Bischöfe stehen zum synodalen Weg
Einstimmig haben sich die deutschen katholischen Bischöfe für den Synodalen Weg ausgesprochen. Bei der Frage der Statuten und Themen gab es dann keine Einstimmigkeit mehr. Rund ein Dutzend der 69 Bischöfe sollen gegen die nun vorgelegten Statuten gestimmt haben. In diesen werden nach wie vor die vier Themen genannt, die die Mehrheit der Bischöfe seit Monaten als die zentralen Themen des Synodalen Wegs sehen: Macht und Machtverteilung, Sexualmoral, priesterliche Lebensform und die Rolle der Frau in der Kirche. Kardinal Marx betonte, was nie zur Debatte stand: weltkirchliche Fragen wie etwa zum Zölibat oder Frauenpriestertum werden nicht im nationalen Alleingang entschieden sondern gegebenenfalls als Votum in Rom vorgetragen.
Keine Tabuthemen
Die Diskussionen waren intensiv und anstrengend. Gegner und Befürworter des Synodalen Wegs bewegten sich am Ende ein wenig aufeinander zu. Doch zur Einstimmigkeit bei den Themen und den Verfahrensfragen hat es am Ende nicht gereicht. Klar ist: alle Themen stehen unter der zentralen Frage, wie die Verkündigung des Glaubens besser gelingen kann. Zudem wird es ein intensives geistliches Begleitprogramm für den Synodalen Weg geben. Dass das noch einmal so stark betont wird, ist ein Entgegenkommen der Mehrheit gegenüber den Kritikern des Reformprojekts.
Was schon längst klar war, wurde auch noch einmal unterstrichen: Beschlüsse des Synodalen Wegs treten in den einzelnen Bistümern erst in Kraft, wenn die jeweiligen Diözesanbischöfe diese auch für ihr Bistum übernehmen. In dieser Entscheidung sind sie frei. Weltkirchliche Themen werden auch nur auf weltkirchlicher Ebene entschieden. Allerdings steht es den Synodalen offen, ein entsprechendes Votum an den Papst zu richten. Dann liegt der Ball in Rom. Tabus gibt es bei den Beratungen nicht. Dabei ist es geblieben.
Was passiert zeitgleich in Rom?
Macht ein Weg unter diesen Bedingungen überhaupt Sinn? Dialog macht immer Sinn. Unterhalb der weltkirchlich zu entscheidenden Themen gibt es viel Spielraum für Entscheidungen und Reformen. Deshalb muss die Chance genutzt werden, den Weg zu gehen. Zudem ist noch nicht abzusehen, was auf weltkirchlicher Ebene im Verlauf der zwei Jahre, die der Prozess dauern soll, passieren wird. Schon in 10 Tagen beginnt in Rom die Amazonassynode. Hier wird auch über Lockerungen beim Pflichtzölibat gesprochen und neue Ämter für Frauen. Im Verlauf des deutschen Prozesses könnte n sich also auch die Rahmenbedingungen bei bestimmten Themen entscheidend verändern.
Dazu kommt, dass gegenüber dem letzten Dialogprozess, der von 2011 bis 2015 unter dem Titel „Im Heute glauben“ stattfand, eine Reihe neuer Bischöfe ins Amt kamen. Wilmer, Kohlgraf, Heße, Neymeyr, Bätzing, Dieser – hier sind entschlossene Oberhirten, die verstanden haben, dass sich etwas verändern muss. Dazu gesellen sich Marx, Overbeck und Bode, aber auch Bischöfe wie Burger, Wiesemann und Ackermann, so dass eine kritische Masse erreicht ist, die etwas bewegen wollen. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, den Synodalen Weg zu gehen, auch wenn er nicht einfach werden wird.
P.S. Infos zur Herbstvollversammlung gibt es auch bei der heute.de.
28 Kommentare
Man muss sich vor Augen halten, dass auch der Freiburger Erzbischof, der persönlich für sich dem unreformierten Messritus von Pius V. pflegt und ein ausgewiesener Kirchenrechtsexperte, den synodalen Weg mitträgt. Die Verweigerungshaltung von Woelki und Voderholzer ist kindisch. Die WOLLEN gar keinen Dialog, weil sie sich dann nicht der Erkenntnis verweigern könnten, dass sich die Welt doch auch seit 500 Jahren weitergedreht hat.
