Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Synodenauftakt: Der Spagat des Papstes

Die Grundwerte lehren und verteidigen, dabei gleichzeitig Barmherzigkeit walten lassen. Das ist für Papst Franziskus der Schlüssel für die Beratungen bei der anstehenden Bischofssynode zu Ehe und Familie im Vatikan. Beim Gottesdienst zum Auftakt der Synode im Petersdom sprach er vom „Drama der Einsamkeit“, das heute viele Menschen durchlebten und legte dar, dass der Mensch „nicht zu einem Leben in Traurigkeit und Alleinsein erschaffen“ sei, sondern um „zu lieben und geliebt zu werden“. Er warnte vor Verurteilungen, so auch bereits gestern Abend  bei einer Gebetsvigil auf dem Petersplatz vor einem moralischen Rigorismus. „Wenn wir nicht verstehen, die Gerechtigkeit mit dem Mitleid zu verbinden, werden wir schließlich unnötig streng und zutiefst ungerecht sein“, so der Papst.

Papst Franziskus feiert mit den Kardinälen, Bischöfen udn Familien den Gottesdienst zur Eröffnung der Bischofssynode zu Ehe und Familie. (Quelle: ap)

Papst Franziskus feiert im Petersdom mit den Kardinälen, Bischöfen und Familien den Gottesdienst zur Eröffnung der Bischofssynode zu Ehe und Familie. (Quelle: ap)

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Wirbel vor der Synode: Outing eines Kurienpriesters

Das hatte sich der Vatikan sicher anders vorgestellt. Eigentlich sollte die Gebetsvigil am Abend auf dem Petersplatz das Präludium für die Bischofssynode zu Ehe und Familie sein; doch als die Kurialen am Samstagmorgen in die Zeitung blickten, wartete ein Frontalangriff auf sie. Ein Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation outete sich als homosexuell und in einer Beziehung lebend; scharf griff er die katholische Kirche an. Der katholische Klerus sei überwiegend homosexuell und homophob, sagte Krzysztof Olaf Charamsa in einem Zeitungsinterview. Schon in den vergangenen Tagen sorgte das Thema Homosexualität im Nachgang zum USA-Besuch des Papstes immer wieder für Schlagzeilen. Dabei ging es um die privaten Treffen des Pontifex in Washington. Franziskus hatte neben der Gegnerin der Homoehe Kim Davis auch einen ehemaligen Schüler getroffen, der seit fast zwei Jahrzehnten mit seinem Partner zusammenlebt.

Mosignore Krysztof Olaf Charamsa mit seinem Lebensgefährten Eduardo nach der Pressekonferenz am Samstag in Rom. (Quelle: ap)

Mosignore Krysztof Olaf Charamsa mit seinem Lebensgefährten Eduardo nach der Pressekonferenz am Samstag in Rom. (Quelle: ap)

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Rom vor der Synode und Überraschendes von Professor Müller

Mit großem Interesse habe ich einen Artikel des heutigen Kardinals Gerhard Ludwig Müller gelesen, der 1995 in seiner Zeit als Theologieprofessor in einem Sammelband zu wiederverheirateten Geschiedenen über die Möglichkeit eines Sakramentenempfangs nach einer gewissen Rekonziliation schrieb. Das wäre sicher eine Lösung, die auch Papst Franziskus gefallen könnte. Ob sie bei der Synode eine Rolle spielen wird? Die Synodenteilnehmer sollen auf jeden Fall mehr Zeit für Beratungen haben. Das sagte heute der Sekretär der Bischofssynode, also der Organisationschef, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Bei einem Briefing für die Journalisten legte er den Zeitplan für die Synode vor und erklärte, welche Änderungen im Verfahren es gegenüber früheren Synoden gibt. Unterdessen haben sich noch einmal einige Kardinäle klar in Position gebracht. Vor allem die Gegner einer Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie äußerten sich in Zeitungsinterviews und Vorträgen bei Symposien hier in Rom.

