Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Ein Oscar für die Aufklärung

Er solle Ansporn sein, auf dem Weg der kritischen Berichterstattung über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche voranzugehen. So sehen es Opferverbände nach dem Oscar für „Spotlight“ als bestem Film heute Nacht in Los Angeles. In dem Reporterdrama geht es um ein Team des „Boston Globe“, das den Missbrauchsskandal in den USA mit aufgedeckt hat. Wenige Stunden vor der Verleihung musste in Rom zum ersten Mal der australische Kardinal George Pell im Rahmen einer Videoschaltkonferenz vor der staatlichen Untersuchungskommission seines Heimatlandes aussagen. Dabei gestand er ein, die Kirche habe „enorme Fehler“ gemacht beim Umgang mit dem Thema Missbrauch. „Ich und andere in der Kirche haben versagt in unserer moralischen und pastoralen Verantwortung“, so Pell nach Medienberichten. Zugleich wies er aber bewusstes Fehlverhalten zurück.

Kardinal George Pell stand per Videoleitung der Untersuchungskommission in Australien Rede und Antwort. (Quelle: reuters)

Kardinal George Pell stand per Videoschalte der Untersuchungskommission in Australien Rede und Antwort. (Quelle: reuters)

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Papst in Mexiko – die Pressekonferenz

Europa, das Zika-Virus, Pädophilie sowie die Familie und der wichtigste Traum von Papst Franziskus waren Themen bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Rückweg von Ciudad Juárez in Mexiko nach Rom. Eine gute Stunde nahm sich das katholische Kirchenoberhaupt Zeit für die Fragen der mitreisenden Journalisten. Die wichtigsten Ergebnisse vorweg: der größte Traum des Papstes wäre eine Reise nach China. Im Kontext des Zika-Virus kann er sich Verhütung zur Verhinderung von Schwangerschaften vorstellen. Abtreibung kommt für ihn nicht in Frage. Das sei ein Verbrechen. Mit Blick auf die aktuelle Krise in Europa findet er den Gedanken einer „Neugründung“ der Europäischen Union interessant und Bischöfen, die pädophile Priester nicht aus dem Verkehr ziehen, sondern versetzen oder versetzt haben, legt er den Rücktritt nahe. Zur aktuellen Debatte in Italien über eine Einführung eines Gesetzes für Lebenspartnerschaften wollte er sich nicht äußern. Das sei Sache der italienischen Bischofskonferenz.

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

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In eigener Sache

Liebe Leser und Leserinnen dieses Blogs,

immer wieder stehen wir als Redaktion vor der Frage, wie wir mit einigen Kommentaren in diesem Blog umgehen sollen. Sie wissen selbst, wie immer wieder persönliche Angriffe und Sticheleien hier das Klima beeinträchtigen. Oft ist es Ermessensfrage, ob ein Kommentar gegen die Netiquette verstösst oder nicht. Dann fühlen sich die Autoren ungerecht behandelt. Wir wollen aber gerecht und fair sein beim Editieren.

Wir haben uns daher entschlossen, keinen Kommentar mehr zu veröffentlichen, der andere Blogteilnehmer persönlich anspricht, ob lobend oder kritisierend. Dadurch können wir die Kommentarfunktion weiter erlauben und den Austausch von Sachargumenten ermöglichen.

Wir hoffen, dass dadurch mehr Sachlichkeit herrscht und bitten um Verständnis.

Papst in Mexiko – Tag 6

Zum Abschluss seiner Mexikoreise hat Papst Franziskus noch einmal ein Feuerwerk gezündet. Beim Besuch in einem der berüchtigtsten Gefängnisse Lateinamerikas kritisierte er den Umgang der Gesellschaften mit Gefangenen. Beim Treffen mit Arbeitern und Arbeitgebervertretern drohte er den Verursachern ungerechter Verhältnisse mit dem Endgericht: „Gott wird von den Sklavenhaltern unserer Tage Rechenschaft fordern.“ Der Gottesdienst, direkt an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, stand ganz im Zeichen der Flüchtlingsthematik. Auch hier schlug Franziskus düstere Töne an und verglich die Gegenwart mit der Situation Ninives vor dem Eingreifen Gottes durch den Propheten Jona. Er sprach angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen von einer „humanitären Krise“, die man nicht leugnen könne. Zum Abschluss allerdings machte er den Mexikanern Mut. In Anlehnung an ein Gedicht des Mexikaners Octavio Paz mit dem Titel Brüderlichkeit stellte er fest: „Die Nacht mag uns gewaltig und sehr dunkel erscheinen. In diesen Tagen jedoch konnte ich feststellen, dass es im mexikanischen Volk viele Lichter gibt, die Hoffnung verkünden.“

