Papstschreiben zur Familie am 8. April

„Amoris laetitia – über die Liebe in der Familie“ lautet der Titel des lang erwarteten Papstschreibens zu Ehe und Familie. Es wird am 8. April offiziell im Vatikan vorgestellt. Neben Synodensekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri wird der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, das Papier vorstellen. Das lässt aufhorchen, hatte sich Schönborn doch wiederholt für Veränderungen der kirchlichen Haltung etwa bei wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen. Im deutschsprachigen Arbeitskreis hatte er während der Synode im Oktober 2015 als geschickter Moderator und Vermittler zwischen den gegensätzlichen Positionen gewirkt, so dass am Ende alle Voten von allen Teilnehmern, darunter die deutschen Kardinäle Müller und Kasper, einstimmig verabschiedet wurden. Papst Franziskus hatte Kardinal Schönborn bereits damit betraut, bei der 50-Jahr-Feier der Bischofssynode im Oktober 2015 den Festvortrag zu halten.

Papst Franziskus gestern im Gespräch mit Bischöfen am Rande der Generalaudienz im Vatikan. „Amoris laetitia“ („Freude der Liebe“) fasst den Beratungsprozess zu Ehe und Familie zusammen. (Quelle: dpa)

Über den Inhalt des Dokuments ist bisher wenig bekannt. Franziskus selbst hatte gegenüber Journalisten verraten, dass es ein eigenes Kapitel über Ehevorbereitung sowie über das Thema „Kinder und Familie“ geben soll. Aus dem Vatikan ist zu hören, dass die Glaubenskongregation eine ganze Reihe von Anmerkungen am Urtext hatte. Irrlehren gebe es keine in dem Papier, heißt es mit etwas Schmunzeln aus der Kurie. An mancher heiklen Stelle bleibe das Dokument dialektisch. Das dürfte auch für die kontrovers diskutierte Frage des Umgangs mit den wiederverheirateten Geschiedenen zutreffen. Hier wird es künftig noch stärker auf die konkrete Einzelsituation ankommen. Die einen werden darin einen Fortschritt sehen, andere einen Ausgangspunkt für Differenzen, Diskussionen und Spaltungen.

Eine gute Woche muss die Welt nun also noch warten. Dann wird man sehen können, welche Schlüsse Papst Franziskus aus dem mehr als zwei Jahre dauernden synodalen Prozess gezogen hat. Auf rund 200 Seiten soll er seine Gedanken dargelegt haben. Die Sprache entsprechend seinem Grundanliegen: nicht ausgrenzend sondern integrierend. Nicht abrücken wird er vom Ideal der Unauflöslichkeit der Ehe, die für ihn nur zwischen Mann und Frau möglich ist. Doch wenn eines deutlich wurde in den drei Jahren des Pontifikats, dann das: Einfaches Schwarz-Weiß-Denken ist nicht die Herangehensweise von Papst Franziskus. Es gibt nur ganz wenige Bereiche, in denen er keine Kompromisse zulässt – etwa bei der Frage nach Leben und Tod. Was aber das Leben anbetrifft, weiß er, dass es viele Grautöne bereithält. Das hat er in seinen zahlreichen Ansprachen zum Thema gezeigt.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

19 Kommentare

  • Silvia
    31.03.2016, 18:22 Uhr.

    Jetzt müssen wir halt noch acht Tage abwarten.

    Ich hoffe nur, dass dieses nachsynodale Schreiben in den strittigen Punkten so formuliert ist, dass es nicht (wieder) einen so breiten Interpretationsspielraum zulässt, dass wieder endlos über die richtige Auslegung gestritten wird und niemand wirklich Bescheid weiß.

    Interessant ist auch, dass Kardinal Müller dieser Tage ein Buch veröffentlicht hat, in dem er seinen Standpunkt darlegt.

    Ich bin wirklich keine Freundin von Müller, aber immerhin weiß man bei ihm, wofür er steht, und das schätze ich grundsätzlich an jedem Menschen.

    • Silberdistel
      01.04.2016, 10:04 Uhr.

