Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst: Friedensappell und Konsumkritik

Papst Franziskus hat zu Weihnachten eindringlich dazu aufgerufen, Konflikte auf dem Weg des Dialogs zu lösen und die etwa für Syrien, Libyen und die Ukraine geschlossenen Friedensvereinbarungen umzusetzen. Er forderte in seiner Weihnachtsbotschaft beim traditionellen Segen Urbi et Orbi am Mittag die internationale Gemeinschaft auf, die „Grausamkeiten“ des IS und anderer terroristischer Gruppen zu stoppen. Israel und die Palästinenser rief er auf, „wieder in direkten Dialog miteinander“ zu treten. In der Nacht hatte das katholische Kirchenoberhaupt einen ungehemmten Konsumrausch angeprangert und einen einfachen Lebensstil gefordert. Zugleich mahnte Franziskus bei der Christmette mehr Mitleid, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit in der Gesellschaft an. Eine „Kultur der Gleichgültigkeit“ werde oft erbarmungslos, erklärte er. Die Welt sei häufig hart gegenüber dem Sünder und „lässig-weich gegenüber der Sünde“. Nötig sei hier ein „starker Gerechtigkeitssinn“.

Ein nachdenklicher Papst Franziskus an Weihnachten 2015. Er will, dass das Heilige Jahr der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen verändert und dadurch Dialog, Begegnung, Versöhnung und Frieden möglich wird. (Quelle: ap)

Ein nachdenklicher Papst Franziskus an Weihnachten 2015. Er will, dass das Heilige Jahr der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen verändert und dadurch Dialog, Begegnung, Versöhnung und Frieden möglich wird. (Quelle: ap)

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Karlspreis 2016 für Papst Franziskus

Ein Papst vom anderen Ende der Welt versucht Europa wachzurütteln und ihm Orientierung zu geben. Dafür wird Franziskus jetzt mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Die Entscheidung des Preiskomitees ist durchaus interessant, hatte Franziskus doch bisher Europa etwas stiefmütterlich behandelt – etwa bei den Auslandsreisen. Allerdings gelten seine Botschaft der Solidarität, seine Aufforderung, den Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns zu stellen und nicht die Wirtschaft, sowie sein eindringlicher Appell zu einem nachhaltigen Lebensstil auch für den Alten Kontinent, den das katholische Kirchenoberhaupt bei seinem Besuch in Straßburg im November 2014 als „müde und pessimistisch“ bezeichnet hatte. Für viele Menschen in Europa ist Franziskus eine wichtige „Stimme des Gewissens“. Daher dürfte das Karlspreiskomitee für seine Entscheidung viel Zustimmung erhalten.

Der Karlspreisträger 2016 - Papst Franziskus am Montag beim Empfang für die Vatikanmitarbeiter. (Quelle: reuters)

Der Karlspreisträger 2016 – Papst Franziskus am Montag beim Empfang für die Vatikanmitarbeiter in der Audienzhalle im Vatikan. (Quelle: reuters)

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Papst: Reformen werden fortgesetzt

Im letzten Jahr attestierte der Papst der Kurie 15 Krankheiten, heute gab es 24 Antibiotika. So leitete Franziskus seine Ansprache beim Treffen mit den Kurienspitzen ein, die traditionell vor Weihnachten stattfindet. Mit den Heilmitteln wurden natürlich erneut die Defekte angesprochen, die es aus Sicht des Papstes an der Kurie, im Klerus und unter kirchlichen Mitarbeitern gibt. Er machte zugleich deutlich, dass er die Reformen mit Entschiedenheit fortsetzen werde. Allerdings hatte Franziskus heute auch viel Lob für die „anständigen und gewissenhaften Personen“ in der Kurie parat. Beim Treffen mit den „einfachen“ Mitarbeitern in seinem Staate entschuldigte sich das Kirchenoberhaupt anschließend für die Skandale, die es im vergangenen Jahr im Vatikan gegeben habe.

Papst Franziskus sprach heute im Sitzen. Er habe seit einigen tagen eine Erkältung und fühle sich daher nicht gut, sagte er zur Begründung. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus sprach heute im Sitzen. Er habe seit einigen Tagen eine Erkältung und fühle sich daher nicht so gut, sagte er zur Begründung. (Quelle: reuters)

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Papstbotschaft gegen die Gleichgültigkeit

„Die Gleichgültigkeit stellt eine Bedrohung für die Menschheit dar“, ist Papst Franziskus überzeugt. Das schreibt er in seiner Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag 2016, die heute im Vatikan vorgestellt wurde. Das Kirchenoberhaupt fordert darin eine bessere Integration von Flüchtlingen, die Abschaffung der Todesstrafe sowie einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder. Denen nicht zu helfen, die ihn Not sind, das können Arme, Migranten, Kranke oder Arbeitslose sein, kommt „unterlassener Hilfeleistung“ gleich. So könnte man die Botschaft zusammenfassen. „Die Barmherzigkeit ist das ‚Herz‘ Gottes. Darum muss sie auch das Herz all derer sein, die sich als Glieder der einen großen Familie seiner Kinder erkennen; ein Herz, das überall dort heftig schlägt, wo die Menschenwürde – ein Widerschein von Gottes Angesicht in seinen Geschöpfen – auf dem Spiel steht“, schreibt Franziskus. Auffallend oft zitiert der amtierende Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. Und auch bei der Vorstellung im Vatikan wurde eigens die Kontinuität mit den Vorgängern unterstrichen. Soll hier Kritikern der Wind aus den Segeln genommen werden, die Franziskus zunehmend auf einem eigenen Weg sehen?

