Papst warnt vor moralistischen Positionen
Zum Auftakt der Bischofssynode zur Jugend hat Papst Franziskus die Synodenväter davor gewarnt, in „moralistische oder elitäre Positionen zu verfallen“. Er mahnte die Kirchenmänner, sich an ihre eigene Jugend zu erinnern und zitierte seinen Lieblingsdichter Hölderlin „Dass dir halte der Mann, was er als Knabe gelobt.“ Die Jugendlichen, die an der Synode teilnehmen, forderte er auf, ihre Stimme frei und mit Nachdruck in die Beratungen einzubringen. Ob das wirklich gelingen wird, müssen die nächsten dreieinhalb Wochen zeigen. Denn nur zehn Prozent der rund 340 Synodenteilnehmer sind Jugendliche, die Mehrheit von 267 Teilnehmern stellen die Bischöfe und Kardinäle. Der Vatikan betonte in den vergangenen Tagen immer wieder, dass die Jugendlichen in der Vorbereitung stark eingebunden gewesen seien, etwa durch eine Vorsynode mit 300 Jugendlichen aus aller Welt im Frühjahr. Doch auf die Frage, warum die Jugendlichen nicht stärker an der nun entscheidenden Bischofssynode beteiligt sind, wussten die Verantwortlichen keine überzeugende Antwort.
Was werden die Themen sein?
Selten war im Vorfeld einer Synode so unklar, in welche Richtung die Diskussionen laufen werden. Sicherlich wird das Thema Missbrauch eine Rolle spielen. Bei der Vorsynode im Frühjahr waren auch die Sexualmoral der Kirche sowie die Rolle der Frau in Gesellschaft und Kirche viel diskutierte Themen. Ob das auch bei den nun beginnenden Beratungen der Fall sein wird, ist noch offen. Allerdings dürfte sich schon in den nächsten Tagen abzeichnen, welches die Themen und vielleicht auch die Knackpunkte bei dieser Synode sein werden.
Papst Franziskus ermutigte die Teilnehmer zu einer „ehrlichen und transparenten Kritik“, die „konstruktiv und hilfreich“ sei, „was für unnützes Gerede, Gerüchte, Unterstellungen und Vorurteile nicht gilt“. Die Jungen und die Alten in der Synodenaula mahnte er, die „Vorurteile und Klischees“ gegenüber der jeweils anderen Generation hinter sich zu lassen und auf einen offenen und ehrlichen Dialog zu setzen. Er forderte die Synodalen auf, die Gegenwart und Zukunft positiv zu sehen. Bei der Versammlung gehe es nicht in erster Linie darum, ein Dokument zu erarbeiten, das, so Franziskus, „normalerweise von wenigen gelesen, aber von vielen kritisiert wird“. Vielmehr sollten in den nächsten dreieinhalb Wochen „konkrete pastorale Initiativen erarbeiten“.
Kluft überwinden
Der Papst will die Kluft zwischen Jugend und Kirche, zwischen Jungen und Alten mit dieser Synode überwinden. Es ist ein Bemühen, das sein ganzes Pontifikat durchzieht. Damit scheint diese Versammlung sich zwar auf den ersten Blick mit einem Randthema zu beschäftigen, das weit weniger Sprengkraft besitzt als etwa der vergangene synodale Prozess zu Ehe und Familie. Doch sind wir mit der aktuellen Synode inhaltlicheinmal mehr in der Mitte des Pontifikats von Franziskus angekommen. Wiederholt zitierte er zum Auftakt Texte des II. Vatikanischen Konzils und der Konzilspäpste. Was damals angestoßen wurde, soll nun endlich in die Tat umgesetzt werden.
Die aktuellen Stürme, die mit Blick auf den Missbrauchsskandal an vielen Stellen der katholischen Weltkirche toben, hat Franziskus am ersten Tag nur gestreift, etwa als er vom „Übel des Klerikalismus“ sprach, der „eine Perversion und die Wurzel vieler Übel in der Kirche“ sei. Ohne diese Übel näher zu definieren, sagte er, die Kirche müsse für diese „demütig um Vergebung bitten“ und „bedingungen schaffen, damit sich diese Übel nicht mehr wiederholen“. Mehrere Synodenväter haben bereits angekündigt, dass sie das Thema Missbrauch in der Aula ansprechen werden. Unweit des Vatikan demonstrierten zum Auftakt Vertreter von Betroffenenverbänden aus der ganzen Welt, um auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und die mangelnde Aufarbeitung aufmerksam zu machen. Vor dem Eingang des Vatikan demonstrierte eine kleine Gruppe, die mehr Rechte für Frauen in der katholischen Kirche forderte. Es kam zu einem Gerangel mit der italienischen Polizei, die versuchte die Demonstration aufzulösen.
