Oscar Romero bald selig
Papst Franziskus hat den Weg für die Seligsprechung von Erzbischof Oscar Romero freigemacht. Heute Morgen erkannte er das Dekret zur Feststellung des Martyriums des ehemaligen Erzbischofs von San Salvador ab. Morgen wird der Postulator des Verfahrens, Erzbischof Vincenzo Paglia, Details zur geplanten Seligsprechungsfeier bekannt geben. Die Seligsprechung des 1980 ermordeten Kirchenmanns war lange Zeit umstritten – sowohl in seiner Heimat El Salvador als auch im Vatikan. Jorge Mario Bergoglio, Papst Franziskus, hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er in Romero einen Märtyrer sieht.
Symbolfigur für Befreiungstheologie
Für viele Katholiken in Lateinamerika und darüber hinaus ist Oscar Arnulfo Romero die Symbolfigur für eine Kirche an der Seite der Armen in Opposition zu korrupten Politikern und Militärmachthabern. Zwar galt er bei seiner Ernennung zum Erzbischof von San Salvador 1977 als konservativ und unpolitisch. Doch angesichts des Leids der Bevölkerung durch die Unterdrückung und die brutale Gewalt der Machthaber wird er immer politischer, stellt sich offen gegen die Militärs, fordert die Aufklärung von Verbrechen, setzt sich ein für Recht und Gerechtigkeit. Romero wird zu einem der bekanntesten Kirchenhierarchen, die die „Theologie der Befreiung“ leben. Am 24. März 1980 wird er schließlich während der Heiligen Messe von einem Scharschützen ermordet.
Bereits 1990 wird das Seligsprechungsverfahren für Romero auf diözesaner Ebene eröffnet. 1997 geht der Prozess in den Vatikan. Dort kommt er immer wieder zum Stocken. Gegner der Seligsprechung führen immer wieder das Argument an, die Ermordung Romeros sei politisch motiviert gewesen. Damit fehle ein entscheidendes Moment für einen Märtyrertod, bei dem der Betroffenen seines Glaubens wegen ermordet worden sein muss.
Verfahren im Vatikan blockiert
Papst Benedikt XVI. stellte dazu 2007 auf dem Flug von Rom nach Sao Paolo auf die Frage eines Journalisten fest, Romero sei ein „Mann von großer christlicher Tugend, der sich für den Frieden und gegen die Diktatur eingesetzt hat und der während der Feier der heiligen Messe ermordet wurde. Also ein wahrhaft ‚glaubwürdiger’ Tod, der Tod eines Glaubenszeugen.“ Allerdings sei er politisch “instrumentalisiert“ worden. Dies müsse verhindert werden. Diese Instrumentalisierung und interner Streit unter den Bischöfen Lateinamerikas war ein Grund für die Verschleppung des Verfahrens.
Papst Franziskus hatte in den vergangenen knapp zwei Jahren seiner Amtszeit immer wieder erkennen lassen, dass ihm an einer schnellen Seligsprechung Romeros gelegen ist. Schon beim Treffen mit dem diplomatischen Korps wenige Tage nach seiner Wahl soll Franziskus nach Angaben der Zeitschrift „The Tablet“ gegenüber einem Mitglied der salvadorianischen Delegation seine Hoffnung auf eine baldige Seligsprechung Romeros zum Ausdruck gebracht haben. Erzbischof Paglia hatte Franziskus kurz nach seiner Wahl zum Papst gebeten, dass Verfahren zu „entblockieren“. Später erklärte Franziskus einmal gegenüber Journalisten, der Prozess sei in der Glaubenskongregation einige Jahre „aus Vorsicht blockiert“ gewesen.
Die Zeit des Wartens scheint nun vorbei. Morgen gibt es Details zum Verfahren und dann vermutlich auch einen Termin für die Seligsprechungsfeier. Diese dürfte noch in diesem Jahr in San Salvador stattfinden. Franziskus hatte beim Rückflug von Manila nach Rom vor zwei Wochen erklärt, dass er die Seligsprechung voraussichtlich nicht selbst vornehmen werde. Er hatte auf die seit einigen Jahren geltende Praxis verwiesen, dass Seligsprechungen im jeweiligen Land des neuen Seligen von einem päpstlichen Legaten durchgeführt werden; nur Heiligsprechungen nimmt der Papst persönlich vor.
Papstbesuch in Sarajevo
Papst Franziskus hat übrigens am Sonntag überraschend angekündigt, dass er am 6. Juni zu einem Tagesbesuch nach Sarajevo, die Hauptstadt von Bosnien Herzegowina, reisen möchte. Der Besuch solle eine „Ermutigung für die gläubigen Katholiken“ sein sowie „das Gute fördern und zur Festigung von Brüderlichkeit und Frieden sowie dem interreligiösen Dialog und der Freundschaft beitragen“. Während des Bosnienkriegs (1992-1995) war Sarajevo zwischen Bosniaken und bosnischen Serben stark umkämpft. In dem Krieg wurden mehr als 100.000 Menschen getötet, allein 12.000 in Sarajewo selbst. Die Stadt wurde zum Symbol für die Feindschaft und später dem Versuch der Versöhnung zwischen den Volksgruppen. Allerdings kam der Prozess der Aussöhnung in letzter Zeit etwas ins Stocken. Mit Sarajevo besucht Franziskus eine multiethnische und multireligiöse Stadt. Ähnlich wie schon bei seinem Besuch in Albanien im September vergangenen Jahres möchte der Pontifex Brückenbauer sein zwischen den Kulturen und Religionen. Erneut hat er in Europa einen Staat an der Peripherie gewählt für eine Reise, einen Brennpunkt. Es ist der zweite Besuch auf dem Balkan, während, von der Europavisite in Straßburg Ende November abgesehen, der Rest Europas warten muss.