Papst zu Ostern: Impfstoff statt Waffen

In seiner Osterbotschaft hat Papst Franziskus einmal mehr den neuen Rüstungswettlauf weltweit scharf kritisiert. „Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange; die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten. Trotzdem – und das ist skandalös – nehmen die bewaffneten Konflikte kein Ende und werden die militärischen Arsenale verstärkt.“ Er forderte dazu auf, „die Mentalität des Krieges zu überwinden“, und mahnte die „Achtung der Menschenrechte“ an sowie Konflikte, „durch einen geschwisterlichen und konstruktiven Dialog im Geist der Versöhnung und der tatkräftigen Solidarität“ zu lösen. Wie schon im vergangenen Jahr mussten die Osterfeierlichkeiten im Vatikan massiv reduziert werden. Statt Gottesdiensten mit zehntausenden Gläubigen feierte der Papst im beinahe menschenleeren Petersdom das wichtigste Fest der Christenheit.

Die Osterbotschaft verlas Papst Franziskus im Petersdom. (Quelle: VaticanMedia)

Papst leidet unter Pandemie

Franziskus wirkte über die Feiertage meist sehr nachdenklich und auch bisweilen müde. Das Alter, im Dezember wird der Papst 85 Jahre alt, aber auch die Pandemie setzen dem Kirchenoberhaupt zu. Er liebt das Bad in der Menge, den Kontakt zu den Gläubigen. Das ist seit einem Jahr kaum möglich. Von einigen Generalaudienzen im letzten Sommer sowie der Reise in den Irak Anfang März abgesehen, lebt Franziskus in weitestgehender Isolation. Die Kontakte mit Gruppen sind sehr reduziert und bei den Begegnungen ist wenig Herzlichkeit möglich. Die „Zärtlichkeit“, von der Franziskus immer wieder spricht, fehlt. Das Lächeln und die Reaktion darauf, die für seine Kommunikation wichtig sind, verschwinden hinter Masken.

Nichtsdestotrotz versucht er, den Menschen Mut zu machen. In der Osternacht forderte er dazu auf, sich von Gott überraschen zu lassen. Der Auferstandene lade in „den dunklen Monaten der Pandemie“ ein, niemals die Hoffnung zu verlieren, er lade dazu ein, „Barrieren zu überwinden, Vorurteile abzubauen, auf die Menschen um uns herum zuzugehen und die Gnade des Alltäglichen neu zu entdecken“. Beim Urbi et orbi am heutigen Ostersonntag sprach er davon, dass der auferstandene Christus Hoffnung bedeute „für alle, die weiterhin unter der Pandemie leiden, für die Kranken und diejenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben“.

Symbolische Akte zur Nachahmung empfohlen

Weil die Osterbotschaft keine „Zauberformel“ offenbare, wie Franziskus zu Beginn seiner Ansprache beim Urbi et orbi betonte, geht es darum, dass die Menschen ihr Handeln an der Botschaft Jesu ausrichten. Dann kann sich, so ist der Pontifex überzeugt, die Welt auch verändern. Dann ist die Welt allerdings auch geprägt von Haltungen wie Solidarität, Dialog und Versöhnung und nicht vom Wettstreit, von Krieg, Hass und Gewalt. Ob das gelingt, hängt von den Menschen ab, nicht von Gott. Das ist die Botschaft des Papstes. Sein Handeln richtet er daran aus und versucht Impulse zu geben, wie so etwas praktisch aussehen kann.

Er fordert nicht nur einen „Internationalismus der Impfstoffe“, sondern lässt seine Diplomaten im Hintergrund an einer gerechteren Verteilung der Vakzine arbeiten. Er erinnert nicht nur in seiner Osterbotschaft an die schwierige Situation junger Menschen in der Pandemie, sondern lässt Kinder und Jugendliche die Texte für den Kreuzweg an Karfreitag schreiben und gibt ihnen damit eine weltweite Bühne. Die einen sehen darin Tropfen auf den heißen Stein, Symbolpolitik. Realistisch gesehen kann ein Papst nicht viel mehr tun, als mit symbolischen Akten zur Nachahmung anzuregen und durch klare Worte wachzurütteln.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

3 Kommentare

  • Wanda
    04.04.2021, 16:31 Uhr.

    Mit dem Wort „skandalös“ im Hinblick auf das Weltgeschehen da draussen sollte das Oberhaupt der Kirche vielleicht etwas vorsichtiger umgehen. Denn dieses Wort ist leider auch auf viele Vorgänge in seiner Amtskirche anzuwenden, wobei sich kaum etwas ändert. Das Bibelwort vom „Balken im eigenen Auge“ trifft es wohl am besten…

  • Novalis
    05.04.2021, 9:52 Uhr.

    Gut, dass der Papst exakt das anspricht, was wir in unserem Egoismus gern vergessen: Covid ist nicht beendet, wenn wir in Deutschland geimpft sind. Erst, wenn wir auch dafür gesorgt haben, dass die Länder in Afrika, Asien und Südamerika, auf deren Kosten wir leben, eine schnelle Chance auf Impfung haben, wird es besser.

    • Wanda
      07.04.2021, 1:57 Uhr.

      @Novalis 05.04. 09:52
      – Was WIR gern vergessen ? Sie sprechen nicht für mich und vermutlich für viele andere auch nicht. Das ist anmassend. Ihr „Mea culpa“ mag für Sie zutreffen, denn Sie haben anscheinend ein schlechtes Gewissen. Dann leben Sie halt persönlich und konsequent nicht auf Kosten der genannten Erdteile. Und zumindest im Fall Lateinamerika kann ich sehr gut beurteilen was dessen Problem ist: es sind die eigenen, vom Volk bejubelten, frei(!) gewählten und später oft verdammten eigenen Politiker. Korruption (das Hauptübel), die das ganze Leben beherrscht und in ihrem Gefolge die organisierte Kriminalität sind leider eine Art Kulturgut. Der Kleinganove wie der überregionale, oft populäre Kartell-Chef, jeder hat in seiner Camionetta ein Bild der Jungfrau von Guadalupe und den Rosenkranz am Rückspiegel hängen und bekommt bei der nächsten Beichte die Absolution. So ist er wieder sauber und dann geht’s auf ein Neues. Das ist die gängige Mentalität und niemand kommt dagegen an. Praktisch, oder ?

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