Papst betont Kollegialität

Auf allen Ebenen der katholischen Kirche soll die „angemessene Synodalität“ verwirklicht werden. Das hat Papst Franziskus heute der Vollversammlung der Glaubenskongregation mit auf den Weg gegeben. Er ermutigte die Behörde zu mehr Zusammenarbeit mit den nationalen Bischofskonferenzen. Zudem solle sie sich mit der Frage der „Komplementarität von Hierarchie und Charismen“ beschäftigen, mit dem aus seiner Sicht auch das Thema „Einheit in einer legitimen Verschiedenheit“ zusammenhängt. Franziskus dankte der Kongregation für die Arbeit im Bereich der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.

Am Donnerstag hat Papst Franziskus den Schauspieler Leonardo di Caprio getroffen. Beide vereint das Engagement für den Schutz der Umwelt. (Quelle: dpa)

Am Donnerstag hat Papst Franziskus den Schauspieler Leonardo di Caprio getroffen. Beide vereint das Engagement für den Schutz der Umwelt. (Quelle: dpa)

Sorge um Europa

In vielen Punkten gleicht die Rede der Ansprache von vor zwei Jahren beim letzten Treffen mit der Plenaria der Glaubenskongregation. Neu ist allerdings der Aspekt mit der „Einheit und Vielfalt“. Und der könnte im Kontext des zu erwartenden Papiers zu Ehe und Familie eine wichtige Rolle spielen. „Einheit und Vielgestaltigkeit sind das Siegel einer Kirche, die sich vom Geist bewegt auf den Weg macht“, so Franziskus heute beim Treffen mit der Glaubenskongregation. Die Glaubenskongregation habe gerade hier eine besondere Aufgabe, denn beide Elemente, Amt und Geist, seien komplementär. Sie ergänzten sich und müssten zusammenarbeiten, betonte der Papst.

Zum Stichwort Zusammenarbeit würdigte Franziskus ganz konkret das Treffen der Glaubenskongregation mit den Glaubenskommissionen der Bischofskonferenzen in Europa im vergangenen Jahr. Ähnliche Treffen hatte es zuvor bereits auf anderen Kontinenten gegeben. Laut Internetseite der Kongregation fanden seit 1984 acht solcher Treffen statt. Franziskus wünscht sich da mehr. Bereits vor zwei Jahren stellte er beim Treffen mit der Glaubenskongregation fest: „Sorge zu tragen für die Unversehrtheit des Glaubens ist eine sehr schwierige Aufgabe, die euch anvertraut ist, stets in Zusammenarbeit mit den örtlichen Hirten und mit den Glaubenskommissionen der Bischofskonferenzen.“ Heute stellte er fest, diese Zusammenarbeit mit den Ortskirchen könne den missionarischen Einsatz stärken und eine Öffnung der Menschen für die spirituelle Dimension des Lebens fördern. Ohne diesen, zeigte sich der Papst überzeugt, drohe Europa seinen Humanismus zu verlieren, den es doch liebe und verteidige.

Wie hältst Du es mit der Kollegialität, Franziskus?

Interessant ist, dass Franziskus immer wieder die Synodalität und Kollegialität betont. Dass diese ausgebaut werden sollen, ist positiv zu bewerten und längst überfällig. Das wurde auch von der Mehrheit der Kardinäle im Vorkonklave 2013 gefordert. Allerdings fällt auf, dass der Papst selbst mitunter kollegiale Strukturen umgeht und nicht nutzt. So hat der Päpstliche Familienminister, Erzbischof Vincenzo Paglia, diese Woche bestätigt, dass das Nachsynodale Schreiben zur Familiensynode im März erscheinen soll. Es wurde hier im Blog ja schon der 19. März 2016 als mögliches Publikationsdatum genannt – das Fest des heiligen Josef und der dritte Jahrestag der Amtseinführung von Franziskus. Bisher ist allerdings nicht bekannt, dass der Synodenrat bereits einmal getagt hätte. Dieser hatte früher an der Ausarbeitung des Nachsynodalen Schreibens entscheidenden Anteil und garantierte damit auch eine gewisse „verlängerte Synodalität“. Auf diesen Rat scheint Franziskus keinen großen Wert zu legen. Schon bei Evangelii gaudium, das ja das Nachsynodale Schreiben zur Ordentlichen Bischofssynode vom Oktober 2012 zur Neuevangelisierung ist, hatte Franziskus die vom Synodenrat und Synodensekretariat erarbeitete Vorlage beiseite geschoben und sein eigenes Schreiben verfasst bzw. von seinen persönlichen Zuarbeitern verfassen lassen. Das Vorgehen erinnert an jesuitische Tradition der Entscheidungsfindung. Dazu gehört ein langer Beratungsprozess, am Ende entscheidet dann der Obere in eigener Verantwortung. Nach über zwei Jahren Beratungsprozess sieht Franziskus nun die Zeit gekommen, dass er als oberster Hirte seine Schlüsse zieht – ohne weitere Beratung.

