Basis für Synodalen Weg steht

Die erste wichtige Etappe des Synodalen Wegs ist geschafft. Am Samstagmittag ging die erste Synodalversammlung in Frankfurt zu Ende. Es gibt viele positive Stimmen, aber auch einige Misstöne. Für diese sorgt etwa der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, der alle seine Befürchtungen bestätigt sieht und sich nicht wohl zu fühlen scheint als Gleicher unter Gleichen. Die inhaltliche Debatte war von großer Ernsthaftigkeit geprägt. Die Breite des Katholischen wurde deutlich. Von den Polarisierungen im Vorfeld und außerhalb des Saals war wenig zu spüren. Dennoch waren viele Beteiligte, allen voran das Präsidium, angespannt und sichtlich nervös. Die Angst vor einem Eklat oder gar dem Ausstieg einzelner Bischöfe war und ist immer präsent. Das Stichwort Angst spielte in vielen Wortbeiträgen der Synodalen eine Rolle. Es wurde deutlich, dass freies Reden und Denken in der katholischen Kirche schwierig ist. Das soll sich mit dem Prozess ändern.

Bunte Reihe bei der Synodalversammlung in Frankfurt. (Quelle: Erbacher)

Die Autorität der Ordensfrauen

Es gab bei den Beratungen in Frankfurt eine große Offenheit, gerade auch Kritisches anzusprechen. Wenn etwa eine Ordensfrau, die seit 30 Jahren Benediktinerin ist, sagt, dass sie auch unter der Kirche leide und sich für sie schäme. Wenn eben diese Ordensfrau Gleichberechtigung für Frauen fordert, wenn sie die Gleichberechtigung der Frauen fordert, dann wurde es still im Raum. Auffallend war, welche starke Rolle die wenigen anwesenden Ordensfrauen während der drei Tage von Frankfurt hatten. Hier sind starke selbstbewusste Frauen aufgetreten, deren Autorität nicht durch kirchenrechtliche Regelungen oder ein Weiheamt entstanden ist, sondern aus ihrem Zeugnis heraus.

Schwester Philippa Rath berichtete von der Angst der Betroffenen sexuellen Missbrauchs, die zu ihr kommen, aber auch von der Angst der Täter, die sich ihr offenbaren. Sie sprach von der Angst kirchlicher Mitarbeiter, die sich nicht trauen, offen zu sprechen, weil sie um die Existenz ihrer Familie fürchten. Wenn man sieht, wieviel Angst sie in der Kirche erlebt und viele andere, die sich zu Wort meldeten, dann wurde deutlich, wie wichtig ein Prozess wie der Synodale Weg ist als vertrauensbildende Maßnahme zwischen Laien und Bischöfen. Wer dann auf den Gesprächsprozess „Im Heute glauben“ von 2011 bis 2015 verweist und sagt, so etwas gab es doch schon einmal, muss erkennen, dass dieser Prozess eben nicht in der Lage war, das Klima entscheidend zu verbessern.

Schuldbekenntnis gefordert

Es wurde mit Freimut gesprochen. Wenn etwa der Chef des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, ein Schuldbekenntnis forderte angesichts der Verletzungen, die die katholische Kirche durch ihre rigide Sexualmoral vielen Menschen zugefügt hat, dann konnte man in Frankfurt etwas erleben, was es so in der katholischen Kirche in Deutschland noch nicht gab. Tabus gab es keine. Es kamen auch die zu Wort, die den Synodalen Weg kritisch sehen wie der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer oder Kardinal Woelki, die auf die Bedeutung der Tradition verwiesen, auf dogmatisch-theologische Festlegungen, die in der Debatte nicht übergangen werden dürften.

Die Versammlung in Frankfurt war der Anfang eines Prozesses, der zwei Jahre dauern wird. Die inhaltliche Arbeit geht jetzt erst los. Dennoch wurde etwa beim Thema Zölibat auch von Bischöfen offen darüber gesprochen, dass man über verheiratete Priester nachdenken wolle. Mehrere Bischöfe äußerten sich zum Thema Homosexualität mit der Perspektive, dass hier in der Haltung der Kirche Veränderungen notwendig und aus ihrer Sicht auch möglich seien. Mit der größte Druck besteht beim Thema Gleichberechtigung der Frauen. Hier ist noch nicht so klar erkennbar, wie es da zu Lösungen kommen kann, wenn es um Weiheämter für Frauen geht. Der Spielraum des Lehramts, Stand heute, ist bei diesem Thema äußerst eng.

