Langsam bewegt sich etwas.
Gleich an mehreren Stellen scheint sich etwas zu bewegen. Das gilt für die Themen Flüchtlinge, Transparenz, Limburg und saubere Geschäfte. Zudem hat Papst Franziskus heute den anhaltenden Hunger in der Welt als Skandal bezeichnet. Aus Anlass des Welternährungstages fordert er gerechte und nachhaltige Lösungen gegen den Hunger und ein Ende der Vergeudung von Lebensmitteln. Die „Logik der unkontrollierten Ausbeutung der Schöpfung“ müsse überwunden werden, damit alle Menschen genügend Nahrung hätten.
Flüchtlinge
Das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat heute einen Bischöflichen Beauftragten für Flüchtlingsfragen bekommen, den früheren Pressesprecher des Bistums Thomas Broch. Bereits am Wochenende hatte Bischof Gebhard Fürst angekündigt, leerstehende Räume des Benediktinerklosters Weingarten für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Das Bistum will zudem Patenschaften für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge organisieren. „Man kann ja Menschen nicht einfach nur in ein Gebäude stecken und dann sich selbst überlassen“, erklärte Bischof Fürst in einem Interview mit „Deutschlandradio Kultur“. Aus anderen Bistümern hört man ebenfalls, dass dort geeignete Räumlichkeiten gesucht werden. So wurden im Erzbistum München-Freising alle Pfarreien angeschrieben, um nach möglichen Räumen für Flüchtlinge zu suchen.
Transparenz
Als Folge der Diskussionen um die Vorgänge im Bistum Limburg haben in den vergangenen Tagen nahezu alle Diözesen in Deutschland mehr Transparenz in Finanzfragen angekündigt. Dabei geht es unter anderem um die Vermögenswerte des so genannten „Bischöflichen Stuhls“. Diese wurden bisher in den meisten Bistümern nicht offen gelegt. Einige Bistümer haben ihre Zahlen bereits veröffentlicht; andere haben dies für die nahe Zukunft angekündigt. Einen ersten groben Überblick haben die Kollegen der heute.de zusammengestellt. Bei der Diskussion über die Vermögenswerte muss man sich allerdings vor einem Pauschalurteil hüten; denn die entscheidende Frage ist immer, was mit den Erlösen aus den Vermögenswerten gemacht wird. Man kann sich nicht auf Papst Franziskus berufen mit der Forderung, jetzt alles zu verkaufen; allerdings muss sich jeder Bischof fragen lassen, wie er die Gelder einsetzt: für sozial-caritative Zwecke bzw. pastorale Projekte im Bistum oder aber für prestigeträchtige Bauprojekte. Der positive Nebeneffekt der Ereignisse von Limburg ist, dass künftig die Gläubigen und die Öffentlichkeit noch genauer hinsehen werden bei Wirtschaftsfragen im Bereich der Kirchen.
Limburg
Bischof Tebartz-van Elst weilt weiter in Rom. Täglich kommen neue Details über das Bauprojekt in Limburg an die Öffentlichkeit. Meist geschieht das durch Indiskretionen. Einmal scheinen diese Informationen zu Lasten des Bischofs zu gehen; ein anderes Mal scheinen sie ihn eher zu entlasten. Das gilt etwa für die heute durch die Katholische Nachrichtenagentur bekannt gewordenen Aufzeichnungen einer Sitzung des Vermögensverwaltungsrats des Bischöflichen Stuhls der Fall zu sein. Stimmen die Informationen, wusste der Botschafter des Vatikans in Berlin über die Aufteilung des Bauprojekts in zehn Einzelprojekte noch vor Baubeginn Bescheid. Auch der Vermögensverwaltungsrat war demnach früher über die Kosten des Projekts informiert, als bisher bekannt. Diesem Drama in unendlichen Akten mit täglich neuen Indiskretionen hätten Bischof und Bistum mit einer frühzeitigen offensiven Informationspolitik begegnen können. Die Situation ist jetzt so verfahren, dass es kaum einen Ausweg zu geben scheint. Vom Gespräch des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, mit Papst Franziskus an diesem Donnerstag darf man auch nicht zuviel erwarten. Immerhin steht das Ergebnis der Prüfkommission der Bischofskonferenz zu dem Bauprojekt noch aus. Das kann noch Wochen dauern. So lange möchte man dem Bischof und dem Bistum aber nicht dieses mediale Dauerfeuer wünschen, dem sie jetzt ausgesetzt sind. Ob eine Auszeit da helfen könnte, um nach Klärung der Vorwürfe und der Entscheidung des Amtsgerichts Hamburg über den beantragten Strafbefehl dann auf fundierter Sachlage und mit klarem Kopf Entscheidungen zu fällen?
Saubere Geschäfte
Papst Franziskus ist beim „Reinemachen“ im Finanz- und Wirtschaftssektor des Vatikans bzw. des Heiligen Stuhls wieder einen Schritt weiter gekommen. Nachdem die Vatikanbank, angestoßen noch durch Papst Benedikt XVI., seit Monaten dabei ist, die internationalen Standards für Bankgeschäfte sowie Antigeldwäsche und Antikorruption zu implementieren, hat Franziskus dieses Projekt auch auf die Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten – kurz APSA – des Heiligen Stuhls ausgeweitet. Dort gibt es unter anderem eine Abteilung, die die Kapitalanlagen des Heiligen Stuhls verwaltet. Diese Abteilung wird künftig unter der Aufsicht eines „Supervisory Boards“ arbeiten. Zudem wird die US-amerikanische Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Promotory die Arbeit der APSA durchleuchten. Promotory ist die Organisation, die in der Vatikanbank IOR alle Kunden nach schwarzen Schafen durchforstet. Ziel der ganzen Aktion ist es, künftig saubere Geschäfte im Vatikan zu haben. Zudem soll der ganze Finanz- und Wirtschaftssektor neu geordnet werden. Denn schon dieser kurze Absatz zeigt, wie verwirrend die bisherige Situation ist. Und das liegt nicht (nur) am Verfasser dieser Zeilen.