P.S. Die Vertreter der orthodoxen Kirchen haben sich darauf geeinigt, dass das panorthodoxe Konzil wie geplant im Juni stattfinden wird. Vom 16. bis 27. Juni 2016 treffen sich die Delegierten in der Orthodoxen Akademie von Kolympari auf Kreta. Am 19. Juni 2016, dem orthodoxen Pfingstfest, wird es eine Göttliche Liturgie in der Kathedrale des Heiligen Menas in Heraklion geben.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

30 Kommentare

  • Suarez
    31.01.2016, 0:53 Uhr.

    „Allerdings fällt auf, dass der Papst selbst mitunter kollegiale Strukturen umgeht und nicht nutzt.“

    Ich bin da immer am Überlegen, ob das wirklich eine Umgehung darstellt.
    1) Wir haben zum ersten Mal seit über 35 Jahren zwei Synoden erlebt, auf denen ohne Repressalien und ohne ein Klima der Angst, dafür aber in parrhesia diskutiert wurde. DAS ist kollegial. Und das Abschlussdokument ist kollegial entstanden.
    2) Wenn der Papst auf den Synodenrat nicht zurückgreift, muss das nicht unkollegial sein. Das Wichtigste ist doch weitreichende Beratung und Diskussion – der Synodenrat ist doch kollegiales Feigenblatt aus der Zeit von JP2 und B16, als eigene, fundierte Meinungen von Bischöfen gar nicht gewünscht waren, weil man in Rom ohnehin alles besser wusste.
    3) Ich habe den Eindruck, dass der Papst „Kollegialität“ nur dort ausbremst, wo sie von extremen Reaktionären, die die Botschaft Christi und ihren Katholizismus zwar als Monstranz vor sich hertragen, aber beides nicht leben, nur für ihre altbacken klerikale Thesen in Anschlag gebracht werden soll. Dabei haben die Jahre 1978-2013, v.a. die Jahre unter Ratzinger gelehrt, dass die Reaktion gescheitert ist. Die Missbrauchsaffären, z.B. bei den Domspatzen, sind ja nicht wegen der Liberalisierung (wenn man die katholische Reform überhaupt so nennen kann) gekommen, sondern weil man viel zu schnell wieder kalte Füße bekommen hat und das Rad der Zeit wieder zu einem Steinzeitkatholizismus zurückdrehen wollte. Die obersten Vertuscher sind die schlimmsten Klerikalisten: Ratzinger und Müller. Sie werden ihrer Strafe nicht entgehen.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      31.01.2016, 15:04 Uhr.

      Können sie die Vorwürfe gegen Ratzinger und Müller, die Sie hier erheben, belegen?

  • Alberto Knox
    31.01.2016, 12:38 Uhr.

    „Einheit und Vielfalt“. es ist schon erstaunlich, wie betonuniformiert und geradezu einfältig sich die glaubenskongregation unter den vertuschern ratzinger und müller das christentum vorgestellt hat.
    ich bin mir sicher, die ayatollahs aus rom werden zeter und mordio schreien, wenn der papst im märz das feststellt, was es schon immer gegeben hat: unterschiedliche, aber deswegen nicht weniger rechtgläubige umgangsformen mit der ehe und vor allem mit der gescheiterten ehe. mich fasziniert, wie offen noch das konzil von trient mit der frage der geschieden wiederverheirateten umgegangen ist. natürlich einerseits, weil man den großen thomasvonaquindeuter caietan nicht verketzern wollte, und anderseits, um die orthodoxen christen in den venezianischen gebieten nicht zu vergrätzen. aber: für einen glaubensinhalt, mit dem das christentum steht oder fällt, hat man die ehe und deren unauflöslichkeit (die übrigens KEIN dogma ist), eben nicht gehalten.
    umso befremdender die im grunde antichristlichen reaktionären tendenzen der römischen bonzen (so sagte einmal der bedeutendste deutsche theologe des 20. jahrhunderts), die zwar wissen, dass jesus radikal familienkritisch eingestellt war und dies als totschlagargument gegen jede einschränkung des zölibats auf das ordenschristentum (wohin er gehört und auch bleiben soll) missbrauchen, aber das romantische und zur groteske verzerrte ideal der familie aus dem 19. jahrhundert meinen unter homophobsten und sonstig irren anwandlungen verteidigen zu müssen. sie sollen doch einfach zu den piusbrüdern gehen.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      31.01.2016, 15:03 Uhr.