Dennoch scheint es Konsens unter den Synodalen zu sein, dass auch über scheinbar Unmögliches nachgedacht werden soll. Synodalpräsident Thomas Sternberg führte zu Beginn des Treffens die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils als Beispiel an. Diese sei auch nur möglich gewesen, weil es zuvor bereits über Jahrzehnte eine liturgische Bewegung gab, die Reformen diskutiert und in Teilen ausprobiert habe.

Scharfe Kritik von Kardinal Woelki

Die Vorgänge in Deutschland werden international genau beobachtet. Die einen hoffen darauf, dass die Kirche in Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt und endlich längst fällige Reformen anpackt. Die anderen schauen kritisch darauf, weil sie der Meinung sind, die Deutschen gründeten eine eigene Nationalkirche und seien nicht mehr katholisch. Dass Kardinal Woelki seine kritischen Kommentare nach Abschluss des Treffens auch auf Englisch twittert zeigt, dass er sich bewusst ist, wie international bedeutend das Ereignis ist.

Woelki sieht durch den Synodalen Weg die hierarchische Verfasstheit der Kirche in Frage gestellt, spricht von einem „quasi protestantischen Kirchenparlament“. Die Unterscheidung von Geweihten und Nichtgeweihten, die für die katholische Kirche wesentlich sei, sei in vielen Redebeiträgen ignoriert worden. Auch der Einzug zum Eröffnungsgottesdienst, bei dem Bischöfe und Laien gemeinsam in den Dom gingen, habe zum Ausdruck gebracht, „dass da jeder gleich ist. Und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was katholische Kirche ist und meint“, erklärte Woelki unmittelbar zum Abschluss des ersten Treffens gegenüber seinem Bistumsradio.

Der Weg kann gelingen

Zwei Anmerkungen dazu: Die Aussage ist wenig von ökumenischem Geist geprägt, da sie nahelegt, als sei das Protestantische etwas Schlechtes. Zum anderen war bei der Debatte nicht zu erkennen, dass alle davon ausgingen, dass alle gleich seien. Auch stellt sich die Frage, ob bei aller Unterscheidung es nicht möglich sein muss, dass es in der katholischen Kirche Formen der Beratung gibt, bei denen Klerus und Laien auf Augenhöhe miteinander sprechen. Am Ende entscheidet sowieso jeder Bischof, ob er einen Beschluss umsetzt oder nicht. Woelki wird nichts von seiner Vollmacht genommen.

Trotz der Störfeuer ist der Synodale Weg gut gestartet. Die sachliche Debatte lässt hoffen, dass in den nächsten zwei Jahren die Kirche in Deutschland vorankommen kann. Es könnte gelingen, durch den Prozess wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen – zum einen durch die Form des Dialogs, zum anderen aber auch durch die Reformen und das „Weiterdenken“ theologischer, kirchenrechtlicher und pastoraler Positionen.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

26 Kommentare

  • Maria
    02.02.2020, 17:03 Uhr.

    Zum Einzug zum Eröffnungsgottesdienst kam mir wieder der schöne Beginn der Amazonassynode in den Sinn, als Papst und alle Teilnehmer bunt gemischt vom Petersdom in die Aula zogen. Hat Kardinal Woelki davon nichts gelernt?

  • Novalis
    02.02.2020, 18:31 Uhr.

