Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Nachlese Katholikentag

Der 100. Katholikentag in Leipzig ist zu Ende. Was bleibt? Für die Leipziger Katholiken die Erfahrung: Wir sind nicht allein! Die Organisatoren haben gelernt, dass künftig vielleicht weniger mehr ist. Der nächste Katholikentag findet 2018 in Münster statt. Dann soll das Thema „Frieden“ im Mittelpunkt stehen. Hier noch ein ganz besonderer Rückblick auf Leipzig:

Ökumenische Akzente

Unter den vielen Veranstaltungen beim Katholikentag gehört heute der zentrale Ökumenische Gottesdienst zu den wichtigen Akzenten. ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel wies darauf hin, dass mit 10 Prozent die Zahl der protestantischen Teilnehmer so hoch wie nie sei. Gerade angesichts der säkularen Umwelt sei es wichtig, gemeinsam aufzutreten. Nur dann könne man auch überzeugen. Mit dem Evangelischen Kirchentag sei man aktiv im Gespräch für einen dritten ökumenischen Kirchentag. Allerdings sei noch nicht klar, wann und wo dieser stattfinden werde.

Kirchengegenstände neu entdecken in der Innenstadt von Leipzig. (Quelle: dpa)

Kirchengegenstände neu entdecken in der Innenstadt von Leipzig. (Quelle: dpa)

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Nachdenklicher Start

Es ist ein Grund zum Feiern, der 100. Katholikentag. Und dennoch gab es beim Start des Katholikentreffens in Leipzig viele nachdenkliche Töne. „Unsere deutsche und die europäische Demokratie sind in Gefahr“, so der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff in seiner Ansprache beim Festakt zum Jubiläum am Mittwochnachmittag. Ähnlich äußerte sich der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Dem Staat, der sich seine Voraussetzungen nicht selbst schaffe, müssten immer wieder über eine Art „Bluttransfusion“ Werte zugeführt werden. Dabei spielten die 99 Katholikentage in der Vergangenheit immer wieder eine entscheidende Rolle. Angesichts der Situation Europas heute, sieht Wolf hier eine entscheidende Aufgabe für die Katholikentage in der Zukunft. Für eine kleine Premiere sorgte Papst Franziskus. Erstmals kam die Papstbotschaft zum Katholikentag per Video. Franziskus sprach Deutsch. Er rief zu einem friedlichen Miteinander, Solidarität mit Alten, Kranken und Flüchtlingen sowie zu größerem Umweltbewusstsein auf. „Es ist nicht das Machen oder der äußere Erfolg, der zählt, sondern die Fähigkeit, stehen zu bleiben, hinzuschauen, aufmerksam zu sein gegenüber dem Mitmenschen und ihm zu geben, was ihm wirklich fehlt“, sagte Franziskus. Unterdessen droht der Streit um die Haltung der Kirche zur AfD zu eskalieren.

Zum Thema Dialog der Religionen diskutieren u.a. die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, und der Münsteraner Islamtheologe Mouhanad Khorchide. (Quelle: Erbacher)

Zum Thema Dialog der Religionen diskutieren u.a. die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan (l), und der Münsteraner Islamtheologe Mouhanad Khorchide (r). (Quelle: Erbacher)

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Katholikentag mal 100

In Leipzig startet heute der 100. Katholikentag. Im ZDF-Interview sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, die Katholikentage seien stets „Zeitansage“ gewesen. Was bedeutet das 2016 in Leipzig? Die Katholiken treffen sich im religiösen Niemandsland. Christen sind mit 20 Prozent der Einwohner eine Minderheit, Katholiken sind es sogar nur gut vier Prozent. Sie treffen sich in einer Stadt, die von sozialen Extremen gekennzeichnet ist: einerseits eine der Boom-Metropolen Deutschlands, andererseits lebt ein Viertel der Leipziger unter der Armutsgrenze. Sie treffen sich in einer Zeit, in der in Deutschland um Willkommenskultur gestritten wird, die für Christen eigentlich selbstverständlich sein müsste. Sie treffen sich in einer Zeit, die von Krieg, Terror und Gewalt geprägt ist sowie von einer Polarisierung der Debatte in Politik und Kirche.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, im Gespräch – u.a. über den Katholikentag in Leipzig, die „Institution Katholikentag“ und die AfD.

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Papst trifft Groß-Imam

„Unser Treffen ist die Botschaft“, sagte Papst Franziskus zur Begrüßung des Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, im Vatikan heute Morgen. Die Begegnung ist eine entscheidende Etappe in der Aussöhnung zwischen der katholischen Kirche und einer der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islams. Im Pontifikat Benedikt XVI. war der wissenschaftliche Dialog zwischen beiden Institutionen durch die islamischen Partner ausgesetzt worden. Seit der Wahl von Papst Franziskus verbesserte sich das Verhältnis wieder. Die Begegnung ist ein weiterer Baustein im Bemühen des Papstes, eine interreligiöse Allianz gegen Terror und Gewalt zu schmieden. Das Bild des Papstes mit dem Groß-Imam, die sich brüderlich umarmen, ist Gegenwind für jene, die einen Keil zwischen die beiden Religionen treiben wollen.

