Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst in Ägypten – Tag 2

„Der einzige Extremismus, der für die Gläubigen zulässig ist, besteht in der Nächstenliebe! Jeglicher andere Extremismus kommt nicht von Gott und gefällt ihm nicht!“ Diese Botschaft gab Papst Franziskus den Katholiken in Ägypten heute mit auf den Weg. Er schwor die Gläubigen darauf ein, „die Kultur der Begegnung, des Dialogs, des Respekts und der Solidarität zu verbreiten, zu verteidigen und im Leben zu verwirklichen“. Dabei machte das katholische Kirchenoberhaupt deutlich, dass es ihm und der Kirche nicht darum geht, durch ihr Handeln Privilegien für die eigenen Reihen herauszuschlagen, vielmehr betonte er, „der echte Glaube lässt uns die Rechte der anderen mit der gleichen Kraft und Begeisterung beschützen, mit denen wir unsere eigenen verteidigen“. Am Nachmittag beendete er seinen Besuch in der ägyptischen Hauptstadt mit einem Treffen mit Ordensleuten und Priestern. 27 Stunden dauerte die Kurzvisite am Nil. „Es ist eine Reise der Einheit und der Brüderlichkeit“, so Franziskus gestern auf dem Hinflug von Rom nach Kairo. Die Worte und Gesten der letzten beiden Tage lassen hoffen, dass die Reise vielleicht etwas Positives bewirken kann für die Situation der Christen im Land, die Ökumene und den interreligiösen Dialog.

Der Gottesdienst in Kairo fand, wie die ganze Reise, unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. (Quelle: epa)

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Papst in Ägypten – Tag 1

Die Religion ist nicht ein Problem, sondern ein Teil der Lösung. Davon ist Papst Franziskus überzeugt. Dafür braucht es aber eine strikte Trennung von Religion und Politik, Religionsfreiheit sowie die Absage an jede Form der Gewalt im Namen der Religion. Das machte das katholische Kirchenoberhaupt am ersten Tag seines Besuchs in Ägypten am Freitag deutlich. Die Ansprachen lesen sich wie eine Magna Charta des Dialogs der Kulturen und Religionen sowie eines weitestgehend aufgeklärten Religionsverständnisses. Zugleich betont er, dass Bildung sowie die Beseitigung von Armut und Ausbeutung grundlegende Voraussetzungen für eine friedliche Zukunft der Menschheit sind. Sie müssten einhergehen mit einem Stopp „der Geldflüsse und Waffenlieferungen an diejenigen, die zur Gewalt anstiften“. Zugleich nahm der Papst Ägypten in die Pflicht und erinnerte die politisch Verantwortlichen, dass es „über die Jahrhunderte in der Welt als Land der Kultur und Land der Bündnisse in Erscheinung getreten ist“. Aufgrund seiner Geschichte und der geografischen Lage nehme Ägypten eine „unersetzbare Rolle im Nahen Osten und im Gesamt der Länder“ ein. Eindringlich forderte Franziskus die Einhaltung der Menschenrechte im Land. Ausdrücklich erwähnte er die Meinungs- und Religionsfreiheit.

Ein Signal soll von dieser Reise ausgehen: Papst Franziskus und der Großimam der Al-Azhar, Scheich Ahmed al-Tayyeb. (Quelle: epa)

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Der Papst und die Revolution

„Macht ist wie Gin, den man beim Fasten trinkt. Sie verdreht dir den Kopf, macht dich betrunken, lässt dich das Gleichgewicht verlieren und sie führt dich dazu, dir selbst und den anderen Schlechtes zuzufügen, wenn du sie nicht zusammen mit Demut und Zärtlichkeit ausübst.“ Diese Botschaft gab Papst Franziskus den Teilnehmern einer Innovationskonferenz für Technologie, Unterhaltung und Design (kurz TED) mit auf den Weg. Per Videobotschaft richtete er sich an die Tagung, die derzeit im kanadischen Vancouver stattfindet. Je mächtiger eine Person sei und je mehr Auswirkungen ihr Handeln habe, umso demütiger müsse sie sein, so Franziskus. Sonst ruiniere die Macht letztendlich die Mächtigen und die anderen. Zugleich betonte er, dass die Zukunft der Menschheit nicht nur in der Hand der Politiker und der großen Konzerne liege. Vielmehr komme es auf jeden einzelnen an. „Es reicht ein Mensch, damit es Hoffnung gibt, und dieser Mensch kannst du sein.“ In der „Nacht der Konflikte“ könne jeder einzelne Mensch eine Kerze sein und daran erinnern, dass Licht Schatten besiege. Wenn sich dann mehrere Menschen vereinten, beginne eine Revolution, zeigte sich Franziskus überzeugt. Franziskus appelliert an die Entscheider und setzt zugleich auf Veränderung von unten.

