Papst spricht Deutsch

50.000 Ministranten aus Deutschland haben es geschafft: Papst Franziskus hat zum ersten Mal eine Ansprache auf Deutsch gehalten. Die Jugendlichen sind zu einer einwöchigen Wallfahrt in Rom. Die Ewige Stadt ist quasi fest in deutscher Hand. Mit hunderten Bussen und mehreren Sonderzügen sind die Jugendlichen angereist. Und dass der Papst eigens einen Audienztermin für die Jugendlichen macht, ist auch etwas Besonderes. Bei der letzten großen Romwallfahrt der Ministranten 2010 war die Papstbegegnung noch in die wöchentliche Generalaudienz am Mittwochmorgen integriert. Doch Franziskus nahm sich eigens zwei Stunden Zeit, um die Jugendlichen zu treffen. Und es machte ihm sichtlich Spaß.

Papst: Nicht zuviel Chatten!

Jorge Mario Bergoglio hat in den 1980er Jahren bei mehreren Aufenthalten in Deutschland auch Deutsch gelernt. Doch das ist lange her. Weil er sich mit Sprachen schwer tut, beschränkt sich Franziskus in der Regel auf Italienisch und Spanisch. Für die Jugendlichen aus Deutschland machte er eine Ausnahme und hielt eine kurze Predigt auf Deutsch. Gott wolle Menschen die frei sind, so Franziskus in Anlehnung an das Motto der Wallfahrt: „Frei! Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun“. Später, als er auf Fragen der Jugendlichen antwortete, sprach Franziskus dann allerdings wieder Italienisch. Er rief die Jugendlichen auf, „Zeugen der Liebe Gottes zu sein“. Er warnte sie davor, zu viel Zeit mit unnützen Sachen zu verlieren und dabei das Wesentliche aus dem Blick zu verlieren. Als Beispiele für „unnütze“ Sachen nannte Franziskus das Chatten im Internet oder mit dem Smartphone oder TV-Serien.

Mit der Audienz für die Jugendlichen geht die Sommerpause für Papst Franziskus zu Ende. Morgen findet die erste Generalaudienz statt. Nächsten Mittwoch bricht der Pontifex zu seiner ersten Asienreise auf, die ihn nach Südkorea führen wird. So richtig pausiert hat Franziskus allerdings auch im Juli nicht. Zwar sind die wöchentlichen Generalaudienzen ausgefallen; auch gab es nur wenige Privataudienzen für Bischöfe und Kardinäle. Doch Franziskus hatte sich einiges vorgenommen für den Monat Juli. Da waren die Überraschungsbesuche zum Mittagessen in der Kantine des Vatikans und in der Zentrale der Jesuiten. Da waren aber auch zwei, genau genommen drei Reisen. Anfang Juli besuchte Franziskus die italienische Region Molise; Ende Juli fuhr er gleich zweimal in die kalabrische Stadt Caserta.

Ökumene in den Ferien

Einmal besuchte er die Katholiken. Dabei verurteilte er in der Mafiahochburg erneut scharf jede Form von Korruption und Illegalität. Zwei Tage später besuchte er den Ort erneut und traf sich mit einem alten Freund, einem evangelikalen Pfarrer. Er nutzte die Gelegenheit, um noch einmal deutlich zu machen, dass er keinerlei Berührungsängste mit den Pfingstkirchen und Evangelikalen hat. Schon als Erzbischof von Buenos Aires unterhielt Jorge Mario Bergoglio gute Beziehungen zu den Evangelikalen vor Ort. Demonstrativ sprach er bei seinem Besuch in Caserta von Freunden und Brüdern. Er bat um Vergebung für Unrecht, dass den Evangelikalen in der Zeit des Faschismus in Italien auch durch Katholiken zugefügt worden war. Bereits Anfang des Jahres hatte Franziskus mit einer Videobotschaft an einen Kongress von Evangelikalen in den USA für Aufsehen erregt. Ein evangelikaler Bischof und Freund des Papstes hatte die Botschaft mit seinem Smartphone bei einem Besuch im Vatikan aufgenommen. Franziskus hatte damals von Schuld auf allen Seiten für die Spaltungen im Christentum gesprochen.

Bisher tut sich die katholische Kirche vielerorts noch schwer mit dem Dialog mit den Evangelikalen und Pentekostalen. Das gilt selbst für den Vatikan. Der Besuch von Franziskus in Caserta sei ein „strikt privater Besuch“ wurde stets betont. Allerdings erschien dann die Ansprache des Papstes im Bollettino des Presseamts und war damit offiziell. Angesichts des rasanten Wachstums dieses Teils des Christentums, wird die katholische Kirche auf lange Sicht nicht um einen Dialog herumkommen. Das ist nicht einfach; denn die Evangelikalen haben kaum Strukturen. Zum anderen finden sich zum Teil auch große inhaltliche Differenzen, wenn es etwa in einigen Gruppierungen um eine weitestgehend wörtliche Auslegung der Bibel geht, die die katholische Kirche so nicht teilen kann. Die Ökumene an dieser Front bleibt spannend.

P.S. Am kommenden Sonntag spielt übrigens eine vatikanische Fußballmannschaft im Borussia-Park in Mönchengladbach gegen eine Borussia-Traditionsmannschaft. Ob das der erste Schritt des Vatikans ist, unter dem Fußball-Papst Franziskus ins internationale Fußballgeschäft einzusteigen, ist nicht klar. Anfang September soll es in Rom im Olympiastadion auf Wunsch des Papstes ein „interreligiöses Fußballspiel für den Frieden“ geben, an dem sich aktive und ehemalige Weltstars beteiligen sollen darunter Lionel Messi, Zinedine Zidane und Francesco Totti.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.