Sommerpause

Die Termine im Kalender des Papstes lichten sich. Am 29. Juni feiert er mit einem großen Gottesdienst das Fest Peter und Paul; dann gibt es am 30. Juni noch eine Sonderaudienz im Rahmen des Außerordentlichen Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit. Danach ist Sommerpause bis zum Weltjugendtag, der Ende Juli im polnischen Krakau stattfindet. Daher machen auch wir hier einige Tage Pause. In den vergangenen Tagen gab es ja noch einmal einige interessante Dinge. Die fliegende Pressekonferenz von Papst Franziskus auf dem Rückweg von Armenien am Sonntag hatte es einmal mehr in sich. Der Pontifex warnte vor einer Balkanisierung Europas und erklärte, dass eine Entschuldigung der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen durchaus angebracht sei, für den Umgang der Kirche mit den Betroffenen in der Vergangenheit. Zugleich weitete er die Notwendigkeit einer Vergebungsbitte auch auf die Armen, auf die Frauen und auf die Tatsache, dass die Kirche Waffen gesegnet habe. Ein klärendes Wort fand er zum Thema Diakonat der Frau. Hier gehe es ihm darum, die historische Rolle der Diakonin in der Frühen Kirche zu klären. Medienberichte, die katholische Kirche wolle sich gegenüber Diakonninen öffnen, hätten ihn verärgert, so Franziskus. An diesem Dienstag gab es dann noch ein denkwürdiges Ereignis im Vatikan: eine Feierstunde zum 65-jährigen Priesterjubiläum von Papst emeritus Benedikt XVI. Dabei würdigte der amtierende Papst Franziskus seinen Vorgänger. „Sie, Heiligkeit, dienen der Kirche weiterhin, sie hören nicht auf, wahrhaftig mit Kraft und Weisheit zu ihrem Wachstum beizutragen.“ Benedikt XVI. wiederum vollzog den Schulterschluss mit seinem Nachfolger: „Danke vor allem Ihnen, Heiliger Vater! Vom Moment Ihrer Wahl an, jeden Moment meines Lebens hier berührt mich Ihre Güte, trägt mich wirklich, innerlich. Mehr als die Vatikanischen Gärten mit ihrer Schönheit ist Ihre Güte der Ort, wo ich wohne: Ich fühle mich behütet. Danke auch für das Wort des Dankes, für alles. Hoffen wir, dass Sie mit uns allen auf diesem Weg der göttlichen Barmherzigkeit fortschreiten können und uns den Weg Jesu, den Weg zu Jesus weisen, zu Gott.“ Jeder Versuch, Benedikt XVI. gegen seinen Nachfolger ausspielen zu wollen, läuft ins Leere.

Zwei Päpste - doch nur einer ist der amtierende. das stellte Franziskus am Sonntag gegenüber Journalisten noch einmal klar. (Quelle: dpa)

Zwei Päpste – doch nur einer ist der amtierende. Das stellte Franziskus am Sonntag gegenüber Journalisten noch einmal klar. (Quelle: dpa)

 

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

15 Kommentare

  • Alberto Knox
    28.06.2016, 23:40 Uhr.

    „Hier gehe es ihm darum, die historische Rolle der Diakonin in der Frühen Kirche zu klären. Medienberichte, die katholische Kirche wolle sich gegenüber Diakonninen öffnen, hätten ihn verärgert, so Franziskus.“

    das ist auch grundvernünftig so – ein schritt muss auf den anderen folgen. also zuerst historische untersuchung und dann erwägung, was heute möglich ist und was nicht.

    „Jeder Versuch, Benedikt XVI. gegen seinen Nachfolger ausspielen zu wollen, läuft ins Leere.“

    zumindest nach dem, was b16 sagt – was er im hintergrunde tut, steht auf einem anderen blatt.

  • Silvia
    29.06.2016, 11:32 Uhr.

    Damit wäre die Frage nach zukünftigen, geweihten oder nichtgeweihten, Diakoninnen in der römisch-katholischen Kirche wohl abschlägig beschieden, oder?

    Die Mehrheit der Katholiken hätte, so mein Eindruck, damit ohnehin Probleme, jetzt nur mal bezogen auf Deutschland.

    • Novalis
      29.06.2016, 23:01 Uhr.

      „Damit wäre die Frage nach zukünftigen, geweihten oder nichtgeweihten, Diakoninnen in der römisch-katholischen Kirche wohl abschlägig beschieden, oder?“

      Warum? Alberto Knox hat oben sehr genau beschrieben, dass am Anfang erst einmal eine historische Orientierung stehen muss und das sehe ich auch so. Allein die Tatsache, dass Franziskus die Frage nach dem Frauendiakonat aufgegriffen hat, während dieser Müller allen soufflier will, es gäbe keine Frage (was ja nicht stimmt, wie so vieles bei Müller ideologisch ist), spricht Bände.

