Benedikt XVI. zwischen Selbstkritik und Kritik

Versöhnt blickt Benedikt XVI. auf seine Arbeit als Papst, ja sein Lebenswerk zurück. Im Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald schlägt er selbstkritische Töne an; hält sich aber auch mit Kritik an seinen Gegnern und vor allem an der katholischen Kirche in Deutschland nicht zurück. Er spricht von „Gewerkschaftsmentalität“ der „angestellten Katholiken“ und „ungeistlicher Bürokratie“ in der Kirche seines Heimatlandes. Offen spricht er über eigene Schwächen. So sei Menschenkenntnis nicht seine Stärke; auch hätten eine „klare, zielstrebige Regierungsführung“ gefehlt. „Das praktische Regieren ist nicht so meine Sache“, gesteht Benedikt XVI. Ziel seines Pontifikats sei es gewesen, „wieder die Zentralität des Glaubens an Gott herauszustellen und den Menschen Mut zum Glauben zu machen“. Gescheitert sieht er sein Pontifikat nicht, trotz der Krisen und Skandale. Das Interviewbuch, das an diesem Freitag weltweit in den Handel kommt, enthält nicht viel Neues. Allerdings besitzt es allein durch die Tatsache, dass ein emeritierter Papst seine eigene Arbeit zu Lebzeiten im Rückblick wertet und einordnet, eine gewisse Brisanz. Zumal sich Benedikt XVI. auch über seinen Nachfolger äußert. Dass gerade mit Blick auf die Kirche in seinem Heimatland soviel Verbitterung bleibt, ist erstaunlich. Hat er doch aus dem fernen Rom immer wieder direkt oder indirekt in die Kirche eingegriffen, nicht zuletzt durch seine Beteiligung an Bischofsernennungen.

Benedikt XVI. bei der Eröffnung des Heiligen jahres der Barmherzigkeit am 8. Dezember 2015. (Quelle: ap)

Benedikt XVI. bei der Eröffnung des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit am 8. Dezember 2015. (Quelle: ap)

Scharfe Kritik an Kirche in Deutschland

Die Kritik an der Kirche in Deutschland überrascht nicht. Ist doch seit Jahrzehnten bekannt, dass Benedikt XVI. schon in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation vieles in seinem Heimatland missfiel. Doch die Schärfe, mit der der emeritierte Papst hier formuliert, ist doch überraschend, wenn er etwa von einer „Theoretisierung des Glaubens“ spricht und einem „Mangel an einer lebendigen Dynamik“. Beinahe schon ironisch spricht er von einem „etablierten und hochbezahlten Katholizismus“. Die große Gefahr der Kirche in Deutschland, so Benedikt XVI. sei, „dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter hat und dadurch ein Überhand an ungeistlicher Bürokratie da ist“. Obendrein wiederholt er seine Zweifel am bestehenden Kirchensteuersystem. „Die automatische Exkommunikation derer, die sie nicht zahlen, ist meiner Meinung nach nicht haltbar.“

Überhaupt scheint Benedikt XVI. seine größten Kritiker in Deutschland auszumachen. Angesprochen auf den Streit um die von ihm neu formulierte Karfreitagsfürbitte für den Außerordentlichen Ritus stellt er fest, die Vorbehalte seien „von theologischen Nichtfreunden in Deutschland montiert worden“. „Bestimmte Leute in Deutschland haben immer schon versucht, mich abzuschießen.“ Sie hätten gewusst, dass über Israel dies am leichtesten möglich sei, „und haben dann die Lüge montiert, dass da nun weiß Gott was gesagt sei“. Aus seiner Sicht sei das „eine Ungeheuerlichkeit“. Manchmal wird allerdings in den Passagen zu Deutschland nicht ganz klar, wer die Situation dort schwärzer sieht, der emeritierte Papst oder der Journalist. Als es etwa um den letzten Besuch Benedikts in seinem Heimatland geht, frägt Seewald, wie groß die Enttäuschung darüber sei. Doch der Emeritus ist gar nicht enttäuscht.

