Papst: Keine Uniformität

Mit deutlichen Worten hat sich Papst Franziskus am Wochenende gleich mehrfach zu Wort gemeldet. Er nahm das Fest Allerheiligen zum Anlass, um seine Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen zu erneuern. Zuvor hatte er bereits am Freitag in einer Ansprache vor zuviel Uniformität in der katholischen Kirche gewarnt. Zwar richtete sich die entsprechende Ansprache an die Charismatische Erneuerungsbewegung. Doch dürfte das, was für diese Gruppe gilt, auch für den Rest der katholischen Kirche gelten. Daher ist die Ansprache sicherlich mit Blick auf die aktuellen Diskussionen zwischen den beiden Familiensynoden interessant. Zumal es nicht das erste Mal ist, dass Papst Franziskus über Vielfalt in der katholischen Kirche spricht.

Papst kritisiert „Industrie der Vernichtung“

Einmal mehr fand Papst Franziskus scharfe Worte zum Umgang des Menschen mit der Schöpfung und mit Seinesgleichen. Bei einem Gottesdienst an Allerheiligen auf dem römischen Stadtfriedhof Campo Verano kritisierte er eine „Industrie der Vernichtung“. Der Mensch fühle sich wie ein Gott, so Franziskus. „Wir zerstören die Schöpfung, wir zerstören das Leben, wir zerstören die Kulturen, die Werte, die Hoffnung.“ Dies führe zu einer „Wegwerfkultur“. Wenn etwas nicht passe, werde es weggeworfen. Man werfe die Kinder weg, die Alten, die Jugendlichen ohne Arbeit, ja ganze Völker. „Und wer zahlt die ganze Party?“ Das seien die Armen und Kleinen, die Weggeworfenen und zwar nicht in der Vergangenheit sondern heute. Er erinnert dabei an die Massen von Flüchtlingen und Hungernden. „Es scheint, als zählten diese Menschen, diese hungernden und kranken Kinder nicht, als gehörten sie einer anderen Spezies an, nicht der menschlichen.“ Im größten Teil der Welt reagiere das Leid. Die christliche Botschaft gebe angesichts dieser Situation Hoffnung. Die Worte des Papstes klingen gut. Sie werden aber nur dann helfen, wenn Christen sich auch entsprechend verhalten und sich gegen die angeprangerte „Wegwerfkultur“ engagieren.

„Uniformität ist nicht katholisch“

Eine interessante Rede hat Papst Franziskus am Freitag beim Treffen mit Mitgliedern von Charismatischen Erneuerungsbewegungen gehalten. Er sprach dabei einmal mehr über das Verhältnis von Einheit und Vielfalt. „Uniformität ist nicht katholisch, sie ist nicht christlich!“ Es sei kurios; aber die katholische Einheit sei verschieden aber eins. Der Heilige Geist schaffe die Verschiedenheit und sei zugleich Garant für die Einheit. „Einheit ist die Kunst zu hören, Differenzen zu akzeptieren, die Freiheit zu besitzen anders zu denken und das auch zum Ausdruck zu bringen! Mit allem Respekt vor dem Anderen, der mein Bruder ist.“ „Habt keine Angst vor Unterschieden“, rief er den Teilnehmern zu. Diese Worte passen ganz gut in die aktuelle Diskussion im Rahmen des synodalen Prozesses zu „Ehe und Familie“. Nur weil Differenzen und unterschiedliche Meinungen auftreten, bedeutet das noch lange nicht, dass die Einheit verloren geht.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.