Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst in Kasachstan: Geist von Helsinki neu aufleben lassen

Zum Auftakt seiner 38. Auslandsreise hat Papst Franziskus Religionsfreiheit und mehr konkrete Demokratie in Kasachstan gefordert. Mit seinen rund 150 ethnischen Gruppen und über 50 Sprachen sei das Land ein „einzigartiges multiethnisches, multikulturelles und multireligiöses Laboratorium“. Demokratie und Modernisierung dürften sich nicht nur auf Ankündigungen beschränken, sondern müssten sich konkret im Dienst an den Menschen auswirken. „Demokratie sei „die geeignetste Form, um die Macht in einen Dienst zum Wohle des gesamten Volkes und nicht nur einiger weniger zu verwandeln“. In seiner Rede beschwor er mit Blick auf die aktuelle Weltlage einen „neuen Geist von Helsinki“. Franziskus besucht Kasachstan, um an einem interreligiösen Dialogtreffen teilzunehmen. Dabei wollte er am Rande auch den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. treffen. Dieser sagte seine Teilnahme aber vor wenigen Tagen ab. Dass Franziskus dennoch an dem eher wenig bedeutenden Religionsgipfel teilnimmt, könnte mit seiner Asienstrategie zusammenhängen.

Herzlicher Empfang für den Gast aus dem Vatikan durch Präsident Tokayev. (Quelle: Erbacher)

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Der schwere Weg der Synodalität

Mit einer richtungsweisenden Entscheidung ist am Samstag die Vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs zu Ende gegangen. Die Mehrheit der Synodalen stimmte für einen „Synodalen Ausschuss“. Dieser soll nach Ende des Synodalen Wegs im März 2023 die noch ausstehenden Texte bearbeiten und über diese entscheiden. 87 Prozent der Bischöfe waren ebenfalls dafür. Damit sind bei dem Treffen viele wichtige Entscheidungen getroffen worden. Zugleich war die Stimmung während der Tage von Frankfurt angespannt. Vor allem von eher konservativen Vertreterinnen und Vertretern, darunter Bischöfe und Laien, war wiederholt von großem Druck die Rede. Dieser werde im Prozess aufgebaut, um möglichst viele Beteiligte auf Reformkurs zu bringen. Jenseits aller Mühen geht von Frankfurt das Signal aus, dass Veränderungen möglich sind. Nach Rom geht das Signal, dass sich die Kirche in Deutschland Debatten nicht verbieten lässt.

Die Bischöfe haben untereinander einen großen Gesprächsbedarf. Das wurde in den Tagen von Frankfurt einmal mehr deutlich. (Quelle: Erbacher)

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Synodaler Weg fasst wieder Tritt

Der Synodale Weg hat am Freitag wieder in die Spur zurückgefunden. Mit großer Mehrheit wurde ein Text verabschiedet, der die Rolle der Frauen in der Kirche stärken soll. Der Papst wird darin aufgefordert, die Ablehnung der Weihe für Frauen zu überprüfen. Nach einer offenen Debatte, an der sich auch erstmals viele Bischöfe beteiligten, wurde der Text am späten Nachmittag mit über 90 Prozent der Gesamtversammlung verabschiedet, über 80 Prozent der Bischöfe stimmten zu. Damit war die Zweidrittelmehrheit erreicht. Diese hatte am Vorabend beim Text zur Sexualethik gefehlt und den Synodalen Weg in eine tiefe Krise gestürzt.

Bischof Bätzing eröffnete den Tag mit selbstkritischen Worten in Richtung Bischofskonferenz. (Quelle: Erbacher)

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Sperrminorität der Bischöfe stürzt Synodalen Weg in Krise

Mit einem Paukenschlag ist die vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt gestartet. Der Text zur Sexualethik erreichte zwar die Zustimmung von über 80 Prozent der Gesamtversammlung, erzielte aber nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. Dieses Ergebnis führte zu großer Enttäuschung unter der Mehrheit der Laien und Ratlosigkeit bei vielen der 33 Bischöfen (61%), die dem Text zugestimmt hatten. Unmut wurde laut, dass sich die Gegner von Reformen unter den Bischöfen nicht im Vorfeld der Abstimmung öffentlich positionierten. In vielen Wortmeldungen der Laien wurde deutlich, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen angesichts des Schweigens vieler Bischöfe und deren Nichtbeteiligung in der Gruppenphase. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sprach von „persönlicher Enttäuschung“. Der Synodale Weg sei in einer „krisenhafte Situation“. Das Abstimmungsergebnis sei ein „Ergebnis der Bischöfe“. Irme Stetter-Karp, die Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, erwarte, dass die Bischöfe zu ihrer Meinung stehen. Am Abend zogen sich die Bischöfe und die Laien zu getrennten Beratungen darüber zurück, wie die Versammlung am Freitag weitergehen soll.

Synodale protestieren, nachdem der Text zur Sexualethik die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe knapp verfehlt. (Quelle: Erbacher)

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Debatte in „brüderlichem Klima“

Es gab keine Sensation beim ersten Treffen aller Kardinäle seit sieben Jahren. Zwei Tage lang debattierte der „Senat der Kirche“ über die Kurienreform. Dabei zeigte sich, dass viele der Änderungen von den meisten positiv gewertet werden, vor allem ein Thema aber treibt manchem Kardinal die Schweißperlen auf die Stirn: die Öffnung der Chefposten vatikanischer Dikasterien, wie die Ministerien jetzt alle heißen, für Laien. Die Kritiker sehen juristische und theologische Probleme, die es noch besser aufzuarbeiten gelte, ist am Rande zu hören. Außerdem wurde über die Finanzen des Vatikans gesprochen. Hier sind wichtige Reformen durchgeführt worden, doch in den Kassen herrscht offenbar Ebbe. Ein wichtiges Ziel des Treffens scheint erreicht, die Kardinäle konnten sich etwas besser kennenlernen. Der amtierende Papst hingegen scheint weit entfernt von einem Rücktritt. Vor ihm liegen große Aufgaben. Er muss der Kurienreform Leben einhauchen und wichtige Personalentscheidungen treffen. Aber nicht nur das.

