er solle fortan auf Interkontinentalreisen verzichten. Aus seinem Umfeld war zu hören, dass Ratzinger nach dieser Reise auch erstmals über die Last des Amtes geklagt habe. In den nächsten Monaten reifte sein Entschluss, das wahrzumachen, was er wiederholt in Interviews gesagt hatte. Wenn die Kraft nicht mehr ausreicht, könne ein Papst natürlich zurücktreten. Die schwindenden Kräfte hätte aber vielleicht ein funktionierender Apparat ausgleichen können. Und es gab einige im Umfeld Benedikts, die ihm den Rücktritt mit dem Verweis ausreden wollten, dass er doch einfach sein Arbeitsprogramm reduzieren und die Kurie mehr Aufgaben übernehmen könne.
Warum ist er zurückgetreten?
Doch genau das wollte Benedikt XVI. nicht. Zum einen hatte er in der Endphase des Pontifikats von Johannes Paul II. aus nächster Nähe erlebt, was es bedeutet, wenn die Kräfte des Papstes schwinden und der Apparat sich verselbständigt. Mag es Absicht sein oder nicht, mit der Zeit droht der Papst die Kontrolle über das eigene Haus zu verlieren. Zum anderen gab Benedikt XVI. der Vatileaksskandal zu denken. Dass Papiere von seinem Schreibtisch in die Öffentlichkeit gelangen, hätte er vielleicht noch verkraftet. Aber was die von ihm eingesetzte Kardinalskommission zu Tage förderte, machte ihm deutlich, mehr Verantwortung aus der Terza Loggia in die Kurie hinein zu verlagern wäre jetzt genau der falsche Weg. Er zog die Reißleine.
Eigentlich wollte er beim Weihnachtsempfang für die Chefs der Römischen Kurie Mitte Dezember 2012 bereits seinen Entschluss verkünden. Doch sein engstes Umfeld konnte ihn davon überzeugen, dass so kurz vor Weihnachten nicht der geeignete Zeitpunkt für eine solche Nachricht wäre. Also wählte Benedikt den 11. Februar, an dem ein routinemäßiges Konsistorium zur Festlegung von Heiligsprechungen geplant war. So fiel die Zeit der Sedisvakanz und der Wahl in die Österliche Bußzeit und bis Ostern war ein neuer Papst im Amt.
Wie kann ein Papst zurücktreten?
Bis heute gibt es gerade in konservativen Kreisen viel Kritik am Rücktritt Benedikts. Dabei werden auch theologische Gründe angeführt, warum ein Papst eigentlich gar nicht zurücktreten könne. Schließlich gehe es nicht um ein gewöhnliches Wahlamt sondern eine Wahl die letztendlich der Heilige Geist, also Gott treffe. Doch Benedikt hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er das anders sieht als seine vermeintlichen Anhänger, die ihn vielleicht nie richtig verstanden haben. Kritik gibt es dann auch an der Art und Weise des Rücktritts. Bisher haben die Päpste es versäumt, für diesen Fall klare Regeln zu erlassen. Das betrifft den Namen und die Kleidung, aber auch die Frage nach einem geeigneten Zeremoniell, um den Schlusspunkt eines Pontifikats zu setzen. Franziskus hat zu Beginn seiner Amtszeit einige Experten an diesen Fragen arbeiten lassen. Bisher sind die Ergebnisse nicht veröffentlicht worden.
Benedikt XVI. mischt sich nicht in die Regierungsgeschäfte seines Nachfolgers ein. Zwar lebt er auch nicht ganz so verborgen vor der Welt, wie er es einmal angekündigt hatte. Er lässt sich aber nicht vor den Karren der Kritiker seines Nachfolgers spannen. Das kann man auch daran erkennen, wie verzweifelt in gelegentlichen Grußworten des emeritierten Papstes nach kritischen Tönen zum aktuellen Pontifikat gesucht wird. Und spricht Benedikt XVI. dann einmal vom Schiffchen Kirche, das unterzugehen droht, wird dieser Halbsatz sofort zur großen Franziskus-Schelte aufgebauscht. Benedikt XVI. hat beim letzten Treffen mit den Kardinälen wenige Stunden vor Ende seiner Amtszeit seinem Nachfolger absolute Treue versprochen und daran hält er sich. Interessant ist, dass Franziskus immer wieder an diese Sätze seines Vorgängers erinnert. Das darf durchaus als Zeichen gewertet werden, dass auch er sich der Versuchung mancher Unzufriedenen bewusst ist. Aber er kann auf die Loyalität Benedikts zählen.
Auf dem letzten Weg
Der lebt im Kloster Mater ecclesiae im Vatikan. Dort empfängt er regelmäßig Gäste. Seit seinem 90. Geburtstag im vergangenen April ist er allerdings nicht mehr öffentlich aufgetreten. Die physischen Kräfte lassen nach. Das führt immer wieder zu Spekulationen über den Gesundheitszustand Ratzingers. Vor wenigen Tagen schrieb er in einem Brief an eine italienische Tageszeitung von seinem „letzten Stück Weg“ auf der „Pilgerschaft dem Haus“ entgegen, das bisweilen auch „etwas mühsam“ sei. In den vergangenen Monaten war Benedikt XVI. wiederholt gestürzt und hatte sich kleinere Verletzungen zugezogen. Doch zum Jahreswechsel war sein Bruder Georg wieder in Rom gewesen. Mitte Januar feierten sie gemeinsam dessen Geburtstag. Mitte April dürften sie wieder gemeinsam feiern, dann den 91. Geburtstag von Benedikt XVI.