      „Die Mehrheit der Katholiken hätte, so mein Eindruck, damit ohnehin Probleme, jetzt nur mal bezogen auf Deutschland.“

      Schlimm genug, dass da eine Frau sagt, die Gleichberechtigung sei kein wichtiges Problem. Für mich als Mann ist es eines.

      • Wanda
        30.06.2016, 16:38 Uhr.

        – Man sieht an diesem Thema der Diakoninnen wo die Amtskirche steht: sie hat nichts aber überhaupt nichts mehr mit dem Glauben und der ihr zugrundeliegenden Botschaft des Jesus von Nazareth zu tun.
        Sie verliert sich in sinnlose Diskussionen um Macht- und Zuständigkeiten. Mehr noch: jede dieser künstlichen Institutionen und klerikalen Klassen(!) verteidigt mit Zähnen und Klauen ihre durch nichts (jedenfalls nicht durch Jesus) begründeten Erbhöfe gegen vermeintliche, von unten aufkommende Bestrebungen zu Veränderungen.
        – Schier unglaublich: ursprünglich war das Ganze die durchaus revolutionierende Idee eines Wanderpredigers, der die eigentlich simple Vorstellung der Nächstenliebe und damit die „gleiche Wertigkeit“ jedes Menschen, ungeachtet seiner Individualität, als höchste Form eines Humanismus zur weitestmöglichen Verwirklichung anmahnte.
        Was aber haben die christlichen Kirchen mit ihren Chargen daraus gemacht ? Das absolute Gegenteil…

        • Silvia
          02.07.2016, 22:06 Uhr.

          Das, was mich am meisten nervt, ist, dass seit 50 Jahren den Gläubigen immer wieder Hoffnungen auf die ein oder andere Reform gemacht werden, diese Hoffnungen aber regelmäßig enttäuscht werden.

          Es wird zurückgerudert, die Medien haben was Falsches behauptet, die Gläubigen haben was missverstanden, so habe man es nicht gemeint usw.

          Diese ständigen Enttäuschungen sind sehr ermüdend und die Taktik ist immer dieselbe, egal, wer gerade Papst ist.

      • Wanda
        30.06.2016, 16:42 Uhr.

        Novalis 23:01
        – Ihr letzter Satz ist entweder eine Unterstellung oder Sie haben die Aussage von Silvia nicht richtig verstanden…

        • Alberto Knox
          02.07.2016, 12:29 Uhr.

          ich finde, novalis hat die sätze von silvia ganz richtig verstanden. denn silvia hat sich – unbeschadet ihres darunter stehenden widerrufes – entsprechend geäußert. man kann ja nicht wissen, was die leute denken, wenn sie sätze schreiben, die nicht das widergeben, was sie denken, sondern schwurbeln.
          und wie man sieht: es geht einfach nur noch darum, einen papst, der ein unverdienter segen ist nach einem absoluten ausfall, in ein möglichst schlechtes licht zu stellen.

  • Silvia
    30.06.2016, 10:16 Uhr.

    Novalis
    29.06.2016, 23:01 Uhr.

    1) Der Beitrag von A. Knox hat sich mit meinem überschnitten.

    2) Wo um Gottes Willen habe ICH gesagt, die Gleichberechtigung „der Frau“ sei nicht wichtig?????

    3) Ich bin hier in diesem Blog – lange bevor Sie dazu kamen – IMMER eine Verfechterin der Frauenordination gewesen, ich habe lediglich die Stimmung an der kirchlichen Basis, wie ich sie in meinem begrenzten Umfeld wahrnehme, wiedergegeben. Eine Feststellung des status quo muss nicht unbedingt meine eigene Meinung wiedergeben und tut es in diesem Fall auch nicht!

    4) Allerdings bin ich der Meinung, dass der Papst mal wieder falsche Hoffnungen geweckt hat.

    • Silberdistel
      05.07.2016, 0:31 Uhr.

      Silvia
      30.06. 10:16 h
      Zu Punkt 2: Um es mit SuNuraxi zu sagen: „Ich war schon vor Ihnen Ihrer Meinung“. Die Verteufelung der weiblichen Qualität, wie sie in der Hexenverfolgung unter der Kirche ihren unzweifelhaften Höhepunkt erlebt hat, ist biblisch, und schon garnicht unter JC, entschuldbar. Wohl von Männerhirnen ausgeschwitzt die zu lange keine Frau mehr sahen, geschweige denn berühren durften.

  • Silvia
    04.07.2016, 20:34 Uhr.

    Sofern sich, bedingt durch die päpstliche Sommerpause, vorläufig nichts Neues ergibt, mache ich jetzt hier auch mal Pause.

    Etwas Neues gibt es allerdings:

    Peter Seewald gibt Anfang September ein – vermutlich – letztes Interviewbuch mit Benedikt XVI heraus. Laut Ankündigung soll das Buch einige „Enthüllungen“ (wenn man es so nennen will) enthalten.

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