Am Sonntag beginnt die Bischofssynode mit einem Gottesdienst im Petersdom. (Quelle: dpa)

Am Sonntag beginnt die Bischofssynode mit einem Gottesdienst im Petersdom. (Quelle: dpa)

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Rückblick: Papst in den USA – Abschluss

28.9.2015: Die Flüchtlingskrise in Europa, die bevorstehende Bischofssynode, der Missbrauchsskandal, China und das Frauenpriestertum waren Themen bei der fliegenden Pressekonferenz mit Papst Franziskus. Der Pontifex nahm sich gut 50 Minuten für das Gespräch mit den Journalisten auf dem Rückflug von Philadelphia nach Rom. Er antwortete auf rund ein Dutzend Fragen. Seltsam ist, dass nicht Franziskus die PK beendete, sondern die Journalisten nicht mehr Fragen vorbereitet hatten. Der Papst wirkte etwas müde nach der achttägigen Reise nach Kuba und in die USA, war aber dennoch zum Scherzen aufgelegt. Vor seinem Abflug in Philadelphia hatte er mit rund einer Million Menschen den Gottesdienst zum Abschluss des 8. Katholischen Weltfamilientags gefeiert. Dabei warnte er, die Freiheit des Geistes Gottes beschränken zu wollen, nur weil er nicht in alte vorgefertigte Strukturen zu passen scheine. Als Ort für den nächsten Weltfamilientag 2018 wählte Franziskus die irische Hauptstadt Dublin. Das überraschte, waren viele Beobachter bis zum Schluss davon ausgegangen, dass Paris Austragungsort sein wird.

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Rückblick: Papst in den USA – Tag 6

27.9.2015: Wer gedacht hat, nach den Reden vor dem US-Kongress und der UN-Vollversammlung werde es ein langweiliges Wochenende mit Papst Franziskus in den USA, wurde enttäuscht. Mit seinen Reden und vor allem dem Treffen mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs setze er noch einmal klare Akzente. Die Bischöfe forderte er auf, zu motivieren, statt zu klagen und machte ihnen zugleich klar, dass er bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hart vorgehen werde. Die Katholiken fordert er auf, an einem Strang zu ziehen. „Unser gemeinsames Haus duldet keine unfruchtbaren Spaltungen mehr“, rief er der rund eine Million Teilnehmer des Gottesdienstes zum Abschluss des 8. Katholischen Weltfamilientreffens zu. Es ist auffallend, dass die Ansprachen bei den Reisen meist gut durchdacht und konzipiert sind. Man merkt die originale Handschrift von Franziskus. Im Gegensatz dazu wirkt manche Ansprache im Vatikan bei Treffen mit Einzelgruppen oft wie Werke aus dem Apparat.

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Rückblick: Papst in den USA – Tag 5

26.9.2015: Am Samstag ist Franziskus endlich am eigentlichen Ziel seiner 10. Auslandsreise angekommen: dem katholischen Weltfamilientreffen in Philadelphia. Am Abend feierte er mit mehreren zehntausend Menschen ein Abendgebet. Verschiedene Familien berichteten aus ihrem Alltag, darunter eine alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen und ein Paar, dessen Kinderwunsch lange unerfüllt blieb. Franziskus legte, wie bei solchen Veranstaltungen beinahe schon üblich, das vorbereitete Redemanuskript beiseite. Er hielt eine flammende Rede über die Familie und bezeichnete sie als „Fabrik der Hoffnung“. Das „Fest der Familie“ am Abend ähnelte zeitweise einer Fernsehshow. Am Vormittag hatte der Papst direkt nach seiner Ankunft in Philadelphia eine Messe in der Kathedrale gefeiert und dabei zu mehr Kreativität in der Kirche aufgerufen. Am Nachmittag gab es noch eine Zeremonie zum Thema Religionsfreiheit.

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Papst in den USA – Tag 4

25.9.2015: Gestern der US-Kongress, heute die UN-Vollversammlung – Papst Franziskus nutzt seine USA-Reise, um den Mächtigen der Welt ins Gewissen zu reden. Noch nie waren so viele Staats- und Regierungschefs bei einer Papstrede am Sitz der UNO anwesend wie heute. Franziskus nutzte die Gelegenheit und rief die Politiker auf, nicht zur zu reden und Papiere zu verfassen, sondern endlich auch zu handeln. Die Zeit drängt, mahnte der Papst eindringlich. Eine Zusammenfassung der Rede und erste Einordnung gibt es bei heute.de.  Bewegend war im Anschluss eine interreligiöse Feier am Ground Zero. Scharf verurteilte der Papst Gewalt, Hass und Zerstörung. Am Nachmittag besuchte er eine Schule in Harlem und traf sich mit Einwanderern. Zum Abschluss des Tages in New York feierte er mit rund 20.000 Menschen einen Gottesdienst im Madison Square Garden.

