Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst Franziskus in Lateinamerika – Tag 6

Nach dem Tag der Worte gestern, war heute der der Zeichen. Papst Franziskus besuchte zum Abschluss seines Besuchs in Bolivien die Gefangenensiedlung Palmasola in Santa Cruz, wo rund 5000 Gefangene leben. Er kritisierte dabei die Überbelegung, „Langsamkeit der Justiz“ und Gewalt. Den Insassen bot er die Möglichkeit, vor der Weltpresse ihre Situation zu schildern. Am Nachmittag  startete der Pontifex dann seine dritte Etappe bei der 9. Auslandsreise in Paraguay. Beim Treffen mit Politikern und dem diplomatischen Korps forderte er ein entschiedenes Vorgehen gegen Korruption sowie eine wirtschaftliche Entwicklung, die die Schwächsten nicht ausschließt.

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Papst Franziskus in Lateinamerika – Tag 5

Der Papst ist ein Sozialist!? Spätestens seit heute muss man mit einem absoluten „Nein“ etwas vorsichtig sein. Bei der Begegnung mit den Volksbewegungen legte Franziskus in bolivianischen Santa Cruz ein stark profiliertes „päpstliches Sozial-Manifest“ vor. Mit Kampfesrhetorik stellte er sich hinter die Interessen der Volksbewegungen. „Ich möchte erneut meine Stimme mit der Ihren vereinen: Grund und Boden, Wohnung und Arbeit für alle unsere Brüder und Schwestern!“ Erneut kritisierte er radikal das aktuelle Weltwirtschaftssystem. „Diese Wirtschaft tötet. Diese Wirtschaft schließt aus. Diese Wirtschaft zerstört die Mutter Erde.“ Er bat um Vergebung für Sünden der Kirche gegen die Ureinwohner und sprach angesichts der Verfolgung und Ermordung von Christen weltweit von einer „Art Völkermord, der aufhören muss“. Auch bei den beiden anderen Großevents heute, griff Franziskus bekannte Themen auf. Beim Gottesdienst geißelte er die Kultur der Ausgrenzung und des Konsums. Beim Treffen mit Priestern Ordensleuten und Seminaristen kritisierte er die Gleichgültigkeit gegenüber Problemen, Leid und Armut.

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Papst in Lateinamerika – Tag 4

Papst Franziskus ist in Bolivien angekommen. Es ist das zweite Land nach Ecuador während seiner einwöchigen Reise nach Lateinamerika. Bei einer 13 Kilometer langen Papamobilfahrt von El Alto in die bolivianische Hauptstadt La Paz feierten mehrere Zehntausend Menschen den Papst frenetisch. In seinen ersten beiden Ansprachen unterstrich er den politischen Auftrag der Kirche und forderte einmal mehr die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen an den gesellschaftlichen Prozessen. Niemand darf ausgeschlossen werden. Er ging auch auf die zwischenstaatlichen Konflikte in Lateinamerika ein und forderte zum Dialog auf. „Man muss Brücken bauen anstatt Mauern aufzurichten“, so Franziskus. Vor seinem Abflug aus Ecuador hatte er noch ein Altenheim der Mutter-Teresa-Schwestern besucht und sich mit Ordensleuten, Priestern und Seminaristen getroffen. Dabei hatte er erstmals während der Reise eine komplette Ansprache improvisiert.

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Papst Franziskus in Lateinamerika – Tag 3

Sambarhyhtmen an der katholischen Universität, ein Papst, der zur Revolution aufruft und die Rechte der Ureinwohner anmahnt. Das war der dritte Tag von Franziskus in Lateinamerika. Trotz eines intensiven Programms und ständiger Klimawechsel, gestern tropisch in Guayaquil, heute regnerisch und kühl in Quito, wirkte der 79-jährige Pontifex bis zum Abend frisch. Bergoglio fühlt sich wohl in seiner Heimat. Und er trifft den richtigen Ton. Auch wenn er gestern Abend beim Treffen mit den Bewohnern Quitos vor der Kathedrale betonte, dass er als Pilger gekommen sei, fehlen die klaren politischen Akzente nicht. Beim Gottesdienst heute Morgen machte er einmal mehr deutlich, dass für ihn der christliche Glaube immer eine klare politische Komponente hat.

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Papst Franziskus in Lateinamerika – Tag 2

Heute war Familientag beim Papstbesuch in Ecuador. Franziskus stellte bei der ersten großen Messe während seiner 9. Auslandsreise die Familie in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Dabei ging er auch auf die bevorstehende Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie ein. Und wie er den Stand wohl aktuell sieht, braucht es ein Wunder, um Lösungen für die „vielen Schwierigkeiten und wichtigen Herausforderungen, denen sich die Familie in unseren Tagen stellen muss“, zu finden. Anschließend gönnte sich Franziskus einen kurzen Privattermin. Er aß in einer Jesuitenkommunität zu Mittag, zu der er seit vielen Jahren Kontakt hält. Am Abend stand der Höflichkeitsbesuch bei Präsident Rafael Correa auf dem Programm, auch wenn es sicherlich große inhaltliche Differenzen gibt, etwa bei der Frage nach den Rechten der Indigenen und beim Thema Ökologie und Erdölgewinnung.

