Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Synodale sind keine PCs

Seit einer Woche beraten die knapp 370 Synodalen im Vatikan und kaum etwas dringt nach außen. Entsprechend ruhig ist es in der allgemeinen Medienlandschaft. In kirchlichen Kreisen werden die wenigen Infos, die es gibt, aufmerksam verfolgt. Während viele Medienschaffende noch immer mit der restriktiven Informationspolitik hadern, wittern vor allem die Medienleute, die sehr konservativen katholischen Kreisen nahestehen, allenthalben eine geheime Agenda, die der Papst und seine Getreuen versuchten durchzudrücken. In der Aula kommt unterdessen die ganze Bandbreite der Positionen zum Ausdruck, die es bei einzelnen Themen gibt. Dabei wird in allen offiziellen Briefings und auch inoffiziellen Gesprächen am Rande der Synode deutlich, es geht nicht um die Lehrfragen, sondern darum, wie diese künftig diskutiert werden können. Ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die vernehmbaren Äußerungen – und das scheint das zentrale Anliegen des Papstes zu sein: Die katholische Kirche muss lernen, dass eine Vielfalt möglich ist, ohne dass dadurch die Einheit verloren geht.

Das erinnert beinahe schon an den Synodalen Weg in Deutschland. Die neue Sitzordnung bei der Weltsynode im Vatikan. (Quelle: Erbacher)

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Synode 2023: Papst will Kirche weder starr noch lau noch müde

Es klingt wie die Quadratur des Kreises, die Papst Franziskus mit der aktuellen Synode einmal mehr vollziehen will. Sie soll sich nicht vom Schatz der Tradition abwenden, zugleich aber der Gegenwart Rechnung tragen. Beim Gottesdienst zur Eröffnung der Weltsynode sprach das Kirchenoberhaupt am Mittwochmorgen über seine Vision von Kirche. Was das konkret für ihre Struktur und die Lehre bedeutet, ließ er offen. Das wird nun Inhalt der Beratungen sein, die am Nachmittag begannen. Dabei gibt es eine Neuerung. Die Synode tagt nicht mehr in der Synodenaula, die in den vergangenen Jahrzehnten genutzt wurde und wie ein klassisches Auditorium aufgebaut ist. Die Synodalen sitzen an runden Tischen. Dadurch soll der dialogische Charakter des Prozesses stärker zum Ausdruck kommen. Franziskus bat die Journalisten um ein „gewisses Informationsfasten“, um einen vertraulichen Rahmen zu ermöglichen für die Debatten. Am Mittwochabend wurde die Geschäftsordnung der Synode veröffentlicht. Darin wird den Synodalen untersagt, Informationen aus den Diskussionen in den Kleingruppen und im Plenum nach außen zu tragen. Gerade die Frage nach der Öffentlichkeit und Informationspolitik führt weiter zu kontroversen Debatten zwischen der Presse und dem Vatikan.

Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde am Mittwochmorgen die Weltsynode im Vatikan eröffnet. Es war zugleich die erste Messe des Papstes mit den neuen Kardinälen, die er am Samstag in den Senat der Kirche aufgenommen hatte. (Quelle: VaticanMedia)

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Papst veröffentlicht Laudato si-Update

„Laudate deum – Lobt Gott für all seine Geschöpfe“ ist das neue Apostolische Schreiben von Papst Franziskus über die Klimakrise. Darin fasst er Altbekanntes über die globale Klimakrise noch einmal kurz zusammen und kritisiert die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, dass sie nicht konsequenter mit entsprechenden Entscheidungen gegen den Klimawandel vorgehen. Acht Jahre nach seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ sei ihm klar, „dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht“. Er fordert einmal mehr, den Multilateralismus neu zu gestalten, denn niemand rette sich allein. Als Grundproblem sieht er ein falsches „technokratisches Paradigma“ sowie ein falsches Verständnis von Macht. Außer den üblichen Forderungen wie die Abkehr von fossilen Brennstoffen oder eine „umfassende Veränderung des unverantwortlichen Lebensstils, der mit dem westlichen Lebensstil verbunden ist“, finden sich in dem 73 Abschnitte umfassenden Papier keine neuen Impulse. So dürfte das Papier eher ein Zwischenruf sein, um dem Anliegen der Bewahrung der Schöpfung noch einmal Nachdruck zu verleihen und zu einer Relecture von Laudato si zu ermuntern.