      Silvia
      31.03, 18:22 h
      In der Tat weiß man bei Müller für was er steht: Seinen eigenen Kirchentag zu boykottieren; Ein „Aufklärer“, der in seiner Zeit als Regensburger Bischof einen Priester, der bereits Kinder sexuell missbraucht hatte, wieder eingesetzt hatte; Der in den TvE- und „Domspatzen“-Skandalen nur ´Progromstimmung´ gegen den Katholizismus erkennen kann; Der in 100 Jahren noch keine Frauen als Priesterinnen sieht; Der in Rom eine 300 Quadratmeter große Wohnung in bester Lage bewohnt; In dessen Büros man bei einer Razzia 20.000 € in einer Würstchendose findet.
      Ein demokratisch gewählter Politiker in einem vergleichbar hohen Amt der derart kontinuierlich negativ transpiriert, wäre wohl schon längst gegangen worden.

      • Silvia
        05.04.2016, 12:15 Uhr.

        Silberdistel
        01.04.2016, 10:04 Uhr.

        Ich bezog mich ausschließlich auf Aussagen und Handlungen Müllers in seiner Eigenschaft als Glaubenspräfekt.

    • Ullrich Hopfener
      01.04.2016, 12:17 Uhr.

      ich wünsche mir „interpretationsspielraum“ wir Deutsche müssen es scheinbar immer juristisch ausformuliert haben..

      gutes Beispiel einer Antwort war der Umgang mit jener
      Frau bei den deutschen Lutheranern in Rom!

      ich kann doch meinen eigenen Weg IN der Kirche finden, dazu muss ich doch nicht in einen Kampf Modus gehen!!

      • Silvia
        05.04.2016, 12:20 Uhr.

        Ullrich Hopfener
        01.04.2016, 12:17 Uhr.

        Ein päpstliches Lehrschreiben MUSS eindeutig formuliert sein und auch dem Kirchenrecht standhalten.

        Theologisch muss es sowieso stimmig sein und anwendbar auf die gesamte Weltkirche.

        Ein päpstliches Lehrschreiben ist eben nicht die Privatmeinung des Papstes sondern hat lehramtliche Verbindlichkeit für die gesamte Weltkirche.

        Ich möchte mich hier auch nicht an Spekulationen beteiligen sondern erstmal abwarten, bis ich das Dokument in gedruckter Form in Händen halte, vorher kann ich mir keine Meinung bilden.

      • Wanda
        05.04.2016, 17:23 Uhr.

        Ulrich Hopfener 12.17
        – guter Gedanke… Nur, genau das ist die Schwierigkeit und das Problem der r.-k. Amtskirche. Sie hat sich immer mit selbstständig denkenden Gläubigen, die ihren eigenen Weg durchaus innerhalb der Kirche (nicht Amtskirche) gehen wollten, äusserst schwer getan.
        Dazu muss man nicht einmal die Historie bemühen. Ein Blick in die Neuzeit (Küng, Drewermann etc.) genügt…

  • chrisma
    01.04.2016, 6:44 Uhr.

    Genau, lieber Herr Erbacher: schwarz-weiß denken ist nicht die Herangehesweise dieses Pontifikats.Das trifft es auf den Punkt. Papst Franziskus bleibt auch auf dem Stuhl Petri „Seelsorger“ und dazu noch einer der im Moloch Buenos Aires dienst für die Menschen getan hat. Einer Stadt die alle Widersprüche dieser Welt sichtbar werden lässt. Ich freu mich auf die 200 Seiten und auf Kardinal Schönborn, der ja schon während der Synode eine gute Moderation „hingelegt“ hat. Eines ist klar: Franziskus wird nicht die Spaltung der Kirche herbeiführen, er wird nicht genau das Sagen was Einzelne von ihm verlangen, die drohen “ wenn der nicht das und dies sagt, dann bin ich…..(weg, fertig mit dem Papst was auch immer). Es wird weiter „work in progress“ bleiben und das ist gut so.

    • bernardo
      01.04.2016, 9:27 Uhr.

      Zitat: „Genau, lieber Herr Erbacher: schwarz-weiß denken ist nicht die Herangehesweise dieses Pontifikats.“

      Wenn das so ist, liebe chrisma, warum zitiert der Papst dann so oft Leon Bloy? Es tut mir leid, aber eine kohärente Linie kann ich nicht entdecken. An Papst Johannes Paul II. konnte man sich reiben – und ich habe es auch manchmal getan -, aber, um Silvia zu zitieren, man wusste immer, wo er stand. Bei Franziskus weiß ich es nicht.