Papst Franziskus will bis zu den Parlamentswahlen im Oktober in Argentinien keine Politiker mehr aus seinem Heimatland empfangen. Das erklärte jetzt die Außenministerin nach einem Gespräch mit dem Papst laut lokalen Medienberichten. In der Vergangenheit war Franziskus wiederholt vorgeworfen worden, er mische sich zu stark in die Innenpolitik seiner Heimat ein. (Quelle: ap)

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Pastoraltheologe Kohlgraf wird Bischof in Mainz

Das ist eine Überraschung: Der Mainzer Pastoraltheologe Peter Kohlgraf wird neuer Bischof von Mainz und damit Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann. Viele hatten mit dem Mainzer Weihbischof Udo Bentz gerechnet; den hätte sich auch Lehmann gut vorstellen können. Doch es kam anders. Kohlgraf ist bisher nur wenigen bekannt. Der 50-Jährige ist seit 2012 Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Hochschule in Mainz. Daneben arbeitete er als Seelsorger in einer Pfarrgruppe in der Nähe von Mainz – ein Professor, der den Kontakt zur Basis nicht verloren hat. Das zeigt sich auch immer wieder in seinem theologischen Wirken. 2015 etwa forderte er mit Blick auf Ehe und Familie: Die Kirche müsse darüber nachdenken, wie sie mit Menschen umgeht, die dem Ideal nicht mehr entsprechen, damit diesen „eine Versöhnung mit der Vergangenheit, mit Gott und der Kirche ermöglicht werden kann“. Er mahnt zur „Vorsicht bei Schwarz-Weiß-Kategorien mithilfe der Theologie“. Vielleicht, so Kohlgraf, „schärfe sich kirchliches Profil mehr in der Begegnung mit der Lebenswirklichkeit der Menschen als man ängstlich meinen könnte“.

Peter Kohlgraf am Ostermontag nach dem Gemeindegottesdienst. (Quelle: Erbacher)

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Benedikt XVI. wird 90

Theologe, Erzbischof, Kardinalpräfekt und Papst – Josef Ratzinger kann heute auf bewegte 90 Jahre zurückblicken. Zumal mit dem Papstamt ja nicht Schluss war; sondern er auch noch „Papst im Ruhestand“ ist. Da ist er nach über 700 Jahren der erste. Die vergangenen vier Jahre haben gezeigt, dass die Angst früherer Päpste, ein Rücktritt könnte zu einem Schisma führen, unbegründet ist. Dafür muss der emeritierte Papst allerdings diszipliniert sein und darf sich nicht einmischen. Daran hält sich Benedikt XVI. Und so macht er auch um seinen 90. Geburtstag kein großes Aufsehen. Er feiert ihn leise an seinem Wohnsitz, dem Kloster Mater ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Bruder Georg ist aus Regensburg angereist. Papst Franziskus hat schon am Mittwoch vorab gratuliert. Am Ostermontag gibt es dann eine kleine Feier mit einer Delegation aus Bayern, angeführt von Ministerpräsident Horst Seehofer und einigen Gebirgsschützen. Ein Blick auf das Wirken von Benedikt XVI. heute Abend um 0.35 Uhr im ZDF. Bereits gestern gab es bei MonaLisa einen Blick „hinters rampenlicht“ zu Benedikt XVI.

Rund um den Rücktritt von Benedikt XVI. Ende Februar 2013 waren überall in Rom diese Plakate zu sehen. (Quelle: Erbacher) Weiterlesen …