Ein Tag vieler Ereignisse im Vatikan. Nicht nur Laudate deum wurde veröffentlicht, sondern auch die Weltsynode mit einem Gottesdienst eröffnet. (Quelle: VaticanMedia)

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Synode 2023: Kirche ohne Autorität

Wie kann die Kirche wieder Autorität gewinnen? Das war eines der zentralen Themen am dritten und letzten Einkehrtag der Synodalen der am Mittwoch beginnenden Weltsynode in Sacrofano bei Rom. Der ehemalige Dominikanerobere Timothy Radcliffe bescheinigte der Kirche eine Krise der Autorität. „Die Krise des sexuellen Missbrauchs hat uns in Misskredit gebracht“, erklärte der 78-Jährige, der in seinen sechs Meditationen immer wieder Bezug auf den Missbrauchsskandal nahm. Neben der Frage, wie es um die Autorität in der Kirche steht, beschäftigte sich Radcliffe auch mit Rivalitäten und der Neigung zur Kontrolle in der Kirche. Seine Botschaft: „Stellen Sie sich die Freude vor, von jeglichem Wettbewerb untereinander befreit zu sein, so dass das Mehr an Mitspracherecht der Laien nicht bedeutet, dass die Bischöfe weniger haben, oder dass das Mehr an Autorität, das den Frauen zugestanden wird, nicht bedeutet, dass die Männer weniger haben, oder dass das Mehr an Anerkennung, das unseren afrikanischen Brüdern und Schwestern zuteil wird, nicht die Autorität der Kirche in Asien oder im Westen schmälert.“

Der ehemalige Obere des Dominikanerordens, Timothy Radcliffe, versuchte die Synodalen auf die schwierigen Debatten einzustimmen, die bei der Weltsynode ab morgen zu erwarten sind. (Quelle: VaticanMedia)

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Synode 2023: Der Tag der Zweifel

Fünf Kardinäle haben sich mit „Dubia“, Zweifeln, zu dogmatischen Fragen, an Papst Franziskus gewendet. Es geht unter anderem um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, das Frauenpriestertum und das Verhältnis von Synodalität einerseits und Autorität des Papstes und des Bischofskollegiums andererseits. Anders als 2016 im Kontext der Familiensynode reagierte der Pontifex dieses Mal – und zwar prompt. Das Schreiben der Kardinäle ist auf den 10. Juli datiert, die Antwort auf den Tag danach. Die Reaktion des Papstes wurde heute von der Glaubenskongregation veröffentlicht. Das sieben Seiten umfassende Schreiben ist nicht uninteressant, denn es zeigt, Franziskus schließt eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht aus und sieht es nicht als klar erwiesen an, dass beim Frauenpriestertum durch Johannes Paul II. das letzte Wort gesprochen wurde. Einmal mehr betont er die Notwendigkeit, dass das ganze Volk Gottes an der Mission der Kirche teilnehmen müsse und dass die Heilige Schrift im jeweiligen kulturellen und historischen Kontext ausgelegt werden müsse. Damit weist er die Zweifel der fünf Kardinäle zurück. Bei den Einkehrtagen der Synodalen in Sacrofano vor den Toren Roms forderte heute der Dominikaner Timothy Radcliffe diese auf, sich ihre Zweifel zu erzählen. „Freundschaft gedeiht, wenn wir es wagen, unsere Zweifel zu teilen und gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen.“

Aus den Reihen der Kardinäle kommen Zweifel am Papst und seinem Handeln. (Foto: Erbacher)

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Synode 2023: Zwischen Hoffnung und Angst

Eine harte Erdung hat der ehemalige Dominikanerobere, Timothy Radcliffe, den Synodalen zum Beginn der Einkehrtage im Vorfeld der Weltsynode zur Synodalität zugemutet: durch Minen verwundete Kinder in Ruanda, Gewalt in Syrien, die Stimme eines in Brasilien inhaftierten Dominikaners, ein an AIDS verstorbener junger Mann. Es wirkte beinahe so, als wolle er den Synodalen sagen, was sind eure Streitereien angesichts der brutalen Realität, denen Menschen rund um den Globus begegnen. Dabei ging er auch auf die Ängste ein, die viele mit der anstehenden Synode verbinden. Und er beschäftigte sich mit der Frage, ob die Kirche für einige Auserwählte oder für alle da ist. Dabei machte er mit einem Augenzwinkern deutlich, wie schwierig eine Antwort darauf ist – getreu einer offenbar in England gebräuchlichen Redewendung: „Die gute Nachricht ist, Gott liebt dich. Die schlechte Nachricht ist, dass er auch alle anderen liebt.“

Drei Tage haben sich die Synodalen zu Einkehrtagen in ein Bildungshaus in Sacrofano vor den Toren Roms zurückgezogen. (Quelle: VaticanMedia)

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Europa schrumpft, Afrika und Asien wächst

Papst Franziskus formt das Kardinalskollegium weiter um. Mit dem Konsistorium von diesem Samstag hat er knapp dreiviertel der Wahlkardinäle in einem möglichen Konklave ernannt. Im Gesamtkollegium sind es erst gut die Hälfte der 242 Purpurträger, die auf den amtierenden Pontifex zurückgehen. Deutlich ist bei den unter 80-jährigen Kardinälen die Verschiebung weg von Italien und Europa in Richtung Asien und Afrika zu erkennen. Damit nähert sich die Verteilung der Kardinäle der Verteilung der Katholiken auf den Kontinenten an. Einmal mehr versäumte es Franziskus, die Kardinäle aus Anlass des Konsistoriums zu Beratungen zu konsultieren. Auch wenn in den nächsten Wochen die Synode zur Synodalität ansteht, gäbe es viele Themen, die Franziskus mit dem Senat besprechen könnte. Zugleich beraubt er die Kardinäle der Möglichkeit, sich besser kennenzulernen.

