Volles Vertrauen in Papst und sein Lehramt

Es sind schon ungewöhnliche Dinge, die sich da in diesen Tagen im Vatikan abspielen. Vergangene Woche wird eine „Fake-Ausgabe“ der vatikanischen Tageszeitung L‘Osservatore Romano bekannt, in der Unbekannte den Papst auf die „Dubbia“ der vier Kardinäle von Ende vergangenen Jahres antworten lassen. Am Montag sieht sich der Kardinalsrat zum Auftakt seiner Februarsitzung bemüßigt, dem Papst seinen „vollen Rückhalt“ zu versichern sowie „volle Zustimmung und Unterstützung“ sowohl für seine Person als auch sein Lehramt. Sind die Zweifel so groß, dass etwa an der rechten Ausübung des Lehramts oder gar der Integrität der Person etwas nicht stimmen könnte? Dem dürfte wohl nicht so sein; dennoch sahen die Kardinäle die Notwendigkeit, dem Papst ausdrücklich Rückendeckung zu geben. Der wiederum hat sich zu einem anderen ungewöhnlichen Schritt entschieden und das Vorwort für ein Buch eines Missbrauchsopfers geschrieben, das in der italienischen Tageszeitung La Repubblica veröffentlicht wurde. Darin bittet Franziskus erneut „demütig um Vergebung“ für die Taten. „Es handelt sich um etwas absolut Monströses, ein grauenhaftes Verbrechen, das radikal entgegen all dem ist, was Christus uns lehrt.“ Zugleich begrüßt er den Schritt des Opfers, mit seinem Schicksal in die Öffentlichkeit zu gehen. Diese Ansicht teilen sicherlich nicht alle Kirchenhierarchen. Franziskus stößt mit seinem Anliegen der radikalen Aufklärung wie schon sein Vorgänger auf heftigen Wiederstand. Zugleich sieht er sich selbst Vorwürfen ausgesetzt, nicht entschieden genug zu handeln.

Franziskus und der Missbrauchsskandal

Erst vor wenigen Wochen hatte der italienische Journalist Emiliano Fittipaldi ein Buch zum Thema Missbrauch und Vatikan veröffentlicht. Darin greift er Franziskus scharf an, weil er unter anderem Kardinal George Pell im Amt des obersten Finanzverwalters des Vatikans belässt, obwohl gegen den Kirchenmann in Australien heftige Vorwürfe im Kontext des dortigen Missbrauchsskandals im Raum stehen. Franziskus hatte wiederholt betont, dass er zunächst die Ergebnisse der staatlichen Ermittlungen abwarten wolle, bevor er eine Entscheidung treffe. Neben Vorwürfen gegenüber konkreten Personen gibt es immer wieder die kritische Nachfrage, ob die Maßnahmen, die Franziskus angekündigt hat, überhaupt greifen und umgesetzt werden. Dazu zählt etwa die Verordnung vom Juni 2016, nach der Bischöfe im Falle Verletzung der Sorgfaltspflicht ihres Amtes enthoben werden können. Franziskus erwähnt das Schreiben mit dem Titel „wie eine liebende Mutter“ extra in dem Vorwort.

Was hier geschieht, ist ein höchst politischer Akt. Franziskus schreibt das Vorwort zu einem Buch eines Missbrauchsopfers, das zudem in der italienischen Fassung im Vatikanverlag erscheint. Er erinnert an das Bischofs-Motu-Proprio. Er unterstützt ausdrücklich den Gang des Opfers in die Öffentlichkeit: „Zeugenaussagen wie deine reißen die Mauern des Schweigens ein, die Skandale und Leid unterdrücken, und bringen Licht in eine schreckliche Schattenzone im Leben der Kirche.“ Wäre ein solcher Vorgang vor wenigen Jahren denkbar gewesen? Immer wieder mussten sich Opfer anhören, sie führten eine Medienkampagne gegen die Kirche. Nun sind es auch die Vatikanmedien, die den Opfern eine Stimme geben. Es ist ein weiterer Schritt des Papstes, um Druck aufzubauen.