Rücktritt aus freien Stücken

Entschieden weist Benedikt XVI. Aussagen zurück, er sei bei seinem Rücktritt unter Druck gesetzt worden. Auch sei die Vatileaks-Affäre kein Auslöser für den revolutionären Schritt gewesen. Diese sei bereinigt gewesen. „Ein Zurückweichen unter Druck oder eine Flucht davor, diese Dinge nicht mehr bewältigen zu können, war nicht der Fall.“ Die Entscheidung habe „in den großen Ferien 2012“ festgestanden. Der Grund: die fehlende Kraft für die anstehenden Aufgaben, vor allem die Interkontinentalreise zum Weltjugendtag im Sommer 2013 in Rio de Janeiro.

Kritik an seinem langjährigen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, den viele Beobachter als eine Schlüsselfigur in Bezug auf die Probleme im Pontifikat von Benedikt XVI. und deren mangelnde Bewältigung sehen, lässt Ratzinger nicht gelten. An der Williamson-Affäre gibt er alleine der dafür im Vatikan zuständigen Kommission Ecclesia Dei die Schuld, die er anschließend „gründlich umgeformt“ habe. Ähnliches gelte für die Gay-Lobby, über die die Medien immer wieder spekulierten. Es habe eine kleine Gruppe von vier oder fünf Leuten gegeben, „die wir aufgelöst haben“. Ob sich wieder neue Gruppen gebildet hätten, wisse er nicht. „Jedenfalls ist es nicht so, dass es von solchen Sachen wimmeln würde.“

Benedikt nimmt für sich in Anspruch, die Aufräumaktion bei der Vatikanbank IOR auf einen guten Weg gebracht zu haben und verteidigt sich gegen Kritik, bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen nicht entschieden genug vorgegangen zu sein. Zugleich deutet er aber an, dass es Widerstände gab. „Strukturelle und personelle Probleme greifen ineinander, und man kann durch voreilige Eingriffe mehr zerstören als heilen.“

Positives über Nachfolger

Seinen Nachfolger Franziskus sieht Benedikt XVI. positiv. In dem Interview wird deutlich, dass er von der Wahl Bergoglios zum Papst überrascht war. Zwar sei er im Konklave 2005 neben Ratzinger einer der Favoriten gewesen. „Aber ich dachte, das ist vorbei. Man hörte nichts mehr von ihm.“ Zudem hatte er wohl ein anderes Bild von Bergoglio. Er habe ihn als „sehr entschiedenen Mann kennengelernt“. Den Aspekt der Herzlichkeit und Zuwendung zu den Menschen habe er davor nicht erlebt. „Das war für mich eine Überraschung“, gesteht Benedikt. Gegensätze zwischen den beiden Pontifikaten sieht er nicht, „vielleicht neue Akzente“. Mit der Amtszeit seines Nachfolgers sei er zufrieden. „Eine neue Frische in der Kirche, eine neue Fröhlichkeit, ein neues Charisma, das die Menschen anspricht, das ist schon etwas Schönes.“ Franziskus sei ein „Mann der praktischen Reform“. Das Apostolische Schreiben „Evangelii gaudium“ seines Nachfolgers lobt Benedikt XVI.

Immer wieder klingen in dem Gespräch Dinge an, die eine eher unbekannte Seite von Joseph Ratzinger zeigen; oder besser gesagt, eine Seite, die durch das Bild des Panzerkardinals oder die Krisen seines Pontifikats verdeckt wurde. So ist es interessant, die Zurückhaltung Ratzingers gegenüber der Enzyklika Humanae vitae zu lesen. Es sei für ihn in seiner damaligen Situation ein „schwieriger Text“ gewesen. Die Argumentationsweise sei auch für ihn „nicht befriedigend“ gewesen. Eine vorbehaltlose Verteidigung klingt anders. Überhaupt sieht sich Ratzinger in seinen jungen Jahren bis ins Konzil hinein als „modern und kritisch“. „Damals [, zu Beginn des II. Vatikanischen Konzils,] bedeutete progressiv noch nicht, dass man aus dem Glauben ausbricht, sondern dass man ihn besser verstehen lernt und ihn richtiger, von den Ursprüngen her, lebt.“

Angesprochen auf die Worte der Einladung zur Primiz – „Nicht Herren Eures Glaubens sind wir, sondern Diener Eurer Freude“ – erklärt Benedikt, sie seien sich als junge Priester gewusst gewesen, „dass der Hochwürdigkeitsfimmel verkehrt ist und dass der Priester immer ein Diener ist“. Warum er zuließ, dass später in seiner Zeit als Papst durch sein äußeres Erscheinungsbild dieser Dienstcharakter des Amtes schwerer zu erkennen war, das frägt Seewald nicht. Wie schon bei den bisherigen Interviewbüchern bleiben kritische Nachfragen weitestgehend aus.