8 Kommentare
Bedauerlich:
– dieser Blog meidet leider zunehmend die wirklichen Probleme und wichtigen Themen zum immer noch „Global Player“ röm.-kath. Kirche und verliert sich stattdessen immer mehr in Nebensächlichkeiten und Formalien…
Auch wenn die Diskussionen hier z.T. heftig geführt werden, was soll’s ? Es zeigt zumindest dass die Teilnehmer Interesse an den Entwicklungen (und Fehlentwicklungen) haben. Die sonst so häufig beklagte Gleichgültigkeit war in diesem Blog jedenfalls nie festzustellen.
Was also will man eigentlich ?
Garabandal: Es kommen noch drei Päpste!
1963 ————— Paul IV.
1978 — Johannes Paul I.
1978 ————————— Johannes Paul II.
2005 ——–2013 Benedikt XVI., Franziskus
(!!! Einer regiert nur kurz und einen zählt sie nicht.)
Von ferne betrachtet sind es drei Päpste.
Wanda
16.02.2018, 15:39 Uhr.
Stimmt alles, was Sie schreiben. Ich finde auch, dass der Blog vor sich hin döst, zumal Postings erst mit großer Verzögerung freigeschaltet werden, auch wenn sie nichts „Anstößiges“ beinhalten.
Habe mich auch schon gewundert, daß hier keine Kommentare vorhanden sind.
Als ich am 18. Februar gepostet habe, war hier nur Leere.
Das hängt möglicherweise mit dem NetzDG zusammen, da bekommt der Webseitenbetreiber richtig eins auf den Deckel, wenn er nicht innerhalb kurzer Zeit unpassende Zuschriften entfernt. Und nicht nur das, wenn es ein nachsichtiger oder zerstreuter Webmaster ist (und wer ist denn immer voll auf seine Internetpräsenz konzentriert?) der kann dadurch viel Geld riskieren.
Die Folge davon ist, daß weniger Zuschriften durchgelassen werden und es mehr Personal braucht, um diese genauer zu sichten. Womit wiederum Arbeitsplätze geschaffen werden.
Mag sein, daß dadurch auch die Qualität der Zuschriften zunimmt. Ich meine viel schlimmer kann es wohl auch nicht mehr werden, wenn man auch nur ein wenig in offenen Kommentarforen liest.
In der Zeitung gibt es die klassische Leserzuschrift, welche noch stärker von der Auswahl der Redaktion abhängig ist und dementsprechend ist auch das Qualitätsniveau der abgedruckten Lesermeinungen.
Während man durch den nahezu barrierefreien Zugang zu Leserbriefen in der Zeitung von einer vagen Möglichkeit ausgehen kann, daß diese wahrgenommen und von den Angesprochenen gelesen und vielleicht auch bedacht werden, ist das vielstimmige Internetkommentargewirr, zu dem man auch noch einen Zugang braucht und auch Zeit aufwenden muß, (von wenigen hochgejubelten Ausnahmen abgesehen) von vorneherein belangloses Hintergrundrauschen, das nur dann bemerkt wird, wenn es über die Maßen stört.
Wenn nun die Kommentare mehr überprüft werden, dann ist es für den User erstmal möglicherweise ärgerlich, aber er wird davon abgehalten, sich der Illusion hinzugeben, mal richtig die Meinung gepostet zu haben und damit auch richtig was zu bewirken. Natürlich haben Postings trotzdem zwei Effekte: Der erste ist der selbst-therapeutische, der zweite ist der der gefütterten Suchmaschine… – Wie einst die Szene bei Crocodile Dundee II: „Psychologen? Wir brauchen hier im Outback keine Psychologen, wie ihr in New York. Wenn einer Probleme hat, dann erzählt er die einfach dem Barkeeper dort. Und der erzählt es allen anderen.“
Ich meine, da wird wohl die Kommentarannahmesoftware durch die multiplen Satzzeichen (!!! ??? …) aufgewacht sein, je mehr desto besser, der zeitliche Zusammenhang ist vorhanden.
neuhamsterdam
Den Namen Garabandal habe ich schon gehört – aber was besagt das?
Und diese Papstliste!
Bitte klären Sie mich auf!
Die Papstliste ist durchaus erklärungsbedürftig, weil Paul IV einst sehr streng war, zu sich und das auch von seinen römischen Untertanen forderte, welche nach seinem Tod dermaßen erleichtert waren, daß sie Freudenfeste feierten.
In Garabandal soll mal wieder eine Erscheinung gewesen sein. Kirchlich ist solcher Schmarrn natürlich nicht anerkannt. Das ist nur Esoterik, die sich katholisch lackiert.
„Seit seinem 90. Geburtstag“
Was für eine Vorsehung: Heute wird Friedrich Kardinal Wetter – der Vorgänger von Marx und der Nachfolger von Ratzinger als Erzbischof von München und Freising – 90 Jahre.
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