      Können sie die Vorwürfe gegen die Glaubenskongregation, Ratzinger und Müller, die Sie hier erheben, belegen?

  • Alberto Knox
    31.01.2016, 15:21 Uhr.

    christian feldmann ist sicher absolut kein ratzingergegner uns schreibt sehr eindrücklich und mit details (www.christundwelt.de/detail/artikel/was-die-spatzen-von-den-daechern-pfeifen/) davon, was ratzinger als präfekt unterdrückt hat – wider besseres wissen und in sorge um einen alten priester. ich zitiere feldmann wörtlich: „Aus der Zeit Joseph Ratzingers als Erzbischof von München und Freising stammt auch jene 2010 bekannt gewordene Geschichte mit einem Pfarrer namens Peter H., der aus dem Bistum Essen nach München gezogen war. 1980 warnte ein Psychiater die Münchner Kirchenleitung eindringlich davor, den Priester weiter mit Kindern arbeiten zu lassen. Nichts geschah. 1986 wurde H. dann wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Er wurde erneut versetzt, hielt weiterhin Jugendgottesdienste, kam in seinen Pfarrgemeinden gut an und wurde erst durch Erzbischof Reinhard Marx im Jahr 2010 suspendiert. Der damalige Generalvikar übernahm damals die volle Verantwortung. Was Ratzinger wirklich gewusst hat von dem Missbrauch durch H., wird wohl nie ans Tageslicht kommen.
    2010 wurde auch bekannt, dass sich Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation im Jahre 1985 der raschen Entlassung eines pädophilen kalifornischen Geistlichen aus dem Priesteramt widersetzt hatte. Der hatte zwar sechs Kinder im Alter zwischen elf und 13 Jahren missbraucht, schien Ratzinger mit 38 Jahren aber noch zu jung zu sein, um ihn komplett aus dem Verkehr zu ziehen. Auch über den berüchtigten Pfarrer Lawrence Murphy, der in Wisconsin an einer Schule für gehörlose Kinder bis zu 200 Jungen sexuell belästigt und missbraucht haben soll, hielt der Präfekt seine schützende Hand, trotz dringender Vorhaltungen amerikanischer Erzbischöfe, diesmal angeblich aus Mitleid mit Murphys hohem Alter und Gesundheitszustand.“

    reicht das? ist das nicht widerlich genug?

    und zu müller kann man hier schauen: missbrauch-im-bistum-trier.blogspot.de/2014/02/pater-mertes-bischofe-die-vertuschungen.html oder http://www.ksta.de/politik/-jesuit-mertes-fordert-ruecktritt-von-bischoefen,15187246,26112942.html

    und dann muss ich nur auf die bloße zahl der domspatzenopfer hinweisen – sie spricht für sich -, die sich VERDREIFACHT hat – von 2010 bis 2016 (und nach Anfang Januar 2016 kamen noch einmal 60 Fälle hinzu). 2010 sprach müller von EINZELFÄLLEN und warf der investigativen presse nazimethoden vor. von einzelfällen konnte man damals schon nicht und kann man heute nicht reden.
    ich gehe davon aus, dass p. mertes tiefer in die abgründe des missbrauchs geschaut hat und nacktes entsetzen ihn gepackt hat. er hat müller mit guten gründen einen vertuscher genannt.