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Papst in den USA – Tag 3 – Fortsetzung

24.9.2015: Am Donnerstag stand für Papst Franziskus nicht nur die Rede vor dem US-Kongress auf dem Programm, sondern gleich: Im Anschluss besuchte er eine Sozialeinrichtung für Obdachlose in Washington. Am Nachmittag flog er dann nach New York weiter. Dort feierte er in der berühmten Sankt Patricks-Kathedrale einen Abendgottesdienst mit Priestern und Ordensleuten. Seine Botschaft dort war eine Mischung aus Lob, Dank und Mahnung. Erneut sprach er – wenn auch nur indirekt – den Missbrauchsskandal an. Besonders interessant ist, dass er seinen ausdrücklichen Dank an die US-Ordensfrauen, den er schon vor knapp zwei Wochen bei einer Videokonferenz ausgesprochen hatte, nun noch einmal wiederholte: „Danke. Und [ich] möchte euch sagen, dass ich euch sehr gerne habe.

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Rückblick: Papst in den USA – Tag 3 – US-Kongress

24.9.2015: Das Etikett „historisch“ dürfte an dieser Stelle wohl angebracht sein: Erstmals hat ein Papst vor beiden Häusern des US-Kongresses gesprochen. Franziskus nutzte dabei am Vormittag die Chance, um seine Vision einer Gesellschaft und Weltordnung „in einem neuen Geist der Brüderlichkeit und Solidarität“ zu entfalten. Dabei fiel auf, dass Franziskus bis auf wenige Ausnahmen auf seine sonst üblichen scharfen und plakativen Formulierungen verzichtete und die Argumente seiner Kritiker wohl studiert hat, wie er das im Juli beim Rückflug aus Lateinamerika auch ankündigte. Die Themenpalette der Kongressrede ist umfangreich: vom Vorrang der Politik gegenüber der Wirtschaft, dem Umgang mit Fundamentalismus über Fragen des Umweltschutzes und der weltweiten Konflikte inklusive der Flüchtlingsfrage bis hin zur Forderung der Abschaffung der Todesstrafe und dem Umgang mit den Ureinwohnern. Trotz des Versuchs der Ausgewogenheit, wird die Rede Kritiker auf den Plan rufen, neue und alte – vor allem bei denen, die sich einen stärkeren Akzent auf kirchliche Moralfragen gewünscht hätten.

Papst Franziskus bei seiner Rede vor dem US-Kongress. (Quelle: dpa)

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Rückblick: Papst in den USA – Tag 2

23.9.2015: Volles Programm am zweiten Tag des USA-Besuchs von Papst Franziskus: am Morgen die offizielle Begrüßungszeremonie im Weißen Haus, danach das Treffen mit den katholischen US-Bischöfen und schließlich am Nachmittag die Heiligsprechung des umstrittenen Franziskanermissionars Junipero Serra. Im Weißen Haus konnte man den Eindruck bekommen, hier treffen zwei Persönlichkeiten aufeinander, die sich verstehen und gegenseitig bestärken. Gegenseitiges Lob bestimmte die beiden Reden von Franziskus und Barack Obama, wenn auch der Papst einige kritische Töne einfließen ließ. Eine klare Botschaft hatte das katholische Kirchenoberhaupt dann an die US-Bischöfe. Franziskus machte einmal mehr deutlich, dass eine Kirche wünscht, die mit allen im Dialog ist, dass er sich Hirten wünscht, die bei ihrer Herde sind. Ähnliche Töne schlug er beim Gottesdienst am Nachmittag an: „Das gläubige Volk Gottes fürchtet nicht Fehler, es fürchtet das in sich Verschließen, die Bildung von Eliten, das sich Festklammern an eigene Sicherheiten.
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