Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst gegen Teufel

Es liest sich beinahe wie ein Showdown zwischen der Kirche und dem Teufel, das Bollettino des Vatikans von diesem Samstag. Darin enthalten eine Erklärung des Pressamts: Der Papst rufe für den Monat Oktober alle Gläubigen zum täglichen Rosenkranzgebet auf im Kampf gegen das Böse, sprich den Teufel. Dazu empfiehlt er eigens ein Gebet zum Erzengel Michael, das Papst Leo XIII. 1884 einführte und das eine große Nähe zu einem Gebet aufweist, das Teil des sogenannten „Kleinen Exorzismus“ ist. Es ist zudem Teil der außerordentlichen Form des Römischen Ritus – sprich der Messe der katholischen Traditionalisten. Die hatten in den vergangenen Tagen in ihren Foren vereinzelt die Einführung mehrerer von Leo XIII. in diesem Kontext geschaffenen Gebete gefordert, weil sie in der aktuellen Situation den Teufel in der Kirche am Werk sehen. 1985 hatte sich die Glaubenskongregation eigens mit den Gebeten beschäftigt. Nun empfiehlt der amtierende Papst allen Gläubigen, das Gebet zu sprechen. Ist die Lage so ernst?

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Missbrauchsstudie fordert Konsequenzen

Wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte der Kirche. Dieser Satz ist in diesen Tagen In Fulda oft zu hören. Der Druck ist massiv auf Papst und die Bischöfe in aller Welt. Die neue Welle in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist größer als die erste. Folgten die früheren „Wellen“ mit größerem zeitlichem Abstand über fast ein Jahrzehnt verteilt von den USA über Irland bis nach Deutschland, lodern die Flammen nun innerhalb weniger Monate scheinbar rund um den Globus. Die MHG-Studie bringt keine grundlegend neuen Erkenntnisse, bestätigt aber Vieles, was in anderen Studien etwa in den USA bereits erforscht wurde. Hier wie dort wird deutlich: Es sind nicht nur die einzelnen Täter. Es gibt eine Gesamtgemengelage, die in der katholischen Kirche Missbrauch und Vertuschung begünstigt hat. Noch ist nicht klar. Ob die deutschen Bischöfe bereit sind, wirklich Konsequenzen zu ziehen und auf weltkirchlicher Ebene fügt sich die Frage nach den Konsequenzen ein in den Kampf der Gegner von Franziskus gegen den Papst.

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Deal zwischen Vatikan und China

Durchbruch oder Ausverkauf? Der Streit um die Bewertung einer Vereinbarung zwischen China und dem Heiligen Stuhl über Bischofsernennungen hat bereits begonnen, da ist die Tinte noch nicht getrocknet und längst nicht alle Details bekannt. Seit Monaten wurde darüber spekuliert. Nun ist es erstmals zu einer offiziellen Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China gekommen. In Peking unterzeichneten heute die beiden Vize-Außenminister eine „provisorische Vereinbarung über die Ernennung von Bischöfen“. Während in Peking vielleicht Kirchengeschichte geschrieben wird, weilt der Papst in Vilnius. Franziskus ist heute zu einem Kurzbesuch ins Baltikum aufgebrochen: vier Tage, drei Länder, 15 Reden und knapp 5000 Kilometer. Anlass der Reise ist die Unabhängigkeit der drei baltischen Staaten vor 100 Jahren. Zum Auftakt rief er heute in Vilnius zur Toleranz und Solidarität auf.

Wird das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China den Katholiken im Land helfen? (Quelle: ap)

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Bischofssynode – mehr Einfluss der Laien?

Der Papst will die synodalen Strukturen in der katholischen Kirche ausbauen. Das sagt er immer wieder. Jetzt wurde überraschend die Ordnung für die Bischofssynoden verändert. Darin stärkt der Papst zwar die Rolle der Laien. Doch sie haben weiter nur eine beratende Funktion und kein Stimmrecht. Eigens betont wird in der neuen Konstitution, dass sich der Papst das Abschlussdokument einer Synodenversammlung zu eigen machen kann und es mit seiner Zustimmung zu einem lehramtlichen Schreiben werden kann. Damit würde die Bischofssynode zu einem ausdrucksstarken Zeichen der Gemeinschaft der Bischöfe „mit und unter“ dem Nachfolger des Apostel Petrus. Das neue Papier bringt mehr Flexibilität für das Instrument „Bischofssynode“ und ist damit sicherlich ein erster Schritt in eine richtige Richtung.

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Missbrauch – in Deutschland und der Welt

Es sind erschütternde Zahlen, die heute an die Öffentlichkeit gelangt sind. Mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche wurden in Deutschland in der Zeit zwischen 1946 bis 2014 Opfer sexuellen Missbrauchs durch 1.670 katholische Geistliche – und die Dunkelziffer liegt wohl höher. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse nun vorab teilweise bekannt wurden. Über 38.000 Akten wurden dazu in den 27 katholischen Bistümern gesichtet. Die Orden beteiligten sich nicht an der Untersuchung. Außerdem waren die Wissenschaftler auf die Angaben der Bistümer angewiesen; denn Originalakten konnten sie nicht einsehen. Zudem stellen sie fest, dass Akten „zu früheren Zeiten vernichtet oder manipuliert worden waren“. Die Studie fördert dennoch eine Reihe interessanter Erkenntnisse zu Tage. Angesichts der aktuellen Debatte um den Missbrauchsskandal in anderen Ländern scheinen vor allem zwei Aussagen der Experten wichtig: Weder Homosexualität noch Zölibat seien als solche Ursachen für Missbrauch. Sie könnten aber genauso wie die strikte Sexualmoral durchaus Risikofaktoren darstellen. Daher bestehe bei diesen Themen dringend Handlungsbedarf. Die Bischofskonferenz bezeichnete das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs, das durch die Studie belegt wird, als „bedrückend und beschämend“. Dass in Bezug auf den Missbrauch dringender Handlungsbedarf besteht, sieht auch Papst Franziskus. Er hat deshalb für Februar 2019 alle Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit zu einem Krisengipfel in den Vatikan eingeladen.

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