Post aus Riad
Papst Franziskus hat heute Post aus der saudischen Hauptstadt Riad bekommen. Am Rande der Generalaudienz übergab der saudische Botschafter in Italien, Saleh Mohammad al Ghamd, einen Brief des saudischen Königs Abdullah. Über den Inhalt wurde nichts bekannt. Der Heilige Stuhl und Saudi Arabien unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Das Verhältnis ist nicht einfach, denn Christen ist es in Saudi Arabien verboten, Gottesdienste zu feiern und öffentlich religiöse Symbole zu tragen. Für den Vatikan eine unerträgliche Situation. Seit Jahren ist man um eine Verbesserung der Situation bemüht.
Aufsehen erregte daher der Besuch König Abdullahs Anfang November 2007 bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan. Erstmals trafen der Hüter der Heiligen Stätten des Islams, Medina und Mekka, und das Oberhaupt der katholischen Kirche zusammen. Thema des halbstündigen Gesprächs war damals nach offiziellen Angaben die Situation im Nahen Osten und der interreligiöse Dialog. Ein Jahr nach der Regensburger Rede Benedikts XVI., die zu heftigen Protesten in der islamischen Welt geführt hatte, galt das „historische Treffen“ als Zeichen dafür, dass die Spannungen überwunden waren. Abdullah konnte sich dann aber doch eine Anspielung auf Regensburg nicht verkneifen und schenkte dem Papst ein reich verziertes Schwert.
Der Besuch, für den der König in konservativen islamischen Kreisen heftig kritisiert worden war, wurde allgemein als deutliches Zeichen für den Wunsch eines dauerhaften Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und Riad gewertet. Entsprechend unterstützte der Vatikan auch die Gründung eines interreligiösen Zentrums in Wien, das den Namen des Königs trägt und mit saudischen Mitteln finanziert wird. Im Leitungsrat des „King Abdullah Bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue“ sind alle vier Weltreligionen vertreten. Der Heilige Stuhl hat offiziell einen Beobachterstatus. Der Vatikan verteidigte das Zentrum gegen Kritik wegen der starken Einflussnahme Saudi-Arabiens bei dem Projekt.
So gibt es trotz der fehlenden diplomatischen Beziehungen einen regen Kontakt zwischen dem Vatikan und Riad. Der Brief heute ist ein weiteres Beispiel. Wenn dieser Kontakt dazu beiträgt, das Verhältnis zwischen Islam und Christentum im positiven Sinn voranzubringen, ist er nur zu begrüßen. Die Frage ist, wann es konkrete Ergebnisse gibt.
P.S. Das saudische Königshaus ist nicht die einzige islamische Instanz, die Kontakt zu Papst Franziskus sucht. Imam Ahmed Al Tayeb von der Al-Azhar-Universität in Kairo hatte nach der Wahl Bergoglios zum Papst ein Glückwunschschreiben geschickt, in dem er „volle Zusammenarbeit“ anbot, „um gemeinsame Werte zu sichern und der Kultur des Hasses und der Ungleichheit ein Ende zu setzen“. Er hoffe, dass man den Dialog wieder aufnehmen werde, nach den Problemen im Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Die Al-Azhar-Universität, die eine der wichtigsten Autoritäten im sunnitischen Islam ist, hatte Anfang 2011 den Dialog mit dem Vatikan unterbrochen. Vorausgegangen war eine Rede Papst Benedikts XVI., in der er mehr Religionsfreiheit in islamischen Ländern gefordert hatte. Darüber waren Islamgelehrte verärgert und froren den Dialog vorübergehend ein.
P.P.S. Papst Franziskus hat heute vor einer „Babysitter-Kirche“ gewarnt. Beim Morgengottesdienst in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta, den er mit Mitarbeitern der Vatikanbank IOR feierte, sagte er: Die Gläubigen dürften nicht passiv sein und auf Betreuung warten. So eine Kirche sei eine „eingeschlafene Kirche“. Jeder Getaufte müsse Christus mit Worten und Taten bezeugen. Glaubensverkündigung sei nicht nur eine Sache der Funktionsträger, sondern aller Getauften. Franziskus erinnerte an die Situation in Japan im 17. Jahrhundert, wo die Missionare vertrieben wurden. Als sie nach 200 Jahren zurückkehrten, seien alle katholisch getauft und verheiratet gewesen „Dank des Werks der Getauften“. Dieses Beispiel brachte Bergoglio als Kardinal immer wieder, wenn es um die Frage nach den Laien in der Kirche ging. Wie er sich das konkret im 21. Jahrhundert vorstellt, darauf darf man gespannt sein.
P.P.P.S. Die vatikanischen Museen müssen demnächst wohl eine neue Abteilung eröffnet. Heute bekam der begeisterte Fußballfan Franziskus schon wieder ein Fußballtrikot geschenkt. Dieses Mal von seinem Landsmann Lionel Messi – mit Unterschrift. Der Fußballstar war allerdings nicht persönlich bei der Generalaudienz. Das Trikot wurde von einem Priester überreicht. Erst am Montag hatte Spaniens Ministerpräsident Rajoy ein Shirt der spanischen Fußballnationalmannschaft überreicht. Mehrere Trikots des päpstlichen Lieblingsvereins San Lorenzo in Buenos Aires sind ebenfalls schon in der Sammlung.