Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst: Reformation differenziert betrachten

Papst Franziskus hat Katholiken und Protestanten dazu aufgerufen, „Vorurteile und ideologische Polemiken“ zu begraben. Dann sei es möglich, „all das zu erkennen und anzunehmen, was in der Reformation positiv und berechtigt war, und von den Fehlern, Übertreibungen und dem Versagen durch das Eingeständnis der Sünden, die zur Trennung geführt haben, Abstand zu nehmen“. Die Vergangenheit könne nicht geändert werden, so Franziskus. Aber man sei nach 50 Jahren ökumenischem Dialog zu einem Punkt gekommen, „diese Geschichte anders zu erzählen“. Heute verzerre Groll nicht mehr die Sicht aufeinander. Franziskus sieht eine Chance darin, wenn sich Katholiken und Protestanten gemeinsam mit der Person Luthers und seiner Kritik an der Kirche sowie dem Papsttum beschäftigen. Das könne helfen, „jenes Klima des gegenseitigen Misstrauens und der Rivalität zu überwinden, welches in der Vergangenheit allzu lange die Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten geprägt hat“. In diesem Sinne kann das Reformationsgedenken, dem viele Vertreter der katholischen Kirche im Vorfeld des Jahres 2017 sehr kritisch gegenüber standen, viel Positives bewirken. Denn überall gibt es theologische Kongresse, die sich mit dem Reformator, seinen Anliegen und dem historischen Kontext befassen.

Heute war ein "Ökumenetag" im Vatikan. Papst Franziskus traf sich auch mit Vertretern der Gemeinschaft von Taizé. (Quelle: ap)

„Ökumenetage“ im Vatikan: Heute waren die Teilnehmer der Luthertagung bei Papst Franziskus. Gestern traf er sich mit Vertretern der Gemeinschaft von Taizé, darunter der Leiter Frère Alois (Quelle: ap)

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Papst: Mit Solidarität gegen Populismus

60 Jahre Römische Verträge feiern die Staats- und Regierungschefs der EU heute in Rom. Doch das Staatenbündnis steckt in einer Krise. Dass das nichts Negatives sein muss, betonte gestern Abend Papst Franziskus bei einem Treffen mit den Politikern im Vatikan. „Unsere Zeit ist eine Zeit der Entscheidung, die dazu einlädt, das Wesentliche zu prüfen und darauf aufzubauen: Es ist somit eine Zeit der Herausforderung und der Möglichkeiten.“ Anders als in früheren Europareden beließ es Franziskus dieses Mal nicht bei der Kritik und Mahnung. Vielmehr zeigte er Perspektiven auf, wie Europa wieder Hoffnung finden könne. Der Mensch müsse in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns gestellt werden. Als reine Wirtschaftsunion funktioniert das Staatenbündnis nicht, macht Franziskus deutlich. Nicht dass das etwas Neues wäre aus dem Mund eines Papstes. Seine Vorgänger hatten das auch immer wieder betont. Doch in wirtschaftlich guten Zeiten, konnte man solche Stimmen gut überhören; angesichts der anhaltenden Krisen sind die handelnden Personen vielleicht offener für derartige Mahnungen. Immerhin soll in der Erklärung der Staats- und Regierungschefs zum Jubiläum heute der Solidaritätsgedanke stark verankert werden.

Zum Abschluss gab es ein Gruppenbild in der Sixtinischen Kapelle. (Quelle: reuters)

Zum Abschluss des Treffens gab es ein Gruppenbild in der Sixtinischen Kapelle. (Quelle: reuters)

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Papst zwischen Vergebungsbitte und Ägyptenreise

Es war keine gewöhnliche Politikeraudienz am Montagmorgen im Vatikan. Papst Franziskus traf den Präsidenten Ruandas Paul Kagame. 1994 wurden in dem ostafrikanischen Land binnen weniger Monate bis zu 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu von radikalen Hutus ermordet. Die Kirche spielte damals eine unrühmliche Rolle. Priester und Ordensleute der Hutu lieferten teilweise Menschen, die in kirchliche Häuser geflüchtet waren, an die Milizen aus. Papst Franziskus gestand bei der Audienz gestern ganz klar die Mitschuld der katholischen Kirche ein und bat um Vergebung für die „Sünden und Fehler der Kirche und ihrer Mitglieder“. Priester und Ordensleute seien dem Hass und der Gewalt verfallen. Sie hätten damit das Evangelium verraten und das „Antlitz der Kirche entstellt“.