  • Silvia
    01.04.2016, 12:26 Uhr.

    Wrightflyer
    01.04.2016, 0:51 Uhr.

    Es ist wohl kaum anzunehmen, dass der Papst diese 200 Seiten ganz allein im stillen Kämmerlein geschrieben hat.

    Was die Glaubenskongregation angeht, deren Aufgabe ist es u.a., päpstliche Lehrschreiben, und um ein solches handelt es sich, gegen zu lesen und dann eben auch mit Anmerkungen zu versehen. Das schließt päpstliche Alleingänge aus.

    Bei einem theologisch wenig interessierten Papsr ist es sogar notwendig.

    Ich habe die Glaubenskongregation immer kritisch gesehen aber inzwischen halte ich sie sogar für sinnvoll.

  • Ludwig Bergmann
    04.04.2016, 19:33 Uhr.

    im Text der Familiensynode an den Papst heißt es:
    („Soziale Konflikte und Spannungen 9.“) „Das Gewicht unbedachter wirtschafts- und sozialpolitischer Entscheidungen hat auch in der Wohlfahrtsgesellschaft schwerwiegende Auswirkungen auf den Unterhalt von Kindern ….“.
    Professor Wilfrid Schreiber, „Vater der dynamischen Rente“, Vorsitzender des BKU, plante für die Rentenreform 1957 in Deutschland, die Rentenversicherungsbeiträge für die Familien zu verwenden, denn ohne Kinder gibt es ja später keine Rente.
    Durch politischen Kompromiss wurden diese aber zur Finanzierung der gleichzeitigen Renten verwendet.
    Geplant waren für 2015 hundert Milliarden Euro an Rentenversicherungsbeiträgen.
    Das Bundesverfassungsgericht verurteilte unsere Rentenversicherung am 7.7.1992 wegen Benachteiligung der Erziehungsarbeit, also wegen Betruges besonders an den Müttern.
    Als Ergebnis haben sich die Geburtenzahlen in Deutschland praktisch halbiert, wir sind zu einem sterbenden Volk geworden und zum Schlusslicht in der Welt.
    Diese „Ausbeutung von Familien“ (Professor Hermann von Laer, Vechta) hat aber nicht nur Familien geschädigt, sondern uns alle.
    Das „Wirtschaftswunder“ hat uns von 1951 bis 1960 ein Wirtschaftswachstum von insgesamt über 100% beschert und einen unerwartet schnellen „Wiederaufbau“. Jetzt sind wir mit diesem Wachstum trotz riesiger Staatsverschuldung und Zinsabbau fast am Nullpunkt gelandet – wenn wir seit 1970 nur ein Wirtschaftswachstum von jährlich 4% gehabt hätten, wäre unsere Wirtschaft heute mehr als doppelt so hoch.

    Ludwig Bergmann

    • Silberdistel
      05.04.2016, 16:47 Uhr.

      Ludwig Bergmann
      04.04. 19:33 h
      Angeblich zu geringes Wirtschaftswachstum ist hier nicht das primäre Problem, Geld ist so häufig anzutreffen wie Straßenkehricht. Um es zu finden, muß man nur an den richtigen Orte suchen: Der Zinseszinseffekt sorgte und sorgt dafür, das der Deibel immer auf den größten Haufen noch einen draufsetzen kann und zwar umgeschichtet von „unten“ nach „oben“. So verfügt das oberste eine Prozent der Weltbevölkerung bereits über mehr Vermögen als der Rest. Oder anders herum besitzen 89 Reiche mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf diesem Planeten. Proportional bildet sich das Verhältnis national in Deu natürlich ähnlich ab. Zudem sind bereits mehr als zehnmal soviel an Spekulationssummen in Optionen, Derivaten usw. unterwegs, als die herkömmliche wirtschaftliche Leistung der Welt in BIP gemessen. Übrigens zahlen die großen DAX-Unternehmen kaum Steuern, so wie sich wirklich Reiche durch Steuervermeidungskonzepte besonders auch in unserem Land arm rechnen dürfen. Und zwar ohne dafür in Panama oder anderswo eine Scheinfirma gründen zu müssen. Kirchenkonzerne nutzen die ja auch gerne.
      Das Geld für Familien, Kinder, Rentner und die vor allem wirklich Fleißigen ist also längst da, nur woanders.
      Christi teils eindringliche Worte an die Begüterten dieser Welt haben also nie an Brisanz verloren. – Achja, und war da nicht doch noch das biblische Zinsverbot… ?!!