Rund 1000 Gefangene nahmen heute Morgen beim Treffen mit Papst Franziskus teil. (Quelle: dpa)

Rund 1000 Gefangene nahmen heute Morgen beim Treffen mit Papst Franziskus teil. (Quelle: dpa)

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Der Papst in Mexiko – Tag 5

Die Drogenhochburg Morelia hat sich Franziskus für seinen 5. Besuchstag in Mexiko ausgesucht. Am Morgen ermutigte er die Kleriker, Ordensleute und Seminaristen angesichts von Gewalt, Korruption, Drogenhandel, Verachtung der Menschenwürde sowie der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden und der Unsicherheit der anderen nicht zu resignieren. Resignation, so der Papst, sei „eine der bevorzugten Waffen des Teufels“. Bei der Begegnung mit Jugendlichen am Nachmittag trat Franziskus einmal mehr als Seelsorger auf, der angesichts der schwierigen Situation Mut und Hoffnung machen wollte. Er bezeichnete die Jugendlichen als „Reichtum Mexikos“. Dabei sparte er nicht mit indirekter Kritik an der politischen Situation in Mexiko. „Es ist schwer, sich als Reichtum zu fühlen, wenn man keine Gelegenheit einer würdigen Arbeit hat, keine Möglichkeit zu Studium und Ausbildung, wenn man sieht, dass die Rechte nicht anerkannt werden, und dies einen schließlich in Grenzsituationen treibt. Es ist schwer, sich als Reichtum eines Ortes zu fühlen, wenn man, weil man jung ist, für gemeine Zwecke ausgenutzt wird, indem man mit Versprechungen gelockt wird, die am Ende keine sind.“ Der Tag endete mit beinahe tumultartigen Szenen beim Jugendtreffen. Eine Person hinter einer Bande riss den Papst an sich, der ihr die Hand zum Gruß gereicht hatte, so dass Franziskus auf einen jungen Mann im Rollstuhl fiel, der vor ihm stand. „Sind Sie nicht so egostisch!“, rief der sichtlich verärgerte Papst der Person mehrfach zu.

20.000 Priester, Ordensleute und Seminaristen waren beim Gottesdienst mit Sportstadion. (Quelle: Erbacher)

20.000 Priester, Ordensleute und Seminaristen waren beim Gottesdienst im Sportstadion. (Quelle: Erbacher)

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Papst in Mexiko – Tag 4

„Ihr habt uns viel zu lehren!“ So lautete die Botschaft von Papst Franziskus an die Indigenen. Der dritte Tag seiner Mexikoreise stand ganz im Zeichen der Ureinwohner. Das Kirchenoberhaupt reiste dazu in den Süden des Landes in die Region Chiapas. Er kritisierte, dass die Völker „oftmals systematisch und strukturell verkannt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen worden“ sind. „Wie gut täte uns allen, Gewissenserforschung zu halten und zu lernen, um Verzeihung zu bitten! Verzeiht Brüder und Schwestern!“ Franziskus selbst hatte bereits bei seinem Besuch in Bolivien im Juli vergangenen Jahres die Indigenen des Kontinents um Vergebung für das Verhalten der Kirche gebeten. Die Menschen begrüßten Franziskus mit Sprechchören: „Willkommen Papst des Friedens. Willkommen Papst der Freiheit. Willkommen Papst der Gerechtigkeit. Willkommen Papst des Kampfes.“ Franziskus unterzeichnete am Ende des Gottesdienstes ein Dekret, durch das künftig indigene Sprachen in der Liturgie auch offiziell verwendet werden dürfen. Am Ende des Gottesdienstes wurden dem Papst zwei Bibelübersetzungen in verschiedenen indigenen Sprachen überreicht.

Mit 100.000 Menschen feiert Franziskus einen Gottesdienst in San Cristobal de las Casas. (Quelle: Erbacher)

Mit 100.000 Menschen feiert Franziskus einen Gottesdienst in San Cristobal de las Casas. (Quelle: Erbacher)

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Papst in Mexiko – Teil 3

„Wir haben uns für Jesus entschieden und nicht für den Teufel“, rief Franziskus heute den mehreren hundertausend Mexikanern beim Gottesdienst in Ecatepec zu. Die Stadt rund 30 Kilometer vor den Toren von Mexiko-Stadt ist eine Hochburg der Gewalt und von Armut gezeichnet. Und der Papst ließ keinen Zweifel daran, was des Teufels ist und was von Jesus. Korruption, Eitelkeit und Hochmut sind des Teufels, „Solidarität und die Achtsamkeit gegenüber dem anderen“ von Jesus. Franziskus rief jeden Mexikaner auf, sich zu prüfen, auf welcher Seite er stehe. Beim anschließenden Angelusgebet appellierte der Papst noch einmal nachdrücklich an die Solidarität. Mexiko solle durch das Engagement der Menschen zu einem Land werden, „wo es nicht nötig ist auszuwandern, um träumen zu können; wo es nicht nötig ist, ausgebeutet zu werden, um arbeiten zu können; wo es nicht nötig ist, die Verzweiflung und die Armut Vieler zum Opportunismus einiger Weniger zu machen“. Am Abend besuchte Franziskus ein Kinderkrankenhaus in der mexikanischen Hauptstadt.