Das Kardinalskollegium soll nach Franziskus einem Symphonieorchester ähneln. Vielfalt sei notwendig und unverzichtbar, doch jeder Musiker müsse auf die anderen hören. (Foto: Erbacher)

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Auf Werbetour in Asien

Es war eine Gratwanderung , die Papst Franziskus bei seiner 43. Auslandsreise vollziehen musste. Mit der Mongolei, eingerahmt von Russland und China, suchte er sich einen idealen Ort aus, um Botschaften in Richtung der diplomatischen Sorgenkinder zu senden. Zugleich musste er seine Worte und Gesten gut abwägen, damit die Gesprächsfäden zu den beiden mächtigen Nachbarn nicht ganz abreißen. Doch seine Botschaft ging weit über die beiden Großmächte hinaus, überall dorthin, wo die katholische Kirche in der Minderheit ist oder in ihrem Handeln eingeschränkt ist: Keine Regierung müsse die Kirche fürchten, weil sie keine politische Agenda verfolge, sondern das Wohl aller Menschen in einem Land fördern wolle. Dazu passte, dass der letzte Programmpunkt der Reise am Montagmorgen der Besuch eines Sozialzentrums in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator war. Franziskus nutzte jede Gelegenheit, um den Beitrag der Kirche für die Gesellschaft zu hervorzuheben. Dabei wies er zum Abschluss der Reise den Vorwurf zurück, beim sozialen Engagement der Kirche gehe es um Proselytismus.

Eine gute halbe Stunde nahm Franziskus sich Zeit für das Gespräch mit den Journalisten. (Foto: Erbacher)

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Papst grüßt Chinesen

„Ich bitte die chinesischen Katholiken, gute Christen und gute Staatsbürger zu sein.“ Verbunden mit diesem spontanen Wunsch am Ende der Messe in Ulan Bator hat Papst Franziskus am Sonntagnachmittag „dem edlen chinesischen Volk einen herzlichen Gruß“ gesendet. Es war die bisher deutlichste Botschaft des katholischen Kirchenoberhaupts in Richtung des Nachbarlands China. Am Morgen erinnerte Franziskus bei einer Begegnung mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen an die Verantwortung der Religionen. „Unser Verhalten soll die Lehren, die wir bekennen, durch Taten bekräftigen; sie dürfen ihnen nicht widersprechen und so Anstoß erregen.“ Franziskus nutzte die Gelegenheit, um das Potential der Religionen für ein friedliches Miteinander und Harmonie in einer Gesellschaft darzustellen. So ist auch bei diesem Treffen eines der Subthemen der Reise präsent: Franziskus will Glauben und Religion als etwas darstellen, das einem Land dient und nicht eine Gefahr bedeutet.

Die Herde ist klein, die Freude groß beim Gottesdienst in Ulan Bator. (Foto: Erbacher)

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Papst sendet Botschaften in Region

Bei seinen ersten öffentlichen Auftritten in der Mongolei hat Papst Franziskus am Samstag gleich deutliche Signale in Richtung der Nachbarn China und Russland gesendet. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft würdigte er am Morgen den Einsatz der Mongolei für Menschenrechte und Frieden sowie eine Atomwaffen freie Welt und die Abschaffung der Todesstrafe. Am Nachmittag erklärte er, dass Regierungen und weltliche Institutionen „nichts vom evangelisierenden Wirken der Kirche zu befürchten [hätten], denn sie hat keine politische Agenda voranzubringen“, sondern wolle das Wohl aller fördern. Es zeigt sich, dass für Franziskus diese Reise strategische Bedeutung hat. Auch wenn es im Konkreten immer wieder hakt, ist die Mongolei auch beim Thema Religionsfreiheit weiter fortgeschritten als andere Länder in der Region, allen voran der große Nachbar China. Deshalb verwundert es nicht, dass Franziskus die Mongolei als „Symbol der Religionsfreiheit“ bezeichnete und schon in seinen ersten Reden betonte, dass die Religionen eigentlich „verlässliche Stützen beim Aufbau gesunder und blühender Gesellschaften“ seien.

Papst und Präsident zogen sich zum Privatgespräch in ein Ger im Präsidentenpalast zurück. (Quelle: Pool AIGAV)

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