Zwischen Friedensappell und Bankmillionen

Papst Franziskus leitete gestern am späten Nachmittag im Petersdom eine Eucharistische Anbetung, die zeitgleich nach Vatikanangaben in über 70 Ländern gefeiert wurde. Das Vatikanfernsehen stellte Live-Bilder aus dem Petersdom zur Verfügung, die teilweise in die Kirchen und Kathedralen rund um den Globus übertragen wurden. Die ganze Aktion stand unter dem Thema „Ein einziger Herr, ein einziger Glaube“ und war Teil des Jahrs des Glaubens, das Papst Benedikt XVI. für 2013 ausgerufen hatte.

Papst Franziskus erteilt den Segen.

Obwohl es sich bei dem Ereignis um eine zutiefst spirituelle Zeremonie handelt, gab Papst Franziskus dem Ganzen doch eine durchaus politische Note. Er ließ vorab verkünden, dass das Gebet denen in der Welt gewidmet sei, die unter neuen Formen der Sklaverei leiden, – auch in der Arbeitswelt – den Opfern von Krieg, Menschen- und Drogenhandel sowie den Kindern und Frauen, die unter Gewalt litten. Auch wenn Papst Franziskus bei der einstündigen Zeremonie selbst das Wort nicht ergriff, die Intention der Veranstaltung war klar.

Schon beim Mittagesgebet wurde Franziskus ungewöhnlich politisch. „Alles geht verloren mit dem Krieg. Alles gewinnt man mit Frieden.“ So lautete seine Botschaft, die von den mehreren zehntausend Menschen auf dem Petersplatz mit lang anhaltendem Applaus erwidert wurde. Er griff dabei ein Wort seines Vorgängers Papst Paul VI. bei dessen Rede vor der UN-Vollversammlung 1965 auf. Franziskus forderte ein Ende der Gewalt in Syrien; lobte zugleich Zeichen der Hoffnung in Lateinamerika, wo es in jüngster Zeit Schritte in Richtung Frieden und Versöhnung gebe. Auch wenn Franziskus Kolumbien nicht eigens erwähnte, dürften seine ermutigenden Worte auf die Fortschritte in den Verhandlungen zwischen den linksgerichteten Rebellen FARC und der Regiering in Bogota anspielen.

Am Morgen hatte der Papst mit Eltern von in Friedensmissionen getöteten Soldaten sowie im Friedenseinsatz Verwundeten die Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta gefeiert. Dabei bezeichnete er Krieg als „Irrsinn“, als „Selbstmord der Menschheit und der Menschlichkeit“.  Der Krieg sei ein „Glaubensbekenntnis an das Geld, an die Götzen, die Götzen des Hasses, jene Götzen, die dich dazu bringen, deinen Bruder zu töten und letztlich die Liebe. Anlass für den Gottesdienst war der italienische Nationalfeiertag am 2. Juni begangen wird.

Unterdessen hat in dieser Woche die Vatikanbank IOR eine Informationsoffensive gestartet. Ausgewählten Medien hatte der deutsche Chef der Bank, Ernst von Freyberg, Interviews gegeben. Darin kündigt er an, dass künftig die Geschäfte des „Instituts für religiöse Werke“, so der offizielle Titel der Bank, transparenter gestaltet werden sollen. Außerdem sollen die Geldwäscher unter den Kunden aussortiert werden. Bis zum Sommer möchte die Bank demnach alle Anforderungen der vatikanischen Finanzaufsicht AIF sowie internationaler Finanzregeln erfüllen. Von Freyberg war im Frühjahr von Papst Benedikt XVI. mit dem Auftrag ernannt worden, die Bank auf einen „sauberen Kurs“ zu bringen. Von Freyberg spricht jetzt von „Null Toleranz“ gegenüber Geldwäschern und Finanzkriminalität.

Im Oktober will er im Internet erstmals einen Geschäftsbericht veröffentlichen. Da darf man gespannt sein. Immerhin verriet von Freyberg, dass die Bank 114 Mitarbeiter hat. Sie verwaltet rund 6,3 Milliarden Euro auf den 18.900 Konten von Orden, Bistümern, religiösen Institutionen und Privatleuten. Der aktuelle Gewinn der Bank in Höhe von 86,6 Millionen Euro stehe Papst Franziskus zur freien Verfügung. In der Vergangenheit wurde das Geld für soziale Zwecke sowie zur Unterstützung Kirchen in den Ländern des Südens eingesetzt. Goldreserven hat das Institut übrigens im Wert von 36 Millionen Euro bei der US-Notenbank deponiert.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.