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Franziskus in Lateinamerika – Tag 1

Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner Lateinamerikareise zum Dialog ohne Ausgrenzung aufgerufen. Seine Worte bei der Ankunft in Quito wurden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, gab es doch in den vergangenen Tagen heftige Proteste in Ecuador gegen die linke Regierung von Staatspräsident Rafael Correa. Regierung und Opposition warfen sich gegenseitig vor, den Papstbesuch politisch zu instrumentalisieren. Ecuador ist die erste Etappe der achttägigen Reise, die Franziskus auch nach Bolivien und Paraguay führt. Während des knapp 13 Stunden dauernden Fluges von Rom nach Quito begrüßte Franziskus die mitreisenden Journalisten. Eine Pressekonferenz gab es nicht. Er plauderte kurz mit jedem. Und dabei gab es auch für Deutsche etwas ganz Interessantes.

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Kurienreform – der nächste Schritt

Papst Franziskus hat heute ein Sekretariat für Kommunikation eingerichtet. Das neue Medienministerium soll in den nächsten vier Jahren die verschiedenen Medienaktivitäten des Heiligen Stuhls unter einem Dach zusammenführen. Der Pontifex besetzte auch gleich die obersten vier Posten des neuen Gremiums mit zwei Klerikern und zwei Laien. Dieser Schritt war längst überfällig. Allerdings ist die Medienreform damit längst nicht am Ziel, denn jetzt geht es an die konkrete Umsetzung mit dem Ziel, Synergien zu erzielen und effizienter zu arbeiten. Zudem geht es darum, den Vatikan medial zukunftsorientiert aufzustellen, damit möglichst viele Menschen erreicht werden und die Pressearbeit zu einem wirklichen Dienstleister für Journalisten wird. Ob die Personen, die Franziskus dazu ausgewählt hat, die richtigen sind, steht auf einem anderen Blatt.

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Kardinal Kasper für „realistische Ehetheologie“

Kardinal Walter Kasper hat sich mit einem Artikel in die Diskussion um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener in der Diskussion zurückgemeldet. Der Text ist in der Juliausgabe der deutschen Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“ erschienen und soll auch noch in der Vatikanzeitung L’Osservatore Romano veröffentlicht werden. Auffallend ist, dass gleich zwei Passagen von Kaspers Text beinahe wörtlich auch im Instrumentum laboris für die anstehende Bischofssynode enthalten ist, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Das zeigt, es wird im Hintergrund fleißig gearbeitet – auf allen Seiten.

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Synode: Keine Tür zugeschlagen

Im Vatikan ist heute das Arbeitspapier für die Familiensynode im Oktober vorgestellt worden. Das 77-seitige Papier wurde mit heißer Nadel gestrickt. Das merkt man ihm an vielen Stellen an. Dem Umstand ist es wohl auch geschuldet, dass es bisher nur auf Italienisch vorliegt. Um es gleich vorweg zu nehmen: das Papier schließt keine Türen – auch nicht bei den umstrittenen Themen. Es fällt auf, dass beim Thema wiederverheiratete Geschiedene im Hintergrund wohl viel gearbeitet wird und man da bei der Synode zu einer Lösung kommen will, während das Thema Homosexualität eher klein gehalten wird. Erste Andeutungen gab es heute auch, was die Arbeitsweise der Synode anbetrifft. Hier soll es Modifizierungen gegenüber früheren Synoden geben, um stärker themenorientiert arbeiten zu können.

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Papst: weniger ist mehr

Diese Botschaft von Papst Franziskus gilt zumindest für die Menschen in den reichen Ländern der Erde. Nun ist sie draußen, die zweite Enzyklika von Papst Franziskus: „Laudato si, über die Sorge für das gemeinsame Haus“. In 246 Abschnitten auf rund 200 Seiten legt der Papst seine Sicht der ökologischen Herausforderungen dar, die für ihn ganz klar auch soziale Herausforderungen sind. Damit ist das Papier eine Sozialenzyklika mit stark ökologischer Note. Für Franziskus ist der Umgang mit der Schöpfung eine zutiefst ethische Frage. Und damit sieht er auch die Notwendigkeit, dass die Kirche in der Tradition der katholischen Soziallehre sich dazu äußert. Mit der Enzyklika verlässt Franziskus die kirchliche Nabelschau und wendet sich dem Thema zu, um das es aus seiner Sicht beim kirchlichen Handeln gehen muss: dem Menschen und dessen Zukunft. – Ich möchte noch auf meinen Artikel zur Enzyklika bei heute.de sowie den Versuch eines Überblicks über das Gesamtdokument hier im Blog verweisen.

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