Franziskus und ehemalige Priester

Dass das Opfer, einst von einem Priester missbraucht, zunächst selbst Priester wurde, dann aber heiratete und mittlerweile Vater von sechs Kindern ist, sollte auch nicht außer Acht gelassen werden. Nicht alle Kirchenhierarchen pflegen einen solch unverkrampften Umgang mit ehemaligen Priestern wie Papst Franziskus. Im Rahmen der „Freitage der Barmherzigkeit“ im Heiligen Jahr traf er sich im November 2016 auch mit einer Gruppe ehemaliger Priester und deren Familien. Der Papst habe seine Nähe und Zuneigung gegenüber den jungen Männern ausdrücken wollen, die eine „oft von Familienangehörigen und Mitbrüdern nicht geteilte Entscheidung getroffen haben“, teilte damals das vatikanische Presseamt mit. Als Erzbischof von Buenos Aires kümmerte er sich stets um das Schicksal derer, die den priesterlichen Dienst aufgaben. Für viele dürfte das Vorwort des Papstes daher in mehrerer Hinsicht eine Provokation sein. Franziskus traf den Autor des Buches, den Schweizer Daniel Pittet, 2015 das erste Mal. Im September 2016 bat Pittet den Papst um das Vorwort. Der sagte „Ja“.

So sah die falsche Ausgabe des Osservatore Romano aus.

Täuschend echt? Die falsche Ausgabe des L’Osservatore Romano verrät viel über die Papstkritiker.

Die Papstkritiker und ihre Methoden

Noch ein Wort zum „Fake-Osservatore“, der vergangene Woche bekannt wurde. Es mag ja vielleicht witzig sein, aus Papstaussagen der vergangenen Jahre Antworten auf die fünf Fragen der vier konservativen Kardinäle vom vergangenen Herbst zusammenzuschreiben. Dass allerdings auch über den Tod einer realen Person geschrieben wird, geht dann doch etwas weit. Zwar gibt es keinen Kardinal Pio Vito Pinto. Doch dürfte der ehemalige Dekan der Römischen Rota mit gleichem Namen diese Zeilen sicherlich nicht gerade mit Vergnügen gelesen haben. Immerhin verdeutlicht der falsche Osservatore einmal mehr, was die konservativen Kritiker an Papst Franziskus stört. Da wird eine Frau zur Chefredakteurin der vatikanischen Tageszeitung gemacht. Sprich, die Frauenförderung des Papstes ist ihnen ein Dorn im Auge; was etwas überrascht, da diese bisher doch etwas spärlich ausgefallen ist.

Dass Franziskus beim Besuch in der evangelischen Christuskirche in Rom nicht völlig ein gemeinsames Abendmahl für konfessionsverschiedene Paare ausgeschlossen hat, sondern dies der persönlichen Gewissensentscheidung der Fragenstellerin anheim gegeben hatte, scheint einigen Konservativen noch immer schlaflose Nächte zu bereiten. Dass Kardinal Kasper einmal mehr sein Fett weg bekommt, gehört bei Papstkritikern ja beinahe schon zum „Pflichtprogramm“. Gleiches gilt für Kardinal Schönborn und den Papstvertrauten, Jesuitenpater Antonio Spadaro. Der hatte vor einigen Wochen in einem Tweet festgestellt, dass Theologie eben keine Mathematik sei und daher auch einmal 2+2=5 sein könne. Wer nur an Gesetzen und regeln klebt, bei dem geht eine solche Rechnung nicht auf. Wer aber wie Papst Franziskus davon überzeugt ist, dass es nicht nur Schwarz und Weiß im Leben gibt, bei dem könnte eine solche Rechnung vielleicht auch einmal aufgehen. In diesem Sinne haben die Kritiker dem Papst ja auch für jede der fünf Fragen, bei denen es unter anderem um die Ausnahmen beim Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene geht, eine typisch „franziskanische“ Antwort in den Mund gelegt: „Ja und Nein“. Wer einfache Antworten will, ist bei Franziskus falsch. Das Christentum, wie er es versteht, ist schon etwas anspruchsvoller und fordert denkende Gläubige, die ihr Gewissen bilden und dann danach handeln.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

24 Kommentare

  • Alberto Knox
    14.02.2017, 16:45 Uhr.

    für mich ein deutliches zeichen, dass der papst richtig liegt – die antichristlichen umtriebe der rechten scheuen kein verleumderisches mittel. das zeigt am deutlichsten, dass diese leute nichts mit jesus und gott am hut haben. aber die zeiten sind vorbei, in denen die ratzingers, brandmüllers und wie sie sonst noch heißen, gott sagten und einen götzen meinten, die sie den menschen als schwerste last aufluden.

    putzig, dass diese leute zu methoden greifen, bei deren benutzung sie unter johannes paul ii. oder b16, der sich selbst für unfähig hielt, das amt des papstes adäquat auszufüllen, gift und galle spucken. ich finde ehrlich gesagt erbärmlich. der verzicht auf eine differenzierte argumentation, wie sie franziskus eigen ist.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      15.02.2017, 0:19 Uhr.