    ratzinger und müller stehen für ein kirchenkonzept, so dass man vor lauter heiligkeit nicht auch das böse sieht und damit – konsequenterweise – um der heiligkeit willen zu vertuschungsmethoden greift.
    v. resing hat ganz recht: „Die Kirche ist keine Täterorganisation, Missbrauch schon gar nicht ein kirchliches oder katholisches Phänomen. Auch gibt es das Problem, dass Unschuldige beschuldigt werden. Doch das alles hört nicht auf, bis nicht der Letzte in der Kirche endlich lernt, dass eine neue Zeit der Transparenz und Offenheit angebrochen ist. Es muss endlich das Bewusstsein reifen, dass man der Kirche durch Vertuschung immer schadet, durch Aufklärung nie.“

    • Alberto Knox
      01.02.2016, 1:07 Uhr.

      und dies hier muss ich doch noch anfügen. der bericht stammt aus dem jahr 2010 – aus den von müller so betitelten „einzelfällen“. im ordinariat lag er 2010 also vor. und wird doch erst jetzt publik. das nennt man vertuschung. http://www.intern-at.de/original-schuelerberichte/02-misshandlungen-in-regensburgetterzhausen/

      • Alberto Knox
        01.02.2016, 1:10 Uhr.

        und auch hier noch ein text (www.intern-at.de/original-schuelerberichte/01-misshandlung-im-vorschulinternat/): „Die Leitung der Domspatzen in Regensburg und insbesondere der damalige Kapellmeister, Georg Ratzinger legen in letzter Zeit, nachdem die Verbrechen des Herrn Meier ruchbar wurden, großen Wert darauf, die Eigenständigkeit der Einrichtung in Etterzhausen zu betonen. Es seien ihm (Ratzinger) zwar Gerüchte und Erzählungen ehemaliger Zöglinge der Vorschule zu Ohren gekommen. Er hatte aber weder Kenntnisse noch Einfluss. Im Interview mit der Passauer Neuen Presse versteigt er sich zu der Aussage er sei froh gewesen, als 1980 die Prügelstrafe als Erziehungsmittel verboten wurde.
        „Leid getan haben mir die betroffenen Opfer, deren körperliche und seelische Integrität verletzt wurde“…. „Bei uns im Haus ist über diese Dinge nie gesprochen worden. Das Ausmaß dieser brachialen Methoden von Direktor M. war mir nicht bekannt. Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich etwas gesagt. Natürlich – heute verurteilt man es umso mehr, als man sensibler geworden ist. Auch ich tue das. Gleichzeitig bitte ich die Opfer um Verzeihung.“
        Zur Realität: Es war ein besonderes Privileg. Die Vorschüler durften zusammen mit dem bereits damals international renommierten Hauptchor eine dreitägige Konzertreise per Sonderzug nach Garmisch Partenkirchen, ins Kloster Ettal, und auf die Zugspitze unternehmen. Wir logierten in der Jugendherberge in Farchant vor Gar-misch. In dieser Herberge gab es als Hauptgericht einen Schweinebraten. Ich stopfte das Fleisch, wie gewohnt, heimlich in die Hosentasche um es später zu entsorgen. Dabei wurde ich von Meier beobachtet. Er sprang auf und kam drohend vom Lehrertisch zu mir her. Dann schleifte er mich an den Haaren zu seinem Esstisch zurück und hob mich an den Haaren hoch, dass ich über dem Boden schwebte. Anschließend schlug er mich wie besessen, wo immer er mich treffen konnte, bis er nach wohl einem Dutzend Schlägen erschöpft aufhörte. Im großen Speisesaal war es totenstill. Ratzinger saß daneben und das Bild hat sich in mein Gehirn eingegraben wie schlecht verheilte Narben in einem jugendlichen Körper. Er lachte.“

        „Er lachte.“

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      01.02.2016, 14:39 Uhr.

      Aus dem von Ihnen angeführten Artikel von Herrn Feldmann geht auch hervor, dass die Rolle von Joseph Ratzinger durchaus differenziert zu betrachten ist. Er hat in Bezug auf den Umgang mit Missbrauchsfällen eine Entwicklung durchgemacht. Was die Motivation dafür war, müssen Historiker später klären. Der massive Widerstand, den er als Papst beim Versuch erfuhr, weltweit die Aufarbeitung anzupacken, war ein Grund für seinen Rücktritt.