    Es muss schon einmal auch noch in Deutlichkeit gesagt werden:
    Es waren die Bischöfe und deren Amtsvorgänger, die die Kirche in die Scheiße hineingefahren haben. Sie haben:
    – Missbrauch vertuscht und Täter gedeckt (nicht Laien);
    – die Kirche unglaubwürdig gemacht;
    – einen rechtsreaktionären Kurs unter JP2 und B16 jahrzehntelang mitgetragen (das waren nicht die Laien);
    Es sind immer noch die „hierarchischen Geisterfahrer“ (O-Ton eines Theologiedozenten), die sich hinter der „Lehre“ verstecken. Aber nicht alles, was zur Lehre gehört, ist unveränderlich.
    Man nehme nur: „Jesus hat keine Frauen zu Männer zu Aposteln berufen, also können wir keine Frauen weihen“. So vertritt das der große Benedikt-Freund und (in meinen Augen) geistige Kleingärtner Voderholzer (auch bemerkenswert: Störfeuer kamen nur von Voderholzer und Woelki). Er kann auch sagen: „Jesus hat keine Chinesen zu Aposteln berufen, also dürfen wir keine Chinesen weihen“. Letztgenanntes ist blanker Rassismus. Also ist in meinen Augen der, der ersteren Satz vertritt, ein Sexist.
    Woelki und Co. tun ja so, als wäre die große Gefahr, dass jemand das Apostolikum in Frage stellt. Tut aber niemand. Eine solche Gefahr an die Wand zu malen, das gehört zum m.E. pathologischen Verfolgungswahn der Rechten und Rechtsradikalen. Meine größte Genugtuung ist: Während diese Leute in Angst vor der Hölle leben, weiß ich, dass auch diese Menschen mit ihrem verachtenswerten Verhalten von der allumfassenden Barmherzigkeit Gottes gerettet werden.

  • Andreas
    02.02.2020, 20:17 Uhr.

    Sie schreiben: (Aussage von Kardinal Woelki) … „Die Unterscheidung von Geweihten und Nichtgeweihten, die für die katholische Kirche wesentlich sei, sei in vielen Redebeiträgen ignoriert worden. Auch der Einzug zum Eröffnungsgottesdienst, bei dem Bischöfe und Laien gemeinsam in den Dom gingen, habe zum Ausdruck gebracht, „dass da jeder gleich ist. Und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was katholische Kirche ist und meint“.
    Interpretiere ich das jetzt völlig falsch, wenn ich daraus lese, dass es nach dieser Lesart die Hochwürden oben und das gemeine Volk unten gibt und letztere gefälligst die hinteren Ränge in der Reihe und die hinteren Bänke einnehmen soll…
    Hallo! – kann ich da nur rufen, bitte in der Agenda nachschlagen: Wir schreiben 2020!
    Mir ist klar, dass ich als Schweizer noch weniger Verständnis für Standesdünkel habe als andere Europäer, aber da stellen sich mir doch alle Nakenhaare. Ist das nicht die Form von Klerikalismus, von der in Rom schon die Rede war, immerhin von einem, der noch höher in der (kirchlichen) Hierarchie wirkt …?
    Ob sich alle bewusst sind, wie viel an Frustration solche Aussagen hervorrufen, aber eben: Die Unzufriedenen sind eh halbe Protestanten und als solche leicht suspekt… Es wäre doch viel ruhiger, wenn die auch noch austreten würden …

  • Josef Keiner
    02.02.2020, 20:59 Uhr.

    Ein Kardinal/Erzbischof welcher sich Sorgen um seinen Rang macht, ein Bischof/Dogmatiker welcher den „wissenschaftlichen“ Nachweis der Missbrauchsstudie reklamiert … Erst dann will er Konsequenzen ziehen – oder doch nicht? Welch traurige Gestalten! Sie haben’s nicht begriffen und werden es nie begreifen, in welche Situation sie und ihre klerikale „Erbengemeinschaft“ (B XVI) die Kirche gebracht haben. Nur Gott kann uns noch helfen. Maranatha!

  • Student
    02.02.2020, 21:24 Uhr.

    Wie Kardinal Woelki in diesem Forum angegriffen wird, finde ich absolut schlimm. Ihm vorzuwerfen er wäre kindisch ist einfach falsch. Man kann seine Äußerungen befürworten oder ablehnen, aber ihn zu diskreditieren in dem man ihm so etwas vorwirft ist gewiss nicht der richtige Weg.
    Ich meine dabei wird außer Acht gelassen, dass sich der Kardinal ernsthafte Gedanken und Sorgen um die Kirche macht. Vielleicht sollte dieser Gedanke zumindest einmal erwogen werden. Dafür sollte man ihn jedenfalls nicht angreifen.
    Angriffe auf persönlicher Ebene sind nicht der richtige Weg.

    • Novalis
      04.02.2020, 14:43 Uhr.

