Christen und Muslime vereinigt euch …

Jugendliche aus dem Irak beim Papsttreffen

… um der Gewalt und den Kriegen ein Ende zu setzen. Nein, es geht hier nicht um Synkretismus, sondern um das Überleben und die Zukunft einer ganzen Region. Mit einem flammenden Appell für ein Miteinander der Religionen beim Jugendtreffen in Bkerke hoch über der Bucht von Beirut ist der zweite Tag des Papstbesuchs im Libanon zu Ende gegangen. Erstmals richtete Benedikt XVI. dabei ein Wort an muslimische Jugendliche. Zusammen mit den christlichen Altersgenossen seien sie die Zukunft des Libanon und der gesamten Region. „Der gesamte Nahen Osten muss mit Blick auf euch einsehen, dass Muslime und Christen, Islam und Christentum ohne Hass und in der Achtung des Glaubens eines jeden zusammenleben können, um gemeinsam eine freie und menschliche Gesellschaft aufzubauen.“

Ich habe den Eindruck, dass der Papst damit den rund 20.000 Jugendlichen aus dem Herzen spricht. Aus dem ganzen Nahen Osten sind sie gekommen. Unter ihnen ist auch die 18-jährige Mirna aus Irbil im Irak. Zusammen mit Dutzenden anderen aus ihrer Jugendgruppe singt und tanzt sie ausgelassen während des rund dreistündigen Vorprogramms. Zuhause sieht ihr Alltag anders aus. Sie wünscht sich ein so gutes Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen, wie sie es im Libanon erfährt. Im Irak stünden die Religionen oft gegeneinander, erzählt sie. „Egal was wir machen, immer wieder haben wir Muslime gegen uns. Bei uns sind die Beziehungen viel schwieriger als hier im Libanon.“ Aber ihre Zukunft zu Hause? Da zuckt Mirna nur die Achseln.

Gottesdienst mit Tanz

Etwas ungewöhnlich war die Jugendbegegnung dieses Mal: ein Wortgottesdienst mit liturgischem Tanz und musikalischem Szenenspiel; ein Papst, der begeistert applaudiert. Zwar gehört die Jugendbegegnung mittlerweile zum festen Bestandteil vieler Papstreisen; doch in Zagreb oder Freiburg waren sie in den letzten Jahren meist „ruhiger“. Beirut hat gezeigt, dass es auch anders geht. Die Inszenierung beeindruckte. Was aber bleibt für den schwierigen Alltag der Jugendlichen in der Region? Benedikt XVI. versuchte, ihnen Mut zu machen. Wird das ausreichen? Auch im Nahen Osten kämpfen die Kirchen zunehmend mit dem Umstand, dass ihnen die Jugend wegbricht.

Informationen zur Reise und die Texte der Ansprachen gibt es hier: http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/travels/2012/index_libano_ge.htm

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.