6 Kommentare
je geringer der klerikalismus wird, desto mehr gelangt die kirche bei dem menschen heute an. gut, dass papst franziskus das erkannt hat.
Man kann die Jugendzeit nicht mit der Lebenszeit im reiferen Alter vergleichen,da im Laufe des Lebens mehr Wissen,Kenntnisse und Erfahrungen dazu gekommen sind und manches Geloben sich später als falsch erweist.Da hat der Papst einfach Unrecht in seiner Mahnung und sollte jedem die freie persönliche Entfaltung nach dem GG Art.2,Abs. 1 überlassen.Zu dem hat jeder das Recht auf Meinungsfreiheit nach dem GG Art.5 und Meinungen können sich auch ändern.Daher bin ich auch von der röm.-kath. Kirche in die evang. Kirche konvertiert.
Meine Frage:
– beträgt der Anteil der Jugendlichen auch nur 10 Prozent an der Gesamtzahl der Gläubigen ? Wieso also sind die verschiedenen Gruppen (Laien mit Frauen und Jugendlichen einerseits – Kleriker andererseits) nicht auch ihrem Anteil gemäss in der Synode vertreten ?
– Wenn Franziskus schon das Wort Klerikalismus benutzt und diesen berechtigt kritisiert: die überproportionierte Teilnehmerzahl der Geistlichkeit an der Synode ist doch nichts anderes als Klerikalismus und er als Papst könnte das sehr wohl ändern, oder nicht ?
“ beträgt der Anteil der Jugendlichen auch nur 10 Prozent an der Gesamtzahl der Gläubigen ? Wieso also sind die verschiedenen Gruppen (Laien mit Frauen und Jugendlichen einerseits – Kleriker andererseits) nicht auch ihrem Anteil gemäss in der Synode vertreten ?
– Wenn Franziskus schon das Wort Klerikalismus benutzt und diesen berechtigt kritisiert: die überproportionierte Teilnehmerzahl der Geistlichkeit an der Synode ist doch nichts anderes als Klerikalismus und er als Papst könnte das sehr wohl ändern, oder nicht ?“
Berechtigte Kritik! Zum Nachvollzug (so wie die in Rom bis einschließlich B16 gedacht haben): Laien sind Schafe, die geweidet werden müssen, Bischöfe sind Hirten, die das Lehramt haben und denen zu gehorchen ist. In diesem Verständnis – das übrigens so erst auf dem Vatikanum I zum Tragen kam, andere Konzilien und Synoden waren weitaus offener für die Lehrbeteiligung von Nichtbischöfen – wissen durch den negativen Beistand des Heiligen Geistes (das heißt wirklich so! Gemeint ist: Der Geist verhindert das Herausfallen aus der rechten Lehre) die Bischöfe und NUR sie allein, was katholisch ist. Daher haben sie in diesem Verständnis auch das alleinige Stimmrecht. Und man schuldet ihnen deswegen Gehorsam.
Wenn Sie dieses Verständnis zu Grunde legen, dann ahnen Sie vielleicht, wie ungeheuer schwer es ist, auch nur einen Laien zusätzlich als Berater ins Boot zu holen.
…“Warnung vor moralistischen Positionen“ durch Franziskus ?
Wie verträgt sich das denn mit dem Veto aus Rom gegen eine weitere Amtszeit des jesuitischen Rektors der Hochschule St. Georgen, Ansgar Wucherpfennig, der sich für Homosexuelle eingesetzt hat ? Dessen Kommentar: das sei wie ein Schuss in den Rücken…
Seine Unterstützer laufen Sturm gegen die Entscheidung. Stadtpfarrer Werner Otto: man sei fassungslos.
– Fazit: reiht sich nahtlos ein in die verquere und konfuse Haltung des Vatikan. Scheinbar hat sich nichts geändert, alles nur Kosmetik…
Ergänzung: sollte heissen „wie ein Schuss in den Rücken aus den eigenen Reihen“…
Übrigens haben sich zu dieser absurden, aus der Zeit gefallenen Entscheidung äusserst rom-kritisch geäussert: neben anderen zahlreichen Unterstützern das Oberhaupt der Jesuiten in Deutschland Johannes Siebner, der Limburger Bischof Georg Bätzinger und Thomas Adonie vom BDKJ, der sich derzeit zur Jugendsynode in Rom aufhält…
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