      Wo wird denn der Kardinal persönlich angegriffen??? Es wird doch nur gesagt, dass er die Hosen voll hat vor Machtverlust, und zwar so voll, dass er sogar zum Ausdruck bringt, dass er vor Machtverlust Angst hat.

  • Erasmus
    03.02.2020, 0:22 Uhr.

    „Mit der größte Druck besteht beim Thema Gleichberechtigung der Frauen. Hier ist noch nicht so klar erkennbar, wie es da zu Lösungen kommen kann, wenn es um Weiheämter für Frauen geht. Der Spielraum des Lehramts, Stand heute, ist bei diesem Thema äußerst eng.“ (Erbacher)

    Ich zitiere einen Beschluss der Vollversammlung der Würzburger Synode von 1976:

    „Die Synode bittet den Papst … die Frage des Diakonats der Frau entsprechend den heutigen theologischen Erkenntnissen zu prüfen und angesichts der gegenwärtigen pastoralen Situation womöglich Frauen zur Diakonatsweihe zuzulassen.“ (S. 633f)
    Begründung:
    „Viele Frauen üben in vielen Kirchenprovinzen, nicht nur in Missionsgebieten, eine Fülle von Tätigkeiten aus, die an sich dem Diakonen-Amt zukommen. Der Ausschluss dieser Frauen von der Weihe bedeutet eine theologisch und pastoral nicht zu rechtfertigende Trennung von Funktion und sakramental vermittelter Heilsvollmacht. … Die in unserer Gesellschaft anerkannte grundsätzliche Gleichstellung von Mann und Frau sollte auch im kirchlichen Bereich dazu führen, dass die pastoralen und liturgischen Aufgaben des Diakons und der Diakonin einander entsprechen. … Die Zulassungsbedingungen zum Diakonat sollen daher für Männer und Frauen soweit als möglich angeglichen werden.“ (S. 617)

    Das war der gut fundierte Diskussionsstand der deutschen Katholischen Kirche vor über 40 Jahren. Es kann und darf nicht wahr sein, dass da im 21. Jahrhundert nichts weitergeht.

    Was mich optimistisch stimmt, ist, dass im Abschlussdokument der Amazonien-Synode vom vergangenen Oktober eine Passage zum Diakonat der Frau zu finden ist, die mit Zweidrittel-Mehrheit angenommen wurde:
    „Bei den vielfältigen Beratungen im Amazonas-Raum wurde die grundlegende Rolle anerkannt und hervorgehoben, die Ordensfrauen und andere Frauen in der Kirche Amazoniens und deren Gemeinden durch ihre vielfältigen Dienste wahrnehmen. Eine große Anzahl von Konsultationen forderte, den ständigen Diakonat für Frauen einzurichten. Aus diesem Grund war das Thema auch in der Synode sehr präsent. “Die von Papst Franziskus im Jahr 2016 einberufene ‚Studienkommission zum Diakonat der Frau‘ formulierte „ein einseitiges Ergebnis über das Frauendiakonat in den ersten Jahrhunderten der Kirche und dessen Auswirkungen heute. Deshalb wollen wir unsere eigenen Erfahrungen und Reflexionen mit der Kommission austauschen und die Ergebnisse dieses Austauschs abwarten.“ (Nr. 103)

    Ich hoffe sehr, dass sich Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben im Hinblick auf die spezifische Situation in Amazonien für das Diakonat der Frau aussprechen wird. Wäre das der Fall, hätte das auch Auswirkungen auf den deutschen synodalen Prozess.

    • Novalis
      04.02.2020, 14:51 Uhr.

      @Erasmus:
      FÜR den Frauendiakonat haben nicht nur alle drei soliden Gutachter, u.a. der später ausgerechnet von JP2 zum Kardinal kreierte Yves Congar (das Gutachten war also kein Hinderungsgrund für die Kreierung), die die Würzburger Synode beauftragte, sich ausgesprochen, sondern auch einstimmig alle damaligen Bischöfe. Da war auch sogar ein Rudolf Graber dabei, der im 3. Reich zu denjenigen gehörte, die sich in der Sakristei nicht mit „Grüß Gott“, sondern mit dem schrecklichen deutschen Gruß begrüßen ließen. Und Graber gehörte nun wirklich zu denjenigen, die kurz vor dem Überlaufen zur Piusbruderschaft waren.