„Zur Einstimmigkeit bei den Themen und den Verfahrensfragen hat es am Ende nicht gereicht.“
Warum eigentlich nicht? Die klare Minderheit der traditionsorientierten Bischöfe könnte sich eigentlich zurücklehnen und den Sturm im Wasserglas abwarten. Am Ende des Prozesses ist jeder Bischof Herr in der eigenen Diözese, und bei den Themen Frauen-Ordinierung und Zölibat können sie sich auf Rom verlassen.
Mir fallen folgende Gründe für die Verweigerungshaltung ein
– Wer der Meinung ist, dass bestimmte Traditionsbestände in der Katholischen Kirche für immer und ewig gelten, für den gibt es nichts zu diskutieren
– Vielleicht empfindet es der eine oder andere Bischof als Zumutung mit Laien auf Augenhöhe zu diskutieren, weil dadurch die „heilige Hierarchie“ der Kirche angetastet ist
– Wehre den Anfängen. Lieber die Kirche schrumpfen lassen und dann als Oberhirte einer kleinen treuergebenen Herde Gläubiger in altbewährter Weise vorstehen
Lieber Erasmus,
diese drei Gründe treffen wohl zu, aber ich meine, es steckt noch etwas Anderes dahinter. Ich weiß, dass es Frauen als Bischöfinnen geben wird, weil das dem Willen Gottes wie er in Gal 3 zum Ausdruck kommt, entspricht. Ich kämpfe dafür, aber nicht verbissen, sondern gelassen. Denn es wird kommen. Ich MUSS nicht für Gott kämpfen, denn er ist allmächtig. Und genau das ist umgekehrt betrachtet der beunruhigendste Grund, warum die Woelkis, Voderholzers etc. so paranoid reagieren: Sie ahnen tief, dass ihre unmenschliche und unchristliche Position verliert, verkaufen sie aber als ultrachristlich. Sie haben sich einen Götzen geschaffen, über den sie verfügen. Und für diesen Götzen müssen sie so verbissen kämpfen. Der Götze kann es ja gar nicht. Ich habe noch keinen Konservativen oder gar Reaktionären mit der Gelassenheit erlebt, dass Gott der Sache der Konservativen/Reaktionären hilft. Diese Leute meinen Gott nachhelfen zu müssen. Und das zeigt: Sie stehen nicht auf der Seite Gottes.
Wie zitiert Frédéric Martel so schön Kardinal Kasper zur Synode: „Wir gewinnen sowieso“. Das ist die richtige Gelassenheit eines Mannes, der weiß, dass er die Argumente auf seiner Seite hat – und die Barmherzigkeit Gottes.
„Sie ahnen tief, dass ihre unmenschliche und unchristliche Position verliert, verkaufen sie aber als ultrachristlich.“
Wenn es denn diese untergründige Ahnung gibt, ist sie so bewusstseinsfern, dass sie keine Rolle spielt. Nein, Woelki, Voderholzer und Kombattanten verstehen sich als Speerspitze Roms in Deutschland. Sie nehmen die schwere Bürde auf sich, den wahren katholischen Glauben gegen eine erdrückende Mehrheit im renitenten deutschen Bischofskollegium zu verteidigen und können sich sicher sein, die Mehrheit des höheren Klerus der Weltkirche hinter sich zu haben. Außer „Viel Feind, viel Ehr“ steigen nebenbei die Karrierechancen.
Da überschätzen Sie Voderholzer. Der gilt mittlerweile auch in Rom als kaum zurechnungsfähig.
Ihre Einschätzung bezüglich des Klerus mag stimmen; die überwältigende Mehrheit der Christ*innen ist nicht so. Und die wird sich durchsetzen.
Erasmus
01.10., 1:32 h
Die „Speerspitze Rom´s“ klingt wie die Betonfraktion des Sowjetimperiums in ihrem Endstadion. Gibt es denn seit Franziskus und Maria 2.0 eigentlich noch ein ´traditionelles Rom´, oder möbelt er dieses nicht längst auf, wie einst Gorbatschow jenes Sowjetimperium?!
Carla Maltese
03.10., 13:26 h
Aha!? Die rk-Kirche stand pre Franziskus immer für Konservatismus, Traditionalismus. Zwar nicht in der Art wie die Piusse, aber immerhin. Jedoch auch dafür, das selbst in jüngerer Vergangenheit gutmeinende Kritiker bzw. „Reformer“ wie Küng oder Befreiungstheologen wie Boff/Romero, einfach kaltgestellt wurden. Diese speziell resistente kath. Haltung gegenüber Veränderungen, soll sich nun also völlig verflüchtigt und einer Progressivität und Dynamik des christlichen Glaubens Platz gemacht haben?