      Über das Gottesbild eines Jospeh Ratzinger zu urteilen, sollten wir vielleicht einem anderen überlassen. Das große Anliegen Ratzingers war es doch, den Menschen Gott wieder näher zu bringen. So habe ich ihn immer verstanden. Dabei war er m.E. dem Gottesbild des amtierenden Papstes gar nicht so fern. Mir fällt das gerade in diesen Wochen wiederholt auf, wenn Franziskus die oft viel zu wenig beachtete Rede Benedikts über Martin Luther im Augustinerkloster in Erfurt zitiert. Die Frage ist für mich, welche praktischen Konsequenzen Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. für das kirchliche Handeln aus diesem Gottesbild gezogen hat. Und hier gibt es dann große Unterschiede und da müssen auch Fehler oder Inkonsequenz benannt werden. Aber es mutet doch schon seltsam an, wenn man einen Papst oder gar mehrere derart in Bausch und Bogen verurteilt, die ja immerhin, denkt man systemimmanent, unter Mitwirkung des Heiligen Geistes gewählt worden sind. Dass auch bei einer Ernennungspolitik, wie sie in Bezug auf die Kardinäle unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erfolgt war, ein Franziskus herauskommen kann, zeigt m.E., dass alle Theorien über vermeintliche Vorabsprachen und Wahlkämpfe vor einem Konklave nur bedingt taugen.

      • Alberto Knox
        15.02.2017, 14:46 Uhr.

        „Über das Gottesbild eines Jospeh Ratzinger zu urteilen, sollten wir vielleicht einem anderen überlassen.“

        ich meinte mit den „ratzingers“ und „brandmüllers“ typen, nicht personen. durchaus an der faktisch atheistischen haltung eines joseph ratzinger orientiert, die kirche an die stelle gottes zu setzen.

        kann übrigens der heilige geist nicht auch durch nichtanwesenheit handeln? ist die faktische gottvergessenheit von 2005 bis 2013 im vatikan nicht auch dadurch erklärbar, dass man dem heiligen geist eben KEINEN ort gegeben hat, weil man selber alles besser wusste als der geist selber.
        gnade setzt natur voraus. joseph ratzinger hat dem heiligen geist in der kirche die natürliche voraussetzung entzogen. immerhin hat er seine eigene unfähigkeit für das papstamt, die der kirche zu größtem schaden gereicht hat, am ende erkannt.

        • Silvia
          16.02.2017, 19:39 Uhr.

          Alberto Knox
          15.02.2017, 14:46 Uhr.

          Welch überzeugender Beweis für hundertprozentige Lehramtstreue und absolute Katholizität!

      • Wanda
        16.02.2017, 17:07 Uhr.

        Ihre Argumente bzgl. der Mitwirkung des Hl.Geistes bei Papstwahlen in allen Ehren, Herr Erbacher, aber diese dürfte selbst für einen tief gläubigen Katholiken angesichts historischen Reihe der Herrschaften und der „Umstände“ unter denen sie die in die Schuhe des Fischers schlüpften, ziemlich schwer nachzuvollziehen sein.

  • Silberdistel
    15.02.2017, 1:52 Uhr.