  • Silvia
    05.04.2016, 12:22 Uhr.

    Ludwig Bergmann
    04.04.2016, 19:33 Uhr.

    Soll der Papst mit seinem Lehrschreiben jetzt auch noch das deutsche Rentenrecht reformieren?

  • chrisma
    06.04.2016, 19:48 Uhr.

    Einige Ausführungen zu „theologisch nicht interessierter Papst…“ Der Papst ist Jesuit, als solcher ist er fundiert theologisch ausgebildet. Seine theologischen Wurzel sind Ignatius von Loyola und Michel Fouvre. In neuerer Zeit sind Henry de Lubac, (einem der Begründer der Nouvelle Theologie aus deren Denken u.a. Kardinal Kaspers schöpft) dazu von ihm selbst benannt Michel de Certeau und nicht zuletzt der deutschen Ausnahmetheologie R. Guardini zu nennen. Alles in allem katholische Theologie vom Feinsten. Leider hat sich hier in einigen Post’s doch eine vereinfachte Küchentheologie bei der nur zwei links zwei rechts gestrickt werden, breit gemacht. Katholische Theologie umfasst, wie kann es bei der europäischen Geschichte anders sein, eine sehr große Bandbreite. Die große Fähigkeit des Franziskus ist es aus dieser Theologie ein an der Praxis orientiertes Pastoral zu entwickeln und allgemein verständlich zu vertreten Dies wird besonders in dem hierzulande kaum bekannten Aparecida 2007 deutlich, an dem er federführend mitgewirkt hat. Es ist ein Ausblick auf das Pastoral des 21. Jahrhunderts. Dazu kommen natürlich das sehr eindeutige EG und Laudatio Si, seine erste Enzyklika. Mehr muss in drei Jahren nicht sein….. @Bernado ich setzte voraus das Sie den Begriff koharänte Linie aus der Psychologie entnehmen. Wenn Sie sich mit den oben genannten auseinandersetzten finden Sie die Grundlage für diese Linie. Hinweise auf Leon Bloy waren kleine Schmakerl am Rande.

    PS Es ist nicht die Aufgabe der Kongregation für den Glauben, den Papst, egal welchen, zu überwachen. Auch wenn Kollege Müller davon träumt…….

    • Silvia
      08.04.2016, 14:42 Uhr.

      chrisma
      06.04.2016, 19:48 Uhr.

      Ich habe NICHT gesagt, dass der Papst theologisch nicht gebildet ist, sondern NUR, dass er sich wenig für Theologie/theologische Fragen interessiert. Das ist ein Unterschied!

      man könnte es natürlich auch positiv formulieren und sagen, sein Schwerpunkt liegt auf der Pastoral, nicht auf der Theologie.

  • chrisma
    06.04.2016, 22:15 Uhr.

    @Wrightflyer,@Papessa @Silberdiestel, @Bernado (wichtig wg. koharänt!)@Alberto Knox es gibt eine sehr umfassende Zusammenfassung der klaren und sehr deutlichen Haltung des Papstes in 36 Katechesen die er 2015 auf dem Petersplatz zum Thema Familie gehalten hat. Eine Zusammenfassung dieser Katechesen finden Sie im Blog von Radio Vatikan.
    Sehr geehrter Herr Erbacher, Pater Hagenkord SJ hat den Blog „Papstgeflüster“ einmal als Ergänzung zu seinem Blog bei Radio Vatikan genannt, deshalb erlaube ich mir diesen Hinweis, nicht zuletzt unter dem Eindruck einiger Post’s, die ich, wäre ich Moderator dieses Blog’s, sicher auch veröffentlich hätte.
    Ich bedanke mich

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