Papst: Migranten sind Chance für Dialog

Das Thema Flüchtlinge steht bei Papst Franziskus weiter ganz oben auf der Tagesordnung. In einem Telegramm an ein Jugendtreffen in Süditalien ermutigt er dazu, die Anwesenheit von Flüchtlingen als „Möglichkeit des menschlichen Wachstums, der Begegnung und des Dialogs zwischen Kulturen und Religionen“ zu sehen. Wie schon beim Angelus am Sonntag rief er die Jugendlichen heute zur Hilfe für Flüchtlinge auf. Am vergangenen Donnerstag hatte der Papst mehrere Flüchtlinge zum Mittagessen in den Vatikan eingeladen. Dabei handelte es sich um die Migranten, die nach dem Besuch von Papst Franziskus auf der Insel Lesbos auf Vermittlung des Vatikans nach Rom gekommen waren. Der Pontifex bleibt in der Flüchtlingsfrage bei seiner Linie. Dabei sieht er auch, dass die Stimmung in der Kirche bisweilen eine andere ist. Daher mahnt er, die Kirche dürfe sich nicht durch Ängste bremsen lassen. Er bezog diese Aussage beim Angelus am Sonntag nicht nur auf das Flüchtlingsthema als er sagte: „Die Kirche braucht keine Bürokraten und fleißigen Funktionäre, sondern leidenschaftliche Missionare.“ Er fügte dann aber hinzu: Der Heilige Geist möge die Herzen von Egoismus und Sünden befreien, so dass die Menschen Flüchtlingen, Armen und anderen Leidenden beistehen könnten.

Am Freitag besuchte Papst Franziskus überraschend eine Einrichtung für ehemalige Prostituierte am Stadtrand von Rom. (Quelle: reuters)

Am Freitag besuchte Papst Franziskus überraschend eine Einrichtung für ehemalige Zwangsprostituierte am Stadtrand von Rom. Die Frauen kamen aus Rumänien, Nigeria, Albanien, Tunesien, Italien und  der Ukraine. (Quelle: reuters)

Franziskus und der interreligiöse Dialog

Der Dialog der Religionen – für Diskussionen sorgt noch immer die Aussage von Papst Franziskus beim Rückflug aus Polen zum Thema Islam. „Es ist nicht richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen“, hatte der Pontifex damals gesagt und zugleich betont, dass „es in fast allen Religionen immer eine kleine fundamentalistische Gruppierung gibt“. Schon mehrfach hatte sich Franziskus in der Vergangenheit so geäußert. Er betonte dabei auch immer, dass die Religionsführer, auch die islamischen, sich dezidiert gegen Gewalt im Namen der Religion sowie für Frieden und Versöhnung aussprechen müssten.

Eine Gelegenheit dazu böte das Internationale Friedenstreffen Mitte September in Assisi. Es wird von der römischen Basisgemeinschaft Sant’Egidio veranstaltet im Gedenken an das erste Friedenstreffen der Religionen, zu dem Ende Oktober 1986 Papst Johannes Paul II. nach Assisi geladen hatte. Die Laienbewegung veranstaltet seitdem jedes Jahr im September ein solches Friedenstreffen, an dem Vertreter verschiedener Religionen teilnehmen. Zweimal fand das Treffen schon in Deutschland statt: 2003 in Aachen und 2011 in München. Sant’Egidio gelingt es bei diesen Veranstaltungen immer wieder, Parteien an einen Tisch bzw. auf ein Podium zu bringen, die sonst nicht miteinander sprechen. Das gilt für Vertreter der Religionen und Konfessionen, aber auch aus der Politik.

Für dieses Jahr haben sich zu dem Treffen der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, und der Primas der Anglikanischen Kirche, Justin Welby, angekündigt sowie der Rektor der Al-Azhar Universität in Kairo, Abd Al-Hay Azab.  Seit Wochen wird darüber spekuliert, ob auch Papst Franziskus nach Assisi kommen wird. Bei einem kurzen Besuch am 4. August in der Portiuncula-Kapelle in Assisi habe er dem Imam von Perugia gesagt, er werde kommen. So zitierten Medien anschließend Mohamed Abdel Qader. Sant’Egidio erklärte daraufhin, bisher sei nichts bekannt. Im Umfeld von Franziskus hieß es bereits vor Monaten, der Papst wolle im Rahmen des Heiligen Jahres auch einen interreligiösen Akzent setzen. Die Teilnahme an dem Treffen in Assisi böte einen guten Rahmen.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

17 Kommentare

  • Silberdistel
    16.08.2016, 22:10 Uhr.