    Also doch. Dieser Papst, der zumindest déjà-vu-mäßig an den Katholik Martin Luther erinnert, stößt auf die „konservativen“ Kräfte, die Reaktion, die glauben genau das verhindern zu müssen. Wobei dem Begriff „Konservativ“ jedenfalls ein sehr positiver Touch anhaftet. Warum auch nicht am Guten, Bewährten, an dem was Allen dienlich ist, festhalten?! – Nur ist die Gretchenfrage, ob die aktuelle Reaktion tatsächlich an so viel Gutem, Positiven; an dem was Allen dient, festhalten will. Oder einfach nur an den Strukturen, an die man gewohnt war und bei denen man sich bisher immer auf der Gewinnerseite finden konnte.
    Eines war Jesus Christus selbst, in dessen Nachfolge sich die rk-Kirche ja sieht, mit Sicherheit jedoch nicht: „Konservativ“. Rechtgläubig allerdings schon. JC hat seinerzeit alle ´Rechtgläubigen´/Konservativen jedoch ziemlich vor den Kopf gestoßen und fast jedes jüdische Tabu gebrochen, das es zu brechen gab. Zugunsten von wirklichen Werten! Jenen Werten, die Gottes Geboten eine Seele und wahren Inhalt gaben und geben und nicht jenen Bestreben, die diese ohnehin nur hintertreiben wollten.
    Die heutigen „Konservativen Rechtgläubigen“ sollten sich fragen, was Ihre eigentliche Intention ist. Welche Werte sie denn tatsächlich bewahren wollen. Die es Wert im Sinne Christi sind auch für die Zukunft erhalten zu bleiben??? – Nach den vielen fortwährenden vatikanischen Skandalen, ja kriminellen Vorgängen, wäre ein unmissverständliches Statement darüber bestimmt erhellend. Die Methode ´fake-´Plakate und Zeitungen heraus zu geben, ist dafür sicher nicht der richtige Weg. Sondern verweist auf den Baum an dem solcher Art Früchte wachsen können.

    • neuhamsterdam
      15.02.2017, 23:06 Uhr.

      „Da wird eine Frau zur Chefredakteurin der vatikanischen Tageszeitung gemacht.“

      Eben, und weil das überrascht, sollte es zu denken geben.

      Der Konservative würde dazu ein Wörterbuch benötigen und er müßte das Wort und die damit verbundene Vorstellung an die Wand schreiben und damit verbreiten wollen, man kann darüber diskutieren, wie realistisch dieses Szenario sein könnte.

      Allerdings über den Initiativkreis kann man sagen was man will – es stimmt.

      • neuhamsterdam
        15.02.2017, 23:41 Uhr.

        Das Plakat zu verbreiten mit dem Bild des Papstes an der Wand (und im Internet) und die Vorstellung einer Chefredakteurin für die Vatikanzeitung; irgendwie kommt einem das Durcheinander.

        Wieso beschäftige ich mich überhaupt damit und wieso wird das im Nachrichtenangebot dermaßen gewürdigt, denn es ist anerkanntermaßen eine satirische Aktion und die Autoren wollen sich nicht vorstellen.

        • neuhamsterdam
          15.02.2017, 23:54 Uhr.

          Eine Frage wurde allerdings noch nicht angedacht: Die Frage, ob es denn eine satirische Aktion sei.

          Denn bei der Sache ist dermaßen viel unsicher, daß auch das möglich wäre.

          Der Aufwand und die Creativitaet, die dafür gebraucht wurden, sind ein Indiz dafür.

  • Silvia
    15.02.2017, 12:49 Uhr.

    Die Geschehnisse rund um Papst und Vatikan sind – so sehe ich das – vergleichbar mit den Ereignissen in der westlichen Welt:

    Es geht drunter und drüber und bald blickt kein Mensch mehr durch, Verwirrung wo man hinschaut.

    Zumindest ist es spannend, ob der Papst sich durchsetzen wird können und noch spannender wird einmal die Frage seiner Nachfolge werden.

    • neuhamsterdam
      16.02.2017, 20:35 Uhr.

      Da sind durchaus wiederholte Abläufe festzustellen: eine überzogene Reaktion generiert die darauffolgende überzogene Reaktion. Natürlich ohne vorher ahnen zu können, was das jeweils zu erreichende Ergebnis sein könnte.

      Die causa pong pong colonia ist dafür doch ein Paradebeispiel:
      Einst schnürte ein privater Verein das Paket [AB].
      Es wurde heimlich eruiert, kath. Spitäler geben A heraus. Schkandal.
      Folge: A ist unkath. Aber sowas von.
      Verein zieht Lizenz zurück (nix genaues weiß man nicht).
      Ich will A(privat) haben.
      Ich kann dir B(gesetzlich) geben und je nach Situation…
      Schkandal. Kath. Spitals sollen/wollen/können(!!!) B(gesetzlich) nicht.