      • Alberto Knox
        01.02.2016, 15:48 Uhr.

        differenziert? ratzinger trägt – klar belegt – mitschuld daran, dass mindestens ein priester sich jahrelang an kindern vergehen konnte. ich habe kein wort der selbstanklage gehört.
        differenziert? was war der rat von ratzinger auf die missbrauchsaffäre, als sich in irland der höllenschlund auftat? ewige anbetung. das nenne ich hohn und zynismus.
        und selbst die gesetzliche neuordnung: zusammen mit hostienfrevel. da erkenne ich keine umkehr oder ein persönliches schuldbewusstsein.
        und gerade was die suspendierung der amerikanischen priester betrifft: wo bleibt der satz: „ich habe schwere schuld auf mich geladen?“ das hat ratzinger nämlich getan.

        • Jürgen Erbacher
          Jürgen Erbacher
          02.02.2016, 9:08 Uhr.

          Im Brief von Benedikt XVI. an die Katholiken in Irland vom März 2010 geht es nicht nur um „Ewige Anbetung“. Da werden die Verfehlungen der Bischöfe klar benannt.

          • Alberto Knox
            02.02.2016, 9:49 Uhr.

            und was ist mit ratzingers konkreten MITSCHULD? über seinen schreibtisch als präfekt der glaubenskongregation gingen ALLE, ich wiederhole, ALLE missbrauchsfälle der katholischen kirche. ER WUSSTE DAS ALLES SCHON LANGE. und hat lange nichts getan.
            und die passage aus dem schreiben 2010 muss man sich schon auch im original geben:

            „Besonderes Augenmerk sollte auch auf die eucharistische Anbetung gelegt werden, und in jeder Diözese sollte es Kirchen oder Kapellen geben, die dafür zur Verfügung stehen. Ich bitte die Pfarreien, Seminare, Ordenshäuser und Klöster, Zeiten eucharistischer Anbetung zu organisieren, so daß alle daran teilnehmen können. Durch intensives Gebet vor dem wahrhaft gegenwärtigen Herrn könnt Ihr Wiedergutmachung leisten für die Sünden des Mißbrauchs, die so viel Schaden angerichtet haben.“

      • Wanda
        05.02.2016, 23:48 Uhr.

        – eines darf man wohl feststellen: das grösste Missbrauchs-Ungeheuer war sicherlich Marcial Maciel, protegiert von JPII und von dessen Erfüllungsgehilfen Josef Ratzinger devot vorzugsbehandelt !
        Die auch von der Amtskirche inzwischen bestätigten(!) Untaten dieses Geistlichen reichen vom Missbrauch ihm unterstellter Seminaristen bis zu den „eigenen, leiblichen Kindern“…
        Besonders schlimm: erste Vorwürfe kamen bereits Anfang der 60er(!) auf. Marcial war kein unbeschriebenes Blatt: er wurde wiederholt entweder ohne Angabe von Gründen oder wegen homosexueller Tendenzen ua. mehrfach von den Jesuiten entlassen. Dass er trotzdem zum Priester geweiht wurde, hatte er dem Schutz von zwei mexikanischen Bischöfen, die gleichzeitig seine Onkel waren, zu verdanken.
        Erst 1999 wurde die Glaubenskongregation tätig. Josef Ratzinger begann eine kanonische Untersuchung der überaus zahlreichen Vorwürfe mit den ebenfalls zahlreichen Zeugen. Die Untersuchung aber, oh Wunder, wurde aus bis heute nicht benannten Gründen abgebrochen. Auf welchen Einfluss hin, kann nur vermutet werden: zu dieser Zeit war Karel Wojtyla Papst, Förderer und Freund Marcials – Ratzinger lediglich Chef der Glaubenskongregation und JPII nachgeordnet.
        Jedenfalls eröffnete Ratzinger 2005 erneut und kurz vor dem Tod JPII die „unterbrochenen“ Untersuchungen. Es kam dann 2006 letztlich zu einer skandalösen Beendigung des „Falles Marcial“. Nicht etwa eine Übergabe dieses kriminellen Monsters an die weltlichen Behörden oder eine innerkirchliche Festsetzung und Bestrafung dieser Unperson sondern es erging lediglich die Aufforderung an ihn, sich zu Gebet und Busse zurückzuziehen, was dieser auch unbehelligt (in Florida) tat…
        – Gab/gibt es eine Aufarbeitung der Rolle Benedikts XVI und JPII zu Marcial Maciel ? Bis heute Fehlanzeige…

  • Silberdistel
    01.02.2016, 11:02 Uhr.