    Der Papst hat völlig Recht und liegt im Trend und den Zeichen der Zeit, die leider längst keine positiven mehr sind.
    Gesellschaftliche, kulturelle, Strukturen sind ganz kräftig am Wanken und bedürfen global neuer Orientierung und Ordnung. Welche ohnehin, und wie fast zu allen Zeiten, nur aus dem Innern von Köpfen kommen können.

    Chapeau Franziskus, der Du das Licht der Welt und das Salz der Erde sein möchtest und Dich nicht versteckst hinter schalem Brimborium und Bimbam. Doch um diese Welt zu heilen, braucht es eben nicht nur einen Papst in tatsächlicher Nachfolge, sondern Legionen von praktizierenden Christen und wahrhaft Gläübigen aus anderen Weltreligionen.

    • Alberto Knox
      17.08.2016, 19:22 Uhr.

      „Chapeau Franziskus, der Du das Licht der Welt und das Salz der Erde sein möchtest und Dich nicht versteckst hinter schalem Brimborium und Bimbam“.

      ich hoffe, dass nicht nur der papst, sondern jesu wort gemäß alle glaubenden licht der welt und salz der erde sind, indem sie sich vom feuer jesu anstecken lassen.

      im übrigen aber sehe ich das, was franz sagt, als absolut richtig an.

      • Silberdistel
        18.08.2016, 17:45 Uhr.

        Alberto Knox
        17.08. 19:22 h
        „ich hoffe, dass nicht nur der papst, sondern jesu wort gemäß alle glaubenden licht der welt und salz der erde sind, indem sie sich vom feuer jesu anstecken lassen.“ Zitatende.
        Die Hoffnung stirbt halt auch zuletzt, das von dem Feuer Jesu nach zweitausend Jahren Kirche, noch etwas übrig geblieben ist. Und mittlerweile nicht durch aufgepropfte Inhalte und Verdrehungen ersetzt worden ist, die mit dem Feuer rein gar nichts mehr zu tun haben, sondern allenfalls ein Abglanz davon sind.

  • Wanda
    17.08.2016, 17:35 Uhr.

    Das muss man sich vergegenwärtigen: Franziskus empfängt und umarmt im Vatikan den Gross-Imam und Rektor der Al-Azhar Universität Kairo, während dessen Professoren die Todes-Fatwas ua. gegen den in Deutschland bekannten ägyptischen Publizisten und Islamkritiker Hamed Abdel Samad als rechtmässig bestätigen…
    Wo war da der Hl.Geist ? Franziskus macht sich mitschuldig !

  • Silvia
    18.08.2016, 10:39 Uhr.

    Wanda
    17.08.2016, 17:35 Uhr.

    Volle Zustimmung! Zur Ergänzung: Der Papst macht sich nicht nur mitschuldig, er macht sich selbst und seine ganze Kirche unglaubwürdig.

    Was der Papst sagt und tut, fällt auf die ganze rk Kirche zurück.

    • bernardo
      25.08.2016, 10:56 Uhr.

      Dabei ist es ja seltsam, dass er selbst nicht zwischen der Person Jorge Mario Bergoglio und dem Papst Franziskus unterscheidet. Der Papst sei ein Sünder, sagt er, obwohl es richtiger gewesen wäre, von Bergoglio zu sprechen. (Ein Unterschied zu seinem Vorgänger, der penibel zwischen der Person Joseph Ratzinger mit ihren Privatmeinungen und dem das Lehramt vertretenden Papst Benedikt XVI. unterschied und der sogar über seiner Jesus-Monographie nur seinen Privatnamen stehen wissen wollte, was vom Verlag aus Marketinggründen abgelehnt wurde.) So weiß man denn nicht, ob ein im Flugzeug hingerotztes Interview oder einige Zeilen an Eugenio Scalfari von der REPUBBLICA ein lehramtlicher Akt oder die private Meinung Bergoglios sind. Ein idealer Papst macht seine Person gegenüber dem Papsttum klein; Franziskus hingegen macht das Papsttum gegenüber seiner Person klein…

  • Alberto Knox
    25.08.2016, 17:20 Uhr.

    „Ein Unterschied zu seinem Vorgänger, der penibel zwischen der Person Joseph Ratzinger mit ihren Privatmeinungen und dem das Lehramt vertretenden Papst Benedikt XVI. unterschied und der sogar über seiner Jesus-Monographie nur seinen Privatnamen stehen wissen wollte, was vom Verlag aus Marketinggründen abgelehnt wurde“.

    das zeigt letztlich, dass es ratzinger doch nicht um die unterscheidung von amt und person gegangen ist. wäre ihm die so wichtig gewesen, dann hätte er diese jesusbücher nicht publiziert. besonders peinlich die silber-goldenen bändel drin. natürlich war ratzinger besonders von seiner monomanen amtstheologie überzeugt…

    […]* anderswo scheinen sie ja kräftig über das papstgeflüster herzuziehen. nicht so ganz nett.

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

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