„Ein Kanapee brauche ich immer.“

Nebenbei erfährt man auch Privates von Benedikt XVI. Dass er bereits seit Mitte der 1990er Jahre auf dem linken Auge blind ist, dürfte für viele neu sein. Ein Nachtarbeiter sei er nie gewesen, so Ratzinger. Musik bei der Arbeit sei Tabu. Wenn er etwas gründlicher durchdenken müsse, lege er sich aufs Kanapee. „Ein Kanapee brauche ich immer“; ebenso die regelmäßige Spaziergänge. Er verrät, dass er während des Konzils mit den anderen Theologen durchaus ‚mal ein Bier oder Wein getrunken habe. „Da haben wir öfter in Trastevere gezecht.“

Letzte Gespräche, aber nicht letzte Worte

„Letzte Gespräche“ ist der Titel des Buches. Benedikt XVI. macht darin deutlich, dass er künftig nicht mehr schreiben will. Allerdings dürften die Zeilen nicht die letzten Worte des emeritierten Pontifex sein. Denn zum einen sind die Interviews, die jetzt in dem Buch veröffentlicht wurden, nach Angaben des Journalisten Peter Seewald „kurz vor und nach Benedikts Rücktritt“ geführt worden. Sie geben also den Stand von 2013 wieder. Zum anderen hat Benedikt XVI. gerade in den letzten Monaten immer wieder öffentlich gesprochen. Eines wird in allen seinen Aussagen deutlich, einen Keil lässt er nicht zwischen sich und seinen Nachfolger treiben.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

33 Kommentare

  • Silvia
    09.09.2016, 14:05 Uhr.

    Interessant ist, dass auch Benedikt seinen Nachfolger nach der Papstwahl als verändert erlebt hat. Benedikt spricht hier von der Herzlichkeit und Zugewandtheit zu den Menschen von Franziskus.

    Ähnliches sagen auch „Kenner“ von Kardinal Bergoglio, diese weisen dann z.B. darauf hin, dass Franziskus vor seiner Wahl nie gelächelt habe sondern eher mürrisch gewirkt habe, was man auch heute noch sieht auf Bildern, auf denen sich Franziskus wohl unbeobachtet wähnt.

    Ich frage mich, was diesen Wandel bewirkt haben könnte.

    Nach allem, was an die Öffentlichkeit dringt, erlebt man ihn IM Vatikan z.B. als sehr autoritär.

    • Alberto Knox
      15.09.2016, 21:18 Uhr.

      „Ich frage mich, was diesen Wandel bewirkt haben könnte.“

      der heilige geist?

      „Nach allem, was an die Öffentlichkeit dringt, erlebt man ihn IM Vatikan z.B. als sehr autoritär.“

      muss man auch bei dem saustall, den ratzinger ihm hinterlassen hat – das leugnet ratzinger ja nicht mal.

  • bernardo
    09.09.2016, 18:20 Uhr.

    […]*

    Die fehlende Menschenkenntnis ist möglicherweise die größte Schwäche des Papstes gewesen – Bertone, Marx, TvE, Woelki…

    * Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    • Alberto Knox
      10.09.2016, 13:00 Uhr.

      „Die fehlende Menschenkenntnis ist möglicherweise die größte Schwäche des Papstes gewesen – Bertone“.

      naja, bei bertone scheint das ja nicht nur eine aussage über die vergangenheit zu sein.

      man darf die liste auch auf gänswein und j. clemens und die rosarote camarilla um ihn erweitern.

  • Wanda
    10.09.2016, 0:10 Uhr.

    – Ratzinger selbst war so ein angestellter Katholik und als Kardinal zudem ein extrem gut bezahlter. Warum hat er das seinerzeit denn nicht zurückgewiesen ?