      Die deutsche Bischofskonferenz wiederum stützt sich auf die Kölner Geschichte, um zu erklären, ein A, das kath. Grundsätzen entspricht, ein kath. A ist.

  • bernardo
    16.02.2017, 12:30 Uhr.

    @ Knox: Das ist das Härteste, was hier über einen Papst geschrieben worden ist, dass er einem Götzen gehuldigt hat. Und SIE werfen mir meine moderate Kritik an Maßnahmen des Papstes, nicht am Papst selbst vor. Mir fehlen die Worte.

    „die erste unwahrheit: nostra aetate verzichtet NICHT darauf unterschiede zu thematisieren.“

    Sie sind schnell dabei, Unwahrheiten bei anderen auszumachen. Muss die Liebe sein, die Sie aus dem Evangelium herauslesen. Es handelte sich um eine Überspitzung, nicht um eine „Unwahrheit“.

    „genau das steht nicht in einklang mit dem lehramt. es ist für katholische christ*innen schlicht die hochachtung und die sicht auf das einende vorgaben. es heißt nicht, die kirche soll… oder die kirche muss…, sondern die kirche betrachtet die muslim mit hochachtung. wer dies nicht tut, gehört
    eo ipso nicht zur kirche.“

    Super, damit haben Sie nicht nur sich selbst als Lehramt definiert, sondern auch noch jegliche Entwicklungsmöglichkeit verhindert. Gut, dass die Konzilsväter nicht Ihre Auffassung gehabt haben, sonst hätten sie in Sachen Religions- und Meinungsfreiheit auf Mirari vos Gregors XV. oder den Syllabus Pio Nonos verwiesen.

    „1. der islam ist schon lange integriert in die kultur. es sei denn man schließt die augen vor einer geistigen entwicklung von 800 jahren. 2. man könnte auch umgekehrt fragen: war denn das christentum überhaupt integrierbar in eine griechisch-römische kultur?“
    1. Eine geistige Entwicklung, die erstarrt ist, die kaum noch geistige Impulse liefert. Diese Entwicklung ist nicht Zeugnis der Stärke des Islam, sondern seiner Schwäche, wie inzwischen auch muslimische Intellektuelle betonen.
    2. Am besten Sie lesen Bücher über die Spätantike und das Frühmittelalter, dann haben Sie die Antwort.
    2.

    „1. warum betrachtet man immer europa? 2. aber sei’s drumm: gibt etwa nicht gewaltbereite christen in nordirland? gibt es nicht verrückte so genannte lebenschützer, die meinen abort vornehmende ärzte niederschießen zu dürfen? und weltweit: es gibt um keinen deut bessere fundamentalisten in allen religionen – und sogar fundamentalistische atheisten. man kann davor aus resentimentgeladenheit die augen verschließen. und das spiel der braunen treiben.“
    1. Weil wir nun einmal in Europa und nicht in Afrika oder Asien leben.
    2. Es gibt rund 2,3 Milliarden Christen und 1,6 Milliarden Muslime. Vergleichen Sie die Zahl der durch christlichee Fanatiker (zu denen die linke IRA nicht zählt, aber egal, nehmen wir Nordirland dazu) Getöteten und die durch muslimische Fanatiker Getöteten. Und vergleichen Sie die zahlreichen mekkanischen Gewaltpassagen im Koran, die da sie späteren Datums sind, Vorrang vor den friedlicheren medinischen haben, mit den sehr seltenen Gewaltpassagen des NT.

    Herr Erbacher, ich bitte Sie, meine Antwort zu veröffentlichen, da ich den Text von Herrn Knox nicht so stehen lassen möchte.

    • Silvia
      16.02.2017, 16:47 Uhr.

      bernardo
      16.02.2017, 12:30 Uhr.

      Damit haben Sie auch schon einen Teil der Vorwürfe von Herrn Knox an mich beantwortet.

      Nur so viel: Natürlich ist das AT das Wort Gottes, aber durch die historisch – kritische Exegese sind die Aufrufe zu Krieg und Gewalt heute zum Glück nicht mehr wörtlich zu verstehen und die erwähnten Kriege samt Landnahme eben nicht eins zu eins als historische Tatsachen sondern als altorientalische Erzählungen, in der das Volk Israel seine Entwicklung gemäß seinem Gottesbild erzählt.

