Papst verurteilt „blinde Gewalt“
Kirchen- und Religionsvertreter weltweit haben die Anschläge von Brüssel scharf verurteilt, ihre Solidarität mit den Opfern und den Angehörigen bekundet sowie zum Gebet aufgerufen. Papst Franziskus sprach von „blinder Gewalt, die so viel Leid hervorbringt“ und bat Gott „um das Geschenk des Friedens“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: „Solche feigen Anschläge sind durch keine Religion zu rechtfertigen: Terror ist Gotteslästerung.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, versicherte, „in dieser Karwoche werden wir besonders für die Opfer der Gewalt und ihre Angehörigen beten“. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sprach von „feigen Anschlägen auf unschuldige Bürger“. Mit Blick auf die Attentäter stellte er fest: „Euch wird der Zorn Gottes und der gesamten Menschheit treffen. Diese Schandtaten werden niemals Erfolg haben“. Im Vatikan hieß es am Dienstagnachmittag, das Programm des Papstes in der Karwoche finde unverändert statt. Es sieht unter anderem für morgen die wöchentliche Generalaudienz vor sowie am Freitagabend das traditionelle Kreuzweggebet am Kolosseum in Rom. Zu beiden Veranstaltungen werden mehrere zehntausend Teilnehmer erwartet. Allerdings hatten schon vor den Anschlägen in Brüssel italienische Medien vor wenigen Tagen berichtet, dass in diesem Jahr weniger Pilger und Touristen zum Osterfest nach Rom kämen. Als einen Grund nannten sie die allgemeine Terrorgefahr.
Die französische Zeitung Le Figaro berichtet von einer Erklärung der Al-Azhar-Universität in Kairo, einer der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islams, in der die Anschläge ebenfalls scharf verurteilt werden. „Diese gewalttätigen Verbrechen verletzen die Lehren der Toleranz des Islam,“ heißt es laut Le Figaro in der Erklärung. Erst vergangene Woche war der Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität, Scheich Ahmed al-Tayyeb, zu Gesprächen in Berlin und Münster. Bei einem Treffen mit Bundestagsabgeordneten hatte er zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden aufgerufen. Muslime wie Nicht-Muslime sollten gemeinsam jeglichen Extremismus und Terrorismus bekämpfen, um „dieser schrecklichen Epidemie Herr zu werden“, sagte al-Tayyeb.
Papst wäscht Flüchtlingen Füße
Der Vatikan gab heute übrigens bekannt, dass Papst Franziskus am Gründonnerstag die Messe in Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Nähe von Rom feiern wird. Er werde dort 12 Flüchtlingen und Asylbewerbern die Füße waschen, unter ihnen wie schon in den vergangenen Jahren auch Nichtchristen. Vor wenigen Wochen hatte Papst Franziskus die liturgischen Bestimmungen geändert. Damit ist es dieses Jahr erstmals auch offiziell möglich, das nicht nur Männer an diesem Ritus teilnehmen, der an die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl erinnert.
P.S. Ein ZDF-Interview mit dem Großscheich der Al-Azhar-Universität, Scheich Ahmed al-Tayyeb, aus der vergangenen Woche.
42 Kommentare
Nur eine Frage: Was läuft in einem Viertel wie Molenbeek in Brüssel so gewaltig schief, dass ein europaweit gesuchter Attentäter von Paris da vier Monate lang rumspazieren kann und KEINE SAU ZEIGT IHN AN????
Von den Sicherheitsbehörden, die diese Namen nicht verdienen, und ihrem Versagen mal ganz zu schweigen?
Da kann ein Großscheich noch so sehr verurteilen, spätestens hier stellt sich die Frage, welchen Einfluss er wirklich noch hat. In Molenbeek scheinbar keinen mehr.