  • YaLob
    03.02.2020, 11:19 Uhr.

    Die Herren Woelki und Vorderholzer sollten sich m. E. überlegen, ob sie nicht besser bei den Piusbrüdern aufgehoben sind.

  • ZufälligerGastleser
    03.02.2020, 11:41 Uhr.

    „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand! Und wenn er kommt dann laufen wir davon“ – das polemisierende Stichwort „Angst“ entlarvt den sog. Synodalen Weg als das, was er ist: einen Aufstand der beim Großkonzern Kirche Beschäftigten, die innerlich längst woanders sind: Protestanten! Sie wollen als Protestanten glauben und leben und „frei sein“, aber ihr katholisches Gehalt weiterbeziehen oder die Ehrenamtlichen, sie wollen ihr Engagament nicht de-kontextualisieren, sondern weitermachen, wo sie sind und sicher auch Gutes tun, aber bitte schön auf protestantische Weise. Da, wo sie innerlich längst angekommen sind. Ja, und vielleicht wollen sie die Nostalgie ihrer längst abgetanen Glaubensherkunft irgendwie mitnehmen – ohne Bruch, ohne sich selbst den tatsächlichen Bruch vor Augen zu stellen. Eine Frage der heute als inkorrekt verpönten Identität – auf dem Reformdock ihres Kirchenschiffes „Theseus“. Weil man sie nicht lässt, sind sie wütend und weil sie nicht wie der Hl. Nikolaus von Flüe nur noch sakramental vom Brot, sondern auch von der monatlichen Gehaltsüberweisung ihres kirchlichen Brötchengebers leben, haben sie: Angst. Und ja, das freie Denken ist schwierig, nicht in der katholischen Kirche, sondern für den, der es nicht gelernt hat und wo es Konsequenzen haben könnte überall, im öffentlichen Dienst ganz genauso – und wo der Glauben fehlt, da hapert es mit der Glaubwürdigkeit. Glaubwürdig, authentisch wäre es eher, wenn die Kryptoprotestanten, wenn schon nicht in sich, dann da hingehen, wo sie schon längst angekommen sind. Und das ist wahrlich kein Utopia, sondern die EKD. Da sind die Machtverhältnisse dann anders, nicht eingeebnet, sondern umverteilt: Nicht Klerikalismus, sondern Managerismus. Nicht Soutanen, sondern mittelpreisige Konfektionsanzüge. Weniger pittoresk, aber mit größerem Spielraum der korrekten Beliebigkeit. Diese Frommen aber zittern vor Angst, nicht in Gewissensqualen um ihr Seelenheil, sondern um ihren in der neoliberalen Wirklichkeit immer noch vergleichsweise komfortablen Arbeitsplatz. Und weil wir hier beim öffentlich-rechtlichen ZDF sind, also der Medien einem, das den sog. Reformprozeß anheizt: Vor allem ist der Synodale Weg dies: Mißbrauch des Mißbrauchs! Darüber, daß man die -schrecklichen – Fälle in der katholischen Kirche mal zur Gesamtwirklichkeit statistisch ins Verhältnis setzen sollte, ließe sich viel schreiben. Katholischer Mißbrauch, eines der 2-3 Themen die die Öffentlich-Rechtlichen über Jahre ad nauseam ihres Publikums traktieren. In seltsamem Mißverhältnis zu staatlich verantworteten Mißbräuchen. Wie oft kommen eigentlioch die Jugendwerkhöfe der DDR oder die unfreiwilligen Pharmaversuche in bundesdeutschen Kinderheimen in die Debatte? Entschädigungsleistungen? Aus Steuermitteln. Da wird der Ball, wie man so sagt, schön flach gehalten! Die eigentlichen Katholiken, die den Rosenkranz beten und zur Beichte gehen, die Fasttage ein- und die Heiligen ihres Kalenders werthalten, die wollen ihre Kirche behalten. Die bleiben römisch und gehen nicht ins neudeutsche Schisma.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      04.02.2020, 8:47 Uhr.

