Karlspreis 2016 für Papst Franziskus
Ein Papst vom anderen Ende der Welt versucht Europa wachzurütteln und ihm Orientierung zu geben. Dafür wird Franziskus jetzt mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Die Entscheidung des Preiskomitees ist durchaus interessant, hatte Franziskus doch bisher Europa etwas stiefmütterlich behandelt – etwa bei den Auslandsreisen. Allerdings gelten seine Botschaft der Solidarität, seine Aufforderung, den Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns zu stellen und nicht die Wirtschaft, sowie sein eindringlicher Appell zu einem nachhaltigen Lebensstil auch für den Alten Kontinent, den das katholische Kirchenoberhaupt bei seinem Besuch in Straßburg im November 2014 als „müde und pessimistisch“ bezeichnet hatte. Für viele Menschen in Europa ist Franziskus eine wichtige „Stimme des Gewissens“. Daher dürfte das Karlspreiskomitee für seine Entscheidung viel Zustimmung erhalten.
Papst fährt nicht nach Aachen
Eines gleich vorweg: Franziskus wird zur Verleihung des Karlspreises nicht nach Aachen reisen, sondern der Preis wird ihm von einer Delegation im Vatikan überreicht werden. Nach Johannes Paul II. im Jahr 2004 ist Franziskus der zweite Papst, der den Karlspreis erhält. Er wird seit 1950 für besondere Verdienste um die Einheit Europas verliehen. Europa habe in den letzten sieben Jahren „Schwächen, Krisen und Rückschläge“ erlebt, die zu einem „dramatischen Vertrauensverlust“ geführt hätten, heißt es heute in der Begründung des Preiskomitees. Dem setze Franziskus eine „Botschaft der Hoffnung und Ermutigung“ entgegen.
Mit dem Preis sollen die „herausragenden Botschaften und Zeichen, die sein Pontifikat für Frieden und Verständigung, für Barmherzigkeit, Toleranz, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung setzt“, gewürdigt werden. Seine aufrüttelnden Worte angesichts der Wirtschaftskrise in Europa und beim Thema Ökologie werden ebenso genannt, wie die Bemühungen des Pontifex zum interreligiösen und interkulturellen Dialog: „In einer Zeit, in der die Europäische Union vor der bislang größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts steht, ist es der Papst ‚vom anderen Ende der Welt‘, der Millionen Europäern Orientierung dafür gibt, was die Europäische Union im Innersten zusammenhält.“
Für Franziskus wird die Verleihung des Karlspreises eine neue Gelegenheit bieten, einen europäischen Akzent zu setzen, wie er es mit seinem Besuch bei den europäischen Institutionen im November 2014 in Straßburg gemacht hat. Die aktuellen Entwicklungen in Europa werden im Vatikan sehr aufmerksam beobachtet, sei es der Versuch, die EU-Außengrenzen gegen Flüchtlinge abzuschotten, seien es die nationalistischen Tendenzen in vielen Mitgliedsländern oder die große Verunsicherung der Menschen angesichts der Migrationsströme. Mehrfach hat Franziskus schon angedeutet, dass er etwas für „den Frieden in Europa“ machen möchte. Der Karlspreis bietet ihm nun die Gelegenheit.
P.S. Papst Franziskus hat heute den altersbedingten Rücktritt von Bischof Erwin Kräutler angenommen. Der 76-Jährige war seit 1981 Bischof in der flächenmäßig größten „Diözese“ Brasiliens. 2010 hatte Kräutler den Alternativen Nobelpreis erhalten für sein Engagement für Menschenrechte und die Erhaltung des Regenwaldes. Kräutler hatte auch in unserem Film über den Katakombenpakt mitgewirkt.
13 Kommentare
Natürlich, der Karlspreis des ‚christlichen Abendlandes‘ (Christlich TROTZ rk-Kirche und nicht wegen ihr – Man erinnere an die Reformation sowie die sonst eindeutig von ihr verursachten Schismen innerhalb des Christentums) für den Papst der Christenheit. – Der fade Beigeschmack des „Gangs nach Kanossa“ ist derweil offensichtlich wenn der Preis unüblicherweise hinterhergereicht und nicht wie sonst abgeholt wird. Wird man in Rom denn je Machtdenken verbannen können??
Silberdistel 19:52
– Man lese das Streitgespräch in der FAZ vom 25.12. Titel: „Sind wir Christen noch bei Trost?“ zwischen Martin Mosebach und Friedrich Wilhelm Graf.
Dabei wird das (nicht nur Konfessions-)Dilemma der Christenheit so richtig offensichtlich…
„Canossa“ schreibt man mit „C“.
– da wir schon bei Franziskus´ Haltung zum Migrantenstrom als Telmotiv zur Verleihung des Karlspreises sind, da gibt´s eine erstaunlichen Hinweis aus der Tschechei:
Kardinal Dominik Duka, Vorsitzender der tschechischen Bischofskonferenz, ruft zur Vorsicht auf …“Mitgefühl und Emotionen ohne vernünftiges Verhalten führen in die Hölle. Es müsse sorgfältig geprüft werden, wer tasächlich hilfsbedürftig und wessen Leben bedroht ist. Und weiter: …“die Flüchtlingswelle bediene auch bestimmte Pläne und Programme der Dschihadisten“…
ich freue mich von herzen über diese gute, kluge und berechtigte preisverleihung! gratulation, papst franz!
danke, frau pilters und herr erbacher für ihre hervorragende arbeit hier. ich wünsche ihnen und allen gesegnete weihnachten!
Diesem Dankeschön und Weihnachtsgruß möchte ich mich von Herzen gern anschließen.
– der Papst geisselt heute am 24. Dezember ua. den Konsumwahn und Gänswein verteidigt kurz zuvor erneut Tebartz van Elst, dem Unrecht geschehen sei.
Nun ja…
Wer ist schon Gänswein? Einer von Dutzenden von Prälaten…
– nun, immerhin sitzt (ein Prälat unter Dutzenden) Gänswein wiederholt zur Rechten des Papstes, wie auf dem Foto zum Blog von 21.Dezember ???
da haben sie recht, ein aufgeblasener niemand in femininen gewändern.
Die christliche Bostschaft muss auch die Kurie erreichen, denn dort sind, leider, die Wölfe mit Schafspelzen am meisten vertreten. Herzlichen Glückwunsch Papst Franziskus für den Preis, du hast ihn verdient!
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