Papst in Afrika: Schluss mit Gewalt, Hass und Ausbeutung
Zum Auftakt seines Besuchs in der Demokratischen Republik Kongo hat Papst Franziskus am Dienstag den Kongolesen einerseits Mut gemacht, ihr Land aufzubauen, zugleich mahnte er, Gewalt, Hass und Partikularinteressen müssten ein Ende haben. Scharf kritisierte er die Ausbeutung Afrikas durch andere Länder. „Nach dem politischen Kolonialismus hat sich nämlich ein ebenso versklavender ‚wirtschaftlicher Kolonialismus‘ entfesselt“, erklärte das Kirchenoberhaupt beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps. Bis Freitag ist Papst Franziskus in Kinshasa, danach besucht er auf seiner 40. Auslandsreise den Südsudan. Beide Länder sind durch jahrelange Konflikte, große Armut und Flüchtlingsbewegungen gezeichnet. Der Pontifex will Brücken bauen und einen Beitrag zu Versöhnung leisten.
Endlich klappt die Reise
Lange musste Franziskus auf diese Reise warten. Zunächst waren es die politischen Unruhen im Südsudan, die sie verhinderten. Dann war alles schon für den Sommer 2022 vorbereitet. Doch der Papst musste wegen seines Knieleidens kurzfristig absagen. Jetzt ist er zum vierten Mal auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs. Keine leichte Mission. Der Besuch im Osten Kongos, der im vergangenen Sommer noch auf dem Programm gestanden hatte, musste jetzt aus Sicherheitsgründen wegfallen. Am Mittwoch trifft Franziskus dennoch von Gewalt in der Region Betroffene, allerdings in der Nuntiatur in der Hauptstadt Kinshasa.
„Steh wieder auf“, rief er den Kongolesen zu und ermutigte sie gemäß ihrer Nationalhymne, durch harte Arbeit wieder ein Land aufzubauen, „das schöner ist als zuvor; in Frieden“. Dazu seien Vergebung und Versöhnung notwendig, sowie Zugang zur Bildung für alle. Er kritisierte Korruption und forderte „freie, transparente und glaubwürdige Wahlen“. Autoritarismus, Suche nach billigem Gewinn und Geldgier seien zu meiden, mahnte der Pontifex. Kinderarbeit bezeichnete er als Geißel, die angeprangert werden müsse. Beifall erntete Franziskus, als er für Afrika Partei ergriff im Kampf gegen neue Formen der Kolonialisierung. „Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika!“ rief er den Versammelten zu. „Afrika möge selbst Protagonist seines Schicksals sein!“
Interne Spannungen abbauen
Immer wieder sprach Franziskus das Miteinander der verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen an. Im Land leben mehr als 200 Ethnien. Es kommt immer wieder zu starken Spannungen. Der Papst ermutigte dazu, die Pluralität als etwas Positives zu sehen. Es sei ein Reichtum, den es zu pflegen gelte, „ohne dabei in Tribalismus und Gegnerschaft abzudriften“. „Das sture Parteiergreifen für die eigene Ethnie oder für Partikularinteressen, das Hass- und Gewaltspiralen fördert, schadet allen, weil es die notwendige ‚Chemie des Zusammenseins‘ blockiert“, erklärte er.
Mit seiner ersten Rede hat Franziskus bereits wesentliche Herausforderungen benannt, vor denen das flächenmäßig zweitgrößte Land Afrikas steht. Korruption und die Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen im Land hemmen die Entwicklung. Dazu kommen religiöse Fundamentalisten, die gerade im Osten des Landes aktiv sind. Entsprechend mahnte der Papst auch an die Religionen gerichtet, „auf jegliche Aggression, Proselytismus und Zwang zu verzichten, Mittel, die der menschlichen Freiheit unwürdig sind“.
Große Hoffnungen
Die katholische Kirche, der rund 40 bis 45 Prozent der Kongolesen angehören, ist eine wichtige Stimme im Land. Mit Franziskus kommt erstmals ein Papst zu ihnen, der als Lateinamerikaner die Herausforderungen von Armut, Ungerechtigkeit sowie die Schattenseiten der Globalisierung kennt. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, die viele in ihn und diesen Besuch setzen.
4 Kommentare
„Afrika möge selbst Protagonist seines Schicksals sein!“
Endlich hat es einer dieser weißen, heterosexuellen Männer kapiert. Der Papst schenkt nicht den Afrikaner*innen würde: Er zeigt ihnen, dass sie von sich aus eine haben, eine, die durch keine kapitalistische oder ideologische Indoktrination weggenommen werden kann.
Der Mann aus dem Vatikan verkennt die Verhältnisse im faktisch x-mal geteilten Kongo, wo die Warlords mit Beteiligung der Regierungen sich die Bodenschätze streitig machen. Da sind die Kongolesen ohne Kolonialmächte unter sich und der Tod von Patrice Lumumba war auch eine Angelegenheit des unabhängigen Kongo, wo sich die korrupten Führer des „freien Kongo“ gegenseitig nicht das schwarze unterm Fingernagel gönnten. Die Epoche Mobutu Sese Seko lassen wir lieber außen vor.
Und was Afrika angeht, darf vielleicht an die verrückteste Kirche der Christenheit, eine irre Kopie des Petersdomes im Staat Elfenbeinküste erinnert werden, von Papst Johannes Paul II. Wojtyla 1990 eingeweiht, trotz der sozialen Probleme in diesem diktatorisch regierten Land. Aber man gönnt sich ja sonst nichts im Vatikan, da kann man schon etwas großzügiger (oder heuchlerisch) über solche Situationen hinwegschauen. Abschließend eine ernst gemeinte Frage: welche Hoffnungen mag denn
ein Papstbesuch in einem solchen Land wecken ? Entwicklungsprojekte oder Zufluß von Geld, Arbeitsplätze ? Ehrlich gesagt, mir nicht ganz klar…
Franziskus geißelte ua. auch den „Autoritarismus“. Wie bitte ? Das ist eine der wichtigsten Grundprinzipien seiner Kirche und seines Amtes. Der Mann ist eine Plaudertasche und widerspricht sich selbst, da kann man nichts machen. Ob er und seine Redenschreiber das überhaupt merken ?
Wieso eigentlich besucht er nicht beide Länder, die sich Kongo nennen ? Wäre doch einen Versuch wert, die beiden einander näher zu bringen ohne direkt Partei zu nehmen. Ist es das nicht wert oder sogar seine Aufgabe ausgleichend zu wirken ?
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