      Zum Thema Missbrauch verweise ich auf die ZDF-Dokumentation „Dunkelfeld – Kindesmissbrauch in Deutschland“ am 13. Februar um 20.15 Uhr auf ZDFinfo. https://presseportal.zdf.de/pm/dunkelfeld-kindesmissbrauch-in-deutschland/

      • Erasmus
        04.02.2020, 11:05 Uhr.

        „Vor allem ist der Synodale Weg dies: Missbrauch des Missbrauchs! Darüber, dass man die -schrecklichen – Fälle in der katholischen Kirche mal zur Gesamtwirklichkeit statistisch ins Verhältnis setzen sollte, ließe sich viel schreiben.“

        Kennen Sie den Ausdruck „Whataboutism“? Das ist die Argumentationstechnik, vom eigentlich zu behandelnden Gegenstand abzulenken, indem man fragt: „Und was ist mit …?“ In Ihrem Fall: „Wie oft kommen eigentlich die Jugendwerkhöfe der DDR oder die unfreiwilligen Pharmaversuche in bundesdeutschen Kinderheimen in die Debatte?“

        Auch Ihr Versuch, den katholischen Missbrauchsskandal mittels Statistik zu relativieren, greift nicht. Wer argumentiert, sexueller Missbrauch käme überall in der Gesellschaft vor – so auch in der Kirche -, verrät den eigenen christlichen Anspruch: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch.“ (Mat 20,26)

        Die Katholische Kirche hat lange versucht, das Thema Missbrauch unter der Rubrik „bedauerlichere Einzelfälle“ abzutun, bis ihr das Ganze auf die Füße fiel. Die größte Schuld der Kirche besteht allerdings nicht darin, dass sie versucht hat – auf Kosten der Opfer – keinen Schatten auf ihre Glorie fallen zu lassen, sondern dass es übliche Praxis war, Missbrauchstäter einfach – ohne Informationsübermittlung – zu versetzen und damit neuem Missbrauch Vorschub zu leisten. Es gibt also nicht wenige hohe geistliche Würdenträger, die der Mittäterschaft anzuklagen sind.

        Angesichts der Monströsität dessen, was in der Katholischen Kirche über Jahrzehnte hinweg Kindern und Jugendlichen angetan wurde, fällt ihr polemisches Anprangern eines angeblichen „Missbrauch des Missbrauchs“ auf Sie selbst zurück.

        • ZufälligerGastleser
          05.02.2020, 9:19 Uhr.

          „What the so-called whataboutists do is question the unquestioned and thrust contradictions, double standards and hypocrisies into the open“. So der schwedische Medienwissenschaftler Christian Christensen in einem in dem Wikipediaartikel zu „Whataboutism“ angeführten Text. Das finde ich in Ordnung. Besonders wenn hinter z.B. den double standards möglicherweise Interessen, Affekte und Agenden stehen.

    • Novalis
      04.02.2020, 14:41 Uhr.

      Vom Missbrauch des Missbrauchs reden nur Verharmloser des Missbrauchs. Im Übrigen würde mich mal interessieren, was Sie sich unter „Protestant“ und „Katholik“ vorstellen.

  • BernhardJ
    04.02.2020, 18:33 Uhr.

    Die synodalen „Bischöfe“ wollen eine Kirche ohne Glaubensbindung. Ja sie wollen nicht mal mehr die Erhaltung der unersetzlichen katholischen Daseinsordnung, höchsten noch den Schein derselben.
    Hat sich also erstmal der Glaube in eine politische Ideologie verflüchtigt, verliert natürlich auch Kirche seine mystische Gestalt, sie fällt aus dem Heiligen ins Profane!
    Der synodale Amoklauf scheint die Verzweiflungstat eines modernen Glaubensnihilismus, der glaubt, in der Selbstzerstörung über die ihm verhasste Katholizität zu triumphieren. Dass aber am Ende nur Trümmer bleiben, ist diesen Amokläufern einerlei, denn sie treibt der Hass und nicht die Liebe! Am Ende dieses synodalen Amoklaufes respektive suizidalen Prozesses, wie es Kardinal Müller formulierte, steht dann eine Ökumene, deren Wesensmerkmal im Fehlen jeglicher Glaubensbindung liegt.
    Ich muss S.E. Voderholzer daher noch für sein mutiges Glaubensbekenntnis danken, indem er deutlich machte, dass es Missbrauch des Missbrauchs ist, ihn für Veränderungen in der Kirche zu missbrauchen. Sexueller Missbrauch ist abscheulich, aber es gibt ihn in der Kirche kaum im Vergleich zu Familien. Man muss ihm auch danken, weil er die Speerspitze aller guten Katholiken in Deutschland ist, und allen linksgrünen Ideen abhold ist. Man muss ihm danken, dass er in schwieriger Zeit zu unserem lieben Papst Benedikt steht und auch die Angehörogen der Generazione Benedikt fördert sowie Mag. Noè von kath.net freundlich und finanziell unterstützt. Wären nur alle Bischöfe so, dann würden wir bald wieder mit unseren Brüder in der FSPPX vereint sein und dem Zeitgeist Widerstand leisten. Dann würde das Christentum wieder leuchten!

