Stille Rückkehr

Keine Live-Bilder gab es gestern von der Rückkehr Benedikts XVI. in den Vatikan. Still und leise ist der emeritierte Papst in den Vatikan zurückgekehrt. Im Kloster Mater Ecclesiae, das in den letzten Monaten eigens für ihn und seine kleine päpstliche Familie umgebaut wurde, wird er nun seinen Lebensabend verbringen – im Gebet, vor der Welt verborgen, wie er selbst kurz vor seinem Amtsverzicht am 28. Februar erklärte. Ein Foto gab es von der Rückkehr; Papst Franziskus begrüßte seinen neuen Nachbarn persönlich am Eingang des Klosters. Da Franziskus nach wie vor nicht in den Apostolischen Palast eingezogen ist, trennen die beiden Päpste nun nur noch wenige hundert Meter Luftlinie voneinander. Es ist daher anzunehmen, dass sie sich künftig auch öfters sehen werden, abseits der großen Medienöffentlichkeit und der offiziellen Erklärungen des vatikanischen Presseamts.

Joseph Ratzinger liebte es bereits als Kardinal in den Gärten zu spazieren und den mittäglichen Rosenkranz zu beten. Diese Tradition setzte er auch als Papst fort. Auch wenn ihm das Gehen zunehmend Schwierigkeiten bereitet, wird er, soweit es geht, auch künftig in den Gärten rund um die Lourdesgrotte unterwegs sein. Benedikt XVI. ist ein Gewohnheitsmensch. Der rituelle Tagesablauf gibt ihm Halt. Erst vor wenigen Tagen hatte der Vatikan noch einmal dementiert, dass er an einer schweren Krankheit leide. Auch sein Bruder Georg, der zum 86. Geburtstag Benedikts XVI. Mitte April in Castelgandolfo war, wies gegenüber einer englischsprachigen katholischen Wochenzeitschrift derartige Gerüchte als falsch zurück.

Weltjugendtag am Zuckerhut

P.S. In Rio de Janeiro gehen unterdessen die Vorbereitungen für den Weltjugendtag Ende Juli in die heiße Phase. Davon konnten wir uns in diesen Tagen bei einer Drehreise überzeugen. In der Stadt ist zwar noch nicht viel von dem bevorstehenden Großereignis zu sehen; aber hinter den Kulissen wird fleißig gearbeitet. Vergangene Woche war der päpstliche Reisemarschall in Brasilien und hat sich die Orte für die Papstereignisse angesehen. Nach dem Amtsverzicht Benedikts XVI. und der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst wurde das Programm noch einmal leicht modifiziert. Franziskus wird voraussichtlich einen kurzen Abstecher in den Marienwallfahrtsort Aparecida machen und auch eine Favela besuchen. Beides war in der alten Planung nicht vorgesehen. Aparecida besuchte Papst Benedikt XVI. im Mai 2007 bei seiner Brasilienreise. Anlass war die Eröffnung der V. Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik. Bei dieser Konferenz wirkte an entscheidender Stelle der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio. Er war verantwortlich für die Redaktion des Abschlussdokuments, das mittlerweile zu einer Art Magna Charta für die Zukunft der Kirche auf dem Kontinent geworden ist. Aparecida ist dabei, sich in die Reihe der großen CELAM-Konferenzen von Puebla und Medellín einzureihen. Das ist, so Beobachter, mit ein Verdienst des heutigen Papstes.

International wie der Weltjugendtag selbst - eines der Organisationsbüros

Das endgültige Papstprogramm für die Reise nach Brasilien soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Die Deutsche Bischofskonferenz stellt am nächsten Freitag Details zur deutschen Beteiligung vor. Es werden wohl rund 2.000 deutsche Jugendliche nach Rio fahren. Ein Problem bei den Vorbereitungen war die Sicherheit. Daher nehmen die meisten deutschen Bistümer nur Jugendliche ab 18 Jahren mit nach Rio. Vor Ort heißt es, dass Stadt und Regierung alles unternehmen werden, um die Sicherheit der Weltjugendtagsteilnehmer zu garantieren. Ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien kann sich das Land keine negativen Schlagzeilen in punkto Sicherheit leisten. Erst vergangene Woche wurde mit einer groß angelegten Polizeiaktion versucht, eine Favela rund um den Berg der Christusstatue zu befrieden. Angesichts der erwarteten Massen zum Weltjugendtag, stehen die Sicherheitskräfte allerdings vor großen Herausforderungen. Zur großen Abschlussmesse am 28. Juli werden bis zu drei Millionen Menschen erwartet. Zahlen sind allerdings schwer vorauszusagen, hieß es in diesen Tagen in Rio. Niemand wisse, wie viele Lateinamerikaner letztendlich kommen werden, um ihren ersten Papst aus Lateinamerika zu sehen. Gleich drei Veranstaltungen finden an der Copacabana statt – direkt am Meer. Bleibt zu hoffen, dass das Wetter Ende Juli noch so schön ist, wie in den letzten Tagen. Denn auf der Südhalbkugel geht man dem Winter entgegen, was allerdings im Juli im Schnitt 17 bis 24 Grad bedeutet bei durchschnittlich sieben Regentagen für den ganzen Monat.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.