Da können Religionsobere, Staatsoberhäupter und Vertreter humaner Institute noch so oft die Toleranz des Islam beschwören und von feigen Anschlägen reden, die mit keiner Religion zu rechtfertigen seien…
Vor welcher Situation stehen wir ? Tatsache ist, dass den merkelschen Einladungen Millionen Menschen ausgerechnet aus jenen Krisen- und Kriegsgebieten islamischer Länder gefolgt sind, wo extrem-islamistische Gotteskrieger sich dem Terror verschrieben haben. Und ein Grossteil der Ankömmlinge hält sich (die Gründe kennen wir) unregistriert in Europa und besonders in Deutschland auf. Viele davon haben sich aus den ihnen zugewiesenen Unterkünften auf eigene Faust entfernt und niemand weiss (musste das BAMF eingestehen) wo sie sich aufhalten. Für Polizei und Sicherheitsdienste ein Horror-Szenario. Im Fall der Fälle „wüssten wir nicht einmal nach wem wir suchen müssten“, führte ein Polizeisprecher aus…
Machen wir uns nichts vor: Terroristen wären geradezu dumm, wenn sie eine solch naive Politik der offenen (auch Binnen-)Grenzen nicht für sich und ihre Absichten nutzen würden.
voller betroffenheit möchte ich beten:
für die opfer. mögen sie der seligmachenden gottesschau teilhaftig werden. und dass ihre angehörigen trost finden.
für die einwohnerInnen von brüssel, die in großer angst sind.
für die täter. mögen sie bereuen und umkehren von ihrem falschen weg.
für uns selber. dass wir nicht die falschen schlüsse ziehen. flüchtlinge brauchen unsere hilfe. und wir können und müssen helfen.
Alberto Knox
22.03.2016, 23:40 Uhr.
Also lasset uns beten und ansonsten weiter die Augen ganz fest zumachen und den Kopf in den Sand stecken …..
Silvia 20:19
– Sie haben Recht, so sehr das Beten (Atheisten ist das dem im Spanischen contemplar oder reflexionar, d.h. der intensiven Betrachtung sehr verwandt) eine der besten Möglichkeiten ist persönlich in’s Reine zu kommen, erspart das nicht die krude Realität um uns herum zu sehen. Leider, muss man hinzufügen…
SILVIA
WARUM dieser blanke ZYNISMUS..??
Das Gebet eines Mitchristen sollte man(frau)respektieren.kommt es doch ganz aus der Tiefenseele.
Danke an den mit-fühlenden Beter!
Ullrich Hopfener
26.03.2016, 10:34 Uhr.
Ich würde es nicht als „blanken Zynismus“ beschreiben sondern als Ausdruck einer gewissen Verbitterung, ja manchmal sogar echter Verzweiflung, die die Beiträge mancher Poster bei mir auslösen.
Mir ging dieses Gebet eines gelernten Theologen einfach zu glatt und rasch über die Tastatur.
papessa
22.03.2016, 23:02 Uhr.
Die Frage, was in Molenbeek schief läuft, greift meiner Meinung nach zu kurz. Man sollte eher fragen, was in Europa schief läuft, dass in unserer hochtechnisierten Welt offenbar bisher kein Datenabgleich möglich war und gesuchte Terroristen unbehelligt quer durch Europa reisen konnten.
Was Molenbeek angeht, so stellt sich mir die Frage, wieso sich mitten in der europäischen Hauptstadt eine kriminelle Subkultur (so nannte man früher soziologisch das, was heute beschönigend Parallelkultur genannt wird) entwickeln konnte.
Aber dieses Problem betrifft nicht nur Brüssel – Molenbeek sondern auch Berlin – Neuköln usw.
@Silvia eine Paralell-Kultur ist nicht unbedingt eine kriminelle Subkultur. Nur soweit…..
Folgende soziologische Definition: Beim Konflikt zwischen Gesellschaft und Parallelgesellschaft geht es um die Interessenkollision zwischen einer alteingesessenen Mehrheit mit wenigen Erfahrungen des sozialen Abstiegs und einer eingewanderten Unterschicht mit bereits konkurrenzfähigen, obwohl schwachen Chancen sozialen Aufstiegs. Es ist zugleich ein sozialer Konflikt einer säkularisierten Mehrheit mit einer ihre mitgebrachten religiösen Traditionen „modernisierenden“ Minderheit. Kriminelle Subkultur umfasst grundsätzlich weitergehende Definitionen. Subkultur ist nicht zwangsläufig kriminell.