    • ZufälligerGastleser
      05.02.2020, 12:09 Uhr.

      Zur Umwandlung in eine „politische Ideologie“ gehört, daß man die geschmähten „Kleriker“ entmachten will, damit die sog. „Normenträger“, ein Wort das mir in letzter Zeit in den Medien immer häufiger aufgefallen ist und wohl den Neuadel der Funktionäre der zivilreligiösen Gesellschaft meint, an ihre Stelle gesetzt werden können. Sog. „Normenträger“ mit besonderen Schutz- und Ehrenrechten übrigens. Soweit sind wir – De-sazerdotalisierung durch die Vorder- und Re-feudalisierung durch die Hintertür! Wer sind denn die maßgeblichen Wortführer dieser Laien, allzuoft doch auch nur die „zivilgesellschaftlichen“ Großkopferten, die den zeitgeistigen Leitton der Anpassung vorgeben sollen, nicht die schlichten Kirchgänger und Ehrenamtlichen vor Ort. Bürgermeister, Bundestagsabgeordnete, usw. – bis hin zu Kramp-Karrenbauer, mit der Forderung den Zölibat abzuschaffen. Nicht den Stillen im Lande wird der Mund geöffnet, sondern die Akteure des Zeitgeistes und des Staates sollen die Kirche übernehmen. – Ich meine, wenigstens dort sollen sie mal demütig sein und den Mund halten.

      • Erasmus
        06.02.2020, 10:34 Uhr.

        „… dass man die geschmähten Kleriker‘ entmachten will, damit die sog. ‚Normenträger‘ … an ihre Stelle gesetzt werden können. Sog. ‚Normenträger‘ mit besonderen Schutz- und Ehrenrechten übrigens.“

        Klingt nach Verschwörungstheorie. Wer sind denn die Normenträger in der katholischen Kirche? Da fällt mir einiges ein: Die Schrift, die Tradition, das Kirchenrecht, der Katechismus, die Theologie, die Bischöfe, der Papst. Und wo bitte sind die „besonderen Schutz- und Ehrenrechte“?

        • ZufälligerGastleser
          06.02.2020, 20:14 Uhr.

          „Verschwörungstheorien“ und weiter oben „whataboutism“ sind leider gängige Argumentenkiller aus dem Besteckkasten des hegemonialen Diskurses, die regelmäßig wenig zur Sache beitragen. Nebenbei, dem für die Reformagenda instrumentaliesierten Mißbrauch liegt, um auch mal so eine à la mode Vokabel aufzugreifen, eher die sharpshooter fallacy zu Grunde. Soeben habe ich bei der Tagespost eine Kritik des ZdK von Markus Graulich gelesen, in der gut ausgeführt wird, worauf ich u.a. ansatzweise hinaus wollte. Die katholische Kirche ist ganz offensichtlich ein systemstabilisierendes Feindbild der Meinungsführer hierzulande. Aufgabe des organisierten Laikats wäre es vor allem, sie dagegen mutiger zu verteidigen. Ein Nebenlehramt der politischen Klasse braucht es dazu nicht, im Gegenteil.

        • Novalis
          06.02.2020, 22:42 Uhr.

          Sie dürfen auch gern noch die loci alieni ergänzen: Vernunft/Philosophie und Geschichte.

    • Novalis
      05.02.2020, 14:45 Uhr.

      Ich empfinde Ihre Wortmeldung als ungeheuerlich. Sie relativieren das Leid von missbrauchten Kindern. Pfui.