  • Alberto Knox
    10.09.2016, 4:26 Uhr.

    nun, es gäbe vieles zu sagen. aber als ehemaliger beamter (wohl in regensburg mit der gehaltsstufe c-4) der länder nrw, baden-württemberg und bayern und als ehemaliger erzbischof (gehaltsstufe b-8) hat ratzinger natürlich ein anrecht auf eine ein altersruhegehalt haben – eine „pension“ (das ist ungenau, der grund folgt noch), der er dem deutschen staatskirchenrecht verdankt. ob es da abschläge gegeben hat – er ist ja 1982 gleichsam vor der altersgrenze ausgestiegen – weiß ich nicht. aber nach derzeitigem recht würde bei vollen dienstjahren ein b-8-beamter ohne kinder (ich gehe angesichts der von mir angenommenen sexuellen neigung von ratzinger davon aus, dass er keine alimente zahlt) eine pension von 8503 € erhalten.
    zu der genannten ungenauigkeit: ich habe derzeitiges recht präsumiert. als ratzinger 1977 aus dem professorendienst ausschied, wurden professoren noch nicht pensioniert (eine pension entspricht m.w. 70% des gehaltes), sondern emeriert, d.h. sie hatten weiterhin alle rechte (aber keine pflichten mehr). das bedeutet volles gehalt. natürlich ist das verrechnet worden, weil ratzinger ja bis 1982 ein b-8-gehalt vom freistaat bayern bezogen hat.
    ich gehe daher ingesamt davon aus, dass ratzinger – entgegen diverser meldungen, dass ein papst oder ehemaliger papst kein gehalt hat – ein stattliches salär von weit über 8000 € im monat erhält. da der vatikan definitiv keine einkommenssteuer und arbeitslosigkeitsversicherungsbeiträge erhebt und ratzinger wohl auch keine krankenkassenbeiträge zahlt, hatte er netto soviel wie brutto.

    daher bin ich so frei: ratzinger ist entweder senil oder dumm oder extrem […]*, wenn er zwar 8000 € im Monat dank des deutschen staatskirchensystems einsackelt, es aber permanent beleidigt und für obsolet erklärt.

    im übrigen sei noch gesagt: er hatte fast acht jahre zeit und auch die macht, mit einem federstrich alle landeskonkordate und das reichskonkordat zu kündigen. dann hätte er seine entweltliche kirche gehabt. die konkordate sind jederzeit von beiden vertragspartnern einseitig kündbare verträge. warum hat er es nicht getan? weil er verlogen ist. das zeigt auch die rede von der exkommunikation beim kirchenaustritt. die deutschen bischöfe haben das auf sein drängen (zungunsten von reaktionären kreisen, das muss man schon auch sagen) die exkommunikation als tatstrafe bei kirchenaustritt aufgehoben. es gibt sie nicht mehr. wenn das ratzinger den bischöfen JETZT vorwirft, weiß er entweder nicht mehr, was er angeordnet hat, oder er lügt. aber mit der wahrheit hatte er es eh‘ nie so. dumm nur, wenn man ihm drauf kommt, wie bei der piusbruderaffaire. tja, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    • Wanda
      10.09.2016, 18:33 Uhr.

