Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Volles Vertrauen in Papst und sein Lehramt

Es sind schon ungewöhnliche Dinge, die sich da in diesen Tagen im Vatikan abspielen. Vergangene Woche wird eine „Fake-Ausgabe“ der vatikanischen Tageszeitung L‘Osservatore Romano bekannt, in der Unbekannte den Papst auf die „Dubbia“ der vier Kardinäle von Ende vergangenen Jahres antworten lassen. Am Montag sieht sich der Kardinalsrat zum Auftakt seiner Februarsitzung bemüßigt, dem Papst seinen „vollen Rückhalt“ zu versichern sowie „volle Zustimmung und Unterstützung“ sowohl für seine Person als auch sein Lehramt. Sind die Zweifel so groß, dass etwa an der rechten Ausübung des Lehramts oder gar der Integrität der Person etwas nicht stimmen könnte? Dem dürfte wohl nicht so sein; dennoch sahen die Kardinäle die Notwendigkeit, dem Papst ausdrücklich Rückendeckung zu geben. Der wiederum hat sich zu einem anderen ungewöhnlichen Schritt entschieden und das Vorwort für ein Buch eines Missbrauchsopfers geschrieben, das in der italienischen Tageszeitung La Repubblica veröffentlicht wurde. Darin bittet Franziskus erneut „demütig um Vergebung“ für die Taten. „Es handelt sich um etwas absolut Monströses, ein grauenhaftes Verbrechen, das radikal entgegen all dem ist, was Christus uns lehrt.“ Zugleich begrüßt er den Schritt des Opfers, mit seinem Schicksal in die Öffentlichkeit zu gehen. Diese Ansicht teilen sicherlich nicht alle Kirchenhierarchen. Franziskus stößt mit seinem Anliegen der radikalen Aufklärung wie schon sein Vorgänger auf heftigen Wiederstand. Zugleich sieht er sich selbst Vorwürfen ausgesetzt, nicht entschieden genug zu handeln.

Weiterlesen …

Ökumenische Audienz beim Papst

Es war durchaus eine ungewöhnliche Audienz, die da heute im Vatikan stattfand. Papst Franziskus empfing leitende Persönlichkeiten der Evangelischen Kirche in Deutschland, und die brachten den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gleich mit. Im Jahr des Reformationsgedenkens eine besondere Geste. Einerseits zeigt das Vorgehen, wie selbstverständlich die Ökumene im Ursprungsland der Reformation mittlerweile ist. Andererseits wurde bei dem Anlass einmal mehr die schmerzliche Trennung ins Bewusstsein gerufen. Sowohl der Papst als auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erinnerten an das Problem des gemeinsamen Abendmahls für konfessionsverschiede Ehepaare. Franziskus sprach von der Notwendigkeit, den theologischen Dialog zu intensivieren. Konkreter wollte er an dieser Stelle aber nicht werden. Immerhin haben Marx und Bedford-Strohm den Papst noch einmal gemeinsam nach Deutschland eingeladen. Der Pontifex habe „wohlwollend“ geschaut, so der EKD-Ratsvorsitzende anschließend. Allerdings gab es keine offizielle Reaktion aus dem Vatikan. Der päpstliche Reisekalender füllt sich zusehends. Für 2017 noch einen Termin zu finden, wird immer schwieriger. Zumal am 24. September Bundestagswahlen anstehen.

Papst Franziskus bekommt die neue Luther-Bibel geschenkt. (Quelle: dpa)

Papst Franziskus bekommt die neue Luther-Bibel geschenkt. (Quelle: dpa)

Weiterlesen …

Schwere Geburt – Deutsche Bischöfe zu Amoris laetitia

Jetzt ist es amtlich: Auch die deutschen Bischöfe öffnen sich für einen Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene – unter strengen Bedingungen. Das geht aus einem Papier hervor, das heute veröffentlicht wurde. Im April vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus sein nachsynodales Schreiben Amoris laetitia veröffentlicht. Seitdem diskutierten und stritten die deutschen Oberhirten über die Interpretation des rund 185 Seiten umfassenden Dokuments. Mit ihrem Bischofswort schließen sich die deutschen Oberhirten der Position des Papstes an. Der hatte in Amoris laetitia die Tür geöffnet für Ausnahmen beim Verbot des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Seitdem hagelt es Kritik aus konservativen Kreisen an dem Vorgehen von Franziskus. Der bleibt standhaft. Dass die deutschen Bischöfe gut neun Monate gebraucht haben, um sieben Seiten zu formulieren, spricht Bände. Der Vorgang hat einmal mehr gezeigt, dass kollegiale Entscheidungen mitunter schwere Geburten sind und die Deutsche Bischofskonferenz höchst unterschiedlich positionierte Mitglieder in sich vereinigt. Sicherlich ist es schwierig, dem umfangreichen Papstpapier noch etwas hinzuzufügen. Dennoch erwartet Franziskus, dass seine dort aufgezeigten Grundlinien nun auf die konkrete Situation der Ortskirchen heruntergebrochen werden.

Franziskus will ein Ende der "Schwarz-oder-Weiß-Politik" in der katholischen Kirche. Das Leben ist bunt. Dem wollen die deutschen Bischöfe in einer "erneuerten Ehe- und Familienpastoral" Rechnung tragen. (Quelle: dpa)

Franziskus will ein Ende der „Schwarz-oder-Weiß-Politik“ in der katholischen Kirche. Das Leben ist bunt. Dem wollen die deutschen Bischöfe mit einer „erneuerten Ehe- und Familienpastoral“ Rechnung tragen. (Quelle: dpa)

Weiterlesen …