Pacem in terris

50 Jahre wird die Friedensenzyklika „Pacem in terris“ des seligen Papst Johannes XXIII. morgen alt. Mit Blick auf die aktuelle Weltlage könnte das Dokument aktueller kaum sein. Das Jubiläum fällt in einen Moment, der an die Zeit der Entstehung erinnert. Als das päpstliche Lehrschreiben am 11. April 1963 veröffentlicht wurde, lag die Kubakrise vom Oktober 1962 gerade erst wenige Monate zurück. Die Welt hatte den Gefahren eines Atomkriegs „in die Augen geschaut“. In diesen Tagen ist die Situation zwar nicht ganz so dramatisch. Trotzdem schauen viele mit großer Sorge nach Korea. Selbst die Mächtigen in den USA und China halten den Atem an.

Papst Johannes XXIII. will Frieden!

50 Jahre ist das Papier Johannes XXIII. alt und dennoch so aktuell wie damals. Der Papst fordert darin nicht nur das Ende des Wettrüstens, sondern einen Abbau der Waffenarsenale weltweit. Er verurteilt Kriege zur Lösung von Konflikten; einzig richtiger Weg seien Verhandlungen und politische Lösungen. „Es widerstrebt in unserem Zeitalter, das sich rühmt, Atomzeitalter zu sein, der Vernunft, den Krieg noch als das geeignete Mittel zur Wiederherstellung verletzter Rechte zu betrachten.“ Die Enzyklika sorgte nicht nur wegen der Friedensthematik für Aufsehen. Papst Johannes XXIII. anerkennt darin die Menschenrechte und greift damit den Beschlüssen des II. Vatikanischen Konzils voraus. Zudem äußert er sich zum wirtschaftlichen Fortschritt, der stets mit dem sozialen Fortschritt der Menschen einhergehen müsse.

Erstmals sprach sich die katholische Kirche in einem offiziellen Dokument für eine globale Autorität aus. „Da aber heute das allgemeine Wohl der Völker Fragen aufwirft, die alle Nationen der Welt betreffen, und da diese Fragen nur durch eine politische Gewalt geklärt werden können, deren Macht und Organisation und deren Mittel einen dementsprechenden Umfang haben müssen, deren Wirksamkeit sich somit über den ganzen Erdkreis erstrecken muss, so folgt um der sittlichen Ordnung willen zwingend, dass eine universale politische Gewalt eingesetzt werden muss.“ Ein knappes Jahr später trat im März 1964 der erste Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen seinen Dienst an.

„Pacem in Terris“ gehört zu den großen Enzykliken des vergangenen Jahrhunderts. Johannes XXIII. veröffentlichte sie wenige Monate vor seinem Tod. Neben dem II. Vatikanischen Konzil, das Papa Roncalli einberufen hatte, gilt die Friedensenzyklika gleichsam als das Vermächtnis des „Papa buono“.

Sein aktueller Nachfolger wird ja von vielen auch schon als „Papa buono“ bezeichnet. Papst Franziskus hat heute bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz seine Landsleute erstmals auf Spanisch begrüßt. Und er ist’s gewesen, der ihn dazu brachte: sein Lieblingsfußballclub San Lorenzo aus Buenos Aires. Eine Delegation des Clubs war heute auf dem Petersplatz unter den mehr als 30.000 Teilnehmern und begrüßte den Papst nach der Audienz in der so genannten „Prima Fila“. Gut – wahrscheinlich hätte der Papst auch ohne die „Raben“, wie sich die Anhänger des Clubs nennen, die spanischsprachigen Pilger selbst begrüßt. Denn auch im Vatikan hat man bemerkt, dass es in den vergangenen Wochen etwas seltsam wirkte, wenn Franziskus’ Ansprache von einem Mitarbeiter des Staatssekretariats ins Spanische übersetzt wurde. Seine Botschaft an die Teilnehmer. „Christ sein heißt nicht bloß die Gebote befolgen, sondern in Christus sein – denken, handeln, lieben wie Christus.“

P.S. Aufmerksame Leser haben natürlich sofort bemerkt, dass es auch im Pontifikat von Franziskus „Raben“ im Vatikan gibt. Allerdings sind das nicht wie bei Benedikt XVI. Spione, die private Dokumente an Journalisten weitergeben und von der Vatikanpolizei gejagt werden, sondern die blau-rot gestreiften „Raben“ des päpstlichen Fußballclubs. Die jagen mit ihrer Mannschaft der argentinischen Meisterschaft hinterher und werden vom Papst sowie seiner Polizei mit Jubel empfangen. 14 Mal wurde San Lorenzo argentinischer Meister, zuletzt 2007. In dieser Saison stehen sie in der 1. argentinischen Liga bisher auf Platz 10 der Tabelle.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.