      Die Bibel hat nicht die Funktion eines Geschichtsbuches sondern sie erzählt über den Glauben der Menschen.

      Wie ich an anderer Stelle hier schon mal schrieb, schätze ich das AT sehr als Teil unserer christlich – jüdischen Geschichte. Gerade als Lektorin beschäftige ich mich gerne näher mit dem AT.

      • bernardo
        20.02.2017, 13:37 Uhr.

        @ Silvia: Stimme Ihnen (wie so oft) in allen Punkten zu.

  • bernardo
    16.02.2017, 16:30 Uhr.

    Pardon, es sind natürlich die späteren medinischen und die früheren mekkanischen Suren.

  • Wanda
    19.02.2017, 2:10 Uhr.

    Da wir wieder beim Islam und dessen Toleranz gelandet sind:
    – die Repräsentanten der beiden christlichen Konfessionen Deutschlands, Kardinal Marx und Landesbischof Bedford Strohm, wurden im November 2016 beim Besuch des Felsendoms von ihrem Gastgeber Sheikh Omar gebeten, das Kreuz als Symbol ihres Glaubens abzulegen, was sie auch willig taten.
    Nur als neutrale Fussnote: viele, die das einmal ablehnten, werden heute als christliche Märtyrer oder Heilige verehrt…
    – Zu den beiden Kirchenfürsten ist zu bemerken: beide werben unablässig in Deutschland für Toleranz und Integrationsverständnis gegenüber dem Islam, schweigen aber wenn es gilt selbiges von hohen Vertretern des Islam einzufordern ?
    Fazit: da stimmt bei beiden die Toleranz-Balance nicht. Oder liegt es am fehlenden Rückrat ?
    Und zu Gastgeber Sheikh Omar Awadallah Kiswani und seinem islamischen Toleranzverhalten erübrigt sich wohl jeder weitere Kommentar…

    • Silberdistel
      20.02.2017, 13:33 Uhr.

      Wanda
      19.02., 2:10 h
      „…das Kreuz als Symbol ihres Glaubens abzulegen…“ Zitatende.
      Wurde denn überliefert, ob nach dieser Szenerie der Hahn gekräht hat?? Sie wissen schon: Analog Jesu Verleugnung durch Petrus, Bibeltexte: Mt 26,31-34.69-75; Mk 14,27-31.66-72; Lk 22,33-34.54-62; Joh 13,36-38; 18,15-17.25-27.
      Geeignet zur Fremdschämung! Die Herren Konzernchefs bringen halt mehr Mut auf wenn es darum geht durch automatisierten Bankeinzug den Gläubigen noch besser Kirchensteuer ab zu ziehen, oder Mieten der bereitgestellten Räume für Flüchtlinge postwendend vom Staat wieder einzufordern.

      • Wanda
        20.02.2017, 17:50 Uhr.

        Silberdistel 13:33
        – Erlaube mir, Ihre Bezeichnung als „die Herren Konzernchefs“ in dem genannten Zusammenhang als satirisch böse aber zutreffend zu empfinden…

  • bernardo
    20.02.2017, 13:36 Uhr.

    „Fazit: da stimmt bei beiden die Toleranz-Balance nicht. Oder liegt es am fehlenden Rückrat ?“

    Lieber Wanda, es liegt am fehlenden Rückgrat.

    • Silvia
      20.02.2017, 16:45 Uhr.

      bernardo
      20.02.2017, 13:36 Uhr.

      Sehe ich auch so!

    • Wanda
      21.02.2017, 18:28 Uhr.

      Bernardo 13:36
      Scheint so. Um so peinlicher, wenn man in der WELT lesen muss:
      – Marine Le Pen, Chefin der französischen Rechten weigerte sich im Libanon zu einem Treffen mit dem sunnitischen Grossmufti des Landes ein Kopftuch anzulegen und liess dem geistlichen Herrn ihre Wertschätzung ausrichten. Die Zusammenkunft wurde daraufhin abgesagt.
      Frau Le Pens Begründung: sie habe bereits vorher erklärt, dass sie sich nicht verschleieren werde und verweis darauf, dass die höchste sunnitische Autorität der Welt, der ägyptische Grossmufti Ägyptens so eine Anforderung bei ihrem Treffen nicht gestellt habe…

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