Segnung für homosexuelle Paare?

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat in einem Interview der Osnabrücker Zeitung ein Tabuthema berührt und neue Diskussionen ausgelöst. Als erster katholischer Bischof kann er sich vorstellen, über eine Segnung homosexueller Paare nachzudenken, die allerdings nicht zu verwechseln sei mit einer Trauung. „Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert“, so Bode, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Bisher schweigen die Kollegen von Bischof Bode. Ob es zu einer sachlichen Diskussion kommen wird? (Quelle: dpa)

Vorsichtige Öffnung

Bisher haben die deutschen Bischöfe sehr klar daran festgehalten, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich sei und gleichgeschlechtliche Partner sich das Sakrament der Ehe nicht spenden könnten. Daran hält auch Bischof Bode fest. Aber die „Ehe für alle“ sei nun einmal politische Realität. „Wir müssen uns daher fragen, wie wir denjenigen begegnen, die diese Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren. Wie begleiten wir sie pastoral und liturgisch? Wie werden wir ihnen gerecht?“

Der Vorstoß von Bischof Bode ist beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und bei der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche auf Zustimmung gestoßen. „Wenn Autos und wer weiß noch alles gesegnet werden, darf die Kirche gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen nicht verweigern“, sagte der Sprecher von „Wir sind Kirche“, Christian Weisner. Und der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann setzt sich für eine theologische Debatte ein. Ausgangspunkt sei die Tatsache, dass der Katechismus eine Diskriminierung von Homosexuellen verbiete, und auch der Papst dies ausdrücklich tue. Die Debatte müsse ernsthaft, sachlich und offen geführt werden, so Kranemann. „Schließlich geht es um menschliche Wertschätzung und pastorale Verantwortung“. Es steht zu erwarten, dass dieses Thema die Gemüter erhitzen wird.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.

20 Kommentare

  • Silberdistel
    16.01.2018, 21:23 Uhr.

    Glasklar: Die rk-Kirche ist allerspätestens seit Franziskus in der Öffnung begriffen und zwar der universellen! Weg vom Elitenverständnis eines stockkonservativen, traditionell „schwarz“, wie das Dunkel des Kellers denkenden Lagers welches immer wußte was ´Gott´ schon immer wollte; hin zum Versuch des Verständnisses, was ´Gott´ mit der Gesamtschöpfung denn wirklich gemeint haben könnte.
    Das sich die Öffnung der Kirche nach Franziskus Amoris laetitia / WvG nun ganz speziell auf den sexuellen Bereich richtet, wen wunderts eigentlich?! Alles was man tabuisiert kommt halt früher oder später um Faktor X verstärkt zurück und wenn´s, wie bei den Homosexuellen, durch´s Hintertürchen ist. So ist und war die rk-Kirche stets ein Reservoir für homosexuelle Handlungen gewesen. Jedenfalls wenn man dem whistleblower, Ex-Priester, Theologe, sowie Vatikan-Insider Daniel Berger (Sein dementsprechendes Buch: „DER HEILIGE SCHEIN“ – Autor hat wikipedia-Eintrag), aber auch anderen dementsprechenden VIP´, wie beispielsweise der vor einiger Zeit selbst geoutete Priester, ausgerechnet aus dem Hort der kath. Moral, der katholischen Glaubenskongregation, Krzysztof Charamsa, Glauben schenken mag.
    Allerdings wären „solche Leute“, vor einiger Zeit jedenfalls wohl noch, von „Mutter Kirche“ selbst auf den Scheiterhaufen verbracht worden.
    Ob man denn jene in modern times speziell segnen muß wie ein Auto, wer mag darüber richten?

    • Silberdistel
      17.01.2018, 0:04 Uhr.

      PS: Fehlerteufel = Der Priester, Theologe sowie Vatikan-Insinder (Alles Ex) heißt DAVID Berger!

  • bernardo
    16.01.2018, 21:36 Uhr.

    Ich weiß nicht, was Bode „geritten“ hat. Dieses Thema hat das Potential für eine Kirchenspaltung, ein Schisma. Wenn bereits die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen solche Wellen in der Kirche schlägt, wie wird es dann bei der Segnung für Homosexuelle sein? Und wie will man das mit dem immer noch gültigen Weltkatechismus in Einklang bringen, der über Autos nichts sagt, sehr wohl aber über praktizierte Homosexualität: „Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.“

    Wie werden die afrikanischen, wie werden die asiatischen Bischöfe reagieren, wenn in Deutschland Segnungen erfolgen. btw., es kann zwar jeder nach seiner Façon „selig“ werden, aber ein Recht auf einen kirchlichen Segen existiert nicht.

    • Wanda
      17.01.2018, 18:12 Uhr.