Am 18. Dezember wird Papst Franziskus die "Heilige Pforte der Liebe" in einem Obdachlosenheim in Rom öffnen. (Quelle. dpa)

Am 18. Dezember wird Papst Franziskus die „Heilige Pforte der Liebe“ in einem Obdachlosenheim in Rom öffnen. (Quelle. dpa)

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Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit für den Papst

Das Jahr 2015 war das Jahr der Reisen für Papst Franziskus: vier Kontinente, elf Länder. 2016 könnte das Jahr der „Hausarbeiten“ werden. Die inneritalienischen Reisen wurden für 2016 vor wenigen Tagen abgesagt. Aus dem Umfeld des Kirchenoberhaupts ist zu hören, dass sich die Akten auf seinem Schreibtisch türmen und er auch Audienzen im Vatikan streicht. Franziskus ist bald drei Jahre im Amt. Auf dem Rückweg von Bangui nach Rom sagte er gleich zweimal, dass ihn die Reisen anstrengten. Vatileaks 2 und vor allem die Bischofssynode in Rom haben Franziskus gezeigt, der Widerstand gegen seine Vorhaben ist groß. Jetzt muss er Hausaufgaben machen, sein Haus bestellen, so dass die Veränderungen nachhaltig implementiert werden können.

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Papst eröffnet Heiliges Jahr der Barmherzigkeit

Barmherzigkeit geht vor Gericht! Das ist die Botschaft, die Papst Franziskus seiner Kirche und der Welt mit dem Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit vermitteln möchte. Das erklärte er heute Morgen beim Gottesdienst zum Auftakt. Der Pontifex machte deutlich, das II. Vatikanische Konzil habe vor einem halben Jahrhundert versucht, eine Brücke zu schlagen zwischen Kirche und Welt. „Das Jubiläum fordert uns zu dieser Öffnung heraus und verpflichtet uns – entsprechend der Mahnung des seligen Paul VI. beim Konzilsabschluss –, die aus dem II. Vaticanum hervorgegangene Mentalität des barmherzigen Samariters nicht zu vernachlässigen.“ Seit gut zwei Jahren predigt Franziskus Barmherzigkeit. Er will der katholischen Kirche eine neue Haltung verordnen. Sie soll von der Kontrollinstanz zur Wegbegleiterin werden. „Wir müssen die Barmherzigkeit dem Gericht voranstellen“, so Franziskus in seiner Predigt. Diese Kurskorrektur ist nicht einfach und ruft Widerstand hervor.

Franziskus möchte eine "barmherzige Kirche". das zu erreichen ist wahrlich ein Kraftakt. (Quelle: reuters)

Franziskus möchte eine „barmherzige Kirche“. Das zu erreichen, ist wahrlich ein Kraftakt. (Quelle: reuters)

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Rückblick: Der Katakombenpakt

Für alle, die die Dokumentation „Der Katakombenpakt – Papst Franziskus und die Kirche der Armen“ nicht live sehen konnten, gibt es hier noch einmal die Möglichkeit. Für den einzigen heute noch lebenden Erstunterzeichner, Bischof Luigi Bettazzi, ist der Katakombenpakt nicht Geschichte. Vielmehr lebe die Idee in Papst Franziskus fort, ist der heute 92-jährige langjährige Bischof von Ivrea in Norditalien überzeugt. Papst Franziskus allerdings zeigte sich zurückhaltend, als ich ihn darauf angesprochen habe. Für den Lateinamerikakenner und Buchautor Norbert Arntz liegt das daran, dass Franziskus sich nicht zu sehr von einer Seite vereinnahmen lassen möchte. Vielmehr möchte er Brückenbauer, Pontifex, zwischen verschiedenen Positionen sein. Ob die Reformen, die Franziskus angestoßen hat bzw. anstößt, bereits unumkehrbar sind, darüber haben wir mit dem italienischen Journalisten und Buchautoren Marco Politi gesprochen. Der richtet den Blick bereits auf den nächsten Papst.

Programmhinweis: Katakombenpakt heute um 0.20 Uhr

Am 8. Dezember 1965 wurde das II. Vatikanische Konzil mit einem feierlichen Gottesdienst beendet. Zum 50. Jahrestag startet Papst Franziskus am Dienstag das Außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Er möchte damit einige Grundideen der wohl wichtigsten Bischofsversammlung der Neuzeit in Erinnerung rufen. Ein Gedanke war damals die Idee einer „armen Kirche an der Seite der Armen“, die Papst Franziskus heute lebt. Diese „arme Kirche“ ist eine Kirche, die nicht herrscht, sondern dient, die nicht ausschließt, sondern integriert, die nicht verurteilt, sondern ermutigt. Diese Idee haben kurz vor Ende des Konzils 42 Bischöfe im sogenannten Katakombenpakt festgehalten. Was damals geschah und wie diese Idee heute, 50 Jahre nach der Unterzeichnung des Katakombenpakts, durch Papst Franziskus verwirklicht wird, darum geht es in unserer Dokumentation „Der Katakombenpakt – Papst Franziskus und die Kirche der Armen“, die in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0.20 Uhr im ZDF zu sehen sein wird.

Eine arme Kirche an der Seite der Armen - Papst Franziskus bei seinem Besuch im Slum Kangemi in Nairobi vor wenigen Tagen. Ist der aktuelle Papst ein Katakombenpaktler?

Eine arme Kirche an der Seite der Armen – Papst Franziskus bei seinem Besuch im Slum Kangemi in Nairobi vor wenigen Tagen. Ist der aktuelle Papst ein Katakombenpaktler?