Widerspruch: diese Parallelgesellschaft ist eine Subkultur, wobei das Wort „-kultur“ noch geschönt ist. Unsere Verfassungsordnung ist ihren Religionsbelangen hintenangestellt: Sie hat sich eigene rechtsfreie Räume geschaffen, die unsere Polizei und Ordnungskräfte nicht anerkennt. Von den allgemeinen Werten, die jeder in Deutschland das Recht hat für sich in Anspruch nehmen kann, ganz zu schweigen…
🙂
Liebe Papessa, die Frage die Sie weiter oben stellen hat einige Antworten, aber im wesentlich hat das was Sie ansprechen mit der völlig unübersichtlichen Struktur der belgischen Verwaltung speziell Brüssel zu tun. Brüssel ist eine tolle Stadt. Hier mischen sich Franzosen und Kongolesen, EU-Bürokraten und Marokkaner, junge Anarchokünstler, etablierte Galeristen, eine wilde Konzertszene. Beim Kaffee spricht man Französisch, am Mittagstisch Englisch, beim Bier Deutsch – Europa, in eine Stadt gepresst. Es ist ungerecht zu sagen, „Brüssel“ allein sei schuld daran, dass gewaltbereite Islamisten sich hier wohnlich eingerichtet haben. Aber es ist auch falsch zu sagen, Brüssel und seine byzantinischen Strukturen (19 Gemeinden, sechs Polizeibezirke) hätten nichts damit zu tun, dass „Dschihad Central“ die Postleitzahl „1080“ von Molenbeek trägt. Die Menschen verzweifeln nicht an ihrer oft wirren Bürokratie, sondern unterlaufen sie mit viel Charme und Humor. Brüssel ist ein quirliges Dorf, in dem man schnell Freunde findet. Noch nicht mal die inzwischen weltbekannte sogenannte Dschihadisten-Hochburg Molenbeek ist hier ein Getto, sondern grenzt, nur durch einen Kanal getrennt, an das hippe Ausgehviertel Dansaert. Nun ist eingetreten, was die Belgier seit den Attentaten von Paris gefürchtet hatten – ein Anschlag im eigenen Land. Die Menschen stehen den Nervenkrieg bewundernswert ruhig durch, Privatleute nehmen gestrandete Touristen auf, und Lehrerinnen schreiben noch am Abend den Eltern ihrer Schüler per E-Mail, alles tun zu wollen, dass die drei Tage bis zu den Osterferien für die Kleinen so unbeschwert wie möglich werden. Es zeigt sich die Courage des Volkes. Den Brüsseler „way of life das savoir-vivre“ müssen wir schützen, müssen unsere humanistische und weltoffene Lebenseinstellung verteidigen. Mein Stadt Brüssel weint und ich weine mit ihr. Wir leben ca.90 min von dieser Stadt entfernt und sie ist oft Ziel für Kurzurlaube
Liebe chrisma, danke für Ihre Antwort. Ich glaube Ihnen das gerne, was Sie über Brüssel schreiben. Ich möchte auch nicht die Stadt an sich verurteilen, aber bei allem Charme, den die Bürger in ihrem Leben haben und mit der sie die Politik betreiben, bleibt eben das beunruhigende Gefühl, dass auch in Molenbeek, das ja nicht nur aus Extremisten bestehen wird, es keine Ausbildung von einfachsten Grundsätzen in der Bevölkerung gibt, dass wenigstens einzelne sagen: Das geht zu weit, Bomben gegen Unschuldige, das geht gar nicht und daraus eben die staatsbürgerlichen verpflichtenden Konsequenzen einer Anzeige ziehen. Hier scheint eine geschlossene Gesellschaft zu existieren, wie man in den Medien immer wieder hören konnte, die sich dem Staat, in dem sie leben und offenbar mit sehr viel, vielleicht zu viel Freiheit zur Gewalt leben, nicht verpflichtet fühlen. Damit sind für mich aber alle Versuche, solche bunten Gesellschaften nur positiv zu sehen, doch sehr fragwürdig geworden. Ich habe lange in Bonn gelebt, bin auch oft zu Freunden nach Köln gefahren und habe auch in beiden Städten das offene Miteinander in einigen Stadtteilen erleben können, aber, auch umgekehrt, gerade durch Migranten oft eine gehässige Verfolgung aufgrund meiner nicht dem vorherrschenden Schlankheitsidol gerecht werdenden Figur erleben müssen.