      Bernardo 21:36
      – Wie die Bischöfe (als nur kleine Minderheit unter den Gläubigen aber als starke Gruppe der amtskirchlichen Hierarchie) reagieren, sollte doch wohl völlig irrelevant sein, zumal die Barmherzigkeit gegenüber Sündern*) eine der markantesten Stärken des Nazareners war. Und ihm wird vom Klerus doch angeblich nachgeeifert, oder vieleicht doch nicht ?
      *) ob die veranlagte Homosexualität Sünde ist, sollten die konservativen amtskirchlichen Kreise gründlich bedenken. Mit der dekadenten Homosexualität übersättigter Zeitgenossen mag es sich anders verhalten…

      • Silvia
        18.01.2018, 10:13 Uhr.

        Wanda
        17.01.2018, 18:12 Uhr.

        Die homosexuelle Veranlagung wird von der Kirche keineswegs als Sünde betrachtet, nur die PRAKTIZIERTE Homosexualität. Das ist ein gravierender Unterschied.

        Um gleichgeschlechtliche Paare kirchlich zu segnen, müsste zuvor die Lehre geändert werden.

        Und selbstverständlich sind dazu die Bischöfe überall auf der Welt dazu anzuhören, wenn man kein Schisma riskieren will.

        Dazu wäre zumindest eine Bischofssynode nötig. So wurde es ja auch bei AL gehandhabt, und trotzdem gibt es da immer noch keine Ruhe.

        • Alberto Knox
          18.01.2018, 15:26 Uhr.

          wäre vielleicht auch nicht schlecht, laien und theologen zu hören. SO wichtig sind auch die bichöfe nicht 😉

        • Wanda
          18.01.2018, 15:51 Uhr.

          Silvia 10:13
          – wie Sie wissen, nervt mich dieses zuweilen geradezu exhibitionistische Verhalten einer Minderheit der Homosexuellen, die man aber nicht verallgemeinern sollte. Es ist wie so oft: eine lautstarke Minderheit tut dem eigenen Sache keinen Gefallen. Das wäre das Eine…
          Andererseits: was ist dagegen einzuwenden, wenn zwei Homosexuelle ihre Veranlagung (und nur von diesen ist die Rede) in Zuneigung und gegenseitigem Einverständnis als dauerhaftes Paar praktizieren und sich auch sonst so verhalten wie man es von einigermassen seriösen Hetero-Paaren erwartet ?
          – Ein ganz anderes und meiner Meinung nach wesentlich schwierigeres Problem ist die homosexuelle pädophile Veranlagung. Hier ist der Betroffene selbst gefordert wenn er „nicht imstande“ ist seine Neigung zu kontrollieren: am besten wäre, er unterzöge sich freiwillig einer diskreten medizinischen Lösung des Problems denn die Unversehrtheit potenzieller Opfer hat Vorrang vor dem persönlichen Wohlergehen des Täters…

          • Silvia
            18.01.2018, 20:21 Uhr.

            Wanda
            18.01.2018, 15:51 Uhr.

            Ich halte es da wie bernado und sage auch, dass von mir aus jeder nach seiner Facon selig werden kann. Die Frage ist nur, ob die Kirche zu jeder Lebensform einen kirchlichen Segen bzw. eine kirchliche Segensfeier anbieten sollte.

          • bernardo
            21.01.2018, 10:12 Uhr.

            @ Silvia: Die Segnung wird auch kein Problem lösen, denn, wenn die Segnung erfolgt, werden die entsprechenden Gruppierungen eine kirchliche sakramentale Trauung verlangen, weil alles andere eine Diskriminierung wäre.

    • Ulrich Hopfener
      17.01.2018, 20:04 Uhr.

      @Bernardo:
      dieser poste ist einfach nur widerwertig!-und gottseidank haben sich meine-gläubigen- schwulen freunde von solch einem Denken emanzipiert..

      im Übrigen denken viele in der Kirche nicht mehr wie im Mittelalter
      (vgl. AL)

      • Silvia
        18.01.2018, 10:16 Uhr.

        Ulrich Hopfener
        17.01.2018, 20:04 Uhr

        Bernardo hat nur auf die offizielle Lehre der rk Kirche hingewiesen. Diese ist nicht zu verwechseln mit dem Privatglauben irgendwelcher Leute, die sich für gläubige Katholiken halten.

        • Alberto Knox
          18.01.2018, 15:28 Uhr.

          ein zitat macht noch keine lehre aus. wie schaut es denn mit dem biblischen zinsverbot (nie abgeschafft und bis ins 19. jahrhundert immer wieder eingeschärft aus)? in der bibel steht jedenfalls nichts von homosexualität, nicht einmal sicher geschlechtsakt zwischen zwei einerander liebenden männern – wahrscheinlich nur was von kultprostitution. übrigens steht auch nichts von lesbischer liebe in der bibel…

          • bernardo
            18.01.2018, 19:18 Uhr.