      DAS ist Heuchelei pur von Ratzinger: die profane Welt rügen und gegen sie zu wettern, aber gern und ohne Abstriche die vom verweltlichten deutschen Staat grosszügig gewährten Bezüge und Vergünstigungen annehmen…
      Interessant: alle Verträge mit Nazi-Deutschland gelten international als moralisch verwerflich und meist ungültig, nicht so deren Reichskonkordat von 1933, auch Staatskirchenvertrag genannt. Der Vatikan besteht gegenüber unserem Deutschland als Rechtsnachfolger auf dessen Gültigkeit. Was Wunder: beim Geld oder auch Mammon hört sogar die kirchliche Moral auf…
      – Ein Franzose fragte mich vor Jahren bei einer Konferenz, ob ich wüsste wieso die wohlgenährten und -gekleideten Priester des heutigen Elsass einen Mercedes fahren während im übrigen Frankreich sie eher schlank und oft mit einer geflickten Soutane, allenfalls einen 2CV besässen ? Ich musste passen. Er klärte mich auf: der Vatikan besteht Frankreich gegenüber auf der Gültigkeit jenes Nazi-Konkordates, das zu Zeiten des damaligen deutschen Elsass beschlossen wurde, obwohl die Region nach dem Kriege wieder französisches Territorium wurde. Also bekommen die katholischen Geistlichen dort weiterhin ihr staatliches (deutsches) Gehalt, welches sie finanziell erheblich besser stellt als die Priester des übrigen Frankreich…
      – Alfred Grosser, der grosse französische Intellektuelle, Publizist, Soziologe und Politwissenschaftler hat einmal geäussert „was ist ein deutscher Bischof ? Jemand der von der Armut spricht. Und was ist ein französischer Bischof ? Jemand der arm ist“…
      Ein weiterer Vergleich von ihm „was ist ein Katholik in Deutschland? Jemand der seine Kirchensteuer nicht der Evangelischen Kirche zahlt. Und in Frankreich, wo es kaum Protestanten und gar keine Kirchensteuer gibt ist ein Katholik jemand, der als solcher getauft wurde, sich so bezeichnet und von anderen auch als solcher betrachtet wird. Ein Nichtkatholik hingegen ist in Frankreich ein auch katholisch Getaufter, der sich aber nicht als Katholik betrachtet bzw. den Katholizismus nicht praktiziert“…

      • Novalis
        13.09.2016, 22:30 Uhr.

        Das würde ich nicht so sehen. Es gelten keineswegs alle Verträge aus der Nazizeit als passé. Woher stammt denn diese falsche Information?

  • Silvia
    10.09.2016, 12:39 Uhr.

    Woanders habe ich gelesen, dass Ratzinger als Student sehr verliebt in eine FRAU gesesen sein soll und sich nur schweren Herzens für den Zölibat entschieden habe.

    Also nix mit Homosexualität…

    • Novalis
      13.09.2016, 22:36 Uhr.

      Als Schwuler sage ich:

      1) Ich war auch schon verliebt in zwei Frauen, das ändert nix an meiner Orientierung.
      2) Bei aller Neugierde wäre ich vermutlich nicht zu einer vaginalen Penetration im Stande gewesen.

      3) Der Widerruf von Berger und die rührende Geschichte bei Seewald fallen passend zusammen. Unter propagandistischen Gesichtspunkten würde ich sagen: Was für ein Zufall! Da werden Märchen erzählt, die durch das Erzählen wohl wahr werden sollen. Warum wohl sagt das nach all den Interviews Ratzinger erst jetzt? Weil die Sache mit seiner offenkundigen Homosexualität doch ruchbar wird!

      • neuhamsterdam
        15.09.2016, 0:17 Uhr.

        Möglicherweise gibt es sogar Stadien von „Vermutungen“. Erst war die angebliche Neigung ein Verdacht, dann eine therapiebedürftige verdeckte „Tatsache“ und nun ist wohl durch sublime Wiederholung eine Konstruktion von Wirklichkeit geworden, die mit „offensichtlich“ qualifiziert wird. Ja, wenn es denn dermaßen offensichtlich ist, warum wird dann Ratzinger Äußerung seine Jugendjahre betreffend ins Gegenteil gedeutet? Weil es kommunikationtechnisch funkioniert (weil die Leute das hören wollen und den Spielverderber mithilfe von wie auch immer gearteten Fakten will auch keiner machen).
        Wie Ratzinger bei der Beerdigung von Franz Josef Strauß sagte: „Er war wie eine deutsche Eiche und er wurde gefällt wie eine Eiche.“ Ähnlich erging es dann auch dem Wald und seinem angeblichen Sterben; man überschlug sich förmlich mit Wissen ubd Tatsachen und Prognosen. Aus dem Waldschadensbericht wurde der Waldzustandsbericht und irgendwann hat man herausgefunden, daß die weltweiten Waldflächen sogar zunehmen und die Beobachtung des „Waldsterbens“ auf die zu genaue Beobachtung natürlicher Veränderungen, standortungeeigneter Anpflanzungen und geringere Niederschlagsmengen zurückzuführen war.
        Deswegen bin ich ganz zuversichtlich, daß Ratzingers Auskünfte ihre Richtigkeit haben und mit weniger werdenden finanziellen Interessen auch die Vermutungen abnehmen.

