Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Wenn ein Kardinal zurücktritt

Dass ein Kardinal aus dem Kardinalskollegium fliegt, ist bisher höchst selten vorgekommen. Ob sich das nun ändert? Seit vergangenem Samstag ist der emeritierte Erzbischof von Washington nicht mehr Mitglied des „Senats“ der katholischen Kirche. Theodore McCarrick wird beschuldigt, zwischen 1970 und 1990 junge Priesteramtskandidaten zu sexuellen Handlungen verführt und auch mindestens zwei Minderjährige missbraucht zu haben. Gestern nahm Papst Franziskus auch den Rücktritt des australischen Erzbischofs Philip Wilson an. Der war Anfang Juli zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden, weil er Missbrauchsvorwürfe gegen einen anderen Geistlichen vertuscht haben soll. Wilson hatte zunächst einen Rücktritt mit dem Hinweis angelehnt, dass er in Berufung gehen wolle. Jetzt musste er doch gehen. Vor wenigen Tagen erst hatte der Vorsitzende der päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O’Malley, ein entschiedeneres Vorgehen gegen Missbrauchsfälle gefordert, an denen Bischöfe und Kardinäle beteiligt sind. Sind das erste Konsequenzen?

Auf dem Petersplatz sind schon die Vorboten der Internationalen Ministrantenwallfahrt zu sehen. Das wird ein buntes Fest in diesen Tagen in Rom. Doch hinter den Mauern des Vatikans wird um den richtigen Kurs bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals gerungen. (Quelle: ap)

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50 Jahre Humanae vitae

Sie gehört zu den umstrittensten Dokumenten der katholischen Kirche, die Enzyklika „Humanae vitae, über die Weitergabe des Lebens“ von Papst Paul VI., die am 25. Juli 1968 veröffentlicht wurde. Zum 50-Jahr-Jubiläum befürchteten konservative Kreise in der katholischen Kirche, Papst Franziskus könnte vom strikten Verbot künstlicher Empfängnisregelung abrücken. Doch der amtierende Pontifex lies den Jahrestag ohne eigene Akzente verstreichen. Er bezeichnete das Schreiben seines Vorgängers zwar wiederholt als „prophetisch“. Doch konkrete Äußerungen zu der umstrittenen Frage der Empfängnisregelung hat er sich bisher weitestgehend verkniffen. In seinem großen Lehrschreiben Amoris laetitia über Ehe und Familie schreibt er, „es gilt, die Botschaft der Enzyklika ‚Humanae vitae‘ Papst Pauls VI. wiederzuentdecken, die hervorhebt, dass bei der moralischen Bewertung der Methoden der Geburtenregelung die Würde der Person respektiert werden muss“. Er wiederholt das Verbot seines Vorgängers nicht und verschiebt den Akzent. Die Formulierung lässt verschiedene Interpretationen zu.

Auch bei einer seiner fliegenden Pressekonferenzen hatte Papst Franziskus einmal über „verantwortliche Elterschaft“ gesprochen, als er auf dem Rückflug von den Philippinen im Januar 2015 feststellte, dass sich Katholiken nicht „wie Karnickel“ vermehren müssten. (Quelle: dpa)

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Kirchenaustritte auf hohem Niveau

Jedes Jahr im Sommer veröffentlichen die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ihre Statistikzahlen. Seit Jahren ist das Ergebnis eher deprimierend. Denn die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland schrumpfen weiter. Auch 2017 sind die Mitgliederzahlen gesunken – bei den evangelischen Landeskirchen mit 390.000 mehr noch als bei der katholischen Kirche mit 270.000 Mitgliedern weniger. In beiden Kirchen sind die Austrittszahlen gegenüber dem Vorjahr wieder leicht gestiegen. Aus der katholischen Kirche sind rund 168.000 Mitglieder ausgetreten (2016: 162.000), aus den evangelischen Landeskirchen rund 200.000. Die Kirchen führen die Entwicklung vor allem auf den demografischen Wandel zurück. Doch alleine damit dürften sich die hohen Austrittszahlen nicht begründen lassen.

Beim Abschlussgottesdienst des Katholikentags in Münster Mitte Mai war der Platz gut gefüllt. In den Gemeindegottesdiensten hingegen sieht es meist anders aus. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist 2017 weiter gesunken auf 9,8 Prozent. 2016 waren es noch 10,2 Prozent der Katholiken, die regelmäßig am Gottesdienst teilnahmen, 2010 sogar 12,6 Prozent. (Foto: dpa)

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Erster Laie Vatikanminister

Es ist schon eine kleine Revolution, die sich da in diesen Tagen im Vatikan vollzieht. Zum ersten Mal wird ein Laie Chef eines Dikasteriums der Römischen Kurie. Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag Paolo Ruffini zum Präfekten des Dikasteriums für Kommunikation ernannt. Er ist kein Kardinal, kein Erzbischof, nicht einmal Priester, sondern Ehemann. Ruffini leitet das nach Mitarbeitern größte Dikasterium der Kurie. Dem Prinzip nach handelt er auf Augenhöhe mit den Präfekten – Kardinälen und Erzbischöfen – der anderen Dikasterien, Kongregationen und Päpstlichen Räte. Ob das in der Praxis auch so sein wird, muss sich erst noch erweisen. Es ist ein mutiges Signal, das Franziskus mit der Personalie aussendet, das aber längst überfällig war.

Papst Franziskus im Kreis der Journalisten im Papstflieger. Ab Herbst wird hier auch der neue Medienminister mit dabei sein. (Quelle: Erbacher)

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Abschied

Nach 33 Jahren in der Redaktion „Kirche und Leben katholisch“ beginne ich einen neuen Lebensabschnitt als Rentnerin. Das kirchliche Leben in Deutschland und der Vatikan waren immer spannend und ich werde beides nach wie vor verfolgen. Dennoch verabschiede ich mich aus diesem Blog und danke allen, die sich mit konstruktiven Beiträgen an den Diskussionen beteiligt haben. Bleiben Sie dem ZDF gewogen.

Ihre Michaela Pilters