Man wird sehen, was bei der Amazonassynode als neuen diesbezüglichen Lackmustest, heraus springt. Hoffentlich mehr beispielsweise für den „Synodalen Weg“, in den offensichtlich viele rk-Katholiken, nicht zuletzt hier im blog, wiedermal ihre Hoffnung setzen; als es bei „Amoris laetitia“ für WvG der Fall gewesen war.
Nunja, Christentum muß ja nicht neu erfunden werden! Schlappe 2000 Jahre stehen immerhin vor der jetzt aufgetauchten Frage des „synodalen Weges“. Wenn nicht der Christus, beispielsweise in Matthäus 23, das Ergebnis einer solchen neuzeitlichen Diskussion, bereits komplett vorweg genommen hat.
Möglicherweise reifte nach so einer langen Zeit ja nun die epochale Erkenntnis, das selbst s.g. ´Weiheämter´, bishin zum Papst, in der Verkündung nicht an das heranreichen können, was der Christus himself einst hinterlassen hat. Das man insbesondere angesichts der unzähligen Skandale, gerade in den höheren Hierarchien, nichts mehr der Frohen Botschaft des Christus hinzufügen konnte, schon gar nicht etwas Heiliges. Das es sich als Papst oder Kardinal, Bischof, als Gleicher unter Gleichen und ein Leib Christi, nur behaftet mit einer organischen Funktion, gar viel leichter und letztlich im christlichen Sinn wesentlich wahrhaftiger leben lässt.
Silberdistel 29.09. 01:48
– genau auf den Punkt gebracht: nicht mehr und nicht weniger als allenfalls der „primus inter pares“… Wie formulierte der Nazarener doch unmissverständlich seine Forderung „…niemand soll Euch Vater nennen, denn es gibt nur einen…“ etc., etc.
Stattdessen hat man sich die Anrede „Heiliger Vater“ wohlgemerkt für einen Menschen der Amtskirche gesichert. Wenn es denn ein Sakrileg gibt, dann ist es dieses…
Nun ja, da wurden/werden selbst die frommsten geistlichen Herren schwach: sie suchten/suchen sich nur das aus dem NT, was Ihnen gerade passt(e) und eine damals wie heute unangreifbare Position sichert(e). Der Schulterschluss mit den weltlichen Mächten gegen das einfache gläubige Volk war da nur allzu logisch…
Wanda
30.09., 16:20 h
Der Dissens zwischen der gemeinen Basis von Menschen, die die Worte und Verheißung des Christus zumindest intuitiv vernommen haben (nachdem man dessen Umstände und Erscheinung selbst nachlesen kann!) sowie einer Kirche, welche in ihren Strukturen noch immer im feudalen Mittelalter bis Frühzeit steckt, ist ja offenkundig. Nicht erst seit Maria 2.0. Daran kann auch kein nun plötzlich entdeckter „Synodaler Weg“ etwas ändern. Der bereits von der Namensgebung her recht dahergestelzt wirkt und daher auch nur wieder eine weitere Drehung des Berges Kirche insinuiert, der im Bestfall gerade mal eine Maus gebären kann. Also viel Gerede um letztlich alles beim Alten zu belassen.
Die Zeit in einer Welt die zunehmend mehr aus den Fugen gerät, ist eben reif dafür sich nach den verschiedensten gesellschaftlichen Experimenten mit bekanntem Ausgang, nun auf die Frohe Botschaft des Christus, tatsächlich einzulassen. Bzw. auf die anderen göttliche Kernweisheiten in anderen Kulturen. Nicht nur mutmaßlich ist ja selbst dem amtierenden Pontifex danach. Was nicht zuletzt gewinnbringend für die hießige Kirche und deren Klerus sein dürfte. Da wie als Fakt für die Nomenklatura des ehem. Ostblocks, nicht mehr aufrecht zu erhalten ist, was nicht mehr aufrecht erhalten kann.