Wo bleiben die Frauen? Protest am Rande der Kardinalsversammlung im Vatikan. (Quelle: @joshjmac)

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Franziskus und die „innere Freiheit“

Papst Franziskus betete am Grab von Coelestin V. (Quelle: VaticanMedia)

Mit Spannung war der Besuch von Papst Franziskus in L’Aquila an diesem Sonntag erwartet worden. Wird er sich ein Beispiel an Coelestin V. nehmen und zurücktreten? Ausgeschlossen hat Franziskus das nie, doch aktuell sieht er den Zeitpunkt dafür nicht gekommen. Er spricht lieber über die „innere Freiheit“, die Coelestin ausgezeichnet habe. Er stehe für eine Kirche, die frei sei von weltlicher Logik, so Franziskus. Eine Anspielung auf den Rücktritt kann er sich in der Predigt dann aber doch nicht verkneifen. Der Grund für seinen Besuch war die Eröffnung der „Wallfahrt der Vergebung“, die heute stattfand, sowie die Erinnerung an die Opfer des Erdbebens von 2009 in L’Aquila, das damals über 300 Todesopfer forderte, viele Menschen verloren ihre Existenz.

 

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Ein bisschen Klassentreffen, ein bisschen Vorkonklave

Mit der Aufnahme von 20 neuen Kardinälen ins Kardinalskollegium startet an diesem Samstag im Vatikan ein Treffen aller Kardinäle, dass Beobachtern viele Rätsel aufgibt. Denn erst zum zweiten Mal in seinem Pontifikat versammelt Franziskus die Kardinäle zu Beratungen. Offiziell will er über die Kurienreform sprechen, doch Beobachter gehen davon aus, dass es dem Pontifex um etwas ganz anderes geht. Seinen Rücktritt wird er nicht verkünden, doch es könnte durchaus um das nächste Konklave gehen und um organisatorische Fragen eines Papstrücktritts. Sicher aber ist, die Kardinäle haben nach acht Jahren wieder einmal die Gelegenheit zur Begegnung. Die kommenden vier Tage sind also auch eine Art Schaulaufen, Kennenlernen und Abtasten für eine künftige Papstwahl.

Traditionell statten die neuen Kardinäle dem emeritierten Papst einen Besuch ab. Quelle: VaticanMedia

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Papst: Nicht an Krieg gewöhnen!

Ostern 2022 steht im Zeichen des Ukrainekriegs. In seiner Osterbotschaft rief Papst Franziskus die Menschen auf, „von unseren Balkonen und auf den Straßen mit lauter Stimme den Frieden zu verlangen“. Niemand dürfe sich an den Krieg gewöhnen. „Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden“. Die Menschen hätten zu viel Blutvergießen und zu viel Gewalt gesehen. Ausgehend von der Ukraine erinnerte Franziskus beim Urbi et orbi an die Konflikte weltweit, vom Heiligen Land über Afrika bis nach Asien. „Der Friede ist möglich, der Frieden ist eine Pflicht, der Frieden ist die vorrangige Verantwortung aller“, erklärte der Pontifex.

Papst Franziskus verliest seine Osterbotschaft vor dem traditionellen Segen „Urbi et orbi“. (Quelle: reuters)

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Benedikt XVI. wird 95

Kein Kirchenmann hat die Geschicke der katholischen Kirche in den vergangenen Jahrzehnten so stark geprägt wie Joseph Ratzinger. An diesem Samstag feiert er seinen 95. Geburtstag – still und leise. Das liegt nicht zuletzt an der jüngsten Debatte um die Rolle Ratzingers im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Doch nur auf diesen Aspekt seines Wirkens als Theologe, Erzbischof, Präfekt und Papst zu blicken, greift zu kurz. Ratzinger steht für Widersprüche in der eigenen Biografie und er fordert Widerspruch heraus – auch in seiner Zeit als emeritierter Papst. Ihn in Bausch und Bogen zu verurteilen, wie das Kritiker gerne vorschnell machen, wird ihm nicht gerecht.

Benedikt XVI. bei seinem letzten öffentlichen Auftritt als Papst am Abend des 28. Februar 2013 in Castelgandolfo. (Quelle: reuters)

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Gegen den „Schiffbruch der Zivilisation“

Der zweite Tag von Papst Franziskus auf Malta stand ganz im Zeichen der Migration. Am späten Nachmittag besuchte der Pontifex ein kirchliches Aufnahmezentrum. Dabei würdigte er einerseits den Einsatz der Malteser für die Migranten. Zugleich machte er einmal mehr deutlich, dass aus seiner Sicht beim Thema Migration, die Zivilisation auf dem Spiel stehe. Migration sei ein Zeichen der Zeit. „Und für uns Christen steht auch unsere Treue zum Evangelium Jesu auf dem Spiel“, erklärte Franziskus. Von den Migranten forderte der Pontifex, ebenfalls zu „Zeugen und Förderern der Aufnahme und der Geschwisterlichkeit“ zu werden.

Papst Franziskus beim Besuch eines Aufnahmezentrums für Geflüchtete auf Malta. (Quelle epa/VaticanMedia)

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