    Klar, das sich Ranghöhere mehr Kollegialität wünschen… – verbunden mit dem eigentlich dahinter stehenden Wunsch das doch bitte mehr und besser zugearbeitet wird. Insofern wurdest Du, Papst, verstanden ?
    Die Hierarchie will aber von Natur aus nunmal nicht so recht kompatibel sein mit wirklicher Kollegialität. Insbesondere dann, wenn die Weihe eines Amtes den so Auserwählten in derart höhere, fast gottähnliche, Gefilde hebt.
    Für wirkliche Kollegialität untereinander muss man sich schon was anderes einfallen lassen. Wie wär’s denn beispielsweise mit demokratischen Strukturen?! – Käme der Lehre Jesu sehr viel näher, da alle Christen wie „Brüder und Schwestern“ sein sollen, es nur einen Vater gibt, nämlich der im Himmel, sowie nur einen Lehrmeister, nämlich Jesus Christus (Sinngemäss: Mt. 23, 8 -12).

  • bernardo
    01.02.2016, 12:26 Uhr.

    Immer dasselbe. Knox und Suarez spielen sich gegenseitig die Bälle zu, erheben Vorwürfe, belegen nichts. Es muss ihnen eine besondere Befriedigung verschaffen, den emeritierten Papst als Niete, Betonkopf und Vertuscher darzustellen. Lustig, wenn hier von Klerikalismus geschrieben wird. Im Blog gibt es wohl kaum größere Klerikalisten als die beiden, denn neben dem alten konservativen Klerikalismus gab es immer auch einen progressiven Neoklerikalismus.

    Traurig für Papst Franziskus, solche „Fans“ zu haben. Man muss den Papst eigentlich vor seinen Anhängern schützen…

    • Alberto Knox
      02.02.2016, 22:14 Uhr.

      dass der papst ein vertuscher ist, ist belegt und habe ich auch ausgeführt. sie können natürlich die wahrheit ignorieren. ich habe b16 nicht als niete bezeichnet. diesen begriff für b16 haben sie angeführt.

      • bernardo
        05.02.2016, 17:36 Uhr.

        Nein, Sie schreiben nur von einem mittelmäßigen Theologen. Ich habe den Ausdruck verwendet, der das Ganze umschreibt „Niete“. Es heißt nicht, dass ich den papa emerito als „Niete“ betrachte. Im Gegenteil: Seinen Gegnern, ja Feinden im kirchlichen Lager, ist er moralisch, intellektuell und bildungsmäßig turmhoch überlegen. Nur ist er ein zu feiner Mensch, um auf den Kübel Jauche zu reagieren, der auf ihn geschüttet wird. Mit seinen Gedanken und Gebeten befindet er sich ohnehin auf einer anderen Stufe. Vielleicht sollten wir seinen Rücktritt auch nicht einfach als Rückzug eines gebrechlichen alten Mannes ansehen, sondern als eschatologisches Zeichen für die ecclesia wie es Giorgio Agamben tut.

        PS: Sie machen mangelnde Logik und fehlerhafte Argumentation in seinen Artikeln und Büchern aus? Ich habe mehrere Logiktests gemacht und dabei sehr gut abgeschnitten: Mir sind in seinen Publikationen keine Denkfehler aufgefallen. Daher meine Frage als Unwissender: Worin besteht die mangelhafte Logik bzw. Argumentation Benedikts?

        @ JasJu: Wie schrieb Nicolás Gómez Dávila: „El catolicismo, para el católico de izquierda, es el gran pecado del católico.“ Der Katholizismus, so Dávila, sei für den Linkskatholiken die große Sünde des Katholiken. Und: In jedem Progressisten schlummere ein Polizeiwachtmeister. 🙂

        • Alberto Knox
          06.02.2016, 22:46 Uhr.

          „moralisch, intellektuell und bildungsmäßig turmhoch“??? also, dass jemand, der nachweislich – es gibt ja sogar veröffentliche vatikandokumente, die das belegen – pädophile priester verschont und deren taten unter den teppich gekehrt hat, moralisch turmhoch überlegen sein soll, ist besondere chuzpe. ich bete da wirklich um einsicht für sie. und hoffentlich sagen sie so etwas nie zu eltern.

          ein papst, der unbedingt eine obsolete liturgieform brachial durchsetzen will, aber dann nicht einmal merkt, dass er gesetze unterschreibt, in denen der richtige modus für lateinische ut-sätze nicht angewandt wird, spricht bände…
          nicht einmal kontextkorrekt zitieren kann er – sonst hätte er mit sicher nicht in deus caritas est folgendes geschrieben:

          „Idem velle atque idem nolle – dasselbe wollen und dasselbe abweisen – das haben die Alten als eigentlichen Inhalt der Liebe definiert: das Einander- ähnlich-Werden, das zur Gemeinsamkeit des Wollens und des Denkens führt.“

          da haben die alten gar nichts definiert. sallust legt diese worte dem erzschurken catilina in den mund. denn idem velle atque idem nolle gilt auch für verbrechenfreundschaften. schlechte wissenschaft ist das. und einen mangel an guter schulbildung. er hat offenbar gar nicht verstanden, worum es sallust geht – sondern nur ein hübsches, aber nicht begriffenes lateinisches versatzstück benutzt. seltsam, dass leute über so etwas jubeln.

          • bernardo
            07.02.2016, 18:14 Uhr.

            Nachweislich? Dann weisen Sie es mal nach.

            Liturgiereform und das „ut“ – hier kenne ich mich nicht aus. Ich weiß nicht, was genau Sie meinen, da ich die betreffenden Sätze nicht kenne. Allerdings weiß ich, dass das Kirchenlatein sich nicht am klassischen Latein orientiert, so dass es aus Sicht eines klassischen Philologen zu Modus-Fehlern in der Anwendung des „ut“ kommen kann, die aus seiner Sicht dann sinnentstellend oder sinnverstellend sind.

            Worin besteht die Freundschaft: Darin Gleiches zu wollen und Gleiches abzulehnen. Nur weil Sallust diese Sätze Catilina in den Mund legt, heißt das nicht, dass sie falsch wären. Es ist auch nicht so, dass Catilina hier nicht auf in der antiken Philosophie Typisches zurückgreifen würde. Wie formuliert es Cicero, den Thomas v. Aquin fälschlicherweise für den Urheber des Zitats hält: „Est enim amicitia nihil aliud nisi omnium divinarum humanarumque rerum cum benevolentia et caritate consensio“, die Freundschaft sei nämlich nichts anderes als die Übereinstimmung aller göttlichen und menschlichen Dinge mit Wohlwollen und Achtung. Warum ist Catilina so gefährlich? Doch nicht, weil er Falsches sagt, sondern weil er das Richtige pervertiert. Ja, man könnte fast meinen, Catilina sei Theologe gewesen…

            Benedikt hat wahrscheinlich nicht Sallust, sondern Thomas v. Aquin gelesen. Bei mir ist es umgekehrt: Ich habe mehr Sallust und weniger Thomas gelesen. Sie kennen wahrscheinlich beide aus dem ff…

          • bernardo
            07.02.2016, 18:16 Uhr.

            pardon, es muss natürlich heißen „Übereinstimmung in allen göttlichen…“

    • JasJu
      03.02.2016, 15:26 Uhr.

      Lesen Sie die Beiträge von Herrn Kox tatsächlich? Ich vermag das leider nicht, da die Außerachtlassung der geltenden Orthographie als Angriff auf unsere schöne Muttersprache zu verstehen ist. Kleine Schrift, kleines Denken. Ohnehin gibt es viele Leute, auch Katholiken, die das Hehre und Erhabene hasserfüllt bekämpfen – weil es ihnen ein ständiger Vorhalt ihrer eigenen Mediokrität ist. Daher auch der Hass auf den großen Papst Benedikt XVI. und auf schöne Dinge wie die Messe im alten Ritus.

      • Alberto Knox
        06.02.2016, 22:36 Uhr.

        „den gleichverwerflichen misbrauch groszer buchstaben für das substantivum, der unserer pedantischen unart gipfel heiszen kann, habe ich … abgeschüttelt.“

        j. grimm (sicher ein kleingeist 😉

      • Alberto Knox
        07.02.2016, 3:19 Uhr.

        „Lesen Sie die Beiträge von Herrn Kox tatsächlich? Ich vermag das leider nicht, da die Außerachtlassung der geltenden Orthographie als Angriff auf unsere schöne Muttersprache zu verstehen ist.“
        ich heiße knox. soviel zum „außerachtlassen der orthographie als angriff auf die muttersprache“ (ob deutsch dann schön ist? eher nein, meine muttersprache ist es nicht, denn ich bin baier.).

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