Mir macht nur Sorge, dass selbst einem gemäßigten Islam angehörende Schichten und Bürger es eben dann nicht für selbstverständlich halten, einen Terroristen und Mörder wie Abdelslam anzuzeigen, sondern ihn durch ihr Schweigen und Wegsehen decken.
Und spätestestens hier werden dann alle Sonntagsreden von wem und welcher Religion bzw. politischen Seite auch immer, und sei es der größte Großmufti von xy, für mich dann zu Worthülsen, die eigentlich genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie erreichen wollen: Weigerung, überhaupt noch etwas zu glauben. Das bezieht sich jetzt nicht allein auf Brüssel, sondern ebenso auf deutsche Großstädte wie auch europaweit auf die großen Metropolen. Es mündet m.E. immer in dem gleichen Schluss: Das Verantwortungsbewusstsein des einzelnen anzusprechen und dafür zu sorgen, dass diejenigen, die dieses Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrem eigenen und fremden Leben haben, auch ernst genommen werden. Die anderen müssen es mühsam lernen. Ein weiter Weg, der mit Bildung beginnt und mit der Ausbildung einer eigenen positiven Persönlichkeit enden muss.
Ich wünsche der belgischen Bevölkerung und dem politischen Brüssel, dass diese furchtbaren Anschläge dazu führen, einige Strukturen in den Behörden zu überdenken, vielleicht insgesamt über einige Dinge nachzudenken, die im Argen liegen, Belgien hat ja leider auf den unterschiedlichsten Gebieten in den letzten Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Ich wünsche Belgien wirklich weiterhin die Erhaltung seines charmanten Lebensgefühls, verbunden mit dem Willen, so manche Missstände vielleicht doch etwas herzhafter anzupacken.
Und Ihnen danke ich auf diesem Wege einmal für Ihre immer sehr lesenswerten und bedenkenswerten Beiträge.
chrisma
23.03.2016, 16:03 Uhr.
Wenn man diesen Beitrag liest, könnte man glatt meinen, dass diese grausamen Anschläge geradezu eine Wohltat für die Bürger von Brüssel waren, konnten sie doch dadurch Zusammenhalt, Güte und Menschenfreundlichkeit zeigen.
Ich kann über diese Denkweise nur den Kopf schütteln.
Manche Leute werden wohl erst in der Realität ankommen, wenn es gewissermaßen vor der eigenen Haustür zu Anschlägen kommt, eigene Angehörige Opfer werden, wobei ich das wirklich niemandem wünsche, damit es hier kein Missverständnis gibt.
Vorhin habe ich im Internet gelesen, dass die Opfer typische Kriegsverletzungen haben, die Ärzte wie in einem Feldlazarett arbeiten müssen. Ob sich diese Menschen auch darüber freuen können, dass die Anschläge so viel Gutes und Schönes bei den Einwohnern von Brüssel bewirkt haben?
Liebe Papessa, für Ihre Antwort auf meinen Beitrag zu Brüssel danke ich. Viele Anregungen darin teile ich. Terrorismus ist und bleibt unmenschlich. Ich wünsche Ihnen eine segensreiche Karwoche.
PS Wer hier unterstellt ich würde dem Terrorismus das Wort reden oder die Taten verharmlosen wollen arbeitet mit Unterstellungen.
PS Für Sie liebe Silvia, ich bin Ärztin. Mein Mann und unser dritter Sohn sind ausgebildeter Katastrophen/Notfallärzte. Beide sprechen über ihre Erfahrungen sodass ich durchaus über die Arbeit von Ärzten in Katastrophenfällen informiert bin. Beide schöpfen Kraft aus unserem Glauben. Polemiken wie weiter in ihrem Beitrag sind unschön.
chrisma
25.03.2016, 14:17 Uhr.
Ich weis, dass Sie und ihr Mann Ärzte sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich in Ihrem Beitrag keine Empathie für die Opfern und deren Angehörigen erkennen kann.
Und auch keine Empathie für Ihre Kollegen in den Krankenhäusern, die dieses Leid, das ihnen da unterkommt, auch irgendwie verarbeiten müssen.