        • Alberto Knox
          15.09.2016, 23:41 Uhr.

          man muss schon reiche phantasie haben, um das waldsterben mit fsj zusammenzubringen, dessen lebenswandel zwischen alkohol, nikotin und prostituierten auch ein bisschen was mit seinem tod zu tun hatte.

    • bernardo
      14.09.2016, 9:25 Uhr.

      Silvia, das dient doch der Diskreditierung Benedikts. Er ist sicher kein sehr männlich wirkender Mann, aber es gibt sehr männlich wirkende Männer (z. B. Rock Hudson), die Homosexuelle sind, und weniger männlich wirkende Männer, die keine sind. Allerdings ist das Thema sehr unerquicklich und von Leuten vorgebracht, die dem papa emerito schaden wollen. Bei Paul VI. gab es ähnliche Gerüchte.

      • Novalis
        14.09.2016, 23:16 Uhr.

        Als Schwuler frage ich mich, warum die Aussage: „XY ist schwul“ diskreditieren soll. Homosexualität ist völlig normal. Ich könnte auch sagen: „Silvia oder Bernardo ist heterosexuell“ und daran ist nichts Schlimmes.

        Diskreditierend ist die Aussage nur für Homophobe – und für Heuchler, die Wasser predigen und Wein saufen.

        • bernardo
          16.09.2016, 17:59 Uhr.

          Auch @ Silvia, Wanda: Ich weiß, dass mein Post nur peripher mit dem Thema zu tun hat, dennoch seien mir ein paar Worte gestattet: Phobien sind eigentlich Angststörungen und fallen damit in den Bereich der Psychiatrie. Da keiner von uns Psychiater ist, sollten wir darauf verzichten, Phobien auszumachen. Was Sie meinen, ist demzufolge eine Ablehnung Homosexueller, die ich nicht habe. Von mir aus kann jeder nach seiner Facon „selig“ werden. Dass es aber ein Politikum wäre, wenn der ehemalige Glaubenspräfekt, der den Weltkatechismus zu verantworten hatte, homosexuell wäre, liegt doch wohl auf der Hand und bedarf keiner weiteren Erklärung.

          Zum Thema: Im DLF sprach ein führender deutscher Jesuit von dem Buch, „das besser nie geschrieben worden wäre“. Was ist das für ein Verständnis? Hat ein emeritierter Papst seine Menschenrechte an dem Portone di Bronzo abgegeben?

      • Silvia
        15.09.2016, 0:47 Uhr.

        bernardo
        14.09.2016, 9:25 Uhr.

        Ist mir klar, dass Benedikt damit diskreditiert werden soll, ich kenne auch die Gerüchte um Paul VI.

        Besonders perfide finde ich, dass immer auf seiner angeblichen Homosexualität herum gehackt wird von Leuten, die im selben Atemzug betonen, dass Homosexualität doch ganz natürlich und keineswegs „schlimm“ sei und Diejenigen, die sich dagegen verwahren, Benedikt permanent als Homosexuellen zu bezeichnen – eben in der Absicht, ihn zu diskreditieren – damit, dass sie den emeritierten Papst gegen diese unbewiesenen Behauptungen verteidigen, angeblich alle Homosexuellen schwer beleidigen und diskriminieren würden.

        Perfider geht es schon nicht mehr.

        Ich frage mich allerdings, weshalb die Moderatoren diese Behauptungen über Benedikt seit Monaten dulden.

        • Alberto Knox
          15.09.2016, 23:42 Uhr.

          hierauf kann man nur @novalis zitieren: „Diskreditierend ist die Aussage nur für Homophobe – und für Heuchler, die Wasser predigen und Wein saufen.“

      • Wanda
        15.09.2016, 2:25 Uhr.

        Eigentlich ist es vollkomen wurscht welche sexuelle Orientierung ein Papst hat, wenn da nicht diese überstrenge Verurteilung der Amtskirche gewesen wäre (oder noch ist?).
        In den katholischen Erbländern Lateinamerikas jedenfalls ist es nicht ungewöhnlich sogar gewaltsam gegen Homosexuelle vorzugehen. Die geistlichen Kirchenvertreter sind zwar nicht dafür, äussern aber ein gewisses Verständnis für den Mob der Strasse. Begründung im TV(!): unnatürlich, degeneriert und gegen den Willen des Schöpfers…

        • Alberto Knox
          15.09.2016, 23:43 Uhr.

