Die katholische Kirche und die Transparenz

Wie steht es um die Finanzen des Vatikans? Hier sollte es mehr Effizienz und Transparenz geben. Heute veröffentlichte das vatikanische Presseamt eine Erklärung zur Bilanz 2014. Die ist allerdings weit weniger detailliert als frühere Bilanzstatements. Nicht dass diese früher wirklich aussagekräftig gewesen wären. Aber was die Kardinäle George Pell und Reinhard Marx als die zuständigen Finanzaufseher da vorgelegt haben, bleibt noch hinter dem zurück, was es in den vergangenen Jahren an Informationen gab. Zeitgleich versucht die Deutsche Bischofskonferenz etwas Transparenz herzustellen. Sie veröffentlichte heute die Unterlagen der Tagung zur Vorbereitung auf die Familiensynode, die am Pfingstmontag „geheim“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattgefunden hatte.

Vor der Synode

Es hatte viel Kritik gegeben an der Tagung am 25. Mai in Rom. Damals hatten die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz mehrere Theologen, Synodenteilnehmer und einige ausgewählte Medienvertreter zu einer geschlossenen Veranstaltung eingeladen, um über Themen der bevorstehenden Synode zu „Ehe und Familie“ zu beraten. Von „Räubersynode“ war in konservativen kirchlichen Kreisen die Rede. Dabei ging es letztendlich nur darum, dass die Vertreter der drei Bischofskonferenzen bei der Synode die Möglichkeit haben, mit Theologen über zentrale und strittige Themen der anstehenden Bischofsversammlung zu diskutieren.

Konservative Kreise sahen darin den Versuch vor allem der Deutschen Bischofskonferenz, die Synode in ihrem Sinne beeinflussen zu wollen. Wenn man sich das Tableau der sechs Theologen ansieht, die im Laufe des Tages Impulsreferate gehalten haben, so wird man feststellen, dass die Auswahl sicher nicht einseitig getroffen wurde. Mit dem Bochumer Neutestamentler Thomas Söding  war ein langjähriges Mitglied der Internationalen Theologenkommission des Vatikans vertreten, mit der französischen Theologin Anne-Marie Pelletier die Preisträgerin des Ratzinger-Preises 2014.

Auffallend ist, dass alle sechs Vortragenden durchaus Spielraum sehen bei der Frage etwa nach der Auslegung der Jesusworte über die Ehe sowie auch die Weiterentwicklung der Ehelehre in der katholischen Kirche. Dabei werfen sie nicht leichtfertig die Unauflösbarkeit der Ehe über Bord; vielmehr versuchen sie ein vertieftes Verständnis der Jesusworte vor dem Hintergrund der aktuellen Situation anzuregen. Sie wollen an keiner Stelle die Diskussionen oder gar Ergebnisse der Synode vorwegnehmen, sondern zeigen die Räume auf, die vorhanden sind, und zwar auf einer soliden exegetischen und theologiegeschichtlichen Basis.

Die Art und Weise der Organisation der Veranstaltung an der Gregoriana war sicher nicht glücklich. Sie war Wasser auf die Mühlen derer, die seit Monaten ein negatives Bild der Deutschen Bischofskonferenz zeichnen möchten. Vor allem in konservativen Kreisen und bei Publizisten wie Sandro Magister wird versucht, die deutschen Bischöfe als Umstürzler darzustellen, die versuchen, die Synode mit „ihren“ Themen zu kapern und die Tradition der Kirche auf den Kopf zu stellen, auch wenn sie weit davon entfernt sind. Teilweise nimmt das schon kampagnenhafte Züge an. Das erfordert eigentlich ein sorgsames Vorgehen von Seiten der Bischofskonferenz. Geschlossene Tagungen sind da nicht hilfreich. Mit der Veröffentlichung der Beiträge wird nun ein Stück Transparenz geschaffen.

Magere Mitteilung

Diese Transparenz fehlt noch komplett bei den Finanzen des Vatikans. Auf zwei Seiten teilt der Vatikan heute magere 17 Zahlen mit. Damit kann man nicht viel anfangen. Gut, entscheidend ist: der Heilige Stuhl, also die Verwaltung der Weltkirche, hat 2014 ein Minus von 25,6 Millionen Euro erwirtschaftet. 2013 lag das Minus bei 24,4 Millionen Euro. Allerdings wird mitgeteilt, dass 2014 mit neuen buchhalterischen Maßgaben gearbeitet wurde. Hätte man die auch schon 2013 angewendet, wäre damals das Defizit bei 37,2 Millionen gelegen. Sprich der Verlust sei rückläufig. Die größten Einnahmenposten waren die Abgaben aus den Diözesen gemäß Kanon 1271 des Kirchenrechts in Höhe von 21 Millionen Euro sowie der Überschuss der Vatikanbank IOR in Höhe von 50 Millionen Euro.

Insgesamt umfasst der Haushalt des Heiligen Stuhls 64 Institutionen. Größter Ausgabenposten seien mit 126,6 Millionen Euro die Gehälter für die 2880 Angestellten gewesen. Zudem wird mitgeteilt, das Nettovermögen des Heiligen Stuhls sei im Jahr 2014 um 939 Millionen Euro gestiegen. Dabei handle es sich aber nicht um neues Vermögen, sondern man habe Vermögenswerte und Verpflichtungen aufgenommen, die bisher außerhalb der Bilanz geführt worden seien. Nicht enthalten ist das Vermögen des Pensionsfonds. Über das Gesamtvermögen und die Summe des Gesamthaushalts des Heiligen Stuhls werden keine Angaben gemacht.

Vatikanstaat mit großem Gewinn

Das gilt auch für den Haushalt des Staats der Vatikanstadt. Hier erfährt man nur, dass ein Gewinn von 63,5 Millionen Euro erwirtschaftet wurde. Im Vorjahr lag er bei 33 Millionen Euro. Der hohe Gewinn wurde mit den hohen Einnahmen vor allem bei den Vatikanischen Museen sowie Erlösen aus Geldgeschäften begründet. Einzige Zahl zum Vatikanstaat ist dann noch die der Mitarbeiter: 1930. Damit ist es weiterhin schwierig, sich ein Bild über die Finanzen und das Vermögen des Vatikans zu machen.

Im Bulletin wird weiter mitgeteilt, dass für 2015 Haushaltspläne für insgesamt 136 Institutionen des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats aufgestellt wurden. Diese sollen künftig nach den Vorgaben der Internationalen Standards für öffentliche Haushalte (IPSAS) geführt werden. Das ist neu. 2014 ist das Jahr des Umbruchs bei den Vatikanfinanzen. Bleibt zu hoffen, dass für die Bilanz 2015 dann auch internationale Transparenz-Standards für öffentliche Haushalte gelten. Darauf muss man aber nun noch ein Jahr warten, wenn es nicht noch eine Überraschung gibt.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.