Meine Gedanken sind z.B. bei der jungen Familie mit vierjährigen Zwillingen, denen die Mutter und Ehefrau bei dem Anschlag am Flughafen genommen worden ist.
Eine Parallele zu den Attentaten in Paris am 13. November, bei denen ebenfalls eine junge Mutter mitten aus dem Leben gerissen worden ist.
Ich denke an die Kinder, die jetzt ohne Mutter aufwachsen müssen.
Und ich denke an das Leid all derer, die bei diesen Anschlägen einen lieben Menschen verloren haben.
Mir hat Brüssel nie gefallen, obwohl ich Flandern, vor allem Brügge und Gent, viel abgewinnen kann. Man kann – und das wird viel zu wenig getan – vom Scheitern eines europäischen Modells sprechen, dessen „kosmopolitische“, in Wirklichkeit aber technokratische Eliten glaubten, die Gesellschaft designen und planen zu können. Molenbeek zeigt das Scheitern dieses Glaubens. Es hat ein Land getroffen, dessen Dysfunktionalität sich nicht nur in dem Versagen seiner zahlreichen Sicherheitsorgane zeigt und das beinahe als „failed state“ zu bezeichnen ist.
@bernado, Sie haben es „neulich“ so nett auf englisch ausgedrückt ich mache es nun mal auf Deutsch: wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind. Wir haben keine andere Chance auf dieser globalisierten Welt als an das kosmopolitische Zusammenwirken zu glauben und für die europäische Idee zu wirken. Wenn Sie in die europäische Wirklichkeit schauen sehen Sie, dass die Menschen dieses Modell bereits angenommen haben und leben. Es hat ein Land getroffen, das genau wie Frankreich eine lange unheilvolle kolonialistische Geschichte hat und so zum Schmelztiegel geworden ist, der aber nicht „zusammenschmelzt“ sondern an den Rändern der Städte eine durch und durch ungerechte Lebenswirklichkeit für Menschen geschaffen aus der Hass entsteht.
Oh, ich bin sehr „kosmopolitisch“. Ich bin im Ausland geboren, habe einen „Migrationshintergrund“, habe in Italien, den Niederlanden, Großbritannien und den USA gelebt, spreche mehrere Sprachen und habe Freunde in verschiedenen europäischen Ländern. In einer Stadt wie Brüssel möchte ich dennoch nicht leben, einer Stadt mit ihren „Eurokraten“, mit ihren unfähigen Behörden, mit ihrem Molenbeek. Was die koloniale Vergangenheit Belgiens angeht: Ja, die war schrecklich, viel schrecklicher als das, was sich Briten, Franzosen oder Portugiesen in ihren Kolonien geleistet haben. Sie betrifft den KONGO, nicht den Maghreb. Demnach kann sie auch nicht herangezogen werden, um den Terror zu erklären. Was die „ungerechte Lebenswirklichkeit“ angeht: Der belgische Sozialstaat ist viel großzügiger als der deutsche; nichts hat geholfen, keine Sozialhilfe, keine Sozialarbeiter, gar nichts. Wahrscheinlich war das alles des Guten zu viel; ich würde dafür plädieren, die Hilfen weitgehend einzustellen und das Geld für Polizei und Sicherheitsdienste auszugeben, dann entfallen die falschen Anreize, die die falschen Leute ins Land locken. Wie es funktionieren kann, zeigen die Ost- und Südasiaten in England, den USA, Kanada und Australien, die inzwischen ausbildungs- und einkommensmäßig vor den Weißen liegen.
– nun, das hat ofenbar mit deren Mentalität zu tun: sie sind wesentlich besser erzogen, disziplinierter, strebsamer, fleissiger, zuverlässiger, höflicher (es würde ihnen nie einfallen das Gastland zu kritisieren) und nehmen jede Gelegenheit wahr so schnell wie möglich die Landessprache zu erlernen. Integration ? Dieses Problem existyiert für sie so gut wie gar nicht…
Pöbelnde junge Asiaten in öffentlichen Verkehrsmitteln wie ich es x-fach von jungen Türken in München erlebte ? Kann mich nicht erinnern…
@Bernado, danke für die Aufklärung. Also „leben“ will ich in Brüssel auch nicht, ich will heim in meine Herzensheimt Peru. So! Sie haben recht mit dem Einwand, das bei den Terroristen im Moment die belgischen Maghreben ( bei den französischen Maghreben durch das Algerientrauma ehe zu verstehen) überwiegen, die der sog. zweiten Generation, die in der Regel keine oder eine nur marginale religiöse Anbindung haben. Es geht hier aber nicht unbedingt um die ethnische Zugehörigkeit, sondern um das gleiche Muster in beiden Staaten: bei den Jugendlichen herrscht das Gefühl von Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt, Benachteiligung in der Bildungssituation und eben Missachtung durch die Mehrheitsgesellschaft vor. Das ist der Nährboden für diesen Wahnsinn. Ihre Vorschläge sind so schlecht nicht…..