          „Eigentlich ist es vollkomen wurscht welche sexuelle Orientierung ein Papst hat,“

          das sehe ich auch so.

          „wenn da nicht diese überstrenge Verurteilung der Amtskirche gewesen wäre“

          und das sehe ich noch mehr genau so.

  • Alberto Knox
    10.09.2016, 17:36 Uhr.

    ach, was mir noch einfällt: das angesagt viertel roms, in denen man als schwuler auf seine kosten kommt, liegt jenseits des tiber (trans tiberim) und heißt auf italienisch: trastevere.

  • Stefan Wehmeier
    14.09.2016, 18:33 Uhr.

    TÄGLICH müssen auf diesem Globus ca. 30.000 Kinder verhungern, weil sie aufgrund der systemischen Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz nichts oder fast nichts zu essen haben. Spätestens seitdem die „heilige katholische Kirche“ darüber informiert wurde, wie die Marktwirtschaft (das in Genesis_2 beschriebene Paradies) vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus (die in Genesis_3 beschriebene Erbsünde) zu befreien ist, hätte die Grausamkeit beendet sein können. Aber natürlich ist das „Brett vorm Kopf“ der Pfaffen mit unumstößlichen Sachargumenten allein nicht zu beseitigen. Das macht bis heute über 83,5 Millionen verhungerte Kinder, sinnlos gequält und gestorben, allein aufgrund kollektiver Blödheit, aufrechterhalten vom kollektiven Wahnsinn der Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe).

    Wer die reine Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit erfahren will, frage „Google, den Allwissenden“ nach „Der Weisheit letzter Schluss“.

    • neuhamsterdam
      15.09.2016, 0:57 Uhr.

      Ja… die Wahrheit als erbittert umkämpftes Gebiet. Wie oft werde hehre und triefende Worte darum verfasst und es bleibt nur – bei genauem Betracht – Ironie.
      Wenn die „brualstmögliche“ Aufklärung in business as usual übergeht, dann ist es hilfreich sich der Worte Konrad Adenauers zu erinnern: „Es gibt die volle Wahrheit und die reine Wahrheit und die lautere Wahrheit. Aber nur die lautere Wahrheit ist ganz wahr.“
      Wenn die Kirche und die Religionen wieder mal an allem und der SPD den Grund gelegt haben sollen, dann werden gerne Zahlen verwendet, diese machen einen sachlichen Eindruck und sind exorbitant. Diese Zahlen müssen nicht stimmen, sie müssen nur Eindruck machen und für den Adressaten in der Sitation kaum – wenn überhaupt – nur mit Aufwand zu recherchieren sein. Die meisten machen das nicht und damit bleibt der Eindruck. Das Ziel ist erreicht.
      Die Minderheit, die nachrechnet, muß zu dem Schluß kommen, daß derjenige, der solche Zusammenzählungen aufstellt die Absicht hat, einen von der Wirklichkeit losgelösten Eindruck zu vermitteln. Was ich nicht verstehe, ist, daß bei solchen Eindrucksvermittlungsversuchen umso vehementer auf die wirkliche Wirklichkeit verwiesen wird. Hauptsache die Kirche wars.

    • Silvia
      15.09.2016, 1:31 Uhr.

      Frage an die Moderatoren:

      Warum werden Beiträge veröffentlicht, die rein gar nichts mit dem Thema zu tun haben?

      • Michaela Pilters
        Michaela Pilters
        15.09.2016, 23:13 Uhr.

        Diese Frage ist berechtigt – gilt aber für ganz viele Beiträge in diesem Blog. Vielleicht sollten wir hier wieder strenger werden!

  • Alberto Knox
    17.09.2016, 12:16 Uhr.

    chr. florin vom deutschlandfunk hat einen wunderbaren, vor witz sprühenden text mit dem titel „…und mir nicht“ (in christ und welt) verfasst, der für einige hier wirklich interessant sein könnte.

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