Bitte die Diskussionsleitung um Nachsicht
Novalis 01.10. 21:05
– Tolle Antwort, kann ich aber so nicht stehen lassen und darf Sie fragen: Wer ist denn bezüglich der Macht in Ihrem Zitat „… denn DEIN (nicht euer) ist die Macht und die Herrlichkeit, etc.“… gemeint ?
Bezieht sich doch wohl einzig auf Gott selbst aber ganz sicher nicht auf die Nachfolger Christi, d.h. auf die hierarchisch organisierte rk. Kirche mit ihren Amtsvorstehern und erst recht nicht auf den „normalen“ Gläubigen.
Und jetzt kommen Sie bitte nicht wieder mit irgendwelchen fehlerhaften oder missverständlichen Übersetzungen aus dem Hebräischen oder dem Koine-Griechisch…
Die rk-Kirche hat sich ja spätestens seit dem ersten Konzil von Nicäa über lange Strecken als mächtige Kirche produziert, da sie – angeblich – ganz genau wußte, was der richtige christliche Glauben ist. In Konsequenz davon gar als Inquisition oder Militärmacht.
Kaum denkbar, das in der heutigen Zeit eine solche „mächtige Kirche“, deren Macht sogar bis unter die Unterwäsche reichte sowie nach all den heute bekannten Geschehnissen, Fehltritten und daraus gewonnenen Lehren, noch als eine solche gewünscht würde. Inklusive eines Papstes, der die Macht hätte wie ehemals unfehlbar zu sein. Wäre das im christlichen Sinn nicht auch eher eine schwache Kirche?!
Gerade der ´synodale Weg´ weist doch genau in die andere Richtung. In jene, back to the roots, die der Christus verheißen hat, mit dem apostrophierten ´Neuen Menschen´. Der eben keine Macht mehr hat. Sondern allenfalls engagiert macht, das er sich um Liebe und höherem Verständnis bemüht. Und daher wesentlich erfolgreicher ist, als es die ´Alten Menschen´ je gewesen waren.
Mich interessiert inzwischen der „synodale Weg“ in Deutschland nicht mehr besonders, erstens habe ich keine eindeutige Meinung dazu, zweitens wird sich ohnehin nur aufgrund dieses Prozesses sowieso nichts ändern.
Ich stehe diesem „synodalen Weg“ neutral gegenüber, erwarte mir davon nichts und deswegen hält sich mein Interesse daran in engen Grenzen.
Die Diskussionen hier im Blog bringen mir auch nicht viel, die sehr unterschiedlichen Meinungen der Stammblogger kenne ich seit Jahren, die sind genauso unbeweglich wie man es unserer Kirche immer nachsagt.
Im Übrigen liebe ich meine römisch – katholische Kirche auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, fühle mich in dieser Kirche wohl, stehe zu ihrer Lehre und zum Papsttum, nehme meinen Glauben ernst, dh., ich bin eine relativ zufriedene Katholikin.
Aus diesem Grund möchte ich mich nun endgültig nach gut sechs Jahren aus diesem Blog verabschieden.
Leben Sie wohl!
Silvia 03.10. 10:14
– Sehe ich als Verlust, zumal Sie bei aller Kritik an Ihrer Kirche zu ihr stehen. Es heisst wohl nicht ganz zu Unrecht, man könne wirkungsvoll nur von innen heraus Änderungen bewirken.
Trotz z.T. erheblich unterschiedlicher Positionen habe ich profitiert. Schade, dass unser Austausch damit endet…
Silvia
03.10., 10:14 h
Eine Diskussion besteht nunmal aus mehreren Meinungen und ich finde es auch überaus schade, das wir hier nur wenige der Protagonisten sind, die versuchen mit ihren jeweiligen Ansichten und Argumenten, die verschiedensten Aspekte zum vorgegebenen blogthema heraus zu massieren. Wenn sie uns denn tatsächlich verlassen wollten (hoffentlich nicht aus Leidensdruck), dann mögen möglicherweise neue mit reinspringen?
Silberdistel 04.10.09:21
– Sehen wir es realistisch: die Teilnehmerzahl an diesem Blog zeigt drastisch, wie gering das Interesse am Zustand und der Entwicklung der christlichen Kirchen wirklich ist, verglichen mit der oft nicht zu bewältigenden Anzahl von Zuschriften und Kommentaristen allein in den gängigen Druckmedien (ZEIT, WELT, FAZ, SZ, Spiegel etc.) und die Kurve zeigt weiterhin nach unten. Mittlerweile symptomatisch…
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