Frohe Ostern.
Ich hoffe Sie lesen FAS, die einen sehr guten Artikel zum Thema hat. Spiegel zum Thema hab ich noch nicht gelesen..
Wrightflyer
29.03.2016, 0:19 Uhr.
Meines Wissens nach waren unter den Opfern Menschen verschiedenster Ethnien, die Mutter der vierjährigen Zwillinge, die am Flughafen ums Leben war, war Peruanerin.
Den Bürgerkrieg in Syrien habe ich hier im Blog schon thematisiert, als das Thema „Christenverfolgung im mittleren Osten“ hier noch niemanden interessiert hat, weil das Ganze noch weit weg war.
Und erinnert sich noch jemand hier an Mariam? Die junge sudanesische Ärztin und Mutter, die wegen ihrer Ehe mit einem Christen und ihr eigenes Bekenntnis zum Christentum im Sudan zum Tode verurteilt worden war und im Gefängnis unter menschenunwürdigen Bedingungen in Fesseln ihr zweites Kind geboren hat?
Ich habe das Schicksal dieser Frau und ihrer Familie 2014 hier immer wieder zur Sprache gebracht und zum Gebet für Mariam aufgerufen.
Ich habe auch selbst inständig für die Freilassung dieser Frau gebetet und die war weder Europäerin noch von weißer Hautfarbe.
Aber Brüssel liegt nun mal mitten in Europa…..
Aber ich gehe davon aus, dass Ärzte und Pflegepersonal in den Krankenhäusern nicht nur aus Europäern besteht und die alle haben auch ein bisschen Empathie verdient.
Komisch, dass man das jetzt immer wieder betonen muss.
„Blinde Gewalt“ macht besonders betroffen wenn sie im eigenen Umfeld aufschlägt. Unsere Väter und Mütter, die die Einschläge von 2 WK´s noch miterlebt haben, können davon noch etwas klagen.
Neuzeitlich ist sie alltägliches Erleben in Ländern in denen unser Land nun wieder mit in dieser Gewalt involviert ist. Man sollte das bedenken, immer wenn man meint mal wieder an der Spirale mitdrehen zu müssen.
Man muss wiedersprechen, diese Gewalt ist ganz und gar nicht blind:
Sie ist sorgfältig und oft mit erheblichem Zeitvorlauf geplant, das Ziel sind Versammlungsorte oder Verkehrsmittel, die eine Konzentration vieler Menschen versprechen (Bahnhöfe, Flugplätze, Märkte, belebte Einkaufstrassen etc.) und eine Schockwirkung erzielen die den Menschen suggeriert: es kann auch mich jederzeit treffen. Die eingesetzten Vernichtungsmittel sind bewusst von hoher Sprengkraft oder Streuwirkung gewählt und die an sich normale Hemmschwelle von „Kobattantenämpfern“, Kinder und Frauen als Opfer möglichst auszuschliessen, existiert überhaupt nicht. Wir haben es bei diesen muslimischen Dschihadisten mit total verrohten Tätern zu tun…
P.S. natürlich sind nicht alle Muslime Terroristen, aber die meisten Terroristen waren bzw. sind Muslime…
Wanda
24.03, 1:41 h
Sie scheren alle Muslime über einen Kamm, was die Realität jedoch nicht widerspiegelt, denn der Islam ist nunmal genauso wenig homogen wie es das Christentum (leider!) ist. So führen Schiiten und Sunniten in einigen Gegenden gerade einen erbitterten Krieg gegeneinander und viele Muslime selbst sind genauso Opfer der (IS-)Terroristen, wie es andere Unschuldige sind.