            Eine Fußnote kann eine Lehränderung bewirken, aber eine Stelle im gültigen Weltkatechismus (von anderen Katechismen ganz zu schweigen) ist keine Lehre? Außerdem heißt es im Weltkatechismus „gestützt auf die Heilige Schrift“; der Punkt scheint aber zu sein, dass die Ablehnung der praktizierten Homosexualität sich aus dem „natürlichen Gesetz“ ergibt, nicht aus der Heiligen Schrift. Man kann das „natürliche Gesetz“ selbstverständlich ablehnen, man kann auch dessen Begründung „keine Weitergabe des Lebens“ ablehnen, einfach so zu tun, als wäre es keine Doktrin der Kirche, ist meiner Ansicht nach unzulässig.

        • Silberdistel
          20.01.2018, 0:30 Uhr.

          Wenn es sich so glasklar mit dem Willen Jesu (vorausgesetzt es geht darum) verhielte, warum nährt es dann den Zweifel nicht eines einsamen bloggers, sondern immerhin eines rk-Bischof´s (Bode).

      • bernardo
        18.01.2018, 15:22 Uhr.

        @ Hoepfner: Wie Silvia richtig feststellt, habe ich auf die Schwierigkeiten bzgl. der offiziellen Lehre hingewiesen, nicht meine Privatmeinung zum Besten gegeben, die hier auch nichts zu suchen hat. (Oder doch: Ich habe geschrieben, es könne jeder nach seiner Façon „selig“ werden.) ….*

        @ Wanda: Man kann natürlich schreiben, dass die Meinung einiger Bischöfe unwichtig ist. Ich gebe aber zwei Punkte zu bedenken: 1. Die Kirche hat immer versucht, Schismen (und vor allem durch Bischöfe verursachte Schismen, weil hier die „apostolische Sukzession“ ins Spiel kommt) zu vermeiden. Daher auch die Versuche, mit den Piusbrüdern einen modus vivendi zu finden. 2. Ich denke, unsere westliche Vorstellung bzgl. der Homosexualität wird in weiten Teilen Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas abgelehnt. Es sind also mehr als nur ein paar Bischöfe. Und selbst wenn kein einziger Bischof „geht“: In Afrika steht die katholische Kirche in einem Ringen mit den Pfingstkirchen, die in dieser Frage wahrscheinlich noch ganz andere Standpunkte vertreten.

        * editiert wegen Verletzung der Netiquette

      • Silvia
        21.01.2018, 18:28 Uhr.

        bernardo
        21.01.2018, 10:12 Uhr

        Da haben Sie allerdings Recht! Die vom Staat bisher angebotene eingetragene Lebensgemeinschaft „musste“ ja auch durch die „Ehe für Alle“, die rechtlich der standesamtlich geschlossenen Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellt ist, ersetzt werden.

    • Alberto Knox
      18.01.2018, 11:24 Uhr.

      „Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen.“

      wenn das das entscheidende argument ist, darf auch eine frau nach der menopause nicht mehr heiraten.

      • Wanda
        18.01.2018, 15:19 Uhr.

        Alberto Knox 11:24
        …und sich auch nicht mehr sexuell betätigen, wie generell die Sexualität ohne ihren „praktischen Zweck“ Nachkommen zu zeugen Sünde wäre, oder ?
        – Ist es für die Gläubigen denn so unvorstellbar, das ihr liebender Gott was den Menschen angeht, Frau und Mann geschaffen hat damit sie sich im Unterschied zu all den anderen Geschöpfen „zweckfrei“ aneinander freuen ? Als Privileg und göttliches Geschenk sozusagen ?
        – Man kommt wegen der offiziellen r.k. Lehre zu diesem Thema (gelinde ausgedrückt) schon ziemlich ins Grübeln weil Männer über einen Sachverhalt urteilen und entscheiden, denen die körperliche Nähe zu Frauen und jedes diesbezügliche praktische Erleben untersagt ist. Es ist so, als ob man zum Reparieren der Schuhe einen Schmied aufsucht und nicht einen Schuster…

      • bernardo
        18.01.2018, 15:23 Uhr.

        Hmm, waren Sie es nicht, der in einem anderen Strang sagte, wer mit der Lehre nicht einverstanden sei, solle gehen? Oder ist das nur auf Papst Franziskus bezogen, nicht aber auf seine Vorgänger und den Katechismus?

  • Silvia
    17.01.2018, 1:31 Uhr.

    Kleine Korrektur: David Berger war kein Priester sondern war und ist „nur“ Laientheologe, heute natürlich nicht mehr im kirchlichen Dienst.

    Was diese Segnung, die nicht zu verwechseln mit einer Trauung sein soll, angeht, so würde die beim allgemeinen religiösen Unwissen, das auch unter praktizierenden Katholiken weit verbreitet ist, selbstverständlich mit einer Trauung verwechselt werden, das muss auch Bischof Bode bewusst sein.

    Die Leute können ja teilweise nicht mal mehr einen Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung von einer Eucharistiefeier unterscheiden.

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