2014 wird spannend

2013 war aus Sicht der katholischen Kirche ein turbulentes Jahr: nach Jahrhunderten trat erstmals wieder ein Papst zurück; erstmals wurde ein Lateinamerikaner zum Papst gewählt. In Deutschland sorgten die Diskussionen um den Bau des Diözesanzentrums in Limburg und Bischof Tebartz-van Elst für Unruhe. 2014 dürfte nicht weniger spannend werden. Papst Franziskus ist immer für Überraschungen gut. Dazu kommen wichtige Personalentscheidungen – im Vatikan und in der katholischen Kirche in Deutschland.

Sternsinger beim Gottesdienst mit Papst Franziskus am Neujahrstag. In den nächsten Tagen sammeln sie Spenden für ihre Altersgenossen in Not. (reuters)

Los geht es in wenigen Tagen mit der Liste der neuen Kardinäle. Am 22. Februar will Papst Franziskus neue Kardinäle in den „Senat der Kirche“ aufnehmen. Die Namen dürften binnen Wochenfrist bekannt gegeben werden. Interessant aus deutscher Sicht ist, ob auch der langjährige Regensburger Bischof und jetzige Chef der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard-Ludwig Müller, unter den neuen Purpurträgern sein wird. Papst Benedikt XVI. hatte ihn bei seinem letzten Konsistorium im November 2012 nicht zum Kardinal ernannt. Das hatte viele überrascht; gilt doch der Chef der Glaubenskongregation neben dem Staatssekretär als der engste und wichtigste Mitarbeiter des Papstes. Bei der Papstwahl und den vorausgehenden Kardinalsberatungen über den Zustand der Kirche im März 2013 war Müller nicht dabei.

Jetzt gilt als sicher, dass Müller, der an Silvester 66 Jahre alt wurde, zu den neuen Kardinälen zählen wird, ebenso der neue Staatssekretär, Erzbischof Pietro Parolin (58), der seit Oktober im Amt ist sowie der neue Chef der Kleruskongregation, Erzbischof Beniamino Stella (72). Aktuell sind 107 der 199 Kardinäle unter 80 Jahre alt und könnten somit an einem Konklave teilnehmen. Am 30. Januar wird Kardinal Re 80 Jahre alt. Damit könnte Papst Franziskus 14 neue Kardinäle kreieren. Ob er sich allerdings an die von Papst Paul VI. aufgestellte „Soll-Obergrenze“ von 120 Papstwählern hält, ist völlig offen.

Spannend sind nicht nur die Namen der neuen Kardinäle. Spannend wird auch sein, was Papst Franziskus am 20. und 21. Februar bei der „Vollversammlung“ der Kardinäle mit ihnen beraten wird. Es geht um das Thema „Ehe und Familie“, das dann ja auch die Bischofssynode im Oktober beschäftigen wird. Es wird aber auch erste Debatten über die geplante Kurienreform geben. Die wird uns das ganze Jahr über beschäftigen. Denn Franziskus will ja die römische Verwaltung grundlegend reformieren, dazu das Verhältnis von Ortskirche und Zentrale neu austarieren. Das braucht Zeit; ebenso die Neuorganisation der vatikanischen Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten.

Viel Nebel liegt derzeit noch über dem päpstlichen Reisekalender für 2014. Zu inneritalienischen Reisen ist bisher nichts bekannt. International  weiß man immerhin, dass es Ende Mai ins Heilige Land gehen wird mit Stationen in Jordanien, Israel und den Palästinensergebieten. Zwei weitere internationale Reisen dürfte es dann noch im September und November geben. Ob Franziskus zum orthodoxen Andreasfest am 30. November nach Istanbul fahren wird, ist noch offen. Fest steht, dass Franziskus am 27. April die beiden seligen Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heilig sprechen wird.

In der katholischen Kirche in Deutschland stehen 2014 wichtige Personalentscheidungen an. Am 12. März wählen die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Münster einen neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Namen für den Nachfolger des scheidenden Erzbischofs Robert Zollitsch werden bereits viele gehandelt. Die Kardinäle Marx und Woelki gehören ebenso dazu, wie die Bischöfe Bode, Ackermann und Overbeck. Doch einen klaren Favoriten gibt es noch nicht. Das gilt auch für viele der vakanten Bischofsstühle wie Erfurt, Passau oder Freiburg. Köln und Hamburg werden in Kürze vakant werden, wenn der Papst die altersbedingten Rücktritte der dortigen Erzbischöfe annehmen wird.

Mit Spannung warten viele darauf, wie es im Bistum Limburg weitergehen wird. Noch werden die Rechnungen geprüft, ist Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in seiner Auszeit. Eine Rückkehr des Bischofs in das Bistum erscheint schwierig. Das erklärte zu Weihnachten Generalvikar Wolfgang Rösch, der derzeit die Amtsgeschäfte im Limburg leitet. Es wird interessant werden, wie der Vatikan das Problem lösen wird.

P.S. Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Bischof Tebartz-van Elst ist übrigens endgültig eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft heute der Katholischen Nachrichtenagentur bestätigte. Tebartz-van Elst habe seine Buße in Höhe von 20.000 EUR bereits vor Weihnachten bezahlt.

P.P.S. 6,6 Millionen Pilger und Touristen haben an Veranstaltungen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 teilgenommen. Das gab heute die Präfektur des Päpstlichen Hauses bekannt. Demnach kamen seit der Wahl von Franziskus zum Papst am 13. März zu den wöchentlichen Generalaudienzen 1,5 Millionen Teilnehmer, zu den Gottesdienstens im Petersdom und auf dem Petersplatz knapp 2,3 Millionen sowie zu den Mittagsgebeten an den Sonn- und Feiertagen 2,7 Millionen. Damit zog Franziskus mehr Pilger an als sein Vorgänger Benedikt XVi. in seinem Wahljahr. Damals kamen von April bis Dezember 2005 knapp drei Millionen Pilger und Touristen. Das war zwar ebenfalls eine Steigerung gegenüber 2004, aber nicht so deutlich wie bei Franziskus. 2012 nahmen an den Veranstaltungen mit Benedikt XVI. im Vatikan rund 2,3 MIllionen Pilger und Touristen teil.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.