    • Erasmus
      05.02.2020, 15:09 Uhr.

      „Die synodalen ‚Bischöfe‘ … wollen nicht mal mehr die Erhaltung der unersetzlichen katholischen Daseinsordnung.“

      Wie hält es denn die Piusbrüderschaft mit der katholischen Daseinsordnung? In einer solchen Daseinsordnung kommt doch dem Papst mit Sicherheit eine zentrale Stellung zu. Im Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft vom April 2019 hat der Generalobere Davide Pagliarani Papst Franziskus der Gottlosigkeit und der Häresie bezichtigt.

      Mit welchem Recht und welcher Relevanz sollte eine papstfeindliche Vereinigung ohne kanonischen Status zu innerkirchlichen Entwicklungen Stellung nehmen dürfen?

    • BernhardJ
      07.02.2020, 13:45 Uhr.

      Wahrheit bestimmt sich eben nicht im Quantitativen, man kann auch sagen Formalen sondern allein im Qualitativen, der inhaltlichen Bestimmung.
      Die Qualität der Einsamkeit im Glauben, wie Guardini sie sah, meint gerade nicht eine Verschließung ins Ich, ins Eigene, sondern das sich ganz Öffnen auf Gott hin. Nur wo Nachfolge die Verhaftetheit im Weltlichen hinter sich lässt, wo also der Mensch ALLEIN vor Gott stellt, kommt der Glaube erst zu seinem tragenden Bewusstsein.
      In der Einsamkeit im Glauben kann Ideologie nicht Wurzeln schlagen, Ideologie braucht immer den Massenkult, die Vergötterung der Gruppe.
      Offenbar halten sich die synodalen Amokläufer für Erleuchtete, die Wahrheit neu deuten könnten. Wie Kardinal Müller richtiger Weise sieht, entbehrt dieses Verhalten nicht des Absurden, ja mir scheint, des Wahnsinns.
      Wer nicht akzeptieren kann, dass die homosexuelle Unterwanderung des Klerus schuld an den geringen Missbrauchszahlen ist, soll sich mit der Wahrheit konfrontieren. Ich bin froh, dass Bischöfe wie S.E. Vorderholzer, Oster, Gänswein, Kardinäle wie Brandmüller und Sarah und vor allem unser geliebter Papst Benedikt das auch so sehen und uns echte Katholiken auch nach Kräften unterstützen. Wenn nur das Liturgieattentat vom Zerstörer Paul VI. ausgelöscht wird und wir wieder zur Messe aller Zeiten zurückkehren, dann werden wir auch die Homosexualität im Katholizismus zum Verschwinden bringen. Damit wären zwei Sünden aufeinmal beseitigt.

  • YaLob
    05.02.2020, 11:11 Uhr.

    Können Sie, Herr bermhardJ mir bitte erklären was die katholisch daseinsordnung ist. Dann fällt mir die Einordnung ihres kommrntars leichter

  • Brigitta
    10.02.2020, 1:07 Uhr.

    Ich freue mich über diesen synodalen Weg. Ich habe die Würzburger Synode miterlebt und war glücklich darüber. Ich hatte die Hoffnung, dass sich in dieser eigentlich von mir geliebten Kirche manches zum Positiven verändern würde und hoffe, dass es dieses Mal nicht wieder wie das Hornberger Schießen ausgeht. Ich möchte mich hier gar nicht in die Diskussionen oben einmischen, denn diese haben nur bedingt mit diesem synodalen Weg zu tun. Aber was mich inzwischen wirklich nervt, dass hier fast jede Diskussion letztlich auf den Missbrauch hinausläuft. Ich finde diesen mehr als eine Katastrophe, die zum Himmel schreit, aber es gehört wirklich nicht zu jedem Thema.
    Zum Thema Priestermangel:
    Ich habe dabei immer im Ohr: „Wir haben erst dann wirklich einen Priestermangel, wenn wir Christen nicht mehr regelmäßig die Möglichkeit haben, die Messe mitzufeiern. Im Vergleich zu Südamerika sind wir da noch weit entfernt.“ Es war ein führender Mitarbeiter des Münchner Ordinariats, der das vor ungefähr 30 Jahren zu mir sagte.

Kommentare geschlossen

Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.