Kurienreform – der nächste Schritt

Papst Franziskus hat heute ein Sekretariat für Kommunikation eingerichtet. Das neue Medienministerium soll in den nächsten vier Jahren die verschiedenen Medienaktivitäten des Heiligen Stuhls unter einem Dach zusammenführen. Der Pontifex besetzte auch gleich die obersten vier Posten des neuen Gremiums mit zwei Klerikern und zwei Laien. Dieser Schritt war längst überfällig. Allerdings ist die Medienreform damit längst nicht am Ziel, denn jetzt geht es an die konkrete Umsetzung mit dem Ziel, Synergien zu erzielen und effizienter zu arbeiten. Zudem geht es darum, den Vatikan medial zukunftsorientiert aufzustellen, damit möglichst viele Menschen erreicht werden und die Pressearbeit zu einem wirklichen Dienstleister für Journalisten wird. Ob die Personen, die Franziskus dazu ausgewählt hat, die richtigen sind, steht auf einem anderen Blatt.

Aus 9 mach 1

Die neue Medienbehörde soll künftig zuständig sein für das Presseamt des Heiligen Stuhls, Radio Vatikan, die Zeitung L’Osservatore Romano, das Fernsehproduktionszentrum CTV, den Vatikanverlag, die Vatikandruckerei, den Fotodienst und das Internetbüro. Außerdem geht der Päpstliche Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel in dem neuen Sekretariat auf. Das heißt, es wird hier nicht ein mehr an Behörde geschaffen, sondern die bisher weitestgehend selbstständig arbeitenden Medienbereiche werden unter einem Dach zusammengefasst; der Päpstliche Medienrat wird absorbiert. Bereits nach dem letzten Treffen der K9 Anfang Juni erklärte der Vatikan, dass der ganze Vorgang rund vier Jahre dauern soll.

Dabei geht es nicht darum, das Medienengagement des Vatikans, das im Jahr rund 70 Millionen Euro kostet, zu reduzieren. Aber die Mittel sollen effizienter eingesetzt werden. Bisher gingen mehr als 80 Prozent der Mittel in die Finanzierung von Radio Vatikan und dem Vatikanzeitung L’Osservatore Romano. Das vatikanische Presseamt, das Fernsehzentrum und die Aktivitäten im Bereich Social Media hingegen waren chronisch unterfinanziert. Hier soll es künftig eine Neuakzentuierung geben. Das dürfte auch Umschichtungen beim Personal bedeuten. Entlassungen soll es keine geben. Grundlage für die Reform ist ein Bericht, den die so genannte Patten-Kommission ausgearbeitet hat.

Ab Montag hat nun der neue Präfekt des Mediensekretariats, der bisherige Chef des Vatikanischen Fernsehzentrums, Monsignore Dario Edoardo Viganò, in allen Medienfragen das Sagen. Er wird mit seiner insgesamt vierköpfigen Leitungstruppe des neuen Medienministeriums im Funkhaus von Radio Vatikan seinen „provisorischen Sitz“ nehmen. Sekretär, und damit zweiter Mann im neuen Dikasterium ist der bisherige Chef des Internetbüros, Monsignore Lucio Adrian Ruiz. Generaldirektor wird Paolo Nusiner, der bisherige Generaldirektor der Tageszeitung der italienischen Bischofskonferenz Avvenire. Stellvertretender Generaldirektor wird Giacomo Ghisani, bisher Leiter des Büros für internationale Angelegenheiten und des Justiziariats von Radio Vatikan. Ruiz ist Argentinier, die anderen drei Leitungspersönlichkeiten sind Italiener. Vigano ist als Sohn italienischer Auswanderer in Brasilien geboren und Priester des Erzbistums Mailand. Alle vier sind Praktiker. Ob es mit diesem Team gelingen wird, die Medienarbeit des Vatikans so aufzustellen, dass sie internationalen Anforderungen gerecht wird, müssen die vier Herren jetzt beweisen. Positiv ist, dass Franziskus die neue Führungsebene nicht zu Bischöfen ernannt hat. Das war bisher bei solchen Leitungsposten eigentlich immer der Fall. Bleibt zu hoffen, dass Franziskus diese Ernennung nicht noch nachträglich vornimmt. Bei der Ernennung eines neuen Generalsekretärs für den Vatikanstaat hatte er den Kandidaten zunächst auch nicht zum Bischof ernannt; dies dann aber später doch mit einer fadenscheinigen Begründung doch gemacht. Um ein Medienministerium zu leiten, braucht es keine Bischofsweihe, und eigentlich auch keine Priesterweihe. Daher hat Franziskus einmal mehr eine Chance vertan, einen Laien in eine Leitungsposition einzusetzen. Die Zeit sei noch nicht reif, ist aus seinem Umfeld zu hören.

Viele Fragen offen

Keine Auskunft gibt es in dem am heutigen Samstag veröffentlichten Motu Proprio, mit dem der Papst die neue Behörde errichtet, wie die Behörde konkret strukturiert sein wird. Auch viele weitere Fragen sind noch offen. Ist der Chef des Mediendikasteriums künftig der Sprecher des Papstes? Ist der Päpstliche Medienrat damit vom Organigramm des Vatikans komplett verschwunden und was ist mit dem bisherigen Präsidenten des Päpstlichen Medienrats, Erzbischof Claudio Maria Celli? Nicht erwähnt wird die Missionsnachrichtenagentur Fides, die die Kongregation für die Evangelisierung der Völker betreibt. Wird sie nicht in das neue Ministerium integriert? Wie schon bei den Finanzen schafft Franziskus auch bei den Medien Fakten mit einem neuen Dikasterium, ohne dass schon genau abzusehen ist, wie die konkrete Arbeit und Kompetenzverteilung konkret sein wird. Anders als bei den Finanzen geht es bei den Medien um rein interne Strukturfragen und Kompetenzverteilungen. Denn künftig wird es außerhalb der Vigano-Behörde keine Medienaktivitäten mehr geben. Das ist bei den Finanzen anders, wo trotz Reform bis heute verschiedene Behörden um Einfluss und Macht streiten.

Aus dem Vatikan ist zu hören, dass Franziskus die neue Behörde schaffen wollte, damit bereits bei den beiden wichtigen Ereignissen der Synode im Oktober und dem im Dezember beginnenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit erste Früchte sichtbar werden können. Aus dem Umfeld des Papstes ist zu hören, dass die schrittweise Reform der Kurie weitergehen wird und es vielleicht in absehbarer Zeit auch zur Schaffung der schon lange diskutierten Kongregation für Familie und Laien kommen könnte.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.