Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Köln: Der Papst lässt prüfen

Gab es Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln? Wer hat sie zu verantworten und welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Darum geht es bei der Apostolischen Visitation, die Papst Franziskus jetzt angeordnet hat. Am Ende stellt sich aber auch die Frage, ob Kardinal Rainer Maria Woelki weiter Erzbischof von Köln bleiben kann. Das Vertrauen vieler Gläubigen in den Oberhirten ist tief erschüttert. Auch aus dem Klerus kommen immer mehr Forderungen nach einem Rücktritt. Selbst wenn er am Ende der Untersuchungen entlastet wird, stellt sich die Frage nach seiner Zukunft. Dass der Vatikan nicht abschließend handelt auf der Grundlage eines Rechtsgutachtens, wie es Mitte März veröffentlicht wurde, war klar. Damit ist die offizielle Visitation jetzt die logische Konsequenz nach den Monaten der Kölner Wirren.

Gläubige zeigen Kardinal Woelki bei seinem Besuch in einer Gemeinde in Düsseldorf am Donnerstagabend die Rote Karte. (Quelle: dpa)

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Synodaler Prozess für die Weltkirche

Papst Franziskus verordnet der katholischen Kirche auf Weltebene einen „Synodalen Prozess“. Dabei ist der Weg bereits das Ziel. Es geht ihm darum, möglichst viele an den Beratungen zu beteiligen. Doch am Ende wird man genau hinschauen müssen, wer wirklich die Entscheidungen fällt und die Konsequenzen aus den Beratungen zieht. So wie der Prozess angelegt ist, könnte am Ende alles beim Alten bleiben und auf weltkirchlicher Ebene beim Treffen im Vatikan, der dritten und abschließenden Etappe, es dann doch wieder nur die Bischöfe sein, die entscheiden. Doch noch ist sind viele Dinge nicht in Stein gemeißelt. Die Verlautbarung des Synodensekretariats vom Freitag bleibt vage. Die ersten Reaktionen auf die neue Verfahrensordnung fallen positiv aus – von den katholischen Laienverbänden bis zu den Bischöfen.

Wer fällt am Ende die Entscheidungen – weiterhin nur die Bichöfe alleine? (Quelle: Erbacher)

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Kirchen in der Krise und doch relevant

Vier Tage Kirchentag und fast niemand hat es gemerkt. Wer in diesen Tagen durch Frankfurt lief, dem konnte das durchaus passieren. Der 3. Ökumenische Kirchentag fand, von wenigen Gottesdiensten abgesehen, „digital und dezentral“ statt. Die Themenpalette war dennoch breit: von den kircheninternen Problemen, über aktuelle gesellschafts-politische Fragen bis zu spirituellen Angeboten mit Bibelarbeiten. Statt den über 100.000 Teilnehmenden, die zu Beginn der Planungen in Frankfurt erwartet wurden, haben nun rund 160.000 Menschen digital die Angebote des ÖKT genutzt. Statt 2.400 Veranstaltungen waren es am Ende knapp 100. Die politische Prominenz war dennoch zahlreich vertreten, ein Zeichen dafür dass die Politik den Kirchen trotz Krisen eine große Relevanz beimisst.

Nach dem Kirchentag ist vor dem Katholikentag 2022 in Stuttgart und dem Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg. Bischof Gebhard Fürst (l) und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (2.v.r.) laden ein. (Quelle: dpa)

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Organisierter Ungehorsam

Gleichgeschlechtliche Paare werden gesegnet, Protestanten wird eucharistische Gastfreundschaft gewährt und Frauen predigen, der organisierte Ungehorsam in der katholischen Kirche treibt in diesen Tagen so manchem Bischof und Vatikanvertreter den Schweiß auf die Stirn. Auf der Internetseite der Aktion „Liebe gewinnt“ waren am Montag über 100 Gottesdienste gelistet, in denen sich am Sonntag und Montag Paare ganz gleich welcher sexuellen Orientierung segnen lassen konnten. Am kommenden Samstag werden im Rahmen des 3. Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt konfessionell getrennt Gottesdienste gefeiert, bei denen die Christen anderer Konfessionen zum Empfang des Abendmahls bzw. der Kommunion eingeladen sind. Für den 17. Mai rief die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands zum zweiten Mal zu einem bundesweiten Predigerinnentag auf. Sowohl die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare als auch die Predigterlaubnis für Frauen sind Themen, die im Rahmen des Synodalen Wegs diskutiert werden. Rom möchte Reformen mit einer autoritären Basta-Politik verhindern. Die Laien und auch viele Bischöfe lassen sich das aber nicht (mehr) gefallen.

Wie hier in Baden-Baden fanden an vielen Orten Segnungsgottesdienste statt. (Quelle: dpa)

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Ein streitbarer Theologe

Hans Küng ist tot. Er war einer der streitbarsten katholischen Theologen. Sein Wort löste Reaktionen aus, nicht nur im deutschen Sprachraum, nicht nur im Vatikan, sondern weltweit. Bis zuletzt hofften seine Freunde und Weggefährten auf eine offizielle Rehabilitation durch den Papst. Zumal Küng sich in vielen Punkten auf einer Linie mit Franziskus sah. Viele der Kritikpunkte, die Küng ab den 1970er Jahre mit Blick auf die katholische Kirche formulierte, gehören seit langer Zeit zu den Kernforderungen der katholischen Reformbewegungen, werden vom großen Teil der Katholikinnen und Katholiken weltweit geteilt. In den vergangenen Jahren ist es, bedingt durch die Parkinson-Erkrankung Küngs, leise geworden um den Rebell. Seine Anliegen leben aber weiter, seine Kritik ist aktuell wie eh und je.