Papst Franziskus beim Gottesdienst in Ecatepec. (Quelle: dpa)

Papst Franziskus beim Gottesdienst in Ecatepec. (Quelle: dpa)

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Der Papst in Mexiko – Tag 2

Emotionen und klare Worte haben den zweiten Tag von Papst Franziskus in Mexiko geprägt. Am Abend feierte er einen Gottesdienst im größten Marienheiligtum der Welt: Guadelupe. Franziskus, der wie alle Lateinamerikaner ein großer Marienverehrer ist, verweilte am Ende rund 25 Minuten im stillen Gebet vor dem Marienbild. Am Morgen hatte er den Bischöfen Mexikos eine Standpauke gehalten. Nicht „Fürsten“ bräuchten die Menschen, sondern „Zeugen des Herrn“. Sie sollten sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern sich den aktuellen Herausforderungen stellen. Dazu zählte Franziskus unter anderem den Drogenhandel. Den hatte er zuvor schon beim Treffen mit Politikern und Vertretern der Zivilgesellschaft angesprochen. Auch bei dieser Gelegenheit scheute sich Franziskus nicht, kritische Punkte zu benennen.

Rede

(Quelle: Erbacher)

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Papst und Patriarch – Historisches Treffen auf Kuba

„Endlich!“ rief Papst Franziskus dem russisch-orthodoxen Patriarchen zu, als er ihn heute Nachmittag Ortszeit auf dem Flughafen von Havanna sah und fügte hinzu „Somo hermanos – wir sind Brüder“. Es folgte eine herzliche Umarmung. Künftig werden die Dinge einfacher sein, zeigte sich Patriarch Kyrill schon zu Beginn des Treffens überzeugt. Zwei Stunden sprachen die Kirchenführer hinter verschlossenen Türen. Es sei ein brüderlicher und freier Dialog gewesen, erklärte Franziskus nachher gegenüber Journalisten. Die beiden Kirchenoberhäupter unterzeichneten abschließend eine gemeinsame Erklärung. Darin machen sie deutlich, dass sie trotz „zahlreicher Hindernisse“ die noch andauerten, gewillt sind, künftig enger zusammenzuarbeiten. Eindringlich warnen sie vor einem neuen Weltkrieg.

Herzliche Begrüßung auf Kuba. Papst Franziskus und Patriarch Kyrill beenden die Eiszeit zwischen der katholischen Kirche und der russisch-orthodoxen Kirche. (Quelle: dpa)

Papst und Patriarch als Brückenbauer. Franziskus und Kyrill beenden die Eiszeit zwischen der katholischen Kirche und der russisch-orthodoxen Kirche. Mehr als 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist auch diese Mauer gefallen. (Quelle: dpa)

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Papst Franziskus besucht Mexiko

Es ist erneut eine Friedensmission, die Papst Franziskus ab heute unternimmt. Das gilt für das eigentliche Reiseziel Mexiko. Das trifft aber auch für die kurzfristig eingeschobene Begegnung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill auf Kuba zu. Franziskus kommt als „Missionar der Barmherzigkeit und Friedens“, so das Motto der 12. Auslandsreise, nach Mexiko. Vor wenigen Tagen hat er die größten Probleme des mittelamerikanischen Landes benannt: Gewalt, Drogen, Korruption und Menschenhandel. Dagegen will er Zeichen setzen. Beim Treffen mit Kyrill an diesem Freitag in Havanna geht es weniger um theologische Fragen. Dort steht die Weltpolitik im Vordergrund. Offiziell wird die Christenverfolgung als wichtigstes Thema genannt. Doch dürfte es angesichts der engen Beziehungen zwischen Kirche und Politik in Russland auch um geopolitische Fragen gehen.

Fünf Papamobile stehen in Mexiko bereit, Zwei kamen bereits beim Besuch von Franziskus in den USA zum Einsatz. (Quelle: ap)

Fünf Papamobile stehen in Mexiko bereit. Zwei kamen bereits beim Besuch von Franziskus in den USA zum Einsatz. (Quelle: ap)

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