Papst Franziskus trifft den Präsidenten Ruandas, Paul Kagame, im Vatikan. (Quelle. epa)

Papst Franziskus hofft, dass das Treffen mit Präsidenten, Paul Kagame, zur Versöhnung in Ruanda beitragen kann. (Quelle. epa)

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Papst Franziskus: Vier unruhige Jahre

Vier Jahre ist er schon im Amt: Papst Franziskus. Die einen sagen, er habe in dieser Zeit viel zu wenig bewegt; die anderen sehen durch seine Worte und Taten die katholische Kirche schwer beschädigt. Der erste Papst aus Lateinamerika polarisiert und regt zu Diskussionen. Seine Wahl vor vier Jahren kam überraschend. Dieses Überraschungsmoment gehört bis heute zu einer Konstante des Pontifikats. Nichts scheint mehr vor Veränderungen sicher und das, obwohl Jorge Mario Bergoglio ein konservativer Katholik ist. Er ist der lebende Beweis dafür, dass Schubladendenken nichts mehr taugt. Der erste nicht europäische Papst verordnet seiner Kirche eine heilsame Unruhe. Dabei lässt Franziskus keinen Zweifel daran, dass er die katholische Lehre nicht reformieren will; aber er will den Umgang damit verändern und die praktische Umsetzung. Regeln und Dogmen sind ihm wichtig; aber im Mittelpunkt steht der Mensch in seiner konkreten Situation. Das ist ein anspruchsvolles Christentum, das er vertritt und das sich nicht im Herunterbeten von Katechismussätzen erschöpft.

Am liebsten ist er unter Menschen. Papst Franziskus gestern beim Besuch einer römischen Pfarrei. (Quelle: dpa)

Am liebsten ist er unter Menschen. Papst Franziskus gestern beim Besuch einer römischen Pfarrei. (Quelle: dpa)

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Papst: Über Viri probati nachdenken

Papst Franziskus hat erneut bekräftigt, dass man über das Thema „viri probati“ nachdenken müsse, also die Weihe von verheirateten „bewährten Männern“ zu Priestern. Zugleich sprach er sich gegen einen „freiwilligen Zölibat“ für Priester aus. Der Papst äußerte sich in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Schwerpunkt des Gesprächs ist die Frage nach dem Glauben, nach der Chance, die in Krisen steckt. Immer wieder streift es aber auch aktuelle Fragen. So betont Franziskus, dass er Kardinal Burke „nicht als Widersacher empfinde“. Er spricht über seine Reisepläne für 2017 und lässt dabei wenig Chancen für einen Besuch in Deutschland im Rahmen des Reformationsjubiläums. In dem Gespräch rückt er noch einmal einige Dinge klar. So betont er, dass es ihm in Bezug auf die Kommission zum Diakonat der Frau darum ging, „das Thema zu erforschen und nicht eine Tür zu öffnen“. Kritisch äußert sich Franziskus zu übersteigerten Hoffnungen und Erwartungen an seine Person. „Ich bin Sünder und bin fehlbar, und wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist. Wenn ich idealisiert werde, fühle ich mich angegriffen.“

Papst Franziskus hält sich diese Woche in Arricia nahe Rom auf. Dort nimmt er zusammen mit den Spitzen der Römischen Kurie an den traditinellen Fastenexerzitien teil. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus hält sich diese Woche in Ariccia nahe Rom auf. Dort nimmt er an den traditionellen Fastenexerzitien der Römischen Kurie teil. (Quelle: reuters)

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