Papst Franziskus und Großscheich Ahmed Mohamed el-Tayeb am Morgen im Vatikan. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus und Großscheich Ahmed Mohamed al-Tayyeb am Morgen im Vatikan. (Quelle: reuters)

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Kardinal Lehmann in Ruhestand verabschiedet

Eine Ära geht für die katholische Kirche in Deutschland zu Ende. Kardinal Karl Lehmann ist heute in den Ruhestand verabschiedet worden. Am Morgen gab es einen festlichen Gottesdienst im Mainzer Dom, anschließend einen Festakt. „Kardinal Karl Lehmann ist eine Institution“ – mit diesen Worten würdigte der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, den ehemaligen Bischof von Mainz. Der Europäer Lehmann hatte sich von Schulz kritische Töne zu Europa gewünscht, so der Kardinal vor wenigen Tagen im ZDF-Interview. Der Kirchenmann sieht die aktuellen Entwicklungen mit großer Sorge. Schulz lieferte, wie schon vor zwei Wochen bei der Karlspreisverleihung an Papst Franziskus, eine nachdenkliche und fordernde Rede zu Europa. Er warnte vor einer „Renaissance des Nationalen“. Ein Rückfall in nationale Egoismen könne in einer erneuten Katastrophe enden, so Schulz mit Verweis auf die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Der Bochumer Theologe Thomas Söding würdigte Lehmanns wissenschaftliche Leistung als Theologe. Er betonte, Lehmann nutze seine bischöfliche Autorität nicht, um die Theologie in die Schranken zu weisen, sondern um ihr ein Forum zu geben.

„Vermittler zwischen Gott und Welt – Kardinal Karl Lehmann“ – eine Dokumentation in ZDFinfo

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Bald katholische Diakoninnen?

Papst Franziskus will über den Diakonat der Frau diskutieren. Das ist die Nachricht des Tages. Allerdings ist völlig offen, was am Ende der Debatte stehen wird. Daher sind verfrühte Jubelrufe der Reformer und Untergangsszenarien der Konservativen verfrüht. Franziskus hat beim Treffen von Ordensoberinnen gesagt, dass er offen ist für eine Kommission, die die Frage des Diakonats klärt. Nachdem die Ordensfrauen ihn mit dem Verweis auf die Praxis der Frühen Kirche gebeten hatten, den ständigen Diakonat für die Frauen zu öffnen, erklärte Franziskus, dass die Rolle der Diakoninnen der Frühen Kirche noch nicht richtig geklärt sei. „Es würde der Kirche gut tun, diesen Punkt zu klären“, wird er in Medien zitiert. Offen ist, wann die Kommission zusammentritt, wer Mitglied sein wird und wie der konkrete Arbeitsauftrag lautet. Auch ist noch nicht klar, wie ein mögliches Diakonat der Frauen im 21. Jahrhundert aussehen könnte, ob eine Weihe für Frauen in Frage kommt. Allerdings wird eines deutlich, Franziskus räumt ein weiteres Tabuthema ab.

Was hat Papst Franziskus genau beim Treffen mit den Ordensoberinnen gesagt? Bis zum Donnerstagabend hat der Vatikan noch keine Abschrift der Fragerunde vorgelegt. (Quelle: ap)

Was hat Papst Franziskus genau beim Treffen mit den Ordensoberinnen gesagt? Bis zum Donnerstagabend hat der Vatikan noch keine Abschrift der Fragerunde vorgelegt. (Quelle: ap)

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Träume von einem neuen europäischen Humanismus

Dialog, Begegnung, Integration und Kreativität sind für Papst Franziskus zentrale Punkte für die Zukunft Europas. Bei der Verleihung des Aachener Karlspreises heute im Vatikan fordert er auf zur Suche nach „neuen Wirtschaftsmodellen, die in höherem Maße inklusiv und gerecht sind“. Zur Verleihung waren die Spitzen der Europäischen Institutionen in den Vatikan gekommen: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, und der Präsident des Europäischen Rates, Donald Tusk. Die drei hatten gestern Abend schon in Rom über Europa diskutiert. Neben der programmatischen Rede des Papstes ist vielleicht das Wichtigste an diesem Tag, dass die Verleihung noch einmal den Blick darauf richtet, darüber nachzudenken, dass Europa mehr sein muss als eine Geldverteilungsmaschinerie. Papst Franziskus legte dazu eine kritische Analyse vor und zeigte zugleich mögliche Perspektiven auf, wie Europa aus seiner aktuellen Krise herausfinden könnte.

Vor der Preisverleihung hat Papst Franziskus Bundeskanzlerin Angela Merkel in Privataudienz empfangen. Es war bereits das dritte Treffen der beiden. (Quelle: reuters)

Vor der Preisverleihung hat Papst Franziskus Bundeskanzlerin Angela Merkel in Privataudienz empfangen. Es war bereits das dritte Treffen der beiden. Ein Punkt des Gesprächs dürfte besonders interessant gewesen sein; doch dazu mehr in ein paar Tagen hier im Papstgeflüster. (Quelle: reuters)

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