Was man in Bezug auf die Terroristen weiß ist, das die sich wohl aus dem islamischen ultrakonservativen Wahhabismus heraus entwickelt haben. Diese Religionsgemeinschaft hat wohl offensichtlich noch die Aufklärung, bzw. die Rückbesinnung auf die wirklichen hehren Werte, vor sich. Ganz ähnlich wie die mittelalterliche rk-Kirche der Inquisition mit Ihren abertausenden Folteropfern, die diese Wende dann doch noch hingekriegt hat.
Silberdistel 10:27
– tue ich nicht, wie Sie meinem P.S. von 1:41 entnehmen können…
chrisma
23.03.2016, 19:08 Uhr.
Ich denke, Sie wissen, dass ich von Stadtvierteln wie Molenbeek gesprochen habe und welche Konnotation man dem Begriff „Parallelgesellschaft“ beimisst.
Ich sprach versehentlich von Parallelkultur meinte aber Parallelgesellschaft. und diese Parallelgesellschaft Molenbeek ist eine gefährliche Subkultur, auch wenn Manche das noch immer nicht sehen wollen.
chrisma
23.03.2016, 19:08 Uhr.
P.S., als ich von 1972 bis 1976 Sozialarbeit an der Fachhochschule studiert habe, hatte der Begriff „Subkultur“ eine negative Bedeutung.
Eine Subkultur muss nicht zwangsläufig kriminell sein, deshal fügte ich in obigen Beispiel ja auch das Adjektiv „kriminell“ extra hinzu.
Auch ich bin von den Erfahrungen MEINES Berufs geprägt und habe deshalb eben MEINE Sichtweise.
Liebe Silvia, alles in Ordnung. Wir denken hier glaube ich Beide in die richtige Richtung. Ich hatte nur die wunderbaren Errungenschaften der Subkultur im Kopf: RAP, Hip Hop, Street Art, Graffitikunst. uä. Molenbek ist ein Moloch in dem sich eine Sympatisantenbewegung breit gemacht hat von der die RAF geträumt hat.Es kann nicht sein, das der meistgesuchte Terrorist Europa fröhlich in Molenbek zum Friseur geht. Die belgischen Strukturen müssen sich verändern aber ich wünsche mir so sehr das die offenen Gesellschaft dabei nicht untergeht. Der Beruf „Sozialarbeiterin“ prägt den Menschen und ich habe einen großen Respekt vor dieser Tätigkeit.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche
Wanda
23.03.2016, 23:55 Uhr.
Danke, dass hier immer wieder auch eine Stimme der Vernunft zu hören ist sonst wäre ich hier im Blog schon längst endgültig verzweifelt.
Eine interessante Reportage und Blick unter die vatikanische Käseglocke, hauptsächlich jedoch über den Terroranschlag auf JP II, die momentan auf @ard läuft =
http://www.ardmediathek.de/tv/Dokumentation-und-Reportage/Geheimauftrag-Pontifex/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822114&documentId=34288440
Ich versuche zum x-ten Male, hier den link für einen Film im SWR einzusetzen und jedesmal wird mein Kommentar als Spam zurückgewiesen.
Also muss ich es anders versuchen:
Im SWR lief gestern abend ein Fil mit dem Titel: Auch Du kannst singen!
Bitte gehen Sie in die Mediathek bei SWR, auf Fernsehprogramm, Do. 24.3., und dann runterscrollen bis zum Programmpunkt „Auch Du kannst singen“ anklicken, dann kann man sich den Original-Film ansehen.
Dieser Film ist ein absolutes positives Gegenbeispiel zu allem Hass und aller Gewalt.
Ein junger Chorleiter kommt nach Sassbachwalden im Schwarzwald, wo gegen den Willen der Gemeinde in einem außerhalb gelegenen Hotel über 400 Flüchtlinge einquartiert wurden. Beide Gruppen stehen sich fremd gegenüber, haben kaum Berührungspunkte. Dieser Chorleiter schafft es tatsächlich, über 80 Leute aus dem Hotel und etwa ebensoviele Einheimische zu einem Chor zusammenzubringen, die „We are the world“ einüben und dann in einem großen Konzert aufführen.