Hans Küng, Theologe, Priester und Kritiker (1928-2021) (Quelle: dpa)

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Frau.Macht.Kirche.

Eine katholische Kirche ohne Frauen ist nicht vorstellbar. Auf Gemeindeebene sind sie die tragenden Säulen des kirchlichen Lebens – und weit darüber hinaus. In den Positionen, in denen die Entscheidungen in der Kirche getroffen werden, spiegelt sich das nicht wieder. Das muss sich ändern, sagen viele Frauen und fordern daher Reformen. Längst ist der Unmut und Protest in der Mitte der Kirche angekommen. In der Reportage „Frau.Macht.Kirche. Eine Institution gerät ins Wanken“ schildern vier Frauen ihren Weg mit der katholischen Kirche und aus ihr heraus. Wenn die Oberen den Wunsch der Frauen weiter ignorieren, wird die Institution ins Wanken geraten – Ausgang ungewiss. Im ZDF läuft die Reportage am Ostermontag um 18.15 Uhr.

Frauen demonstrieren vor dem Tagungsort des „Synodalen Wegs“ in Frankfurt. (Quelle: Bistum Limburg)

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Papst zu Ostern: Impfstoff statt Waffen

In seiner Osterbotschaft hat Papst Franziskus einmal mehr den neuen Rüstungswettlauf weltweit scharf kritisiert. „Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange; die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten. Trotzdem – und das ist skandalös – nehmen die bewaffneten Konflikte kein Ende und werden die militärischen Arsenale verstärkt.“ Er forderte dazu auf, „die Mentalität des Krieges zu überwinden“, und mahnte die „Achtung der Menschenrechte“ an sowie Konflikte, „durch einen geschwisterlichen und konstruktiven Dialog im Geist der Versöhnung und der tatkräftigen Solidarität“ zu lösen. Wie schon im vergangenen Jahr mussten die Osterfeierlichkeiten im Vatikan massiv reduziert werden. Statt Gottesdiensten mit zehntausenden Gläubigen feierte der Papst im beinahe menschenleeren Petersdom das wichtigste Fest der Christenheit.

Die Osterbotschaft verlas Papst Franziskus im Petersdom. (Quelle: VaticanMedia)

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Pflicht verletzt – und jetzt?

Die Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln hat ein kleines Erdbeben in der katholischen Kirche in Deutschland ausgelöst. Erzbischof Stefan Heße bat den Papst, ihn umgehen von seinen Aufgaben als Erzbischof von Hamburg zu entbinden, der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp reichte ebenfalls seinen Rücktritt ein. Nun ist in diesen beiden Fällen der Papst am Zug. Auf den 800 Seiten werden den beiden Pflichtverletzungen in ihrer Zeit als Generalvikar und Personalchef des Erzbistums vorgeworfen. Das Gutachten bescheinigt auch Kardinal Joachim Meisner eine große Zahl an Pflichtverletzungen und offenbart ein Chaos in der Verwaltung und im Umgang mit Missbrauchsfällen.

Das Gutachten wiegt schwer. (Quelle: epa)

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Ein Schritt weiter ins Abseits

Überraschend ist es nicht gekommen, das kategorische „Nein“ der Vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Dennoch schlug die Erklärung der obersten Glaubenshüter am Montag ein wie eine Bombe. Der Eindruck entsteht, der Vatikan versuche Stück für Stück dem Synodalen Weg in Deutschland jegliche Bewegungsmöglichkeit zu nehmen. Dabei setzt Rom nicht auf Dialog, sondern stellt in selbstherrlicher Art und Weise fest, was zu gelten hat. Dass man damit den Papst, der immer Wert legt auf Dialog und Begegnung, am Ende beschädigt, nehmen die Kurialen in Kauf. Dabei ist zunächst nebensächlich, ob er die Inhalte teilt oder nicht. Wenn Franziskus immer wieder fordert, es brauche eine neue Kultur des Dialogs, dann passt das Vorgehen seiner Behörden nicht dazu.

Die Glaubenskongregation – persönlich wollte niemand die offizielle vatikanische Position erläutern. Um 12 Uhr wurden schlicht zwei Papiere ins Netz gestellt. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst im Irak und die Frage der Vergebung

15 Monate Pause gab es nicht nur bei den Papstreisen, sondern auch bei den fliegenden Pressekonferenzen des Pontifex. Heute nahm er sich 45 Minuten Zeit für das Gespräch mit den Journalisten. Breaking-News gab es keine, einige Erläuterungen zu einzelnen Programmpunkten, Informationen zu möglichen nächsten Reisezielen und die Bestätigung: „Diese Reise hat mich mehr angestrengt als die früheren.“ Sagt es, lächelt und fügt hinzu: „Die 84 [Jahre] kommen nicht von allein. Das ist eine Konsequenz.“ Wie schon in den vergangenen Wochen wirkte der Papst auch während der Reise gelegentlich müde, das Gehen fällt ihm noch schwerer, als es schon immer war. Doch blickt man auf das Wochenende und die Pressekonferenz heute, wird deutlich, dass er noch lange nichts amtsmüde ist.

Papst Franziskus stellt sich den Fragen der Journalisten. (Quelle: Erbacher)

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