Frauen an die Macht! Aber …
Frauen an die Macht! Das hat sich die Deutsche Bischofskonferenz vorgenommen; allerdings nur so lange es sich nicht um Weiheämter handelt. Das machte der Vorsitzende der Pastoralkommission der DBK, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, am Nachmittag in Fulda deutlich. Frauen sollten noch viel mehr an Leitungsaufgaben der Kirche beteiligt werden. Längst seien noch nicht alle Chancen genutzt, die das II. Vatikanische Konzil eröffnet habe. Noch immer seien Frauen in Leitungsaufgaben unterrepräsentiert. Papst Franziskus aus seinem jüngsten Interview zitierend, erklärte Bode: „Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Herausforderung heute ist: reflektieren über den spezifischen Platz der Frau gerade auch dort, wo in den verschiedenen Bereichen Autorität ausgeübt wird.“ Bode wollte sich nicht auf eine Quote festlegen lassen. Doch sprach er von mindestens einem Drittel Frauen in leitenden Positionen als einem erstrebenswerten Ziel.
Bode warnte davor, sich in der Frauenfrage zu sehr auf die Weiheämter zu konzentrieren. Es müsse vielmehr darum gehen, über das Miteinander von Frauen und Männern im Leben der Kirche nachzudenken. Er verwies dabei auf den Studientag der Deutschen Bischofskonferenz bei der Frühjahrsvollversammlung in Trier zu diesem Thema. Damals hatten sich die Bischöfe am Ende mit einer Erklärung verpflichtet, „Frauen noch stärker bei der Wahrnehmung von Verantwortung zu fördern“. Die Vorträge und Ergebnisse des Studientages sind jetzt in einem Buch erschienen, das Bode am Rande der Herbstvollversammlung vorstellte.
Dabei machte er auch deutlich, dass er derzeit keine Chance für eine Priesterweihe von Frauen sehe. Er verwies dabei auf das biblische Zeugnis, demnach Jesus auch nur Männer in den engsten Zirkel der Apostel berufen habe; obwohl er an anderer Stelle durchaus auch das patriarchale System der Zeit zugunsten von Frauen durchbrochen habe. Chancen sieht Bode allerdings bei der Frage eines Diakonats der Frau. Dabei wies er allerdings darauf hin, dass das Diakonenamt ein Dienstamt und kein Leitungsamt sei.
Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ hatte den Bischöfen gestern vorgeworfen, Frauen zu diskriminieren. Der Sprecher der Bischofskonferenz bezeichnete dies als „bar jeder Realität“. Das Thema „Frauen und katholische Kirche“ bleibt ein Aufregerthema. Papst Franziskus bringt es seit Monaten immer wieder auf die Tagesordnung. Der oberste Hirte hält dieses heikle Thema präsent. Das schafft auch einen Erwartungsdruck. Die deutschen Bischöfe haben sich im Frühjahr Einiges vorgenommen. Jetzt gilt es, dies auch konkret umzusetzen. Hier gibt es in einigen Bistümern wie Osnabrück oder Berlin gute Ansätze etwa mit Frauen in leitenden Positionen im Seelsorgeamts- oder Ordinariatsbereich sowie als Leiterin der diözesanen Caritas. Doch Papst Franziskus hat selbst gesagt (bei seinem Interview auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio), dass das nicht ausreicht. Was will er dann?
P.S. Die Ergebnisse des Studientags der Bischofskonferenz sind veröffentlicht unter dem Titel: Bode, Franz-Josef (Hg.): Als Frau und Mann schuf er sie. Über das Zusammenwirken von Frauen und Männern in der Kirche. Bonifatius-Verlag Paderborn 2013. Das Buch bietet u.a. interessante Zahlen. In Leitungspositionen der Generalvikariate/Ordinariate, also der obersten Verwaltung der Bistümer, sind 2012 in der obersten Leitungsebene von insgesamt 220 Stellen knapp 13% von Frauen besetzt (2005 waren es 5%), knapp 38% von männlichen Laien und 49,5% von Priestern. Oberste Leitungsebene definiert sich dabei „umfangreiche Entscheidungsbefugnis direkt ‚unterhalb‘ des Bischofs und seines Stellvertreters“. Auf der mittleren Leitungsebene waren 2012 von 442 Stellen 19% mit Frauen besetzt (2005 waren es 13%), knapp 68% mit männlichen Laien und knapp 12% mit Priestern. Ein starker Anstieg des Frauenanteils ist demnach seit 2011 zu beobachten. Neben den Zahlen gibt es eine Aufstellung der Dienste, die nach geltendem Kirchenrecht von Frauen im pastoralen Dienst und Liturgie ausgeübt werden können.
P.P.S. Das Papstinterview mit den Jesuitenzeitschriften vom vergangenen Donnerstag liegt in einer neuen, revidierten Fassung vor. Es wurden nur geringfügige Veränderungen vorgenommen und Übersetzungsfehler korrigiert. Die neue Version ist auf der Internetseite der deutschen Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“ zu finden. In der Tat wirkte manche Formulierung der ersten Version beim Lesen etwas holprig. Allerdings hätte dies angesichts der Bedeutung des Interviews nicht passieren dürfen. Die Revision wurde nicht vom Vatikan durchgeführt, sondern vom Lektor des Verlags, der in wenigen Tagen das Interview in Buchform herausbringt, in Abstimmung mit dem Chefredakteur von „Stimmen der Zeit“.
P.P.P.S. Zum Abschluss ‚mal wieder die Bitte an die Mitdiskutierer hier im Blog, doch etwas verbal abzurüsten. Das Thema Frauen wird sicher wieder kontrovers diskutiert werden. Das ist auch gut so; aber bitte stets mit Respekt gegenüber den anderen Beteiligten hier im Blog.