Was da von der ersten Begegnung an an positiver Energie frei wird, wie sich die Menschen näherkommen, wie hier plötzlich alle zu einer großen Gemeinschaft verschmelzen und die mehrere Hundert zählenden Zuhörer dann im Konzert mitreissen, das ist kaum zu beschreiben.
Ich habe vor dem Fernseher gesessen und Rotz und Wasser geheult.
Es ist für mich ein Stück Ostern. Seelen, die verschlossen und ängstlich und ablehnend waren, haben sich geöffnet, Seelen, die traumatisiert und erstarrt, dem Tode näher als dem Leben waren, haben sich getraut, etwas Neues zu wagen. Es war wie eine Art Auferstehung auf beiden Seiten.
SO kann es gehen und nur SO wird es funktionieren!
Ich wünsche und hoffe und bete zu Gott, dass diese neu entstehende Gemeinschaft in Sassbachwalden eine Zukunft hat, dass sie von dieser Begeisterung zehren und die Menschen weiter zusammen bringen kann.
Es gibt nicht nur Hass und Gewalt, es gibt unendlich viel mehr Bereitschaft zur Liebe und Vertrauen.
Wenn wir das leben, dafür einstehen, dann ist Christus unser Herr vor bald 2000 Jahren in diesen Minuten nicht vergeblich am Kreuz gestorben.
Nicht jeder kann eine Mutter Theresa sein, aber jeder kann die Hoffnung und die positiven Erlebnisse berichten und weitertragen.
BITTE SCHAUEN SIE SICH ALLE DIESEN FILM AN!! UND GEBEN SIE DEN LINK WEITER!
Im Sinne unseres Glaubens und unserer Menschlichkeit.
Hier ist der Link: http://swrmediathek.de/player.htm?show=5521c3c0-f00f-11e5-9a86-0026b975e0ea
Ein Film mit Kultstatus ?
Hans Küng beschäftigte sich ja nun lange genug, das „Projekt Weltethos“ anzuschieben. Interessant wie oft und ausdrücklich er dabei versuchte, die Religionen in die Pflicht zu nehmen, oder sind es Ermahnungen ? Denn diese Religionen bestehen immerhin schon z.T. tausende von Jahren und es funktioniert immer noch nicht (so ganz). Sie selbst waren/sind viel zu oft, gelinde ausgedrückt, Ursache ethischer „Verwerfungen und Irrungen“. Irgendwas muss also falsch laufen, denn angeblich meinen diese Religionen (lt. Franziskus) alle den selben Gott…
Führt man sich die Formel des Weltethos zu Gemüte, scheint offensichtlich, dass besonders die Religionen ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden bzw. ihrer (selbstgestellten) Aufgabe nicht nachkommen:
– kein Zusammenleben auf unserem Globus ohne globales Ethos
– kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen
– kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung
– kein globales Ethos ohne Bewusstseinswandel von Religiösen und Nicht-Religiösen
Wanda
28.03, 17:31 h
Nicht nur gefühlt waren und sind die „Verwerfungen und Irrungen“ der sich selbst überlassenen Welt wesentlich exzessiver als manche unselige, von Religionen ausgeübten Verirrungen. Wer will, kann diesbezügliches „Bodycounting“ durchaus mit erklecklichem Erkenntnisgewinn betreiben.
Immerhin keimt beispielsweise mit Küng´s Idee des ´Weltethos´/ Schimon Peres´ Friedensgebet, zusammen mit Palästinenserführer Mahmud Abbas und Papst Franziskus / eine neuzeitliche, TROTZDEM URALTE, Interpretation der Hoffnung der Gesamtmenschheit auf. Nämlich, ein Leben in Frieden, materiellen aber durchaus auch seelischem Zugewinn zu führen. Und das in einer Welt, die fast konträr dazu zunehmend „aus den Fugen gerät“.
Falls jedoch neuerdings aus dem Atheismus vielversprechendere Konzepte für ein erquickliches Zusammenleben aller Menschen vorhanden oder zu erwarten sind, so sollten sie nicht länger hinter dem Berg halten und jene ganz unmittelbar kund zu tun.
Kommentare geschlossen
Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.